Der Gondoliere begann, sobald er um die Ecke vom Canal Grande abgebogen war, mit den üblichen Erklärungen. Er nannte den vermutlichen Baumeister, einen langverschollenen Namen, pries die Spitzbogen, als ob er wirklich etwas von ihrer Schönheit verstünde, wies mit der Hand nach der zerstörten Metalltafel und erläuterte, daß die unleserlich gewordene Inschrift besagte: »Hier wurde Enrico Priuli, der Sieger von Kreta, geboren und lebte sein höchst tugendreiches Leben, bis ihn der Tod zur Trauer aller Edlen und zum Schmerz der Republik von hinnen rief, anno Domini 1467.« Die Schöttlings fragten, ob die Familie Priuli wohl ausgestorben und der Name nur noch dem Palast erhalten geblieben sei. Der Gondoliere verneinte, wußte in den Personalverhältnissen der Priuli genau Bescheid, rühmte, daß sie immer noch zu den vornehmsten Familien Venedigs gehörten, und fragte, ob er die Herrschaften nicht vielleicht zu dem zweiten Palazzo Priuli fahren sollte, der nur wenige Ruderschläge weiter in demselben kleinen Kanal sich erhob.
»Palazzo Ettore Priuli!« betonte er, als er die Gondel wieder abstieß, »Palazzo Carlo Priuli«, als er vor dem anderen hielt. Der Palazzo Carlo Priuli war reicher, aber lange nicht so künstlerisch und in sich abgeschlossen wie sein Vetter. Er stammte schon aus der Renaissance, prunkte mehr mit geschnörkelten Kapitälen, Stützpfeilern und Balkonen. Er war auch sichtbarlich restauriert worden, und auf den Gondelpfeilern fehlten die Dogenmützen, denn diese Linie der Priuli hatte der Republik keinen Herrscher gegeben. Die Schöttlings fragten auch hier diesem und jenem nach und erfuhren von dem Gondoliere, daß dieser Palast wohl noch im Besitz der Familie, aber an die »Bank von San Marco« vermietet sei. Dann drehte der Gondoliere geschickt die Gondel um, und sie fuhren zurück zum Palazzo Ettore Priuli, dessen Pforten sich eben für die Besucher der Gemäldegalerie öffneten.
Es war der erste Privatpalast, den die Schöttlings betraten, denn wenn sie auch Spitzen- und Glaswarenläden besucht hatten, die sich in früheren Edelsitzen breit machten, so waren es eben doch immer Kaufläden gewesen, bei denen die Waren die Hauptsache und die Umgebung das Nebensächliche schien. Hier aber schritten sie durch Räume, die heute noch derselben Tradition dienten, der sie vor Jahrhunderten gedient hatten, und die Schöttlings empfanden ein köstliches Gefühl von Ehrfurcht, das gar nichts mit Snobismus zu tun hatte, vielmehr aus feinfühligen und gebildeten Herzen herkam. Hier war alles Pracht, wie das alte Venedig sie geschätzt hatte: die Fußböden aus buntem Marmor, mit reizvollen Mustern eingelegt, die Wände mit Seide und Gobelins bespannt, die Decken entweder aus dunklem, kassettiertem Holz reich mit Gold inkrustiert oder mit heiteren Gemälden und verschlungenen Stuckgirlanden. Die Galerie lag im Erdgeschoß, während das erste Stockwerk, das sich noch weit nach hinten mit der Aussicht auf einen anderen Kanal dehnte, die Wohnungen der Priulis umschloß. Ein Diener in Kniestrümpfen und schwarzer Livree empfing die Besucher, nahm ihnen Stöcke und Schirme ab, wies sie mit einer diskreten Handbewegung nach den zwei Sälen, welche die Galerie bildeten, und zog sich dann wieder zurück, um neue Gäste zu empfangen.
Der Oberst und Elisabeth musterten nur flüchtig die Gemälde des ersten Saales, denn es drängte sie, das berühmte Bild zu sehen, um dessentwillen diese kleine Privatgalerie sich großen Stadtsammlungen an die Seite stellen konnte, und das sie natürlich schon aus zahllosen Kopien und Reproduktionen kannten. Wie sie dann vor dem Bild standen, merkten sie aber deutlich, wie arm alle Nachbildungen gegenüber dieser Offenbarung eines Begnadeten bleiben mußten, dessen Farben so heiß und jubelnd waren, daß sie sich in Töne zu verwandeln schienen, und für den die Raumbeschränkung nicht ein mühselig zu überwindendes Hindernis bildete, sondern die gewollte Abgrenzung eines strenggedachten und scheinbar spielend ausgeführten Baues. Das Bild, ein Kniestück, etwas unter Lebensgröße, stellte eine junge Frau dar. Sie war in ein purpurfarbenes, mit Gold und Perlenstickerei reich verbrämtes Gewand gekleidet, hielt zwischen dem spitzen Zeigefinger und dem Daumen der rechten Hand einen goldenen Ring, so als ob sie ihn zeigen wollte. Das Gesicht glich anderen Frauen des Meisters, wie sie sich alle gleichen, nur war es vergeistigter, vielleicht auch ein wenig leidvoller, als die Renaissance sonst die Frauen darzustellen liebt. Auf den rötlichen Haaren saß ein goldener Kopfschmuck, der dem Mützchen einer Dogaressa glich. Sie stand vor einem Vorhang aus gelbem Damast, der sich hinter ihr zurückschlug und die Lagune enthüllte, auf der man den Bucentaurus schwimmen sah, das Prachtschiff, von dem der Doge alljährlich den Ring ins Meer warf, zum Zeichen, daß Venedig und die Adria unlöslich miteinander vermählt seien. Weil man nicht genau wußte, wen das Bild darstellte, ob es wirklich, wie einige Kunsthistoriker behaupteten, eine Dogaressa Priuli oder nur sonst eine vornehme Dame war, hieß es bald die Dogaressa, bald auch nur die Frau mit dem Ring. Wie immer es aber heißen mochte, wer vor ihm stand, vergaß bald nach Namen und Sinn zu fragen, versank tief in den Zauber, der von diesen Farben, von dieser wundersamen Abstimmung des goldfarbenen Vorhangs zwischen dem purpurnen Kleid und der blauschimmernden Lagune ausging. Lange standen der Oberst und Elisabeth vor dieser köstlichen Frau, sahen immer noch zu ihr empor, auch als die Besucher, die mit ihnen gekommen, schon wieder gegangen waren und neue eintraten. Nur »der erste Kirchgang Mariä« in der Academia hatte ähnliche Empfindungen in ihnen ausgelöst, hatte sie so bis zuletzt einem Kunstwerk hingegeben, wie dieses Bildnis hier.
Halblaut, als stünden sie an geweihtem Ort, tauschten sie bewundernde Bemerkungen über Einzelheiten der Technik und der Wirkung aus, aber nicht gar viele, denn sie fühlten beide, daß man hier nur schauen, nicht sprechen oder erläutern mußte. Als sie sich dann endlich von der »Dogaressa« losrissen, um die übrige Galerie zu betrachten, kamen ihnen die andern Schulen und Bilder, die hier vertreten waren, blaß und nichtig vor, so daß sie nichts von ihnen in der Erinnerung behielten, auch späterhin nicht wußten, ob sie in Wirklichkeit oder nur durch den Gegensatz so unbedeutend waren, wie sie ihnen erschienen.
Wie Schöttlings die Galerie wieder verließen und durch das Erztor hinaustraten auf die Stufen, um ihren Gondoliere heranzuwinken, der ein wenig beiseite gefahren war, bot sich ihnen ein Anblick, bei dem Elisabeths Herz zu klopfen begann, so daß ihr wieder, wie gestern auf dem Lido, das Blut ins Gesicht stieg. Am Fuß der Treppe auf der letzten Stufe, welche das Wasser frei ließ, stand ein hochgewachsener, schlanker Mann mit einem jungen, kühnen Gesicht Ettore Priuli. Er trug wieder seinen weißen Anzug, seine tadellosen, hellen Schuhe, das Fächerchen in der Brusttasche, den Hut weit zurückgeschoben und im Knopfloch seines Jacketts eine dunkle Rose. Er erwartete seine eigene Gondel, die eben von zwei Gondolieri mit zarten Ruderschlägen herangerudert wurde. Noch ehe Elisabeth ihn bemerkte, hatte er sie schon unter den herausströmenden Fremden herausgefunden und erkannt und warf ihr nun, ohne seine Stellung zu verändern, wieder jene schmachtenden und lockenden Blicke zu, mit denen er gestern schon die ihrigen eingefangen hatte. Seine Gondel kam jetzt hergeschwommen, schwarz wie alle andern, aber reich vergoldet am Steuer und am Schnabel und mit schwellenden Sammetkissen belegt. Die Gondolieri trugen helle Leinenanzüge mit Schärpen in den Hausfarben der Priuli und breitrandige Strohhüte mit weiß-blauen Bändern. Der altersgraue Palast, vor dem der junge Beau auf seine Gondel wartete, die prächtige Erscheinung Ettores, die malerische Konstrastwirkung der dunklen Gondel mit den hellgekleideten Burschen, die sie führten, das alles gab zusammen ein so echt venezianisches Bild, daß die Schöttlings darauf hinsahen, als hätten sie ein Gemälde von Canaletto vor sich, nicht Menschen und Dinge der Wirklichkeit. Ettore wußte wohl, wie dekorativ er da aussah, und freute sich des Eindrucks, den er samt seiner Umgebung hervorbrachte. Er fand aber auch, daß es für heute genug sei, daß ein rasches Verschwinden die Neugier rege machen und so seine Chancen erhöhen würde, und darum markierte er ein wenig Ungeduld und schickte sich an, in die Gondel zu springen, noch ehe sie völlig herangerudert war. In diesem Augenblick kam von der andern Seite, vom Palazzo Carlo Priuli her, eine gewöhnliche Mietsgondel, in der ein einziger Mann saß. Er mochte nur wenig älter sein als Ettore, und die Gesichter der beiden trugen eine gewisse Familienähnlichkeit, aber Carlo Priuli sah viel älter, gescheiter und nervöser aus als sein schöner Vetter, und obgleich auch er mit der koketten Eleganz des Italieners gekleidet war, merkte man ihm doch an der Miene, an den Bewegungen und am Blick an, daß er kein Bummler war, sondern ein geistiger Arbeiter. Er zog seine Uhr heraus, fluchte halblaut etwas vor sich hin, trieb den Gondoliere zur Eile an und langte dann von der Bank neben sich ein Notizbuch her, in das er allerlei Zahlen und Zeichen einschrieb.
Offenbar rechnete er irgend etwas aus, denn er hielt immer wieder im Schreiben an, klemmte den Bleistift zwischen die Zähne und sah mit einer Falte über der Nasenwurzel starr in die Ferne, wie jemand tut, der sein Gehirn zu straffer Arbeit zwingt. Ettore sah ihn und lächelte ein wenig spöttisch. Er rief ihn an:
»Carlo, wohin in solcher Eile?«
Der andere hob den Kopf, lüftete ein wenig den Hut, schien aber von der Begegnung mit dem schönen Vetter nicht gerade hocherfreut. Er gab kurz zurück:
»Zu einer Unterredung bei Grimaldi. Es ist höchste Zeit. Ich bin schon um zehn Minuten zu spät daran!«
Ettore lachte und rief: »Zehn Minuten zu spät, entsetzlich! Die Welt wird untergehen, wenn Grimaldi ganze zehn Minuten auf Dich warten muß!«
Carlo lachte gezwungen, entgegnete aber nichts. Seine Gondel war auch schon zu dreiviertel vorüber. Ettore rief ihm noch nach:
»Kommst Du nicht einmal auf den Lido hinüber?«
»Ich glaube kaum, vielleicht fahre ich schon in den nächsten Tagen nach Rom, es kann sein, daß ich ins Ministerium muß!«
Damit war Carlo Priuli um die Ecke des kleinen Kanals verschwunden, und auch Ettore sprang jetzt in seine Gondel. Elisabeth hatte die kleine Szene ohne besonderes Interesse beobachtet, wurde erst aufmerksam, als der Gondoliere ihr flüsternd die Namen der beiden Herren nannte. Sie fand Carlos Erscheinung, im Gegensatz zu seinem Vetter, wenig anziehend, seine Art zu sprechen und sich zu geben trocken und unfreundlich, und doch mußte sie in späteren Tagen oft an diese kleine Begebenheit zurückdenken, an die Begegnung der beiden Männer, an die Worte, die sie im Vorüberfahren wechselten, und immer war's ihr dann, als wäre diese Begegnung nicht nur ein zufälliges Zusammentreffen gewesen, sondern ein Symbol, an dem sie achtlos vorübergegangen war und das doch für ihr ganzes Leben tiefe Bedeutung gewinnen sollte
Die Gondolieri Ettores stießen von der Treppe ab. Er warf noch einen Blick auf Elisabeth zurück, glitt mit der Hand langsam, zärtlich über die dunkle Rose in seinem Knopfloch, als streichelte er eine Mädchenwange. Elisabeth sah das Spiel seiner Finger und erbebte; sie wollte eine jähe Bewegung machen, sich zum Gehen wenden oder irgend etwas tun, was keinen Sinn hatte, da war aber die Gondel mit dem jungen Mann schon dahingeglitten und bog eben in einer wundervoll scharfen Kurve um die Ecke zum Canal Grande.
Auch die Schöttlings fuhren nach Hause. Sie wußten, daß nach der Dogaressa jeder andere Kunsteindruck schwach bleiben mußte. Sie hatten also beschlossen, den Kirchenbesuch, der noch geplant war, auf ein andermal zu verschieben, und sie ließen sich jetzt planlos ein wenig in Seitenkanälen umherfahren. Sie sprachen nicht viel, sondern schauten und sannen, wie in Venedig schaut und sinnt, wer dieser Stadt sein Herz geöffnet hat. Einmal, da der Gondoliere für eine kurze Strecke in den Canal Grande zurückgekehrt war, sahen sie aus dem Palazzo Morosini Menschen herauskommen, elegante Frauen in hellen Mänteln und wehenden Schleiern mit vornehmen Herren und reichgekleideten Kindern. Da fragte Elisabeth aus ihren Gedanken heraus:
»Kannst Du Dir eigentlich vorstellen, wie man in diesen Palästen lebt?«
Der Oberst lächelte.
»Ich denke, sehr angenehm, wenn auch nicht ganz so komfortabel wie in einem deutschen Palast. Aber alle Leute machen ja nicht die Ansprüche Ottos.«
Elisabeth schüttelte den Kopf.
»Nein, so hab' ich es nicht gemeint. Ich möchte wissen, wie die Menschen in solchen Häusern wohnen, in denen sie immerfort von einer großen Tradition, von großen Erinnerungen umstellt sind! Ich denke, man muß sich eigentlich vorkommen, als ob man an eine Kette gebunden wäre, so daß man so leben muß oder wenigstens versucht so zu leben, wie alle die getan haben, durch deren Hände die Kette läuft. Ich denke mir, man hat da gar nie den Mut, man selbst zu sein, man versucht wohl immer unwillkürlich, ob man sich in den Stil oder in die Tradition einpaßt. Ich denke mir das traurig und beklemmend.«
Der Oberst sah auf die Menschen zurück, die eben aus dem Palazzo Morosini getreten waren und jetzt lachend und scherzend eine Gondel bestiegen.
»Das denkst Du Dir bloß aus! Schau' Dir die Menschen da an, ob sie beklemmt aussehen oder man ihnen zutraut, daß sie sich einer Tradition einfügen wollen. Es sind alles Italiener, vergiß das nicht! Sie wurzeln fester im Leben als wir, und die Vergangenheit hat über sie keine Macht «
Elisabeth entgegnen nichts mehr. Ihre Gedanken gingen schon auf anderen Wegen. Sie liefen zurück zum Palazzo Priuli und zu dem Mann, der in der Rose ihre Wange gestreichelt hatte. Voll verwirrender Süße stürmten sie auf das Mädchen ein, bis ihr Gesicht nicht mehr verklärt aussah, wie an den Tagen vorher, sondern ernst und bewegt, so daß ihr Vater einmal fragte: »Liesel, an was denkst Du?«
»Ich denke an die Dogaressa,« entgegnete sie und log nicht einmal, da sie's sagte. Ja, sie dachte an das Bild, an den Palast, aber auch noch an den, in dem das Blut alter Herrscher floß. Er, sein Haus, sein Bild, seine Stadt gingen ineinander über, daß sie nicht mehr genau unterscheiden konnte, woran ihr Denken hing, daß sie nur eine Sehnsucht empfand, die sie zu gleicher Zeit erschreckte und beglückte, eine Sehnsucht, die die Arme weit ausbreitete, um etwas zu empfangen, dessen Namen sie noch nicht kannte oder sich noch nicht zu nennen traute. An diesem Tag und an andern, die ihm folgten, spürte Elisabeth erst wieder, daß sie jung und daß das Leben ihr noch alles schuldig geblieben war. Im Harm um ihre erste Liebe, in den kleinlichen Sorgen, durch die sie Jahr um Jahr mit den Eltern geschritten war, hatte sie's fast vergessen, war immer schon zufrieden gewesen, wenn keine Katastrophe die bescheidene Zufriedenheit ihres Elternhauses gestört hatte. Nun aber war's ihr, als stünde hier, in Venedig, irgendwo das Glück für sie bereit und hätte seinen Nachen an den weiß-blauen Pfählen des Palazzo Priuli festgebunden.
Während Ettore mit seiner dunkelroten Rose dahinfuhr, war er sehr zufrieden. Heute war er ohne jede Anstrengung der schöne Priuli, dessen Lächeln ganz Venedig kannte und in das die Frauen verliebt waren. Wie alle Tage, so machte er auch heute eine etwa einstündige Fahrt auf dem Canal Grande, denn wenn die elegante Welt Venedigs auch um diese Zeit hier nicht zu sehen war, so hielt Ettore es doch für unterhaltend und auch für klug, sich eben in dieser Stunde in das Fremdengewühl zu mischen. Er wußte ja, wie bestechend er in seiner malerischen Gondel wirkte, und er hatte noch immer, trotz verschiedener Fehlschläge, die Hoffnung nicht aufgegeben, daß sich eines Tages eine Milliardärin hier, auf dem Canal Grande, in ihn und seinen glänzenden Apparat verlieben würde. Früher wenigstens hatte er darauf gerechnet, ehe die Schöttlings in seinen Gesichtskreis getreten waren, jetzt hoffte er, vielleicht noch einmal der Gondel mit dem blonden Mädchen zu begegnen. Er war zufrieden mit sich und eigentlich schon glücklich. Was er auf dem Lido nur wie im Scherz, nur wie unter dem Eindruck einer Laune gesprochen hatte, schien, durch seltsame Zufälle begünstigt, Wirklichkeit werden zu wollen, eine Wirklichkeit, von der ein warmes Glücksgefühl auf ihn niederfloß. Warum ihm Elisabeth und ihr Besitz mit eins so teuer schien? In erster Linie natürlich ihrer großen Erbschaft wegen, denn obwohl die Priuli keine Kriege mehr führten, brauchten sie doch Geld, Geld und nochmal Geld. Seit Jahrzehnten und länger noch waren sie ja nur mehr Nachfahren, hatten niemals die Hände oder die Gedanken geregt, um selbständig zu erwerben, was ihnen große Ahnen hinterlassen hatten. Stolz und fröhlich hatten sie immer von dem gezehrt, was da war, so daß es jetzt Tage und Wochen gab, an denen die Familie nur von den Eintrittsgeldern der Galerie oder von Darlehen Carlo Priulis lebte, die allerdings karg bemessen waren, denn der Ingenieur war sparsam und ärgerte sich jedesmal, wenn er, der sich um seinen Verdienst redlich abmühte, die Hände der faulenzenden Verwandten füllen sollte.