Reineke Fuchs - Гете Иоганн Вольфганг 13 стр.


Reineke kniete vorm Throne zur Erden und sagte bedächtig:

Gott, dem alles bekannt ist und der in Ewigkeit mächtig

Bleibt, bewähr Euch, mein Herr und König, bewahre nicht minder

Meine Frau, die Königin, immer, und beiden zusammen

Geb er Weisheit und gute Gedanken, damit sie besonnen

Recht und Unrecht erkennen; denn viele Falschheit ist jetzo

Unter den Menschen im Gange. Da scheinen viele von außen,

Was sie nicht sind. O hätte doch jeder am Vorhaupt geschrieben,

Wie er gedenkt, und säh es der König! da würde sich zeigen,

Daß ich nicht lüge und daß ich Euch immer zu dienen bereit bin.

Zwar verklagen die Bösen mich heftig; sie möchten mir gerne

Schaden und Eurer Huld mich berauben, als wär ich derselben

Unwert. Aber ich kenne die strenge Gerechtigkeitsliebe

Meines Königs und Herrn, denn ihn verleitete keiner

Je, die Wege des Rechtes zu schmälern; so wird es auch bleiben.

Alles kam und drängte sich nun, ein jeglicher mußte

Reinekens Kühnheit bewundern, es wünscht' ihn jeder zu hören;

Seine Verbrechen waren bekannt, wie wollt er entrinnen?

Reineke, Bösewicht! sagte der König: für diesmal erretten

Deine losen Worte dich nicht, sie helfen nicht länger

Lügen und Trug zu verkleiden, nun bist du ans Ende gekommen.

Denn du hast die Treue zu mir, ich glaube, bewiesen

Am Kaninchen und an der Krähe! Das wäre genugsam.

Aber du übest Verrat an allen Orten und Enden;

Deine Streiche sind falsch und behende, doch werden sie nicht mehr

Lange dauern, denn voll ist das Maß, ich schelte nicht länger.

Reineke dachte: Wie wird es mir gehn? O hätt ich nur wieder

Meine Behausung erreicht! Wo will ich Mittel ersinnen?

Wie es auch geht, ich muß nun hindurch, versuchen wir alles.

Mächtiger König, edelster Fürst! so ließ er sich hören:

Meint Ihr, ich habe den Tod verdient, so habt Ihr die Sache

Nicht von der rechten Seite betrachtet; drum bitt ich, Ihr wollet

Erst mich hören. Ich habe ja sonst Euch nützlich geraten,

In der Not bin ich bei Euch geblieben, wenn etliche wichen,

Die sich zwischen uns beide nun stellen zu meinem Verderben

Und die Gelegenheit nützen, wenn ich entfernt bin. Ihr möget,

Edler König, hab ich gesprochen, die Sache dann schlichten;

Werd ich schuldig befunden, so muß ich es freilich ertragen.

Wenig habt Ihr meiner gedacht, indes ich im Lande

Vieler Orten und Enden die sorglichste Wache gehalten.

Meint Ihr, ich wäre nach Hofe gekommen, wofern ich mich schuldig

Wußte groß- oder kleiner Vergehn? Ich würde bedächtig

Eure Gegenwart fliehn und meine Feinde vermeiden.

Nein, mich hätten gewiß aus meiner Feste nicht sollen

Alle Schätze der Welt hierher verleiten; da war ich

Frei auf eigenem Grund und Boden. Nun bin ich mir aber

Keines Übels bewußt, und also bin ich gekommen.

Eben stand ich, Wache zu halten; da brachte mein Oheim

Mir die Zeitung, ich solle nach Hof. Ich hatte von neuem,

Wie ich dem Bann mich entzöge, gedacht, darüber mit Martin

Vieles gesprochen, und er gelobte mir heilig, er wolle

Mich von dieser Bürde befrein. Ich werde nach Rom gehn,

Sagt' er, und nehme die Sache von nun an völlig auf meine

Schultern, geht nur nach Hofe, des Bannes werdet Ihr ledig.

Sehet, so hat mir Martin geraten, er muß es verstehen:

Denn der vortreffliche Bischof, Herr Ohnegrund, braucht ihn beständig;

Schon fünf Jahre dient er demselben in rechtlichen Sachen.

Und so kam ich hieher und finde Klagen auf Klagen.

Das Kaninchen, der Äugler, verleumdet mich; aber es steht nun

Reineke hier: so tret er hervor mir unter die Augen!

Denn es ist freilich was leichtes, sich über Entfernte beklagen

Aber man soll den Gegenteil hören, bevor man ihn richtet.

Diese falschen Gesellen, bei meiner Treue! sie haben

Gutes genossen von mir, die Krähe mit dem Kaninchen:

Denn vorgestern am Morgen in aller Frühe begegnet'

Mir das Kaninchen und grüßte mich schön; ich hatte soeben

Vor mein Schloß mich gestellt und las die Gebete des Morgens.

Und er zeigte mir an, er gehe nach Hofe; da sagt ich:

Gott begleit Euch! Er klagte darauf. Wie hungrig und müde

Bin ich geworden! Da fragt ich ihn freundlich: Begehrt Ihr zu essen?

Dankbar nehm ich es an, versetzt' er. Aber ich sagte:

Geb ichs doch gerne. So ging ich mit ihm und bracht ihm behende

Kirschen und Butter: ich pflege kein Fleisch am Mittwoch zu essen.

Und er sättigte sich mit Brot und Butter und Früchten.

Aber es trat mein Söhnchen, das jüngste, zum Tische, zu sehen,

Ob was übriggeblieben: denn Kinder lieben das Essen;

Und der Knabe haschte darnach. Da schlug das Kaninchen

Hastig ihn über das Maul, es bluteten Lippen und Zähne.

Reinhart, mein andrer, sah die Begegnung und faßte den Äugler

Grad an der Kehle, spielte sein Spiel und rächte den Bruder.

Das geschah, nicht mehr und nicht minder. Ich säumte nicht lange,

Lief und strafte die Knaben und brachte mit Mühe die beiden

Auseinander. Kriegt er was ab, so mag er es tragen,

Denn er hatte noch mehr verdient; auch wären die Jungen,

Hätt ich es übel gemeint, mit ihm wohl fertig geworden.

Und so dankt er mir nun! Ich riß ihm, sagt er, ein Ohr ab;

Ehre hat er genossen und hat ein Zeichen behalten.

Ferner kam die Krähe zu mir und klagte: die Gattin

Hab er verloren, sie habe sich leider zu Tode gegessen,

Einen ziemlichen Fisch mit allen Gräten verschlungen;

Wo es geschah, das weiß er am besten. Nun sagt er: ich habe

Sie gemordet; er tat es wohl selbst, und würde man ernstlich

Ihn verhören, dürft ich es tun, er spräche wohl anders.

Denn sie fliegen, es reichet kein Sprung so hoch, in die Lüfte.

Will nun solcher verbotenen Taten mich jemand bezüchten,

Tu ers mit redlichen, gültigen Zeugen: denn also gehört sichs,

Gegen edle Männer zu rechten; ich müßt es erwarten.

Aber finden sich keine, so gibts ein anderes Mittel.

Hier! Ich bin zum Kampfe bereit! Man setze den Tag an

Und den Ort. Es zeige sich dann ein würdiger Gegner,

Gleich mit mir von Geburt, ein jeder führe sein Recht aus.

Wer dann Ehre gewinnt, dem mag sie bleiben. So hat es

Immer zu Rechte gegolten, und ich verlang es nicht besser.

Alle standen und hörten und waren über die Worte

Reinekens höchlich verwundert, die er so trotzig gesprochen.

Und es erschraken die beiden, die Krähe mit dem Kaninchen,

Räumten den Hof und trauten nicht weiter ein Wörtchen zu sprechen,

Gingen und sagten untereinander: Es wäre nicht ratsam,

Gegen ihn weiter zu rechten. Wir möchten alles versuchen,

Und wir kämen nicht aus. Wer hats gesehen? Wir waren

Ganz allein mit dem Schelm; wer sollte zeugen? Am Ende

Bleibt der Schaden uns doch. Für alle seine Verbrechen

Warte der Henker ihm auf und lohn ihm, wie ers verdiente!

Kämpfen will er mit uns? das möcht uns übel bekommen.

Nein, fürwahr, wir lassen es lieber.

Denn falsch und behende,

Lose und tückisch kennen wir ihn. Es wären ihm wahrlich

Unser fünfe zu wenig, wir müßten es teuer bezahlen.

Isegrim aber und Braunen war übel zumute; sie sahen

Ungern die beiden von Hofe sich schleichen. Da sagte der König:

Hat noch jemand zu klagen, der komme! Laßt uns vernehmen!

Gestern drohten so viele, hier steht der Beklagte! wo sind sie?

Reineke sagte: So pflegt es zu gehn, man klagt und beschuldigt

Diesen und jenen; doch stünde er dabei, man bliebe zu Hause.

Diese losen Verräter, die Krähe mit dem Kaninchen,

Hätten mich gern in Schande gebracht und Schaden und Strafe,

Aber sie bitten mirs ab, und ich vergebe; denn freilich,

Da ich komme, bedenken sie sich und weichen zur Seite.

Wie beschämt ich sie nicht! Ihr sehet, wie es gefährlich

Ist, die losen Verleumder entfernter Diener zu hören;

Sie verdrehen das Rechte und sind den Besten gehässig.

Andre dauern mich nur, an mir ist wenig gelegen.

Höre mich, sagte der König darauf: du loser Verräter!

Sage, was trieb dich dazu, daß du mir Lampen, den treuen,

Der mir die Briefe zu tragen pflegte, so schmählich getötet?

Hatt ich nicht alles vergeben, so viel du immer verbrochen?

Ränzel und Stab empfingst du von mir, so warst du versehen,

Solltest nach Rom und über das Meer; ich gönnte dir alles,

Und ich hoffte Beßrung von dir. Nun seh ich zum Anfang,

Wie du Lampen gemordet; es mußte Bellyn dir zum Boten

Dienen, der brachte das Haupt im Ränzel getragen und sagte

Öffentlich aus, er bringe mir Briefe, die ihr zusammen

Ausgedacht und geschrieben, er habe das Beste geraten.

Und im Ränzel fand sich das Haupt, nicht mehr und nicht minder.

Mir zum Hohne tatet ihr das. Bellynen behielt ich

Gleich zum Pfande, sein Leben verlor er; nun geht es an deines.

Reineke sagte: Was hör ich? Ist Lampe tot? und Bellynen

Find ich nicht mehr? Was wird nun aus mir? O wär ich gestorben!

Ach, mit beiden geht mir ein Schatz, der größte, verloren!

Denn ich sandt Euch durch sie Kleinode, welche nicht besser

Über der Erde sich finden. Wer sollte glauben, der Widder

Würde Lampen ermorden und Euch der Schätze berauben?

Hüte sich einer, wo niemand Gefahr und Tücke vermutet.

Zornig hörte der König nicht aus, was Reineke sagte,

Wandte sich weg nach seinem Gemach und hatte nicht deutlich

Reinekens Rede vernommen, er dacht ihn am Leben zu strafen;

Und er fand die Königin eben in seinem Gemache

Mit Frau Rückenau stehn. Es war die Äffin besonders

König und Königin lieb. Das sollte Reineken helfen.

Unterrichtet war sie und klug und wußte zu reden;

Wo sie erschien, sah jeder auf sie und ehrte sie höchlich.

Diese merkte des Königs Verdruß und sprach mit Bedachte

Wenn Ihr, gnädiger Herr, auf meine Bitte zuweilen

Hörtet, gereut' es Euch nie, und Ihr vergabt mir die Kühnheit,

Wenn Ihr zürntet, ein Wort gelinder Meinung zu sagen.

Seid auch diesmal geneigt, mich anzuhören, betrifft es

Doch mein eignes Geschlecht! Wer kann die Seinen verleugnen?

Reineke, wie er auch sei, ist mein Verwandter, und soll ich,

Wie sein Betragen mir scheint, aufrichtig bekennen: ich denke,

Da er zu Rechte sich stellt, von seiner Sache das Beste.

Mußte sein Vater doch auch, den Euer Vater begünstigt,

Viel von losen Mäulern erdulden und falschen Verklägern!

Doch beschämt' er sie stets. Sobald man die Sache genauer

Untersuchte, fand es sich klar: die tückischen Neider

Suchten Verdienste sogar als schwere Verbrechen zu deuten.

So erhielt er sich immer in größerem Ansehn bei Hof, als

Braun und Isegrim jetzt: denn diesen wäre zu wünschen,

Daß sie alle Beschwerden auch zu beseitigen wüßten,

Die man häufig über sie hört; allein sie verstehen

Wenig vom Rechte, so zeigt es ihr Rat, so zeigt es ihr Leben.

Doch der König versetzte darauf: Wie kann es Euch wundern,

Daß ich Reineken gram bin, dem Diebe, der mir vor kurzem

Lampen getötet, Bellynen verführt und frecher als jemals

Alles leugnet und sich als treuen und redlichen Diener

Anzupreisen erkühnt, indessen alle zusammen

Laute Klagen erheben und nur zu deutlich beweisen,

Wie er mein sicher Geleite verletzt und wie er mit Stehlen,

Rauben und Morden das Land und meine Getreuen beschädigt.

Nein! ich duld es nicht länger! Dagegen sagte die Äffin:

Freilich ists nicht vielen gegeben, in jeglichen Fällen

Klug zu handeln und klug zu raten, und wem es gelinget,

Der erwirbt sich Vertrauen; allein es suchen die Neider

Ihm dagegen heimlich zu schaden, und werden sie zahlreich,

Treten sie öffentlich auf. So ist es Reineken mehrmals

Schon ergangen; doch werden sie nicht die Erinnrung vertilgen,

Wie er in Fällen Euch weise geraten, wenn alle verstummten.

Wißt Ihr noch? vor kurzem geschahs. Der Mann und die Schlange

Kamen vor Euch, und niemand verstund die Sache zu schlichten;

Aber Reineke fands, Ihr lobtet ihn damals vor allen.

Und der König versetzte nach kurzem Bedenken dagegen:

Ich erinnre der Sache mich wohl, doch hab ich vergessen,

Wie sie zusammenhing; sie war verworren, so dünkt mich.

Wißt Ihr sie noch, so laßt sie mich hören, es macht mir Vergnügen.

Und sie sagte: Befiehlt es mein Herr, so soll es geschehen.

Eben sinds zwei Jahre, da kam ein Lindwurm und klagte

Stürmisch, gnädiger Herr, vor Euch: es woll ihm ein Bauer

Nicht im Rechte sich fügen, ein Mann, den zweimal das Urteil

Nicht begünstigt. Er brachte den Bauer, vor Euern Gerichtshof

Und erzählte die Sache mit vielen heftigen Worten.

Durch ein Loch im Zaune zu kriechen, gedachte die Schlange,

Fing sich aber im Stricke, der vor die Öffnung gelegt war,

Fester zog die Schlinge sich zu, sie hätte das Leben

Dort gelassen, da kam ihr zum Glück ein Wandrer gegangen.

Ängstlich rief sie: Erbarme dich meiner und mache mich ledig!

Laß dich erbitten! Da sagte der Mann: Ich will dich erlösen,

Denn mich jammert dein Elend; allein erst sollst du mir schwören,

Mir nichts Leides zu tun. Die Schlange fand sich erbötig,

Schwur den teuersten Eid: sie wolle auf keinerlei Weise

Ihren Befreier verletzen, und so erlöste der Mann sie.

Und sie gingen ein Weilchen zusammen, da fühlte die Schlange

Schmerzlichen Hunger, sie schoß auf den Mann und wollt ihn erwürgen,

Ihn verzehren; mit Angst und Not entsprang ihr der Arme.

Das ist dein Dank? Das hab ich verdient? so rief er: und hast du

Nicht geschworen den teuersten Eid? Da sagte die Schlange:

Leider nötiget mich der Hunger, ich kann mir nicht helfen;

Not erkennt kein Gebot, und so besteht es zu Rechte.

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