Лучшие немецкие сказки / Die Besten Deutchen Märchen - Якоб и Вильгельм Гримм 3 стр.


Und dieser Schlaf verbreite sich über das ganze Schloss: der König und die Königin, die eben heimgekommen waren und in den Saal traten, fingen an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legt sich, und auf den Bäumen vor dem Schloss regte sich kein Blättchen mehr. Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf den Dach.

Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt. Also von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes.

Nach langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte, wie ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr der König und die Königin und der ganze Hofstaat. Er wusste auch von seinem Großvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten, durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängengeblieben und eines traurigen Todes gestorben.

Da sprach der Jüngling: Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen. Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter große schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als Hecke zusammen. Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dach saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden.


Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuss.

Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte, und blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die Königin und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit großen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde sprangen und wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an den Wänden krochen weiter; das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen; der Braten fing wieder an zu brutzeln; und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, dass er schrie; und die Magd rupfte das Huhn fertig.

Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.

König Drosselbart

Ein König hatte eine Tochter, die war wunderschön, aber stolz und übermütig: kein Freier ihr gut genug war, und sie einen nach dem andern abwies, und noch dazu Spott mit ihnen trieb[64]. Einmal ließ der König ein großes Fest anstellen, und lud dazu alle heiratslustigen Männer ein. Die wurden in eine Reihe nach ihrem Rang und Stand geordnet. Erst kamen die Könige, dann die Herzoge, die Fürsten, Grafen und Freiherrn, zuletzt die Edelleute.

Nun wurde die Königstochter durch die Reihen geführt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen. Der Eine war ihr zu dick: Das Weinfass! sprach sie. Der Andere zu lang: Lang und schwank hat keinen Gang!. Der Dritte war zu kurz: Kurz und dick hat kein Geschick!. Der Vierte war zu blass: Der bleiche Tod!, der Fünfte zu rot: Der Zinshahn[65]!, der Sechste war nicht gerade genug: Grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!. Und so hatte sie an einem jeden etwas auszusetzen. Besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig[66], der ganz oben stand, und dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war. Ei, rief sie und lachte, der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel! und seit der Zeit bekam er den Namen Drosselbart.

Der alte König aber, als er sah, dass seine Tochter nichts tat, als über die Leute spotten, und alle Freier die da versammelt waren, verschmähte, ward er zornig und schwur, sie sollte den ersten, besten Bettler zum Mann nehmen, der vor seine Türe käme.

Ein paar Tage darauf hub ein Spielmann an[67], unter dem Fenster zu singen, um damit ein geringes Almosen zu erwerben. Als es der König hörte, sprach er: Lasst ihn herauf kommen! Da trat ein schmutziger Spielmann herein, sang vor dem König und seiner Tochter, und bat, als er fertig war, um eine milde Gabe[68]. Der König sprach: Dein Gesang hat mir so gefallen, dass ich dir da meine Tochter zur Frau geben will.

Die Königstochter erschrak, aber der König sagte: Ich habe den Eid getan, dich dem ersten, besten Bettelmann zu geben, den will ich auch halten. Es half keine Einrede, der Pfarrer ward geholt, und sie musste sich gleich mit dem Spielmann trauen lassen. Als das geschehen war, sprach der König: Nun schickt sichs[69] nicht weiter, dass du in meinem Schloss bleibst, du kannst nur mit deinem Manne fortziehen. Der Bettelmann nahm sie mit hinaus, und sie kamen in einen großen Wald.

Da fragte sie: Ach, wem gehört der schöne Wald? Der gehört dem König Drosselbart: hättst dun genommen, so wär er dein! Ich arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Drosselbart! Darauf kamen sie über eine Wiese, da fragte sie wieder: Wem gehört die schone, grüne Wiese? Sie gehört dem König Drosselbart: hättst dun genommen, so wär sie dein! Ich arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Drosselbart! Dann kamen sie durch eine große Stadt, da fragte sie wieder: Wem gehört wohl die schöne große Stadt? Sie gehört dem König Drosselbart, hättst dun genommen, so wär sie dein! Ich arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!

 Das gefällt mir gar nicht, sprach der Spielmann, dass du dir immer einen andern zum Mann wünschest, bin ich dir nicht gut genug? Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie: Ach Gott! was für ein Häuselein! Wem mag das elende, winzige Häuschen sein? Der Spielmann antwortete: Das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen. Wo sind die Diener?, sprach die Königstochter. Was, Diener!  antwortete der Bettelmann, du musst dir selber tun, was du willst getan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, dass du mir mein Essen kochst, ich bin ganz müde.

Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann musste selber mit Hand anlegen[70], dass es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost gegessen hatten, legten sie sich zu Bett, aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Haus besorgen sollte. Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht genug, und zehrten ihren Vorrat auf[71]. Da sprach der Mann: Frau, so gehts nicht länger, dass wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe flechten. Er ging aus, schnitt Weiden, und brachte sie heim, da fing sie an zu flechten, aber die harten Weiden stachen ihr die zarten Hände wund. Ich sehe, das geht nicht, sprach der Mann, spinn lieber, vielleicht kannst du das besser. Sie setzte sich hin und versuchte zu spinnen, aber der harte Faden schnitt ihr bald in die weichen Finger, dass das Blut daran herunter lief. Siehst du, sprach der Mann, du taugst zu keiner Arbeit, mit dir bin ich schlimm angekommen[72]. Nun will ichs versuchen, und einen Handel mit Töpfen und irdenem Geschirr anfangen, du sollst dich auf den Markt setzen und die Ware feil halten[73]. Ach, dachte sie, wenn auf den Markt Leute aus meines Vaters Reich kommen, und sehen mich da sitzen und feil halten, wie werden sie mich verspotten!

Aber es half nichts, sie musste hin, wenn sie nicht Hungers sterben wollten. Das erste Mal gings gut, denn die Leute kauften der Frau, weil sie so schön war, gern ihre Ware ab, und bezahlten, was sie forderte, ja viele gaben ihr das Geld, und ließen ihr die Topfe noch dazu. Nun lebten sie von dem erworbenen so lang es dauerte, da handelte der Mann wieder eine Menge neues Geschirr ein, und sie setzte sich an eine Ecke des Markts, und stellte es um sich her und hielt feil. Da kam plötzlich ein trunkener Husar daher gejagt, und ritt gerade zu in die Töpfe hinein, dass alles in tausend Scherben zersprang. Sie fing an zu weinen, und wusste nicht vor Angst, was sie anfangen sollte. Ach wie wird mirs ergehen![74], rief sie, was wird mein Mann dazu sagen! Sie lief heim, und erzählte ihm das Unglück. Wer setzt sich auch an die Ecke des Markts mit irdenem Geschirr!, sprach der Mann, lass nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen; da bin ich in unseres Königs Schloss gewesen, und habe gefragt, ob sie nicht eine Küchenmagd brauchen könnten, und sie haben mir versprochen, sie wollten dich dazu nehmen, dafür bekommst du freies Essen.

Nun ward die Königstochter eine Küchenmagd, musste dem Koch zur Hand gehen[75] und die sauerste Arbeit[76] tun. Sie machte sich an beiden Seiten in den Taschen ein Topfchen fest, darin trug sie, was sie von dem übrig gebliebenen erhielt, nach Haus, und sie lebten zusammen davon. Es trug sich zu, dass die Hochzeit des ältesten Königssohns sollte gefeiert werden, da ging die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saaltüre und sah zu. Als nun die Lichter angezündet wurden, und immer einer schöner als der andere herein trat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betrübtem Herzen[77] an ihr Schicksal, und verwünschte ihren Hochmut und Übermut, der sie in diese Armut gestürzt hatten. Von den köstlichen Speisen, die da ein und ausgetragen wurden, erhielt sie von den Dienern manchmal etwas geschenkt, das tat sie in ihre Topfchen und wollte es heim tragen. Auf einmal trat der Königssohn in goldenen Kleidern daher, und als er die schöne Frau in der Türe stehen sah, ergriff er sie bei der Hand und wollte mit ihr tanzen, aber sie wollte nicht und erschrak, denn sie sah, dass es der König Drosselbart war, der um sie gefreit und den sie mit Spott abgewiesen hatte.

Als sie sich sträubte, zog er sie herein, da ging das Band auf, welches die Taschen hielt, und die Töpfe fielen heraus, dass die Suppe floss, und die Brocken umher sprangen. Und wie das die Leute sahen, entstand ein allgemeines Gelächter und Spotten, und sie war so beschämt, dass sie sich lieber tausend Klafter unter die Erde gewünscht hätte[78]. Sie sprang zur Türe und wollte entfliehen, aber auf der Treppe holte sie ein Mann ein und brachte sie zurück, und wie sie ihn ansah, war es der König Drosselbart selbst, der sprach: Fürchte dich nicht, ich und der Spielmann, der mit dir in dem elenden Häuschen gewohnt hat, sind eins. Dir zur Liebe[79] habe ich mich so verstellt, und der Husar, der dir die Töpfe entzwei geritten hat, bin ich auch gewesen. Das alles ist geschehen, um deinen stolzen Sinn zu beugen, und dich für deinen Hochmut, womit du mich verspottet hast, zu strafen. Nun aber ists vorüber und jetzt soll unser Hochzeitfest sein. Da kamen die Kammerfrauen, und taten ihr die prächtigsten Kleider an, und ihr Vater kam und der ganze Hof, und wünschten ihr Glück zu ihrer Vermählung mit dem König Drosselbart, und die rechte Freude fing jetzt erst an. Ich wollte, du und ich, wir wären auch dabei gewesen.

Hänsel und Gretel

Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Er hatte wenig zu beißen und zu brechen[80], und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er das tägliche Brot nicht mehr schaffen. Wie er sich nun abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte, seufzte er und sprach zu seiner Frau: Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren da wir für uns selbst nichts mehr haben? Weißt du was, Mann, antwortete die Frau, wir wollen morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist. Da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus, und wir sind sie los. Nein, Frau, sagte der Mann, das tue ich nicht; wie sollt ichs übers Herz bringen[81], meine Kinder im Walde allein zu lassen! Die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreissen. Oh, du Narr, sagte sie, dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobeln, und ließ ihm keine Ruhe, bis er einwilligte. Aber die armen Kinder dauern mich doch, sagte der Mann.

Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört, was die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte. Gretel weinte bittere Tränen und sprach zu Hänsel: Nun ists um uns geschehen[82]. Still, Gretel, sprach Hänsel, gräme dich nicht, ich will uns schon helfen. Und als die Alten eingeschlafen waren, stand er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz hell, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hänsel bückte sich und steckte so viele in sein Rocktäschlein, als nur hinein wollten. Dann ging er wieder zurück, sprach zu Gretel: Sei getrost, liebes Schwesterchen, und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen, und legte sich wieder in sein Bett.

Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder: Steht auf, ihr Faulenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen. Dann gab sie jedem ein Stückchen Brot und sprach: Da habt ihr etwas für den Mittag, aber essts nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts. Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte. Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald. Als sie ein Weilchen gingen, stand Hänsel still und guckte nach dem Haus zurück und tat das wieder und immer wieder. Der Vater sprach: Hänsel, was guckst du da und bleibst zurück, hab acht und vergiss deine Beine nicht! Ach, Vater, sagte Hänsel, ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen. Die Frau sprach: Narr, das ist dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint. Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen.

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