Reineke Fuchs - Гете Иоганн Вольфганг 18 стр.


Geht, ertränkt sie, das wäre das beste, damit sich die Brut nicht

Über die Erde verbreite! Wenn es die meinigen wären,

Ich erdrosselte sie. Man finge wahrlich mit ihnen

Junge Teufel, man brauchte sie nur in einem Moraste

Auf das Schilf zu binden, die garstigen, schmutzigen Rangen!

Ja, Mooraffen sollten sie heißen, da paßte der Name!

Eilig versetzte die Mutter und sprach mit zornigen Worten:

Welcher Teufel schickt uns den Boten? Wer hat Euch gerufen,

Hier uns grob zu begegnen? Und meine Kinder! Was habt Ihr,

Schön oder häßlich, mit ihnen zu tun? Soeben verläßt uns

Reineke Fuchs, der erfahrene Mann, der muß es verstehen;

Meine Kinder, beteuert' er hoch, er finde sie sämtlich'

Schön und sittig, von guter Manier; er mochte mit Freuden

Sie für seine Verwandten erkennen. Das hat er uns alles

Hier an diesem Platz vor einer Stunde versichert.

Wenn sie Euch nicht wie ihm gefallen, so hat Euch wahrhaftig

Niemand zu kommen gebeten. Das mögt Ihr, Isegrim, wissen.

Und er forderte gleich von ihr zu essen und sagte:

Holt herbei, sonst helf ich Euch suchen! Was wollen die Reden

Weiter helfen? Er machte sich dran und wollte gewaltsam

Ihren Vorrat betasten; das war ihm übel geraten!

Denn sie warf sich über ihn her, zerbiß und zerkratzt' ihm

Mit den Nägeln das Fell und klaut' und zerrt' ihn gewaltig;

Ihre Kinder taten das gleiche, sie bissen und krammten

Greulich auf ihn; da heult' er und schrie mit blutigen Wangen,

Wehrte sich nicht und lief mit hastigen Schritten zur Öffnung.

Übel zerrissen sah ich ihn kommen, zerkratzt, und die Fetzen

Hingen herum, ein Ohr war gespalten und blutig die Nase,

Manche Wunde kneipten sie ihm und hatten das Fell ihm

Garstig zusammengeruckt. Ich fragt ihn, wie er heraustrat:

Habt Ihr die Wahrheit gesagt? Er aber sagte dagegen:

Wie ichs gefunden, so hab ich gesprochen. Die leidige Hexe

Hat mich übel geschändet, ich wollte, sie wäre hier außen,

Teuer bezahlte sie mirs! Was dünkt Euch, Reineke? habt Ihr

Jemals solche Kinder gesehn? so garstig, so böse?

Da ichs ihr sagte, da war es geschehn, da fand ich nicht weiter

Gnade vor ihr und habe mich übel im Loche befunden.

Seid Ihr verrückt? versetzt ich ihm drauf. ich hab es Euch anders

Weislich geheißen. Ich grüß Euch zum schönsten (so solltet Ihr sagen),

Liebe Muhme, wie geht es mit Euch? Wie geht es den lieben

Artigen Kindern? Ich freue mich sehr, die großen und kleinen

Neffen wiederzusehn. Doch Isegrim sagte dagegen:

Muhme das Weib zu begrüßen? und Neffen die häßlichen Kinder?

Nehm sie der Teufel zu sich! Mir graut vor solcher Verwandtschaft.

Pfui! ein ganz abscheuliches Pack! ich seh sie nicht wieder.

Darum ward er so übel bezahlt. Nun richtet, Herr König!

Sagt er mit Recht, ich hab ihn verraten? Er mag es gestehen,

Hat die Sache sich nicht, wie ich erzähle, begeben?

Isegrim sprach entschlossen dagegen: Wir machen wahrhaftig

Diesen Streit mit Worten nicht aus. Was sollen wir keifen?

Recht bleibt Recht, und wer es auch hat, es zeigt sich am Ende.

Trotzig, Reineke, tretet Ihr auf, so mögt Ihr es haben!

Kämpfen wollen wir gegeneinander, da wird es sich finden.

Vieles wißt Ihr zu sagen, wie vor der Affen Behausung

Ich so großen Hunger gelitten, und wie Ihr mich damals

Treulich genährt. Ich wüßte nicht, wie! Es war nur ein Knochen,

Den Ihr brachtet, das Fleisch vermutlich speistet Ihr selber.

Wo Ihr stehet, spottet Ihr mein und redet verwegen,

Meiner Ehre zu nah. Ihr habt mit schändlichen Lügen

Mich verdächtig gemacht, als hätt ich böse Verschwörung

Gegen den König im Sinne gehabt und hätte sein Leben

Ihm zu rauben gewünscht; Ihr aber prahltet dagegen

Ihm von Schätzen was vor; er möchte schwerlich sie finden!

Schmählich behandeltet Ihr mein Weib und sollt es mir büßen.

Dieser Sachen klag ich Euch an! ich denke zu kämpfen

Über Altes und Neues und wiederhol es: ein Mörder,

Ein Verräter seid Ihr, ein Dieb; und Leben um Leben

Wollen wir kämpfen, es endige nun das Keifen und Schelten.

Einen Handschuh biet ich Euch an, so wie ihn zu Rechte

Jeder Fordernde reicht, Ihr mögt ihn zum Pfande behalten,

Und wir finden uns bald. Der König hat es vernommen,

Alle die Herren habens gehört! ich hoffe, sie werden

Zeugen sein des rechtlichen Kampfs. Ihr sollt nicht entweichen,

Bis die Sache sich endlich entscheidet; dann wollen wir sehen.

Reineke dachte bei sich: Das geht um Vermögen und Leben!

Groß ist er, ich aber bin klein, und könnt es mir diesmal

Etwa mißlingen, so hätten mir alle die listigen Streiche

Wenig geholfen. Doch warten wirs ab. Denn, wenn ichs bedenke,

Bin ich im Vorteil: verlor er ja schon die vordersten Klauen!

Ist der Tor nicht kühler geworden, so soll er am Ende

Seinen Willen nicht haben, es koste, was es auch wolle.

Reineke sagte zum Wolfe darauf: Ihr mögt mir wohl selber

Ein Verräter, Isegrim, sein, und alle Beschwerden,

Die Ihr auf mich zu bringen gedenket, sind alle gelogen.

Wollt Ihr kämpfen? ich wag es mit Euch und werde nicht wanken.

Lange wünscht ich mir das! hier ist mein Handschuh dagegen.

So empfing der König die Pfänder, es reichten sie beide

Kühnlich. Er sagte darauf: Ihr sollt mir Bürgen bestellen,

Daß Ihr morgen zum Kampfe nicht fehlt; denn beide Parteien

Find ich verworren, wer mag die Reden alle verstehen?

Isegrims Bürgen wurden sogleich der Bär und der Kater,

Braun und Hinze; für Reineken aber verbürgten sich gleichfalls

Vetter Moneke, Sohn von Märtenaffe, mit Grimbart.

Reineke, sagte Frau Rückenau drauf: nun bleibet gelassen,

Klug von Sinnen! Es lehrte mein Mann, der jetzo nach Rom ist,

Euer Oheim, mich einst ein Gebet; es hatte dasselbe

Abt von Schluckauf gesetzt und gab es meinem Gemahle,

Dem er sich günstig erwies, auf einen Zettel geschrieben.

Dieses Gebet, so sagte der Abt, ist heilsam den Männern,

Die ins Gefecht sich begeben; man muß es nüchtern des Morgens

Überlesen, so bleibt man des Tags von Not und Gefahren

Völlig befreit, vorm Tode geschützt, vor Schmerzen und Wunden.

Tröstet Euch, Neffe, damit, ich will es morgen beizeiten

Über Euch lesen, so geht Ihr getrost und ohne Besorgnis.

Liebe Muhme, versetzte der Fuchs: ich danke von Herzen,

Ich gedenk es Euch wieder. Doch muß mir immer am meisten

Meiner Sache Gerechtigkeit helfen und meine Gewandtheit.

Reinekens Freunde blieben beisammen die Nacht durch und scheuchten

Seine Grillen durch muntre Gespräche.

Frau Rückenau aber

War vor allen besorgt und geschäftig, sie ließ ihn behende

Zwischen Kopf und Schwanz und Brust und Bauche bescheren

Und mit Fett und Öle bestreichen; es zeigte sich aber

Reineke fett und rund und wohl zu Fuße. Daneben

Sprach sie: Höret mich an, bedenket, was Ihr zu tun habt,

Höret den Rat verständiger Freunde, das hilft Euch am besten.

Trinket nur brav und haltet das Wasser, und kommt Ihr des Morgens

In den Kreis, so macht es gescheit, benetzet den rauhen

Wedel über und über und sucht den Gegner zu treffen;

Könnt Ihr die Augen ihm salben, so ists am besten geraten,

Sein Gesicht verdunkelt sich gleich; es kommt Euch zustatten,

Und ihn hindert es sehr. Auch müßt Ihr anfangs Euch furchtsam

Stellen und gegen den Wind mit flüchtigen Füßen entweichen.

Wenn er Euch folget, erregt nur den Staub, auf daß Ihr die Augen

Ihm mit Unrat und Sande verschließt. Dann springet zur Seite,

Paßt auf jede Bewegung, und wenn er die Augen sich auswischt,

Nehmt des Vorteils gewahr und salbt ihm aufs neue die Augen

Mit dem ätzenden Wasser, damit er völlig erblinde,

Nicht mehr wisse, wo aus noch ein, und der Sieg Euch verbleibe.

Lieber Neffe, schlaft nur ein wenig, wir wollen Euch wecken,

Wenn es Zeit ist. Doch will ich sogleich die heiligen Worte

Über Euch lesen, von welchen ich sprach, auf daß ich Euch stärke.

Und sie legt' ihm die Hand aufs Haupt und sagte die Worte:

Nekräts negibaul geid sum namteflih dnudna mein tedahcs!

Nun Glück auf! nun seid Ihr verwahrt! Das Nämliche sagte

Oheim Grimbart; dann führten sie ihn und legten ihn schlafen.

Ruhig schlief er. Die Sonne ging auf; da kamen die Otter

Und der Dachs, den Vetter zu wecken. Sie grüßten ihn freundlich,

Und sie sagten: Bereitet Euch wohl! Da brachte die Otter

Eine junge Ente hervor und reicht' sie ihm, sagend:

Eßt, ich habe sie Euch mit manchem Sprunge gewonnen

An dem Damme bei Hünerbrot; laßts Euch belieben, mein Vetter.

Gutes Handgeld ist das, versetzte Reineke munter:

So was verschmäh ich nicht leicht. Das möge Gott Euch vergelten,

Daß Ihr meiner gedenkt! Er ließ das Essen sich schmecken

Und das Trinken dazu und ging mit seinen Verwandten

In den Kreis, auf den ebenen Sand, da sollte man kämpfen.

Zwölfter Gesang

Als der König Reineken sah, wie dieser am Kreise

Glatt geschoren sich zeigte, mit Öl und schlüpfrigem Fette

Über und über gesalbt, da lacht' er über die Maßen.

Fuchs! wer lehrte dich das? so rief er: mag man doch billig

Reineke Fuchs dich heißen, du bist beständig der Lose!

Allerorten kennst du ein Loch und weißt dir zu helfen.

Reineke neigte sich tief vor dem Könige, neigte besonders

Vor der Königin sich und kam mit mutigen Sprüngen

In den Kreis. Da hatte der Wolf mit seinen Verwandten

Schon sich gefunden; sie wünschten dem Fuchs ein schmähliches Ende;

Manches zornige Wort und manche Drohung vernahm er.

Aber Lynx und Lupardus, die Wärter des Kreises, sie brachten

Nun die Heilgen hervor, und beide Kämpfer beschworen,

Wolf und Fuchs, mit Bedacht die zu behauptende Sache.

Isegrim schwur mit heftigen Worten und drohenden Blicken:

Reineke sei ein Verräter, ein Dieb, ein Mörder und aller

Missetat schuldig, er sei auf Gewalt und Ehbruch betreten,

Falsch in jeglicher Sache; das gelte Leben um Leben!

Reineke schwur zur Stelle dagegen: er seie sich keiner

Dieser Verbrechen bewußt, und Isegrim lüge wie immer,

Schwöre falsch wie gewöhnlich, doch soll' es ihm nimmer gelingen,

Seine Lüge zur Wahrheit zu machen, am wenigsten diesmal.

Und es sagten die Wärter des Kreises: Ein jeglicher tue,

Was er schuldig zu tun ist! das Recht wird bald sich ergeben.

Groß und klein verließen den Kreis, die beiden alleine

Drin zu verschließen. Geschwind begann die Äffin zu flüstern:

Merket, was ich Euch sagte, vergeßt nicht, dem Rate zu folgen!

Reineke sagte heiter darauf: Die gute Vermahnung

Macht mich mutiger gehn. Getrost! ich werde der Kühnheit

Und der List auch jetzt nicht vergessen, durch die ich aus manchen

Größern Gefahren entronnen, worein ich öfters geraten,

Wenn ich mir dieses und jenes geholt, was bis jetzt nicht bezahlt ist,

Und mein Leben kühnlich gewagt. Wie sollt ich nicht jetzo

Gegen den Bösewicht stehen? Ich hoff, ihn gewißlich zu schänden,

Ihn und sein ganzes Geschlecht, und Ehre den Meinen zu bringen.

Was er auch lügt, ich tränk es ihm ein. Nun ließ man die beiden

In dem Kreise zusammen, und alle schauten begierig.

Isegrim zeigte sich wild und grimmig, reckte die Tatzen,

Kam daher mit offenem Maul und gewaltigen Sprüngen.

Reineke, leichter als er, entsprang dem stürmenden Gegner

Und benetzte behende den rauhen Wedel mit seinem

Ätzenden Wasser und schleift' ihn im Staube, mit Sand ihn zu füllen.

Isegrim dachte, nun hab er ihn schon! da schlug ihm der Lose

Über die Augen den Schwanz, und Hören und Sehen verging ihm.

Nicht das erstemal übt' er die List, schon viele Geschöpfe

Hatten die schädliche Kraft des ätzenden Wassers erfahren.

Isegrims Kinder blendet' er so, wie anfangs gesagt ist;

Und nun dacht er den Vater zu zeichnen. Nachdem er dem Gegner

So die Augen gesalbt, entsprang er seitwärts und stellte

Gegen den Wind sich, rührte den Sand und jagte des Staubes

Viel in die Augen des Wolfs, der sich mit Reiben und Wischen

Hastig und übel benahm und seine Schmerzen vermehrte.

Reineke wußte dagegen geschickt den Wedel zu führen,

Seinen Gegner aufs neue zu treffen und gänzlich zu blenden.

Übel bekam es dem Wolfe! denn seinen Vorteil benutzte

Nun der Fuchs. Sobald er die schmerzlich tränenden Augen

Seines Feindes erblickte, begann er mit heftigen Sprüngen,

Mit gewaltigen Schlägen auf ihn zu stürmen, zu kratzen

Und zu beißen und immer die Augen ihm wieder zu salben.

Halb von Sinnen tappte der Wolf, da spottete seiner

Reineke dreister und sprach: Herr Wolf, Ihr habt wohl vorzeiten

Manch unschuldiges Lamm verschlungen, in Euerem Leben

Manch unsträfliches Tier verzehrt: ich hoffe, sie sollen

Künftig Ruhe genießen, auf alle Fälle bequemt Ihr

Euch, sie in Frieden zu lassen, und nehmet Segen zum Lohne.

Eure Seele gewinnt bei dieser Buße, besonders

Wenn Ihr das Ende geduldig erwartet. Ihr werdet für diesmal

Nicht aus meinen Händen entrinnen, Ihr müßtet mit Bitten

Mich versöhnen, da schont ich Euch wohl und ließ Euch das Leben.

Hastig sagte Reineke das und hatte den Gegner

Fest an der Kehle gepackt und hofft ihn also zu zwingen.

Isegrim aber, stärker als er, bewegte sich grimmig,

Mit zwei Zügen riß er sich los. Doch Reineke griff ihm

Ins Gesicht, verwundet' ihn hart und riß ihm ein Auge

Aus dem Kopfe, es rann ihm das Blut die Nase herunter.

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