Läufig - Amy Blankenship 3 стр.


Sie verdrehte ihre Augen und streckte ihre Hand aus, um die Nachttischlampe anzuschalten. Damon war so in Eile gewesen, als er hereingekommen war, dass er nicht einmal das Licht aufgedreht hatte. Sie wollte nach dem Teddybären greifen, als etwas auf dem Bett ihre Aufmerksamkeit erregte. Genau dort, wo Damon gelegen hatte, war ein feuchter, roter Fleck zu sehen. Sie streckte ihre Finger danach aus, und wollte ihn gerade berühren, als sie die Hand wieder zurückzog.

Nachdem sie schnell vom Bett geklettert war, ging Alicia auf den Balkon hinaus und schlich sich zur nächsten Glastür, die in Damons Schlafzimmer führte. Was sie dort sah, brach ihr das Herz.

Damon warf die Schlafzimmertür hinter sich ins Schloss und riss sein schwarzes Hemd von seinem Körper, warf es quer durch den Raum. Mehrere Kugeln, die in das Hemd gefallen waren, trafen bei der Aktion auf den Boden und die Wände. Sein Körper hatte sie aus seinem Fleisch gedrückt, um wieder heilen zu können. Er atmete tief ein und sah angeekelt hinunter auf die blutigen Löcher. Durch die Kugeln, die noch in seinem Körper waren, konnten sich die Wunden nicht schließen.

Als er eine Patrone sah, die halb aus seiner Brust ragte, zog er sie ganz heraus. Er umklammerte den Bettpfosten so fest, dass das Holz brach. Wenn er nicht das Werwolfblut vorhin getrunken hätte, läge er nun auf seinen Knien und würde vor Schmerzen laut heulen. Obwohl, wenn er es sich recht überlegte, hätte er es wahrscheinlich nicht einmal aus der Villa geschafft.

Das Blut eines Paranormalen erzeugte einen größeren Energieschub als menschliches Blut, aber es war klar, wenn er schneller heilen wollte, dann würde er mehr Blut brauchen. Niemand hatte ihm je vorgeworfen, geduldig zu sein.

Mit einem Brummen ließ Damon die Kugel, die er gerade herausgezogen hatte, zu Boden fallen und ging zum Schrank, um ein anderes Hemd zu holen. Alles, was er finden konnte, waren Pullover… er nahm einen schwarzen vom Kleiderhaken, ehe er auf die Balkontür zuging.

Alicia hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen, um nicht aufzuschreien, als sie sah, wie viel Schaden an Damons Brust angerichtet worden war. Einige der Schusswunden bluteten noch, und einige pressten tatsächlich die Kugeln aus seiner Haut. Kein Wunder, dass er Schmerzen gehabt hatte, als sie ihn geschlagen hatte. Sie fühlte einen schmerzenden Stich in ihrer Brust. Wie konnte sie nur so grausam sein?

Sie wollte gerade die Tür aufmachen, als Damon sich umdrehte und sie hielt inne. Sie wollte heulen, als sie seinen blutigen Rücken sah, der noch schlimmer aussah, als seine Brust, ehe er einen Pullover anzog. Wie oft hatte sie ihn auf den Rücken geschlagen, ehe er sie auf das Bett geworfen hatte? Alicia fühlte, wie bei dem Gedanken ihre Knie weich wurden.

Als er auf die Balkontür zukam, trat sie schnell zur Seite, wirbelte herum und drückte ihren Rücken an die Ziegelmauer zwischen den beiden Glastüren. Mit einer Hand auf ihrer unverletzten Brust hielt sie ihren Atem an und hoffte, dass er nicht herauskommen und sie dabei erwischen würde, wie sie ihm nachspionierte.

Ihre Panik wurde schnell verdrängt von Schmerz… dann Wut und Verwirrung. Damon hatte sie in der Villa angelogen… all das Blut war seines gewesen. Wieso sollte er so etwas tun? Wieso sollte er sich als Schild vor sie stellen und ihr dann nicht sagen, dass er verletzt war? Er hätte sterben können… und wofür? Um sie zu retten?

Alicias Augen wurden groß, als die Balkontür plötzlich aufgerissen wurde, und Damon auf das Geländer sprang und auf die Straße hinuntersah. Er blieb kurz oben stehen, wollte gerade springen, als er jemanden hinter sich fühlte. Er konnte all diese Emotionen in ihrer Aura fühlen und seufzte… er war müde und verletzt und hatte keine Lust mehr, heute Nacht noch mehr zu streiten.

„Michael hat ihre Erinnerungen daran, dass du heute Nacht dort warst, ausgelöscht. Wenn du jetzt zu Micah zurückläufst, bevor sie dich anrufen… war alles umsonst, was er getan hat, um dir zu helfen. Wenn du schon nicht für mich hierbleiben willst… dann tu es für Michael.“ Damit ließ sich Damon vom Balkon fallen und landete im Gras darunter.

Alicia schrie leise auf und rannte zu dem Steingeländer, sah hinunter als er blind nach unten taumelte. Ihre Augen wurden groß und sie umklammerte den Stein, als sie erkannte, dass Damons blindes Taumeln nicht so blind war, wie sie gedacht hatte. Seine Arme streckten sich zu beiden Seiten und es sah aus, als würde er die Schatten um sich schlingen, sich darin einwickeln… dann verschwand er, bevor er am Boden ankam.

Alicias Blick durchsuchte die Dunkelheit, wollte ihm folgen, aber sie konnte ihn nicht mehr sehen… nicht einmal seine Schritte hören. Er tat ihr leid, und sie fühlte selbst die Schmerzen, die er heute Nacht für sie auf sich genommen hatte.

Sie schlang ihre Arme um sich, fühlte sich plötzlich viel einsamer als erwartet und wünschte sich verzweifelt, dass er nicht gegangen wäre. Sie musste ihm sagen, dass es ihr leid tat… sie wollte ihm danken und sie wollte ihn wirklich noch einmal schlagen dafür, dass er ihr nicht gesagt hatte, dass er verletzt war. Wohin ging er? Was machten Vampire, wenn sie verletzt waren?

Er wollte, dass sie hierblieb und machte, worum Michael gebeten hatte. Mit einem Seufzen entschied sie, ausnahmsweise einmal zu gehorchen… aber sie machte es nicht für Michael.

Alicia wandte sich vom Geländer ab und ging zurück in ihr Zimmer, wo sie sich auf das Bett setzte. Sie starrte einige Sekunden lang das Telefon an und fragte sich, was sie tun sollte, wenn es klingelte. Sollte sie abheben? Was, wenn es nicht Michael war? Was, wenn Warren oder Quinn Michael anrufen wollten, und sie nahm ab?

Damon hatte recht… sie schuldete ihnen genug, um zumindest bis zum Morgen zu warten, ehe sie irgendwelche Entscheidungen traf, oder etwas machte, was sie nicht tun sollte. Sie erinnerte sich an den gefährlichen Klang von Michaels Stimme, als er Damon aufgetragen hatte, sie nach Hause zu bringen. Niemand hatte gewollt, dass sie heute Nacht dort war, außer vielleicht Damon… noch etwas, wofür sie Damon dankbar sein musste.

In der Hoffnung, dass die Zeit dann schneller verging, stand sie auf und zog sich ihr Nachthemd an. Sie legte sich ins Bett, deckte sich zu und versuchte, zu schlafen. Aber es war zu heiß, obwohl sie die Balkontür offengelassen hatte, sodass der kühle Wind hereinwehte. Fast eine Stunde lang warf sie sich von einer Seite auf die andere, ehe sie schließlich ihre Hand hob, um den Schweiß von ihrer Stirn zu wischen.

Ihre Haut fühlte sich heißer an, als sie sein hätte sollen, also warf sie die Decke von sich, sodass es endlich kühler wurde. Frustriert knüllte sie die Decke zusammen, sodass sie wie ein langes Kissen war, kuschelte sich daran und schlang ein Bein darum. Sie rieb sich daran, genoss das Gefühl zwischen ihren Oberschenkeln und zog die Decke noch fester an sich.

Alicias Augen öffneten sich ruckartig, als sie plötzlich die Symptome erkannte, die sie aufwies. Sie hatte davon gelesen und gesehen, wie eine ihrer Freundinnen in der Schule es durchgemacht hatte.

„Nein…“, flüsterte sie, als sie fühlte, wie die Angst alleine schon bei dem Gedanken hieß durch sie schoss. „Bitte lass mich nicht läufig werden.“

*****

Damon eilte durch die Schatten der Stadt auf die dunkelsten Viertel zu, auf der Suche nach etwas oder jemandem, der getötet werden musste. Er versuchte, den Gedanken an Alicia zu verdrängen, aber es schien, dass in jeder Minute, die er in ihrer Gegenwart verbrachte, sie tiefer unter seine Haut kroch. Das Merkwürdigste war… er mochte sie dort.

Sein ganzes Leben basierte darauf, dass ihm alles egal war… und alle. Er war außerdem stolz darauf gewesen, dass er es zu seiner Regel gemacht hatte, dass er sich nahm, was er wollte. Er wollte sie, und sie musste dringend aufhören, den Teufel in Versuchung zu führen. Als er sich vom Balkon fallen gelassen hatte, hatte er gebetet, dass sie ihm nicht folgen würde. Zum Glück hatte das Mädchen noch ein wenig von ihren Selbsterhaltungsinstinkten übrig.

Schließlich kam er an sein Ziel: eine heruntergekommene Gegend von Los Angeles. Damon hielt sich auf der dunklen Seite des Gehsteigs auf, grinste, als ein Polizeiauto vorbeifuhr und alle verschwanden. Sobald die Bullen wieder außer Sichtweite waren, kam der Abschaum der Erde wieder aus ihren Verstecken und das Leben ging wieder weiter, als wäre nichts geschehen.

Damon grinste hämisch in die Richtung von zwei sehr dürftig bekleideten Frauen und ging weiter, als sie versuchten, ihn mit ihren Körpern zu verführen. Vielleicht hätte er es sich vor ein paar Wochen noch einmal überlegt, aber jetzt… wollte er nichts mit dem anderen Geschlecht zu tun haben. Bei dem Gedanken, von einer von ihnen zu trinken, wurde ihm übel.

Als er um eine Ecke bog, bemerkte Damon zwei Schlägertypen ein Stück weiter, die ihn ansahen, als er sich näherte. Das war schon eher, wonach ihm der Sinn stand.

„Wie geht’s?“, fragte einer von ihnen mit tiefer Stimme. Er hatte seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, hoffte, Drogen verkaufen zu können. Als er einen Blick auf die wilden Augen des Mannes erhaschte, beschloss er aufzugeben, denn er nahm an, dass der Typ seine Drogen schon woanders bekommen hatte.

Damon antwortete nicht und ging weiter. Er wusste, was kommen würde, und er freute sich darauf. Diese beiden Typen waren vermutlich die Könige in dieser Straße, so wie sich ihre Muskeln abzeichneten und ihre Augen finster strahlten. Er konnte altes Blut auf ihren Kleidern riechen und erkannte die Narben auf ihren Fäusten, die solche Gangster immer auszeichneten. Ja, sie waren vermutlich in ihren eigenen Köpfen Legenden.

„He“, rief der zweite, „mein Freund hat dich etwas gefragt.“

„Und mein Schweigen hätte ihn warnen sollen, dass ich nicht in der Stimmung war“, warnte Damon und drehte dann den Kopf, um ihn anzusehen. Er schenkte ihnen ein gemeines Grinsen, seine Fangzähne blitzten in dem schwachen Schein der Straßenlaterne auf und sie erkannten die roten Iris in seinen Augen. „Aber ein Abendessen mit euch beiden klingt gut.“

Damon bewegte sich schnell, packte den ersten und leerte ihn in weniger als einer Minute bis auf den letzten Tropfen. Schweiß brach auf seiner Stirn aus, durch den Schmerz von weiteren Kugeln, die sich aus seinem Körper schoben und mit einem metallischen Klingeln am Boden landeten. Er legte seinen Kopf in den Nacken und lachte atemlos, ehe er den toten Mann zu Boden sinken ließ.

Das Echo von dem zweiten Mann, der wegrannte, erreichte Damon und er rannte ihm nach, wobei er wieder die Schatten um sich schlang, um sich zu verstecken. Schmerz und Adrenalin gemeinsam erzeugten einen besonders berauschten Zustand.

Er holte den überdimensionalen Punk ein und verfolgte ihn noch ein paar Sekunden, genoss den Geruch seiner Angst. Als der Mann langsamer wurde, kicherte Damon nur in der Finsternis, sodass der Mensch wieder schneller rannte. Ja, das musste er tun… die Welt von ein wenig niedrigem Abschaum säubern, während er sich das Blut holte, das er brauchte, um wieder gesund zu werden.

Nachdem er schnell die Lust an der Verfolgungsjagd verlor, näherte sich Damon dem Mann und riss ihn hinaus auf die Straße. Der Mensch wehrte sich mit aller Kraft, aber gegen Damons überlegene Macht… war das Ergebnis unabwendbar.

Schließlich erschlafften die Bewegungen des Mannes und Damon ließ ihn auf den schmutzigen Asphalt fallen. Während dem Kampf waren kleine Säckchen mit weißem Pulver aus den Taschen des anderen gefallen, außerdem ein ganzer Stapel Geldscheine und eine Pistole. Damon kniete sich neben die Leiche und verwendete einen Zipfel ihres T-Shirts, um seinen Mund abzuwischen, ehe er das Geld aufhob und es in seine Jackentasche steckte, bevor er wegging.

Als er wieder auf eine größere Straße bog, steckte Damon seine Hände in seine Hosentaschen und schlenderte den Gehsteig entlang, als hätte er keine Sorge auf der ganzen Welt. Jetzt, wo sein Verlangen zu töten und zu trinken teilweise gestillt waren, konnte er sein nächstes Opfer sorgfältiger aussuchen.

Misery beobachtete die gesamte Interaktion zwischen dem Vampir und den beiden Menschen, die er als seine Opfer gewählt hatte. Sie wollte sich ihm nähern, aber sie war zu schwach dafür. Stattdessen musste sie sich damit begnügen, sich an der Angst, die die Menschen zeigten, als der Vampir sie aussaugte, zu laben. Ihre Tode waren köstlich gewesen.

Ihre Begegnung mit Kane früher am selben Abend, hatte sie dazu gezwungen, die gesamte Macht, die sie gespeichert hatte, seit sie aus der Höhle entkommen war, zu verwenden. Als sie ihre Macht mit Kanes Blut vereinigt hatte, hatte das alle ihre Reserven gefressen. Sprünge in den Dimensionswänden dieser Welt zu erzeugen war ein mühsames Unterfangen und würde noch viel mehr Macht brauchen, als sie im Moment besaß. Sie konnte den bösen Herzschlag der Gegend fühlen und wusste, sie hatte einige der schwächeren Dämonen, die hier schliefen, aufgeweckt.

Sie würde stärker sein müssen, um die Wände dünn genug zu machen, damit die Dämonen auf der anderen Seite es spüren und ihre Chance nutzen konnten. Wenn die Dämonen mächtig genug waren… konnten sie den Riss von der anderen Seite her vervollständigen und sich ihr in dieser Welt anschließen.

Obwohl ihre Vorführung nicht genug gewesen war, um zu tun, was sie gewollt hatte, vermehrte sich das Böse in der Stadt und sie würde nicht lange brauchen, um ihre Macht auf das nötige Niveau anzuheben. Wenn dieses Niveau einmal erreicht war… würde sie wieder versuchen, die Wände dieser Dimension zu durchbrechen. Die Aura des Vampirs war nicht so köstlich wie die von Kane, aber sie war ihr ähnlich und die Möglichkeit eines Blutrituals war auf jeden Fall gegeben.

Dieser Vampir… obwohl er eine sadistische Seite zeigte, die Misery gefiel… war seine Macht so völlig anders als die von Kane. Sie wusste schon, wie sie an Kanes wahre Macht gelangen konnte, aber je weiter sie in die Seele von diesem hier blickte, umso besser erkannte sie die gefährliche Wahrheit. Die Macht, die der Vampir, den sie beobachtete, besaß, konnte nur erwachen, wenn er etwas beschützte, das er liebte. Es war eine nutzlose Macht, nachdem die Kreatur solche Gefühle unterdrückte.

Nachdem sie den Vampir noch ein paar Sekunden länger beobachtet hatte, beschloss Misery, dass es besser war, wenn dieser ohne Liebe blieb, denn wenn er je eine solche Empfindung fühlen würde… würde seine Macht grenzenlos sein.

Damon konnte seelenlose Vampire überall um sich und in den dunkleren Seitengassen fühlen. Er überlegte kurz, die Stadt von einigen davon zu befreien, aber entschied, dass er seine gute Tat für diesen Tag schon erledigt hatte. Wenn sie sich von dem niedrigen Leben in dieser Gegend ernähren wollten, wieso sollte er sie aufhalten wollen? Es war ja nicht so, als hätte er nicht gerade dasselbe getan. Während er weiter über die Straße spazierte, fielen mehr Patronen aus seinem Pullover zu Boden und klingelten wie vergessene Erinnerungen auf dem Gehsteig.

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