Песнь о Нибелунгах - Старонемецкий эпос 63 стр.


(143)

4. Abenteuer

Wie Siegfried mit den Sachsen stritt

Nun kommen fremde Mären in König Gunthers Land

Durch Boten, die von ferne ihnen wurden zugesandt

Von unbekannten Recken, die ihnen trugen Hass:

Als sie die Rede hörten, gewiss betrübte sie das.(144)

Die will ich euch nennen: Es war Lüdeger

Aus der Sachsen Lande, ein König reich und hehr,

Dazu vom Dänenlande der König Lüdegast;

Die sandten auf die Reise gar manchen herrlichen Gast.(145)

Ihre Boten kamen in König Gunthers Land,

Die seine Widersacher hatten hingesandt;

Da frug man um Märe die Unbekannten gleich,

Und führte bald die Boten zu Hofe vor den König reich.(146)

Schön grüßte sie der König und sprach: “Seid willkommen!

Wer euch hieher gesendet, hab ich noch nicht vernommen:

Das sollt ihr hören lassen,” sprach der König gut.

Da bangten sie gewaltig vor des grimmen Gunthers Mut.(147)

“Wollt ihr erlauben, König, dass wir uns des Berichts

Entledgen, den wir bringen, so hehlen wir euch nichts.

Wir nennen euch die Herren, die uns hieher gesandt:

Lüdegast und Lüdeger die suchen heim euer Land.(148)

“Ihren Zorn habt ihr verdienet: wir erfuhren das,

Dass euch die Herren beide tragen großen Hass.

Sie wollen heerfahren nach Wormes an den Rhein:

Ihnen helfen viel der Degen: des sollt ihr gewarnet sein.(149)

“Binnen zwölf Wochen muss ihres Fahrt geschehn;

Habt ihr nun guter Freunde, so lasst es balde sehn,

Die euch befrieden helfen die Burgen und das Land:

Hier werden sie verhauen manchen Helm und Schildesrand.(150)

“Oder wollt ihr unterhandeln, so macht es offenbar,

So reitet euch so nahe nicht so manche Schar

Eurer starken Feinde zu bitterm Herzeleid,

Davon verderben müssen viel gute Ritter kühn im Streit.”(151)

“Nun harret eine Weile (ich künd euch meinen Mut),

Dass ich mich recht bedenke,” sprach der König gut.

“Hab ich noch Getreue, denen will ichs sagen,

Diese schwere Botschaft muss ich meinen Freunden klagen.”(152)

Gunther dem reichen war es leid genug;

Den Botenspruch er heimlich in seinem Herzen trug.

Er ließ berufen Hagen und andr' in seinem Lehn,

Und ließ auch gar geschwinde zu Hof nach Gernoten gehn.(153)

Da kamen ihm die Besten, so viel man deren fand.

Er sprach: “Die Feinde wollen heimsuchen unser Land

Mit starken Heerfahrten, das sei euch geklagt.”

Zur Antwort gab da Gernot, ein Ritter kühn und unverzagt:(154)

“Dem wehren wir mit Schwertern,” sprach da Gernot,

“Da sterben nur die müssen: Die lasset liegen tot.

Ich werde nicht vergessen darum der Ehre mein:

Unsere Widersacher sollen uns willkommen sein.”(155)

Da sprach von Tronje Hagen: “Das dünket mich nicht gut;

Lüdegast und Lüdeger sind voll Übermut,

Wir können uns nicht sammeln in so kurzen Tagen;”

So sprach der kühne Recke: “Man soll es Siegfrieden sagen.”(156)

Da gab man den Boten Herbergen in der Stadt;

Wie feind man ihnen wäre, sie gut zu pflegen bat

Gunther der reiche (das war wohlgetan),

Bis er erprobt an Freunden, wer folgen wolle seinem Bann.(157)

Der König trug im Herzen Sorge viel und Leid.

Da sah ihn also trauern ein Degen allbereit,

Der nicht wissen mochte was ihm war geschehn;

Da bat er König Gunthern, ihm die Märe zu gestehn.(158)

Da sprach Degen Siegfried: “Wunder nimmt mich dies,

Wie euch die frohe Weise so völlig verließ,

Deren ihr so lange mit uns mochtet pflegen.”

Zur Antwort gab ihm Gunther, der viel zierliche Degen:(159)

“Wohl mag ich allen Leuten nicht von dem Leide sagen,

Das ich muss verborgen in meinem Herzen tragen:

Steten Freunden klagen soll man des Herzens Not.”

Siegfriedens Farbe ward da bleich und wieder rot.(160)

Er sprach zu dem Könige: “Ich hab euch nichts versagt,

Ich will euch wenden helfen alles was ihr klagt;

Wollt ihr Freunde suchen, so will ich einer sein,

Und getrau es zu vollbringen mit Ehren bis ans Ende mein.(161)

Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, die Rede dünkt mich gut;

Und kann mir nimmer helfen eure Kraft und hoher Mut,

So freut mich doch die Märe, dass ihr so hold mir seid:

Leb ich noch eine Weile, ich bins zu lohnen bereit.(162)

Ich will euch hören lassen was mich traurig macht.

Von meinen Feinden wurde mir Botschaft überbracht,

Dass sie mich suchen wollen mit Heerfahrten hie:

Das geschah uns von Degen in diesem Lande noch nie.”(163)

“Das lasst euch wenig kümmer,” der Degen Siegfried bat

“Sänftet eure Gemüte und tut nach meinem Rat.

Lasst mich für euch erwerben Ehre so wie Frommen,

Und entbietet eure Degen, dass sie euch zu Hilfe kommen.(164)

Ob eure starken Feinde zu Helfern sich ersehn

Dreißigtausend Degen, so wollt ich sie bestehn,

Und hätt ich selbst nur tausend; verlasst euch auf mich.”

Da sprach der König Gunther: “Das verdien ich stets um dich.(165)

So helft mir eure Leute gewinnen tausend Mann,

Weil ich von den Meinen mehr nicht stellen kann

Als der Recken zwölfe: so wehr ich euer Land:

Immer soll getreulich euch dienen Siegfriedens Hand.(166)

Dazu sollen Hagen helfen und auch Ortewein,

Dankwart und Sindolt, die lieben Recken dein;

Auch soll da mit uns reiten Volker der kühne Mann;

Der soll die Fahne führen: keinen Bessern trefft ihr an.(167)

Und lasst die Boten reiten in ihrer Herren Land;

Dass sie uns bald da sähen, macht ihnen das bekannt,

So dass unsre Burgen befriedet müssen sein.”

Der König hieß besenden Freund und Mannen insgemein.(168)

Zu Hofe gingen wieder die Lüdeger gesandt,

Sie freuten sich der Reise zurück ins Heimatland;

Da bot ihnen reiche Gabe Gunther der König gut,

Und sicheres Geleite: des waren sie wohlgemut.(169)

“Nun saget,” sprach da Gunther, “den starken Feinden mein;

Sie möchten nicht zu eilig mit ihrer Reise sein;

Doch wollten sie mich suchen hier in meinem Land,

Mir zerrännen denn die Freunde, so werd ihnen Not bekannt.”(170)

Den Boten reiche Gabe man da zur Stelle trug,

Deren hatte Gunther zu geben genug:

Die durften nicht verschmähen die Lüdeger gesandt.

Sie nahmen ihren Urlaub und räumten fröhlich das Land.

(171)

Als die Boten waren nach Dänemark gekommen,

Und der König Lüdegast den Botenspruch vernommen,

Wie sie vom Rheine schieden, als man ihm das gesagt,

Sein übermütig Wesen ward da sehr von ihm beklagt.(172)

Sie sagten ihm, sie hätten manch kühnen Mann im Lehn:

“Darunter sah man einen vor König Gunthern stehn,

Der war geheißen Siegfried, ein Held von Niederland.”

Leid war es Lüdegasten, als er die Dinge so befand.(173)

Als die vom Dänenlande hörten diese Mär,

Da eilten sie, der Freunde zu gewinnen desto mehr,

Bis der König Lüdegast aus seinem kühnen Bann

Zwanzig tausend Degen zu seiner Heerfahrt gewann.(174)

Da besandte sich auch von Sachsen der König Lüdeger,

Bis sie vierzigtausend hatten und wohl mehr,

Womit sie reiten wollten nach Burgondenland.

Da hatt auch schon zu Hause der König Gunther gesandt.(175)

Zu seinen Lehnsleuten und seiner Brüder Bann,

Die sie führen wollten im Kriegszug hindann,

Und auch zu Hagnes Recken: das tat den Helden Not.

Darum mussten Degen bald erschauen den Tod.(176)

Sie eilten sich zu rüsten. Als man die Fahrt begann,

Die Fahne musste führen Volker der kühne Mann;

So wollten sie von Wormes reiten überrhein:

Hagen von Tronje, der musste Scharmeister sein.(177)

“Herr König,” sprach da Siegfried, “bleibet ihr zu Haus,

Da mir eure Degen folgen zu dem Strauß,

So weilet bei den Frauen und traget hohen Mut:

Ich will euch wohl behüten die Ehre und auch das Gut.(178)

Die euch heimsuchen wollen zu Wormes an dem Rhein,

Dass sie zu Hause bleiben, will ich ihr Hüter sein:

Wir wollen ihnen reiten so nah ins eigne Land,

Dass ihnen bald in Sorge der Übermut wird gewandt.”(179)

Vom Rheine sie durch Hessen mit ihren Helden ritten

Nach dem Sachsenlande: da wurde bald gestritten.

Mit Raub und mit Brande verheerten sie das Land,

Dass bald den Fürsten beiden ward Not und Sorge bekannt.(180)

Sie kamen an die Marke; die Knechte rückten an.

Siegfried der Starke zu fragen da begann:

“Wer soll nun der Hüter des Gesindes sein?”

Wohl konnte nie den Sachsen ein Heerzug übler gedeihn.(181)

Sie sprachen: “Lasst des Volkes hüten auf den Wegen

Dankwart den kühnen, das ist ein schneller Degen:

Wir verlieren desto minder durch die in Lüdgers Lehn;

Lasst ihn mit Ortweinen hie die Nachhut versehn.”(182)

“So will ich selber reiten,” sprach Siegfried der Degen,

“Den Feinden gegenüber der Warte zu pflegen,

Bis ich recht erkunde, wo die Recken sind.”

Da stand bald in den Waffen der schönen Sieglinde Kind.(183)

Das Volk befahl er Hagen als er zog hindann,

Und auch Gernoten, diesem kühnen Mann.

So ritt er ganz alleine in der Sachsen Land;

Da ward von ihm verhauen des Tages manches Helmes Band.(184)

Er sah ein groß Geschwader, das auf dem Felde zog,

Und eines einzeln Kräfte gewaltig überwog:

Es waren vierzigtausend oder wohl noch mehr;

Siegfried in hohem Mute sah gar fröhlich das Heer.(185)

Auch hatte sich ein Recke aus der Feinde Schar

Erhoben auf die Warte, der Macht heilt immerdar:

Den sah der Degen Siegfried, und ihn der kühne Mann;

Jedweder da des andern mit Zorn zu hüten begann.(186)

Ich sag euch, wer der wäre, der hier der Warte pflag;

Ein lichter Schild von Golde vor der Hand ihm lag;

Es war der König Lüdegast, der hütete sein Heer.

Der edle Fremdling sprengte gewaltig auf ihn daher.(187)

Nun hatt auch ihn sich Lüdegast feindlich auserkoren;

Ihre Rosse reizten beide zur Seite mit den Sporen,

Sie neigten auf die Schilde den Schaft mit aller Kraft:

Da kam der reiche König davon in großer Sorgen Haft.(188)

Dem Stich gehorsam trugen die Rosse pfeilgeschwind

Die Könge zueinander, als wehte sie der Wind:

Dann mit den Zäumen lenkten sie ritterlich zurück:

Die grimmen zwei versuchten da mit dem Schwerte das Glück.(189)

Da schlug der Degen Siegfried, dass rings das Feld erklang.

Da stoben aus dem Helme, als ob man Brände schwang,

Die feuerroten Funken von des Helden Hand;

Den seinen jedweder an dem andern wieder fand.(190)

Da schlug auch ihm Herr Lüdegast gar manchen grimmen Schlag;

Jedweder auf dem Schilde mit allen Kräften lag.

Da hatten es wohl dreißig gewahrt aus seinem Bann:

Eh die zu Hilfe kamen den Sieg doch Siegfried gewann.(191)

Mit dreien starken Wunden, die er dem König schlug,

Durch einen weißen Harnisch; der war doch fest genug.

Das Schwert mit seiner Schärfe entlockte Wunden Blut;

Da gewann der König Lüdegast einen traurigen Mut.(192)

Er bat ihn um sein Leben und bot ihm all sein Land,

Und sagt' ihm wie er wäre Lüdegast genannt.

Da kamen seine Recken, die hatten wohl gesehn

Was da von ihnen beiden war auf der Warte geschehn.(193)

Er wollt ihn führen dannen: Da ward er angerannt

Von dreißig seiner Mannen: Doch wehrte seine Hand

Seinen reichen Geisel mit ungestümen Schlägen:

Bald tat noch größern Schaden Siegfried der zierliche Degen.(194)

Die Dreißig da zu Tode der Degen wehrlich schlug;

Ihrer einen ließ er leben: Der ritt da schnell genug

Und brachte hin die Märe von dem was hier geschehn;

Auch konnte man die Wahrheit an seinem roten Helme sehn.(195)

Gar leid war das den Recken aus dem Dänenland,

Als ihres Herrn Gefängnis ihnen ward bekannt;

Man sagt' es seinem Bruder: der fing zu toben an

In ungestümem Zorne, denn ihm war wehe getan.(196)

Lüdegast der Recke ward hinweggebracht

Zu Gunthers Ingesinde von Siegfriedens Macht;

Er übergab ihn Hagen. Als ihnen ward gesagt,

Dass es der König wäre, da wurde mäßig geklagt.(197)

Man gebot den Burgonden: die Fahne bindet an.

“Wohlauf,” sprach da Siegfried, “hier wird noch mehr getan

Eh der Tag sich neiget, verlier ich nicht den Leib:

Das betrübt in Sachsen noch manches waidliche Weib.(198)

Ihr Helden von dem Rheine, ihr sollt mein nehmen wahr:

Ich kann euch wohl geleiten zu Lüdegers Schar;

Da gilts ein Helmverhauen von guter Helden Hand:

Eh wir uns wieder wenden, wird ihnen Sorge bekannt.”(199)

Zu den Rossen sprangen Gernot und die in seinem Bann.

Bald trug die Heerfahne der kühne Fiedelmann,

Volker der Herre, und ritt der Schar vorauf.

Da war auch das Gesinde zum Streite mutig und wohlauf.

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