Сиддхартха (На немецком языке) - Герман Гессе 3 стр.


Diese Sage, dies GerXcht, dies MXrchen klang auf, duftete empor, hier und dort, in den StXdten sprachen die Brahmanen davon, im Wald die Samanas, immer wieder drang der Name Gotamas, des Buddha, zu den Ohren der JXnglinge, im Guten und im BXsen, in Lobpreisung und in SchmXhung.

Wie wenn in einem Lande die Pest herrscht, und es erhebt sich die Kunde, da und dort sei ein Mann, ein Weiser, ein Kundiger, dessen Wort und Anhauch genXge, um jeden von der Seuche Befallenen zu heilen, und wie dann diese Kunde das Land durchlXuft und jedermann davon spricht, viele glauben, viele zweifeln, viele aber sich alsbald auf den Weg machen, um den Weisen, den Helfer aufzusuchen, so durchlief das Land jene Sage, jene duftende Sage von Gotama, dem Buddha, dem Weisen aus dem Geschlecht der Sakya. Ihm war, so sprachen die GlXubigen, hXchste Erkenntnis zu eigen, er erinnerte sich seiner vormaligen Leben, er hatte Nirwana erreicht und kehrte nie mehr in den Kreislauf zurXck, tauchte nie mehr in den trXben Strom der Gestaltungen unter. Vieles Herrliche und Unglaubliche wurde von ihm berichtet, er hatte Wunder getan, hatte den Teufel Xberwunden, hatte mit den GXttern gesprochen. Seine Feinde und UnglXubigen aber sagten, dieser Gotama sei ein eitler VerfXhrer, er bringe seine Tage in Wohlleben hin, verachte die Opfer, sei ohne Gelehrsamkeit und kenne weder Xbung noch Kasteiung.

SX klang die Sage von Buddha, Zauber duftete aus diesen Berichten.

Krank war ja die Welt, schwer zu ertragen war das Leben X und siehe, hier schien eine Quelle zu springen, hier schien ein Botenruf zu tXnen, trostvoll, mild, edler Versprechungen voll. Xberall, wohin das GerXcht vom Buddha erscholl, Xberall in den LXndern Indiens horchten die JXnglinge auf, fXhlten Sehnsucht, fXhlten Hoffnung, und unter den BrahmanensXhnen der StXdte und DXrfer war jeder Pilger und Fremdling willkommen, wenn er Kunde von ihm, dem Erhabenen, dem Sakyamuni, brachte.

Auch zu den Samanas im Walde, auch zu Siddhartha, auch zu Govinda war die Sage gedrungen, langsam, in Tropfen, jeder Tropfen schwer von Hoffnung, jeder Tropfen schwer von Zweifel. Sie sprachen wenig davon, denn der Xlteste der Samanas war kein Freund dieser Sage. Er hatte vernommen, dass jener angebliche Buddha vormals Asket gewesen und im Walde gelebt, sich dann aber zu Wohlleben und Weltlust zurXckgewendet habe, und er hielt nichts von diesem Gotama.

"O Siddhartha", sprach einst Govinda zu seinem Freunde. "Heute war ich im Dorf, und ein Brahmane lud mich ein, in sein Haus zu treten, und in seinem Hause war ein Brahmanensohn aus Magadha, dieser hat mit seinen eigenen Augen den Buddha gesehen und hat ihn lehren hXren. Wahrlich, da schmerzte mich der Atem in der Brust, und ich dachte bei mir: MXchte doch auch ich, mXchten doch auch wir beide, Siddhartha und ich, die Stunde erleben, da wir die Lehre aus dem Munde jenes Vollendeten vernehmen! Sprich, Freund, wollen wir nicht auch dorthin gehen und die Lehre aus dem Munde des Buddha anhXren?"

Sprach Siddhartha: "Immer, o Govinda, hatte ich gedacht, Govinda wXrde bei den Samanas bleiben, immer hatte ich geglaubt, es wXre sein Ziel, sechzig und siebzig Jahre alt zu worden und immer weiter die KXnste und Xbungen zu treiben, welche den Samana zieren. Aber sieh, ich hatte Govinda zu wenig gekannt, wenig wusste ich von seinem Herzen. Nun also willst du, Teuerster, einen neuen Pfad einschlagen und dorthin gehen, wo der Buddha seine Lehre verkXndet."

Sprach Govinda: "Dir beliebt es zu spotten. MXgest du immerhin spotten, Siddhartha! Ist aber nicht auch in dir ein Verlangen, eine Lust erwacht, diese Lehre zu hXren? Und hast du nicht einst zu mir gesagt, nicht lange mehr werdest du den Weg der Samanas gehen?"

Da lachte Siddhartha, auf seine Weise, wobei der Ton seiner Stimme einen Schatten von Trauer und einen Schatten von Spott annahm, und sagte: "Wohl, Govinda, wohl hast du gesprochen, richtig hast du dich erinnert. MXgest du doch auch des andern dich erinnern, das du von mir gehXrt hast, dass ich nXmlich misstrauisch und mXde gegen Lehre und Lernen geworden bin, und dass mein Glaube klein ist an Worte, die von Lehrern zu uns kommen. Aber wohlan, Lieber, ich bin bereit, jene Lehre zu hXren X obschon ich im Herzen glaube, dass wir die beste Frucht jener Lehre schon gekostet haben.

Sprach Govinda: "Deine Bereitschaft erfreut mein Herz. Aber sage, wie sollte das mXglich sein? Wie sollte die Lehre des Gotama, noch ehe wir sie vernommen, uns schon ihre beste Frucht erschlossen haben?"

Sprach Siddhartha: "Lass diese Frucht uns genieXen und das weitere abwarten, o Govinda! Diese Frucht aber, die wir schon jetzt dem Gotama verdanken, besteht darin, dass er uns von den Samanas hinwegruft! Ob er uns noch anderes und Besseres zu geben hat, o Freund, darauf lass uns ruhigen Herzens warten."

An diesem selben Tage gab Siddhartha dem Xltesten der Samanas seinen Entschluss zu wissen, dass er ihn verlassen wollte. Er gab ihn dem Xltesten zu wissen mit der HXflichkeit und Bescheidenheit, welche dem JXngeren und SchXler ziemt. Der Samana aber geriet in Zorn, dass die beiden JXnglinge ihn verlassen wollten, und redete laut und brauchte grobe Schimpfworte.

Govinda erschrak und kam in Verlegenheit, Siddhartha aber neigte den Mund zu Govindas Ohr und flXsterte ihm zu: "Nun will ich dem Alten zeigen, dass ich etwas bei ihm gelernt habe."

Indem er sich nahe vor dem Samana aufstellte, mit gesammelter Seele, fing er den Blick des Alten mit seinen Blicken ein, bannte ihn, machte ihn stumm, machte ihn willenlos, unterwarf ihn seinem Willen, befahl ihm, lautlos zu tun, was er von ihm verlangte. Der alte Mann wurde stumm, sein Auge wurde starr, sein Wille gelXhmt, seine Arme hingen herab, machtlos war er Siddharthas Bezauberung erlegen. Siddharthas Gedanken aber bemXchtigten sich des Samana, er musste vollfXhren, was sie befahlen. Und so verneigte sich der Alte mehrmals, vollzog segnende GebXrden, sprach stammelnd einen frommen Reisewunsch. Und die JXnglinge erwiderten dankend die Verneigungen, erwiderten den Wunsch, zogen grXend von dannen.

Unterwegs sagte Govinda: "O Siddhartha, du hast bei den Samanas mehr gelernt, als ich wusste. Es ist schwer, es ist sehr schwer, einen alten Samana zu bezaubern. Wahrlich, wXrest du dort geblieben, du hXttest bald gelernt, auf dem Wasser zu gehen."

"Ich begehre nicht, auf dem Wasser zu gehen", sagte Siddhartha. "MXgen alte Samanas mit solchen KXnsten sich zufrieden geben!"

GOTAMA

In der Stadt Savathi kannte jedes Kind den Namen des Erhabenen Buddha, und jedes Haus war gerXstet, den JXngern Gotamas, den schweigend Bittenden, die Almosenschale zu fXllen.

Nahe bei der Stadt lag Gotamas liebster Aufenthalt, der Hain Jetavana, welchen der reiche Kaufherr Anathapindika, ein ergebener Verehrer des Erhabenen, ihm und den Seinen zum Geschenk gemacht hatte.

Nach dieser Gegend hatten alle ErzXhlungen und Antworten hingewiesen, welche den beiden jungen Asketen auf der Suche nach Gotamas Aufenthalt zuteil wurden. Und da sie in Savathi ankamen, ward ihnen gleich im ersten Hause, vor dessen TXr sie bittend stehen blieben, Speise angeboten, und sie nahmen Speise an, und Siddhartha fragte die Frau, welche ihnen die Speise reichte:

"Gerne, du MildtXtige, gerne mXchten wir erfahren, wo der Buddha weilt, der EhrwXrdigste, denn wir sind zwei Samanas aus dem Walde, und sind gekommen, um ihn, den Vollendeten, zu sehen und die Lehre aus seinem Munde zu vernehmen."

Sprach die Frau: "Am richtigen Orte wahrlich seid ihr hier abgestiegen, ihr Samanas aus dem Walde. Wisset, in Jetavana, im Garten Anathapindikas, weilt der Erhabene. Dort mXget ihr, Pilger, die Nacht verbringen, denn genug Raum ist daselbst fXr die UnzXhligen, die herbeistrXmen, um aus seinem Munde die Lehre zu hXren."

Da freute sich Govinda, und voll Freude rief er: "Wohl denn, so ist unser Ziel erreicht und unser Weg zu Ende! Aber sage uns, du Mutter der Pilgernden, kennst du ihn, den Buddha, hast du ihn mit deinen Augen gesehen?"

Sprach die Frau: "Viele Male habe ich ihn gesehen, den Erhabenen. An vielen Tagen habe ich ihn gesehen, wie er durch die Gassen geht, schweigend, im gelben Mantel, wie er schweigend an den HaustXren seine Almosenschale darreicht, wie er die gefXllte Schale von dannen trXgt."

EntzXckt lauschte Govinda und wollte noch vieles fragen und hXren. Aber Siddhartha mahnte zum Weitergehen. Sie sagten Dank und gingen und brauchten kaum nach dem Wege zu fragen, denn nicht wenige Pilger und auch MXnche aus Gotamas Gemeinschaft waren nach dem Jetavana unterwegs. Und da sie in der Nacht dort anlangten, war daselbst ein bestXndiges Ankommen, Rufen und Reden von solchen, welche Herberge heischten und bekamen. Die beiden Samanas, des Lebens im Walde gewohnt, fanden schnell und gerXuschlos einen Unterschlupf und ruhten da bis zum Morgen.

Beim Aufgang der Sonne sahen sie mit Erstaunen, welch groXe Schar, GlXubige und Neugierige, hier genXchtigt hatte. In allen Wegen des herrlichen Haines wandelten MXnche im gelben Gewand, unter den BXumen saXen sie hier und dort, in Betrachtung versenkt X oder im geistlichen GesprXch, wie eine Stadt waren die schattigen GXrten zu sehen, voll von Menschen, wimmelnd wie Bienen. Die Mehrzahl der MXnche zog mit der AImosenschale aus, um in der Stadt Nahrung fXr die Mittagsmahlzeit, die einzige des Tages, zu sammeln. Auch der Buddha selbst, der Erleuchtete, pflegte am Morgen den Bettelgang zu tun.

Siddhartha sah ihn, und er erkannte ihn alsbald, als hXtte ihm ein Gott ihn gezeigt. Er sah ihn, einen schlichten Mann in gelber Kutte, die Almosenschale in der Hand tragend, still dahin gehen.

"Sieh hier!" sagte Siddhartha leise zu Govinda. "Dieser hier ist der Buddha."

Aufmerksam blickte Govinda den MXnch in der gelben Kutte an, der sich in nichts von den Hunderten der MXnche zu unterscheiden schien. Und bald erkannte auch Govinda: Dieser ist es. Und sie folgten ihm nach und betrachteten ihn.

Der Buddha ging seines Weges bescheiden und in Gedanken versunken, sein stilles Gesicht war weder frXhlich noch traurig, es schien leise nach innen zu lXcheln. Mit einem verborgenen LXcheln, still, ruhig, einem gesunden Kinde nicht unXhnlich, wandelte der Buddha, trug das Gewand und setzte den FuX gleich wie alle seine MXnche, nach genauer Vorschrift. Aber sein Gesicht und sein Schritt, sein still gesenkter Blick, seine still herabhXngende Hand, und noch jeder Finger an seiner still herabhXngenden Hand sprach Friede, sprach Vollkommenheit, suchte nicht, ahmte nicht nach, atmete sanft in einer unverwelklichen Ruhe, in einem unverwelklichen Licht, einem unantastbaren Frieden.

So wandelte Gotama, der Stadt entgegen, um Almosen zu sammeln, und die beiden Samanas erkannten ihn einzig an der Vollkommenheit seiner Ruhe, an der Stille seiner Gestalt, in welcher kein Suchen, kein Wollen, kein Nachahmen, kein BemXhen zu erkennen war, nur Licht und Frieden. "Heute werden wir die Lehre aus seinem Munde vernehmen," sagte Govinda.

Siddhartha gab nicht Antwort. Er war wenig neugierig auf die Lehre, er glaubte nicht, dass sie ihn Neues lehren werde, hatte er doch, ebenso wie Govinda, wieder und wieder den Inhalt dieser Buddhalehre vernommen, wenn schon aus Berichten von zweiter und dritter Hand. Aber er blickte aufmerksam auf Gotamas Haupt, auf seine Schultern, auf seine FXe, auf seine still herabhXngende Hand, und ihm schien, jedes Glied an jedem Finger dieser Hand war Lehre, sprach, atmete, duftete, glXnzte Wahrheit. Dieser Mann, dieser Buddha, war wahrhaftig bis in die GebXrde seines letzten Fingers. Dieser Mann war heilig. Nie hatte Siddhartha einen Menschen so verehrt, nie hatte er einen Menschen so geliebt wie diesen.

Die beiden folgten dem Buddha bis zur Stadt und kehrten schweigend zurXck, denn sie selbst gedachten diesen Tag sich der Speise zu enthalten. Sie sahen Gotama wiederkehren, sahen ihn im Kreise seiner JXnger die Mahlzeit einnehmen X was er aX, hXtte keinen Vogel satt gemacht — und sahen ihn sich zurXckziehen in den Schatten der MangobXume.

Am Abend aber, als die Hitze sich legte und alles im Lager lebendig ward und sich versammelte, hXrten sie den Buddha lehren. Sie hXrten seine Stimme, und auch sie war vollkommen, war von vollkommener Ruhe, war voll von Frieden. Gotama lehrte die Lehre vom Leiden, von der Herkunft des Leidens, vom Weg zur Aufhebung des Leidens. Ruhig floss und klar seine stille Rede. Leiden war das Leben, voll Leid war die Welt, aber ErlXsung vom Leid war gefunden: ErlXsung fand, wer den Weg des Buddha ging. Mit sanfter, doch fester Stimme sprach der Erhabene, lehrte die vier HauptsXtze, lehrte den achtfachen Pfad, geduldig ging er den gewohnten Weg der Lehre, der Beispiele, der Wiederholungen, hell und still schwebte seine Stimme Xber den HXrenden, wie ein Licht, wie ein Sternhimmel.

Als der Buddha X es war schon Nacht geworden X seine Rede schloss, traten manche Pilger hervor und baten um Aufnahme in die Gemeinschaft, nahmen ihre Zuflucht zur Lehre. Und Gotama nahm sie auf, indem er sprach: "Wohl habt ihr die Lehre vernommen, wohl ist sie verkXndigt. Tretet denn herzu und wandelt in Heiligkeit, allem Leid ein Ende zu bereiten."

Siehe, da trat auch Govinda hervor, der SchXchterne, und sprach: "Auch ich nehme meine Zuflucht zum Erhabenen und zu seiner Lehre," und bat um Aufnahme in die JXngerschaft, und ward aufgenommen.

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