Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander 5 стр.


«Was solltet Ihr mir sonst noch mitteilen?«fragte er knapp.

«Die

«Wenn ich bei Sonnenuntergang nich' zuruck bin, setzen sie Segel, Sir. Ein paarmal kam 'n armierter Kutter ran, aber wir haben gesagt, sie sollen wegbleiben, wir liegen da wegen Reparaturen.»

Bolitho nickte. Es war nichts Ungewohnliches, da? Schiffe mittlerer Gro?e in dieser Bucht Schutz suchten, wenn das Wetter nicht allzu schlimm war. Der Mann, der diese Meuterei bis zum gegenwartigen Stand der Dinge gefuhrt hatte, wu?te bestimmt ganz genau, was er tat.

Taylor sprach weiter.»Da is' 'n kleiner Gasthof an der Westseite der Bay, Sir.»

«Der >Drachenkopf

Doch das Wichtigste und Vordringlichste war zu verhindern, da? das Schiff dem Feind ubergeben wurde. Bolitho hatte nicht den geringsten Zweifel, da? der Kommandant der

«Also gut.»

«Danke Ihnen, Sir«, sagte Taylor heftig nickend.»Sie mussen allein kommen, hochstens mit einem Diener. Die haben gesagt, sie bringen den Kapt'n um, wenn Sie uns reinlegen. «Er lie? den Kopf hangen.»Tut mir leid, Sir, ich war dagegen. Ich will weiter nichts, als meine Tage in Frieden zu Ende leben, wenn's geht in einem Stuck, und 'n

Topf voll Prisengeld, damit ich mal irgendwo 'ne kleine Kneipe aufmachen kann oder 'ne Schiffshandlung.»

Bolitho sah ihn nachdenklich an. Aber vermutlich wirst du an einer Rah enden, dachte er.

Taylor fing wieder an:»Auf Sie werden sie horen, Sir. Das wei? ich. Und mit 'nem neuen Kapt'n lebt auch das Schiff wieder auf.»

«Ich kann nichts versprechen. Lord Howes Pardon mu?te auch auf euer Schiff Anwendung finden, aber…«Er sah Taylor fest in die Augen.»Es konnte ziemlich schlimm fur euch alle werden, wie Ihr vermutlich wi?t.»

«Aye, Sir. Aber wenn man so lange in solchem Elend gelebt hat, mu? man eben was riskieren.»

Bolitho ging zur Tur.»Ich werde bei Sonnenuntergang zum Gasthof reiten. Wenn das stimmt, was Ihr mir gesagt habt, werde ich tun, was ich kann, um die Sache zu einem gerechten Abschlu? zu bringen.»

Die Erleichterung in Taylors Zugen schwand jedoch, als Bolitho fortfuhr:»Andererseits, wenn das nur Verzogerungstaktik ist, damit ihr mehr Zeit habt, das Schiff in Feindeshand zu bringen, dann seid euch uber die Konsequenzen klar. So etwas hat es fruher schon gegeben, und die Schuldigen haben dafur bu?en mussen. «Er machte eine bedeutsame Pause.»Das war bisher jedesmal ein Ende am Strick.»

Der Mann tippte sich mit der Faust an die Stirn und eilte auf den Flur hinaus. Ferguson sah ihm mit offensichtlichem Mi?fallen nach.»Alles klar, Sir?«fragte er besorgt.

«Im Augenblick ja, danke. «Er zog seine Uhr.»Lassen Sie nach meiner Gig signalisieren. «Ferguson machte ein enttauschtes Gesicht.»Ich komme spater noch einmal an Land, aber da ist noch verschiedenes zu erledigen.»

Eine Stunde spater kletterte Bolitho durch die goldbronzierte Fallreepspforte an Bord und luftete den Hut zum Trillern der Bootsmannsmaatenpfeifen und dem Stampfen des Musketen.

Keverne sah au?erst besorgt aus.»Der Schiffsarzt macht sich Sorgen um den Admiral, Sir«, berichtete er.»Es geht ihm sehr schlecht, und ich furchte.»

Bolitho warf einen Blick auf Allday, dem die Neugier im Gesicht geschrieben stand, seit die Gig am Kai festgemacht hatte.

«Die Rudergasten sollen sich bereit halten, Allday. Ich werde sie bald wieder brauchen. «Damit ging er nach achtern und hinunter in die Admiralskajute.

Der Admiral lag reglos in seiner Koje, noch kleiner und zerbrechlicher als sonst. Er hatte die Augen geschlossen. Hemd und Taschentuch waren blutbefleckt.

Bolitho sah den Schiffsarzt an, einen mageren, drahtigen Mann mit ungewohnlich gro?en, haarigen Handen.

«Nun, Mr. Spargo?»

Der hob die Schultern.»Ich wei? nicht recht, Sir. Eigentlich mu?te er an Land. Ich bin schlie?lich nur ein Schiffsarzt. «Wieder zuckte er die Achseln.»Aber die Anstrengung konnte gerade jetzt todlich sein.»

Bolitho nickte. Er hatte sich entschlossen.»Dann lassen Sie ihn hier, und passen Sie gut auf ihn auf. «Und zu Keverne:»Kommen Sie mit hinauf in meine Kajute.»

Stumm ging Keverne hinter ihm her, bis sie in der gro?en Kajute waren, die uber die ganze Breite der Kampanje ging. Durch die offenen Heckfenster hatte man einen wunderbaren Blick auf St. Anthony's Head. Es sah aus, als ob der Leuchtturm leise schwanke, denn das Schiff wiegte sich majestatisch im Tidenstrom.

«Ich gehe wieder an Land, Mr. Keverne. «Er mu?te aufpassen, da? er den Ersten nicht mit in die Sache hineinzog; aber andererseits mu?te er soweit informiert werden, da? er wu?te, was er zu tun hatte, falls der Plan danebenging.

Kevernes Gesicht glich einer Maske.»Sir?»

Bolitho loste seinen Degen aus dem Gehange und legte ihn auf den Tisch.»Von Vizeadmiral Broughton gibt es noch keine Nachricht. Auch keine Anzeichen von Unruhen an Land. Captain Rooks Boote kommen langsseit, sobald unsere Leute gegessen haben, und dann konnen Sie mit der Ubernahme von Vorraten weitermachen — den ganzen Nachmittag und bis in den Abend, wenn die See ruhig bleibt.»

Keverne wu?te, da? noch etwas kommen wurde, und wartete.

«Sir Charles ist sehr krank, wie Sie ja selbst gesehen haben. «Warum zeigte Keverne nicht ein bi?chen Neugier, wie Herrick es getan hatte, als er noch sein Erster gewesen war.»Sie haben also das Kommando, bis ich zuruck bin.»

«Wann wird das sein, Sir?»

«Wei? ich nicht. Spat in der Nacht vielleicht.»

Jetzt wurde Keverne endlich neugierig.»Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Sir?«Er machte eine Pause.»Wird es Arger geben?»

«Nicht, wenn ich's verhindern kann. Ich hinterlasse Ihnen schriftliche Order, nach der Sie handeln werden, falls ich langer als diese Nacht aufgehalten werde. Sie werden sie dann offnen und Schritte — «, erhob die Hand — ,»nein,

Euryalus

Warum nicht jetzt gleich in See gehen? Niemand wurde ihn deswegen tadeln, ganz im Gegenteil. Er runzelte die Stirn. Nein, auf keinen Fall. Hier wurde ein neues Geschwader aufgestellt. Und jetzt, da der Krieg in seine gefahrlichste Phase trat, ware es ein schlechter Anfang, wenn das Flaggschiff ein vor Anker liegendes eigenes Schiff zu blutigen Fetzen zusammenschie?en mu?te, blo? weil er nicht die Nerven gehabt hatte, es anders zu machen.

Uberraschenderweise zeigte Keverne lachelnd seine ebenma?igen Zahne.»Ich bin nicht achtzehn Monate mit Ihnen gefahren, Sir, ohne etwas von Ihren Methoden gelernt zu haben. «Das Lacheln schwand.»Und ich hoffe, ich besitze Ihr Vertrauen.»

Jetzt lachelte Bolitho.»Ein Kommandant kann allenfalls seine Gedanken mit jemandem teilen, Mr. Keverne. Die Verantwortung bleibt immer bei ihm selbst, wie Sie eines Tages noch merken werden. «Wenn es heute nacht schiefgeht, dachte er trube, dann konntest du fruher befordert werden, als du glaubst.

Trute, der Kajutsteward, spahte vorsichtig durch die Tur und fragte:»Darf ich den Tisch zum Lunch decken, Sir?»

Keverne sagte:»Ich werde mich um die Leute kummern, Sir. «Abwesend sah er einen Moment zu, wie Trute sich mit Tellern und Bestecken zu schaffen machte.»Ich bin froh, wenn wir erst wieder auf See sind. «Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.

Mi?mutig sa? Bolitho an seiner einsamen Tafel und stocherte in der kalten Kaninchenpastete herum, die Rook von Land geschickt haben mu?te. Er uberdachte nochmals, was Taylor ihm erzahlt hatte. Die Tatsache, da? dieser unbehelligt nach Falmouth hereingekommen war und das Haus der Bolithos so schnell gefunden hatte, sprach Bande und lie? darauf schlie?en, da? andere wachsame Augen in nachster Nahe waren, bereit, der

Trute kam wieder herein und sah ihn besorgt an.»Hat Ihnen die Pastete nicht geschmeckt, Sir?«Er stammte aus Devon, und Leute aus Cornwall waren ihm ein bi?chen unheimlich — Bolitho auch.

«Spater vielleicht. «Bolitho warf einen Blick auf seinen Degen.

Er war so alt und abgegriffen; auf allen Familienportrats war er schon abgebildet.»Den lasse ich in Eurer Obhut. «Er gab sich Muhe, moglichst normal zu sprechen.»Ich nehme meinen Entersabel mit — und Pistolen.»

Trute starrte auf den Degen.»Den wollen Sie hierlassen, Sir?»

Bolitho ging nicht darauf ein.»Jetzt geben Sie durch, da? mein Bootsfuhrer kommen soll.»

Allday war ebenso uberrascht.»Ohne Ihren Degen, das ist nicht richtig, Captain. «Er schuttelte den Kopf.»Was denn nun noch alles!»

«Ich habe Ihnen schon oft gesagt«, fuhr Bolitho ihn an,»da? Sie eines Tages den Mund noch mal zu weit aufrei?en werden. Sie sind nicht alt und weise genug, als da? ich Ihnen nicht mal eine verpasse!»

«Aye, aye, Captain«, grinste Allday.

Es war hoffnungslos.»Wir gehen zusammen an Land. Kennen Sie den >Drachenkopf

«Gut. Dahin gehen wir.»

Allday runzelte die Stirn, als Trute hereinkam und ein Paar Pistolen und einen krummen Entersabel auf den Tisch legte.»Ein Duell, Cap-tain?«fragte er naiv.

«Lassen Sie die Gig holen. Dann richten Sie Mr. Keverne mein Kompliment aus, und ich ginge von Bord, sobald ich seine Orders fertig hatte.»

Bolitho ging noch einmal zum Admiral; aber dessen Befinden war kaum verandert. Er schien ruhig zu schlummern; sein runzliges Gesicht wirkte im Schlaf etwas entspannter.

An Deck wartete Keverne schon.»Gig langsseit, Sir. «Keverne blickte hoch zu der schlaffen Flagge.»Der Wind ist fur die nachste Zeit gestorben, glaube ich.»

Bolitho knurrte. Es war, als wolle Keverne ihn warnen: da? er, sobald er von Bord ging, allein war und nicht damit rechnen konnte, da? ihm das Schiff zu Hilfe kame. Er verfluchte seine eigene Unsicherheit. Keverne hatte doch keine Ahnung, worum es ging; und uberhaupt, was konnte er anderes tun? Zu warten, bis der Admiral kam, hie?e nur, sich vor der Verantwortung zu drucken, die er freiwillig ubernommen hatte.»Passen Sie gut auf das Schiff auf«, sagte er kurz und kletterte dann zu dem wartenden Boot hinunter.

Als sie am Kai waren, stieg er die Stufen hinauf, blieb stehen und schaute zuruck. Da lag sein Schiff wie eingerahmt im blauen Wasser unter dem klaren Himmel, unzerstorbar, wie auf ewig. Eine Illusion, dachte er grimmig. Kein Schiff ist starker als die Manner, die auf ihm dienen.

Kritisch sah Allday zu, wie der Bootsmannsmaat die Gig von den Steinen wegmanovrierte und sich zur Ruckfahrt anschickte.»Was jetzt, Captain?»

«Zum Haus. Ich habe noch etwas zu erledigen, und wir brauchen zwei Pferde.»

Er fa?te sich an die Brust und fuhlte das Medaillon unter seinem Hemd. Cheney hatte es ihm geschenkt, es enthielt eine Locke ihres herrlichen braunen Haares. Er wurde es zu Hause lassen. Was heute nacht auch geschah, keiner sollte mit seinen dreckigen Pfoten dieses Medaillon anfassen.

«Ein schoner Tag«, sprach er langsam weiter.»Schwer, dabei an Krieg und dergleichen zu denken.»

«Aye, Captain«, stimmte Allday zu,»ein Krug Bier und eine Frauenstimme, das ware jetzt nicht schlecht.»

Aber nun hatte es Bolitho auf einmal eilig.»Na, dann los, Allday. Wenn der Ofen hei? ist, mu? man Brot backen. Hat keinen Zweck, die Zeit mit Traumen zu vergeuden.»

Bereitwillig ging Allday hinter ihm her, ein Lacheln auf den Lippen. Wie auf See war wieder mal alles drin. Was der Captain auch vorhatte, es schien ihn nicht nur zu bedrucken, sondern auch wutend zu machen, also wurde jemand noch vor dem Morgenrot kraftig eins auf den Kopf kriegen.

Beim Gedanken an Bolithos Worte verzog er das Gesicht. Ein Bramsegel oder eine Pardune — mit beiden wurde er fertig. Auch eine zimperliche Frau ging noch an. Aber ein Pferd! Er rieb sich den Hintern. Wenn wir erst im» Drachenkopf «sind, dachte er duster, dann brauche ich mehr als nur einen Krug Bier.

Kurz vor Sonnenuntergang sa?en sie auf, aber als sie den Flu? uber eine kleine Furt hinter Falmouth durchritten, wurde es schon schnell dunkel. Doch Bolitho kannte die Gegend wie seinen Handrucken und ritt in flottem Trab voran; der ungluckliche Allday folgte ihm, bis sie an den engen, gewundenen Feldweg kamen, der zur Bucht fuhrte. Stellenweise war er sehr steil, die Baumwipfel beruhrten sich beinahe in der Hohe, und aus dem dichten Gebusch am Wegrand kamen die Gerausche aufgeschreckter Tiere. Dann eine scharfe Biegung: ein paar Minuten lang hatten sie den Strand im Blickfeld, etwas weiter drau?en die wei?en Linien der Brandung und die machtigen Steine, die wie schwarze Zahne am Fu? der hohen Klippen lagen.

«Mein Gott, Captain«, keuchte Allday,»dieser Gaul hat keinen Respekt vor meinem Hintern!»

«Still, zum Teufel!«Bolitho parierte sein Pferd am Kamm der nachsten Erhebung und spahte angestrengt auf eine dunkle Linie dichten Gestrupps.

Der Rand der Steilkuste verliefjetzt wieder landeinwarts und reichte wahrscheinlich bis auf ein paar Meter an die Busche heran. Dahinter glanzte matt das Meer, so glatt wie ein Zinnteller. Doch die Bucht lag in tiefem Schatten — vielleicht war uberhaupt kein Schiff da. Aber ebenso konnten es ein halbes Dutzend sein.

Ein kleiner Schauer uberlief ihn, und er war ganz froh, da? er sich von Mrs. Ferguson hatte uberreden lassen, den dicken Bootsmantel anzuziehen. Hier oben war es kalt und die Luft feucht. Vor Sonnenaufgang wurde wieder Nebel aufkommen.

Er horte Alldays schweren Atem neben sich und sagte:»Nicht mehr weit. Der Gasthof liegt ungefahr eine halbe Meile vor uns.»

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