Reineke Fuchs - Гете Иоганн Вольфганг 11 стр.


Und sollt Euch der König

Diesmal fahen, so lebt Ihr nicht lange! das muß ich befürchten.

Weiter nichts? versetzte der Fuchs. Das ficht mich nun alles

Keinen Pfifferling an. Und hätte der König mit seinem

Ganzen Rate doppelt und dreifach gelobt und geschworen:

Komm ich nur selber dahin, ich hebe mich über sie alle.

Denn sie raten und raten und wissen es nimmer zu treffen.

Lieber Neffe, lasset das fahren, und folgt mir und sehet,

Was ich Euch gebe. Da hab ich soeben die Tauben gefangen,

Jung und fett. Es bleibt mir das liebste von allen Gerichten!

Denn sie sind leicht zu verdauen, man schluckt sie nur eben hinunter;

Und die Knöchelchen schmecken so süß! sie schmelzen im Munde,

Sind halb Milch, halb Blut. Die leichte Speise bekommt mir,

Und mein Weib ist von gleichem Geschmack. So kommt nur, sie wird uns

Freundlich empfangen; doch merke sie nicht, warum Ihr gekommen!

Jede Kleinigkeit fällt ihr aufs Herz und macht ihr zu schaffen.

Morgen geh ich nach Hofe mit Euch; da hoff ich, Ihr werdet,

Lieber Neffe, mir helfen, so wie es Verwandten geziemet.

Leben und Gut verpflicht ich Euch gern zu Eurem Behufe,

Sagte der Dachs, und Reineke sprach: Ich will es gedenken;

Leb ich lange, so soll es Euch frommen! Der andre versetzte:

Tretet immer getrost vor die Herren und wahret zum besten

Eure Sache, sie werden Euch hören; auch stimmte Lupardus

Schon dahin, man sollt Euch nicht strafen, bevor Ihr genugsam

Euch verteidigt; es meinte das gleiche die Königin selber.

Merket den Umstand und sucht ihn zu nutzen! Doch Reineke sagte:

Seid nur gelassen, es findet sich alles. Der zornige König,

Wenn er mich hört, verändert den Sinn, es frommt mir am Ende.

Und so gingen sie beide hinein und wurden gefällig

Von der Hausfrau empfangen; sie brachte, was sie nur hatte.

Und man teilte die Tauben, man fand sie schmackhaft, und jedes

Speiste sein Teil; sie wurden nicht satt und hätten gewißlich

Ein halb Dutzend verzehrt, wofern sie zu haben gewesen.

Reineke sagte zum Dachse: Bekennt mir, Oheim, ich habe

Kinder trefflicher Art, sie müssen jedem gefallen.

Sagt mir, wie Euch Rossel behagt und Reinhart, der Kleine?

Sie vermehren einst unser Geschlecht und fangen allmählich

An, sich zu bilden, sie machen mir Freude von Morgen bis Abend.

Einer fängt sich ein Huhn, der andre hascht sich ein Küchlein;

Auch ins Wasser ducken sie brav, die Ente zu holen

Und den Kiebitz. Ich schickte sie gern noch öfter zu jagen;

Aber Klugheit muß ich vor allem sie lehren und Vorsicht,

Wie sie vor Strick und Jäger und Hunden sich weise bewahren.

Und verstehen sie dann das rechte Wesen und sind sie

Abgerichtet, wie sichs gehört, dann sollen sie täglich

Speise holen und bringen und soll im Hause nichts fehlen,

Denn sie schlagen mir nach und spielen grimmige Spiele.

Wenn sies beginnen, so ziehn den kürzern die übrigen Tiere,

An der Kehle fühlt sie der Gegner und zappelt nicht lange:

Das ist Reinekens Art und Spiel. Auch greifen sie hastig,

Und ihr Sprung ist gewiß; das dünkt mich eben das Rechte!

Grimbart sprach: Es gereichet zur Ehre, und mag man sich freuen,

Kinder zu haben, wie man sie wünscht, und die zum Gewerbe

Bald sich gewöhnen, den Eltern zu helfen. Ich freue mich herzlich,

Sie von meinem Geschlechte zu wissen, und hoffe das Beste.

Mag es für heute bewenden, versetzte Reineke: gehn wir

Schlafen, denn alle sind müd und Grimbart besonders ermattet.

Und sie legten sich nieder im Saale, der über und über

War mit Heu und Blättern bedeckt, und schliefen zusammen.

Aber Reineke wachte vor Angst; es schien ihm die Sache

Guten Rats zu bedürfen, und sinnend fand ihn der Morgen.

Und er hub vom Lager sich auf und sagte zu seinem

Weibe: Betrübt Euch nicht! es hat mich Grimbart gebeten,

Mit nach Hofe zu gehn; Ihr bleibet ruhig zu Hause.

Redet jemand von mir, so kehret es immer zum besten

Und verwahret die Burg, so ist uns allen geraten.

Und Frau Ermelyn sprach: Ich find es seltsam! Ihr wagt es

Wieder nach Hofe zu gehn, wo Eurer so übel gedacht wird.

Seid Ihr genötigt? Ich seh es nicht ein, bedenkt das Vergangne!

Freilich, sagte Reineke drauf: es war nicht zu scherzen!

Viele wollten mir übel, ich kam in große Bedrängnis;

Aber mancherlei Dinge begegnen unter der Sonne.

Wider alles Vermuten erfährt man dieses und jenes,

Und wer was zu haben vermeint, vermißt es auf einmal.

Also laßt mich nur gehn, ich habe dort manches zu schaffen.

Bleibet ruhig, das bitt ich Euch sehr, Ihr habet nicht nötig,

Euch zu ängstigen. Wartet es ab! Ihr sehet, mein Liebchen,

Ist es mir immer nur möglich, in fünf, sechs Tagen mich wieder.

Und so schied er von dannen, begleitet von Grimbart, dem Dachse.

Achter Gesang

Weiter gingen sie nun zusammen über die Heide,

Grimbart und Reineke, grade den Weg zum Schlosse des Königs.

Aber Reineke sprach: Es falle, wie es auch wolle,

Diesmal ahndet es mir, die Reise führet zum besten.

Lieber Oheim, höret mich nun! Seitdem ich zum letzten

Euch gebeichtet, verging ich mich wieder in sündigem Wesen;

Höret Großes und Kleines, und was ich damals vergessen.

Von dem Leibe des Bären und seinem Felle verschafft ich

Mir ein tüchtiges Stück; es ließen der Wolf und die Wölfin

Ihre Schuhe mir ab; so hab ich mein Mütchen gekühlet.

Meine Lüge verschaffte mir das, ich wußte den König

Aufzubringen und hab ihn dabei entsetzlich betrogen:

Denn ich erzählt ihm ein Märchen, und Schätze wußt ich zu dichten.

Ja, ich hatte daran nicht genug, ich tötete Lampen,

Ich bepackte Bellyn mit dem Haupt des Ermordeten; grimmig

Sah der König auf ihn, er mußte die Zeche bezahlen.

Und das Kaninchen, ich drückt es gewaltig hinter die Ohren,

Daß es beinah das Leben verlor, und war mir verdrießlich,

Daß es entkam. Auch muß ich bekennen, die Krähe beklagt sich

Nicht mit Unrecht, ich habe Frau Scharfenebbe, sein Weibchen,

Aufgegessen. Das hab ich begangen, seitdem ich gebeichtet.

Aber damals vergaß ich nur eines, ich will es erzählen,

Eine Schalkheit, die ich beging, Ihr müßt sie erfahren,

Denn ich möchte nicht gern so etwas tragen; ich lud es

Damals dem Wolf auf den Rücken. Wir gingen nämlich zusammen

Zwischen Kackyß und Elverdingen, da sahn wir von weitem

Eine Stute mit ihrem Fohlen, und eins wie das andre

Wie ein Rabe so schwarz; vier Monat mochte das Fohlen

Alt sein. Und Isegrim war vom Hunger gepeinigt, da bat er:

Fraget mir doch, verkauft uns die Stute nicht etwa das Fohlen?

Und wie teuer? Da ging ich zu ihr und wagte das Stückchen.

Liebe Frau Mähre, sagt ich zu ihr: das Fohlen ist Euer,

Wie ich weiß; verkauft Ihr es wohl? Das möcht ich erfahren.

Sie versetzte: Bezahlt Ihr es gut, so kann ich es missen,

Und die Summe, für die es mir feil ist, Ihr werdet sie lesen,

Hinten steht sie geschrieben an meinem Fuße. Da merkt ich,

Was sie wollte, versetzte darauf: Ich muß Euch bekennen,

Lesen und Schreiben gelingt mir nicht eben so, wie ich es wünschte.

Auch begehr ich des Kindes nicht selbst: denn Isegrim möchte

Das Verhältnis eigentlich wissen; er hat mich gesendet.

Laßt ihn kommen! versetzte sie drauf. er soll es erfahren.

Und ich ging, und Isegrim stand und wartete meiner.

Wollt Ihr Euch sättigen, sagt ich zu ihm: so geht nur, die Mähre

Gibt Euch das Fohlen, es steht der Preis am hinteren Fuße

Unten geschrieben; ich möchte nur, sagte sie, selber da nachsehn.

Aber zu meinem Verdruß mußt ich schon manches versäumen,

Weil ich nicht lesen und schreiben gelernt. Versucht es, mein Oheim,

Und beschauet die Schrift, Ihr werdet vielleicht sie verstehen.

Isegrim sagte: Was sollt ich nicht lesen! das wäre mir seltsam!

Deutsch, Latein und Welsch, sogar Französisch versteh ich:

Denn in Erfurt hab ich mich wohl zur Schule gehalten,

Bei den Weisen, Gelahrten, und mit den Meistern des Rechtes

Fragen und Urteil gestellt; ich habe meine Lizenzen

Förmlich genommen, und was für Skripturen man immer auch findet,

Les ich, als wär es mein Name. Drum wird es mir heute nicht fehlen.

Bleibet, ich geh und lese die Schrift, wir wollen doch sehen!

Und er ging und fragte die Frau: Wie teuer das Fohlen?

Macht es billig! Sie sagte darauf: Ihr dürft nur die Summe

Lesen, sie stehet geschrieben an meinem hinteren Fuße.

Laßt mich sehen! versetzte der Wolf. Sie sagte: Das tu ich!

Und sie hub den Fuß empor aus dem Grase, der war erst

Mit sechs Nägeln beschlagen; sie schlug gar richtig und fehlte

Nicht ein Härchen, sie traf ihm den Kopf, er stürzte zur Erden,

Lag betäubt wie tot. Sie aber eilte von dannen,

Was sie konnte. So lag er verwundet, es dauerte lange.

Eine Stunde verging, da regt' er sich wieder und heulte

Wie ein Hund. Ich trat ihm zur Seite und sagte: Herr Oheim,

Wo ist die Stute? Wie schmeckte das Fohlen? Ihr habt Euch gesättigt,

Habt mich vergessen! Ihr tatet nicht wohl: ich brachte die Botschaft!

Nach der Mahlzeit schmeckte das Schläfchen. Wie lautete, sagt mir,

Unter dem Fuße die Schrift? Ihr seid ein großer Gelehrter.

Ach, versetzt' er: spottet Ihr noch? Wie bin ich so übel

Diesmal gefahren! Es sollte fürwahr ein Stein sich erbarmen.

Die langbeinige Mähre! Der Henker mags ihr bezahlen!

Denn der Fuß war mit Eisen beschlagen, das waren die Schriften!

Neue Nägel! Ich habe davon sechs Wunden im Kopfe.

Kaum behielt er sein Leben. Ich habe nun alles gebeichtet.

Lieber Neffe! vergebet mir nun die sündigen Werke!

Wie es bei Hofe gerät, ist mißlich; aber ich habe

Mein Gewissen befreit und mich von Sünden gereinigt.

Saget nun, wie ich mich beßre, damit ich zu Gnaden gelänge.

Grimbart sprach: Ich find Euch von neuem mit Sünden beladen.

Doch es werden die Toten nicht wieder lebendig; es wäre

Freilich besser, wenn sie noch lebten. So will ich, mein Oheim,

In Betrachtung der schrecklichen Stunde, der Nähe des Todes,

Der Euch droht, die Sünde vergeben als Diener des Herren:

Denn sie streben Euch nach mit Gewalt, ich fürchte das Schlimmste,

Und man wird Euch vor allem das Haupt des Hasen gedenken!

Große Dreistigkeit war es, gestehts, den König zu reizen,

Und es schadet Euch mehr, als Euer Leichtsinn gedacht hat.

Nicht ein Haar! versetzte der Schelm: und daß ich Euch sage,

Durch die Welt sich zu helfen, ist ganz was Eignes; man kann sich

Nicht so heilig bewahren als wie im Kloster, das wißt Ihr.

Handelt einer mit Honig, er leckt zuweilen die Finger.

Lampe reizte mich sehr; er sprang herüber, hinüber,

Mir vor den Augen herum, sein fettes Wesen gefiel mir,

Und ich setzte die Liebe beiseite. So gönnt ich Bellynen

Wenig Gutes. Sie haben den Schaden; ich habe die Sünde.

Aber sie sind zum Teil auch so plump, in jeglichen Dingen

Grob und stumpf. Ich sollte noch viel Zeremonien machen?

Wenig Lust behielt ich dazu. Ich hatte von Hofe

Mich mit Ängsten gerettet und lehrte sie dieses und jenes,

Aber es wollte nicht fort. Zwar jeder sollte den Nächsten

Lieben, das muß ich gestehn; indessen achtet ich diese

Wenig, und tot ist tot, so sagt Ihr selber. Doch laßt uns

Andre Dinge besprechen; es sind gefährliche Zeiten.

Denn wie geht es von oben herab? Man soll ja nicht reden;

Doch wir andern merken darauf und denken das Unsre.

Raubt der König ja selbst so gut als einer, wir wissens;

Was er selber nicht nimmt, das läßt er Bären und Wölfe

Holen und glaubt, es geschähe mit Recht. Da findet sich keiner,

Der sich getraut, ihm die Wahrheit zu sagen — so weit hinein ist es

Böse — kein Beichtiger, kein Kaplan; sie schweigen! Warum das?

Sie genießen es mit, und wär nur ein Rock zu gewinnen.

Komme dann einer und klage! der haschte mit gleichem Gewinne

Nach der Luft, er tötet die Zeit und beschäftigte besser

Sich mit neuem Erwerb. Denn fort ist fort, und was einmal

Dir ein Mächtiger nimmt, das hast du besessen. Der Klage

Gibt man wenig Gehör, und sie ermüdet am Ende.

Unser Herr ist der Löwe, und alles an sich zu reißen,

Hält er seiner Würde gemäß. Er nennt uns gewöhnlich

Seine Leute: fürwahr, das Unsre, scheint es, gehört ihm!

Darf ich reden, mein Oheim? Der edle König, er liebt sich

Ganz besonders Leute, die bringen und die nach der Weise,

Die er singt, zu tanzen verstehn. Man sieht es zu deutlich.

Daß der Wolf und der Bär zum Rate wieder gelangen,

Schadet noch manchem. Sie stehlen und rauben, es liebt sie der König;

Jeglicher sieht es und schweigt: er denkt, an die Reihe zu kommen.

Mehr als vier befinden sich so zur Seite des Herren,

Ausgezeichnet vor allen, sie sind die Größten am Hofe.

Nimmt ein armer Teufel, wie Reineke, irgendein Hühnchen,

Wollen sie alle gleich über ihn her, ihn suchen und fangen,

Und verdammen ihn laut mit Einer Stimme zum Tode.

Kleine Diebe hängt man so weg, es haben die großen

Starken Vorsprung, mögen das Land und die Schlösser verwalten.

Sehet, Oheim, bemerk ich nun das und sinne darüber,

Nun, so spiel ich halt auch mein Spiel und denke daneben

Öfters bei mir: es muß ja wohl recht sein, tuns doch so viele!

Freilich regt sich dann auch das Gewissen und zeigt mir von ferne

Gottes Zorn und Gericht und läßt mich das Ende bedenken.

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