Läufig - Amy Blankenship 5 стр.


„Er ist mehr Vollblut als Hybrid, weißt du. Seine Seele ist anders als unsere, aber das Böse lebt dort nicht… im Moment ist sie nur voller Angst, Misstrauen und Sehnsucht. Ich hoffe, dass du dich nicht so sehr verändert hast, dass du das Gute in ihm nicht sehen kannst.“

Er wusste, dass Kriss nie böswillig Hybride gejagt und zerstört hatte, ohne einen guten Grund dafür zu haben. Kriss war einer der letzten Gefallenen Engel gewesen, die hierhergeschickt worden waren, lange nachdem die Dämonenkriege geendet hatten… war in diese Welt verbannt worden, nur um einen Teil der männlichen Population loszuwerden. Kriss wusste das nicht, aber Dean war viel, viel älter als er.

Dean war einer der Anführer der Rebellion gewesen, die den Dämonenkrieg beendet hatte… hatte sogar einige der Reinblüter in die Unterwelt geschickt, für ihr sinnloses Massaker an Hybriden, die nicht dämonisch waren. Einige Dinge waren Sünden, egal, wie man sie betrachtete.

Kriss erinnerte sich plötzlich daran, wie er Kane umbringen hatte wollen, nur um dann eine zerfetzte, aber merkwürdig reine Seele zu finden. Er hatte nie eine solche Besonderheit gesehen. Wenn Kane ein Mensch oder ein Dämon gewesen wäre, mit so großem Schaden an seiner Seele angerichtet… würde er das reine Böse sein. Er hätte das reine Böse sein sollen. Er fragte sich, ob Dean recht hatte… dass er vielleicht seine Fähigkeit, diese Dinge zu beurteilen, verloren hatte.

Nachdem er so lange unter den Menschen gelebt hatte, hatte er gelernt, dass sogar die besten Absichten immer eine Schattenseite hatten. Er hatte schon längst entschieden, dass der Tod nur für die echte Gestalt des Bösen war, und dass der Rest es sich untereinander ausmachen musste.

„Wie lange willst du ihm nachspionieren?“, fragte Kriss neugierig.

„Bis er einsieht, dass ich keine Gefahr bin“, antwortete Dean kryptisch.

Kriss legte seinen Kopf zur Seite und betrachtete Dean, wobei er mehrere Schusslöcher in seiner Kleidung sah. „Was, zur Hölle, hast du getan? Du riechst nach Rauch und das sind keine Mottenlöcher in deinen Kleidern.“

„Lass mich dich etwas fragen.“ Dean sah Kriss nicht an. „Bist du wirklich wegen mir hier? Oder brauchst du nur eine Ablenkung, weil du deine Gefühle für Tabatha verdrängen musst?“

Kriss streckte seine Hand aus, packte Deans Arm und wirbelte ihn herum, sodass sie einander ins Gesicht sahen. „Wieso musst du immer Streit suchen?“, wollte er wissen.

Dean riss seinen Arm aus Kriss' Griff los. „Vielleicht weil ich in deine Seele blicken kann, wo du blind bist.“

Kriss wandte seinen Blick ab und als er wieder hochschielte, war Dean weg.

*****

Kane öffnete leise Tabathas Schlafzimmerfenster und kroch hinein. Er hatte sie durch das Fenster beobachtet, aber ihm gefiel es nicht, wie er ihre Unruhe fühlen konnte, und die Tatsache, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte, machte ihn verrückt. Alles, was er hören konnte, war ein ganz leises Flüstern aus ihrem Kopf.

Er sah hinauf zur Decke, während er sich fragte, wessen geniale Idee es gewesen war, dass sie die einzige sein sollte, die er nicht belauschen konnte, wenn sie doch die einzige war, die er wirklich hören wollte. Kane behielt die Dunkelheit um sich, während er sich in den Türrahmen der offenen Schlafzimmertür lehnte und zusah, wie sie vom Sofa zur Stereoanlage ging.

Tabatha drehte das Radio leiser. Sie hatte gehofft, dass die Hintergrundmusik ihr helfen würde, damit sich die Wohnung nicht so leer anfühlte, aber es nervte sie nur. Sie vermisste ihren Mitbewohner.

Kriss war schon früher wochenlang verschwunden und sie wusste, dass er auf sich selbst aufpassen konnte, aber das hatte sie nie davon abgehalten, sich Sorgen zu machen. Diese Dämonin, ihre Haut kribbelte schon bei dem Gedanken an sie, hatte Dean in ihrer Falle festhalten können, auch wenn es nur für ein paar Stunden gewesen war. Es war schwer zu akzeptieren, dass es dort draußen Dinge geben konnte, die Kriss ernsthaft verletzten könnten.

Wieder streiften ihre Finger über ihre Schulter und über ihre Brust, wo sie verletzt worden war, aber sie fühlte nichts als makellose Haut. Sie hatte gedacht, dass sie so hinterlistig war, dass sie Kane denken ließ, dass sie seiner Gedankenkontrolle verfallen war… doch war er der, der zuletzt lachte. Und doch, er hatte ihr gesagt, dass sie sich nicht daran erinnern sollte, wie sie Misery gesehen hatte… aber dennoch erinnerte sie sich. Langsam hob sie ihre Finger hoch zu ihren Lippen, wünschte sich, dass sie sich erinnern könnte, was genau Kane mit ihr gemacht hatte.

Vielleicht war sie die ganze Zeit unter seiner Gedankenkontrolle gewesen, aber erinnerte sich aus irgendeinem Grund nur an einen Teil davon. Er hatte gesagt, dass er auf sie aufgepasst hatte… ihr gefolgt war. Tabatha fühlte, wie die kleinen Härchen in ihrem Nacken sich aufstellten und das Zimmer zu schrumpfen schien.

Während sie ihre Finger von ihren Lippen senkte, flüsterte sie: „Kane, bist du hier?“

Kane umklammerte den Türrahmen, um sich davon abzuhalten, zu ihr zu gehen, aber keine Macht der Welt konnte verhindern, dass er antwortete: „Ja.“

Seine Stimme klang so gepresst, dass Tabatha herumwirbelte, nach ihm suchte. Sie fühlte irgendetwas zwischen Enttäuschung und Angst, als sie ihn nicht direkt hinter ihr stehen sah. „Bin ich so böse, dass du dich vor mir verstecken musst?“ Ihr Atem ging ein wenig schneller und sie fragte sich innerlich, ob sie gerade mit dem Feuer spielte.

Kane ließ die Dunkelheit von seiner Gestalt gleiten und beobachtete sie, als ihr Blick auf ihm landete. „Vielleicht bin ich der Böse.“

Tabatha schluckte. Er sah ein wenig gefährlich aus, so wie er in der Tür zu ihrem Schlafzimmer stand… das musste sie zugeben. „Vielleicht würdest du dich weniger böse fühlen, wenn du an der Tür geklopft hättest“, überlegte sie, während sie sich fragte, wie lange er schon in ihrer Wohnung war. Als sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden, drehte sie sich um und zwang sich dazu, ruhig zum Sofa zu gehen und sich hinzusetzen.

„Hättest du mich hereingelassen?“, fragte Kane neugierig, als er das Zimmer betrat. Er bemerkte, wie sie sich umdrehte und die Füße auf das Sofa hob, sie an sich zog, während sie sich an die gepolsterte Armlehne lehnte.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Tabatha. „Bist du zum ersten Mal hier?“

„Nein.“ Kane machte sich nicht die Mühe, sie anzulügen. Wieso sollte er lügen, wenn er sie einfach dazu bringen könnte, zu vergessen, dass er überhaupt hier war?

„Dann lasse ich dich herein. Setz dich.“ Sie zeigte auf das andere Ende des Sofas. Wenn er hier war, um sie zu verletzen, dann hätte er es schon längst getan… nicht wahr? Sie beobachtete, wie er sich langsam bewegte, während er ihrer Aufforderung folgte. Es war eine Lüge… sie hatte gesehen, wie schnell er sich bewegen konnte, wenn er wollte. Er bemühte sich, sie nicht zu verschrecken, und das machte sie nur noch nervöser.

Kane hob eine Augenbraue. „Behandelst du alle, die dir nachspionieren so?“, fragte er ernst. „Lädst sie zu Tee und Keksen ein?“

Tabatha schüttelte ihren Kopf. „Ich trinke keinen Tee und ich hasse Kekse. Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen genügen mir.“

Kane lächelte sie schwach an. „Woher weißt du, dass ich dir nichts zuleide tun werde?“

Tabatha schüttelte ihren Kopf. „Ich trinke keinen Tee und ich hasse Kekse. Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen genügen mir.“

Kane lächelte sie schwach an. „Woher weißt du, dass ich dir nichts zuleide tun werde?“

„Wenn du mir etwas antun wollen würdest, dann hättest du es schon längst getan“, antwortete Tabatha, sprach ihren Gedanken von vorhin aus. Als sie noch einmal darüber nachdachte, fügte sie hinzu: „Obwohl ich sagen muss, dass ich eine Tendenz erkenne, dass ich immer verletzt werde, wenn du in der Nähe bist.“

Kane zuckte innerlich zusammen während er sich am anderen Ende des Sofas niederließ, sich ihr zuwandte und den Rücken an die Armlehne lehnte. Er legte sein rechtes Bein auf das Sofa, winkelte es ab und saß im halben Schneidersitz mit einem Arm vor seinem Bauch.

„Also Liebes, sag, wieso hast du mich hereingelassen?“, fragte Kane.

„Wieso bist du hier?“ Tabatha umging die Frage.

Kane grinste. „Du weißt schon, dass es unhöflich ist, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.“

Tabatha wurde einen Augenblick lang überrascht von der Art, wie sein Grinsen seine Gesichtszüge leicht veränderte, sodass er genauso gefährlich und verführerisch aussah, wie er nach ihrer Vorstellung war.

„Das kann schon sein“, sagte Tabatha nachdenklich. „Aber ich bin diejenige, der du nachspioniert hast, und ich möchte wissen, wieso.“

Kane zuckte die Schultern. „Weil ich es möchte.“

Tabatha schenkte ihm einen bösen Blick. „Weil du möchtest?“

Kane legte seinen Kopf zur Seite. „Wieso macht ein Vampir irgendetwas?“

Tabatha öffnete ihren Mund, schloss ihn und öffnete ihn wieder, ohne eine Antwort zu finden.

„Weil er will“, antwortete Kane für sie.

Tabatha seufzte. „Schau, wenn du mir nicht die Wahrheit sagen willst, dann kann ich dich nicht dazu zwingen. Aber wenn wir Freunde sein wollen, müssen wir zumindest eine Wahrheit übereinander wissen.“

Kanes Augenbrauen hoben sich und er lächelte richtig. „Ach, also spielen wir jetzt Pflicht oder Wahrheit?“

Tabatha errötete, als sie sich an die wenigen Male erinnerte, wo sie dieses Spiel in der Schule gespielt hatten… wenn wir schon von peinlichen Situationen reden. „Ohne die Pflicht und du wirst zuerst antworten“, flüsterte sie.

Kane nickte. „In Ordnung. Nachdem ich dir nachspioniert habe, werde ich mich an deine Regeln halten.“

Tabatha fühlte ein unangenehmes Kribbeln in ihrem Magen, weil er so einfach zugab, dass er ihr nachspioniert hatte. „Wieso mag Kriss dich nicht? Er will mir nicht sagen, wieso.“

„Weil du nicht ihm gehörst“, antwortete Kane ein wenig zu schnell.

„Was für eine Antwort ist das?“, fragte Tabatha scharf.

„Du bist dran“, erklärte Kane.

Tabatha brummte: „Gut.“ Dann spannte sie sich an, wusste nicht, was sie erwartete.

„Magst du Hunde?“

Tabatha blinzelte. Diese Frage war so ungefähr das Allerletzte, was sie erwartet hätte. Sie entspannte sich und lächelte liebevoll. „Ich liebe sie. Als ich klein war, hatten wir einen kleinen Yorkshire-Welpen, aber er ist weggelaufen. Ich bin nie wirklich darüber hinweg gekommen… ich vermisse ihn immer noch manchmal.“

Kane erwiderte ihr Lächeln als ihre Blicke sich trafen. „Dann musst du meinen Yorkshire Terrier mal kennenlernen… er heißt Scrappy.“

Eine Gänsehaut breitete sich über Tabathas ganzen Körper aus, und sie sprang buchstäblich aus ihrem Sitz auf, als das Telefon klingelte. Sie eilte hinüber zu dem Gerät um abzunehmen, hoffte, dass es Kriss war, der anrief. Als sie den Hörer nahm, drehte sie sich um, um Kane anzusehen, aber er war verschwunden, ohne jegliche Spur, die darauf hinweisen könnte, dass er je dagewesen war.

Sie lief schnell in ihr Schlafzimmer, aber auch dort fand sie nichts. Mit einem Seufzen hielt Tabatha den Hörer an ihr Ohr. „Hallo?“ Sie zog den Kopf ein, als sie Jasons Stimme hörte.

„Was ist mit dir geschehen? Du verschwindest einfach und rufst nicht an, um zu sagen, wieso?“ Jason ging nervös auf und ab. „Verdammt, Tabby. Ich sterbe fast vor Sorge.“

Tabatha lächelte vor sich hin. Irgendwie fühlte sie sich wieder normaler, wenn sie von Jason angeschrien wurde. Sie rechnete schnell nach, während sie begann, zu erklären, was geschehen war, ohne irgendeinen Hinweis auf etwas Paranormales zu geben.

Kane schob die Äste eines Busches ein Stück zur Seite, während er zusah, wie Tabatha sich zum ersten Mal, seit Trevor sie hier abgeliefert hatte, entspannte. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, als sie der Person, mit der sie telefonierte, die Wahrheit erzählte, während sie gleichzeitig wir verrückt log. Sein Lächeln verblasste und sein Gesicht zeigte seine Sehnsucht. Was würde er dafür geben, dass sie ihn so sorglos anlächelte. Er wusste, dass es Zeit war, zu gehen, und zog sich zurück… er konnte fühlen, dass Kriss sich näherte.

„Warte kurz Jason.“ Tabatha runzelte die Stirn, als sie das merkwürdige Gefühl bekam, dass sie beobachtet wurde. Als sie zum Fenster sah, erstarrte sie, als sie Kriss dort stehen und sie beobachten sah. „Jason, wir reden morgen, ja?“ Sie drehte sich um, um das Telefon wegzustellen, aber als sie wieder zum Fenster sah, war Kriss weg.

Kapitel 3

Frau Tully schüttelte ihren Kopf, als sie aus Micahs Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss, ehe sie sich der Menge zuwandte, die sich im Flur versammelt hatte. „Es geht ihm gut… er schläft noch, aber er es geht ihm gut.“

„Dann wird er wieder ganz gesund?“, fragte Quinn skeptisch.

Frau Tully bezog Stellung zwischen ihnen und der Tür. „Es bedeutet, dass es so aussieht, als wäre er schon wieder völlig gesund. Er hat keinen Kratzer.“ Sie machte einen Schritt zurück und streckte ihre Arme zu beiden Seiten, um einen Schranken zu erzeugen, als sie versuchten, an ihr vorbeizuschlüpfen um es mit eigenen Augen zu sehen.

„Nein“, sagte sie streng. „Im Augenblick will ich, dass er nicht gestört wird. Er schläft tief, und das könnte Teil der schnellen Heilung sein. Wenn ihr ihn aufweckt, bevor er von selbst aufwacht, könnte das was auch immer für eine Magie beeinflussen, die ihn geheilt hat.“

„Magie?“, fragte Jewel verwirrt. Sie begann langsam zu verstehen, woher die Redewendung 'man lernt nie aus' kam.

„Magie oder Wunder… für mich ist das alles dasselbe“, erklärte Frau Tully, während sie dem Neuzugang der Puma-Familie ein Lächeln schenkte.

„Schon gesund?“, fragte Steven ungläubig, dann hob er seinen Arm, der noch immer in einer Schlinge hing, ein wenig an und zeigte darauf. „Das hier schmerzt noch wie die Hölle, und ist bei weitem noch nicht verheilt.“

„Dies ist nicht der richtige Moment, um eifersüchtig auf das Glück deines Bruders zu werden.“ Frau Tully zeigte mit dem Finger auf Stevens Zimmer. „Vielleicht würde es dir schon besser gehen, wenn du auf deinen Arzt hören und im Bett bleiben würdest.“

Steven drehte den Kopf und sah hinunter auf Jewel. „Bett klingt fantastisch.“

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