Läufig - Amy Blankenship 7 стр.


Micah war nicht der einzige, der die Interaktion von Alicia und Damon beobachtete. Erst ein Ellbogenstoß von Kane in Michaels Rücken, brachte diesen dazu, seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann, der nun die Treppe herunterkam, zu wenden. Während er die Hand des Pumas schüttelte, nickte er in Richtung des Wohnzimmers. „Ich nehme an, du hast Fragen.“

„Wenn er keine hat, habe ich welche“, erklärte Kane, um alles nur noch schlimmer zu machen. Er hatte sich schon öfters darüber beklagt, dass er die Gedanken anderer Leute hören konnte, aber in Momenten wie diesen hatte er seinen Spaß daran.

Das Lustigste daran war, dass Damon keine Ahnung hatte, dass Micah und Alicia Geschwister waren… obwohl er Damon dazu gratulieren musste, dass er erkannt hatte, dass sie nicht sehr schwesterlich in ihren ahnungslosen Bruder verliebt war. Aber wenn man nach dem Traum, den sie vorhin gehabt hatte, urteilen konnte, dann sollte es Michael oder Damon nicht schwerfallen, sie umzustimmen.

Michael blinzelte, um das Bild von Alicia mit nur einem Handtuch bekleidet aus seinem Kopf zu vertreiben, damit er sich konzentrieren konnte. Er wollte das Offensichtliche so schnell wie möglich aus dem Weg haben. „Ich hatte nicht erwartet, dich so schnell wieder auf den Beinen zu sehen.“

Kane hörte, wie Michaels Puls zunahm und wunderte sich darüber. Als er versuchte, seine Gedanken zu belauschen, wurde er enttäuscht, als er nur Stille hörte. Schön, sein kleiner Michael hatte Geheimnisse.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Micah ehrlich, und wechselte dann das Thema. „Ich dachte, dass du alleine wohnst.“

Kane verdrehte die Augen, als er Michaels erleichtertes Aufatmen hörte.

Oben rannte Alicia ins Badezimmer, wo sie ihre Kleider gelassen hatte. Sie starrte müßig auf die Unterwäsche, die sie ohne nachzudenken ausgewählt hatte, und beschloss, dass sie nicht gut genug war. Micah hatte versprochen, dass er auf sie warten würde, und sie vertraute ihm, also ging sie wieder in ihr Zimmer, um etwas Hübscheres zu suchen. Dann föhnte sie auch noch ihr Haar und trug ein wenig Make-Up auf, ehe sie zufrieden mit sich war.

Als sie in den Spiegel sah, musste sie feststellen, dass ihre Wangen immer noch deutlich gefärbt waren, und dass ihre Augen übermäßig glänzten. Sie winkte mit ihrer Hand, als wollte sie diese Tatsachen weglöschen und versuchte sich einzureden, dass es nur war, weil sie so froh war, dass ihr Bruder wieder zurück und irgendwie sogar gesund war.

„Das sollte besser alles sein“, murmelte Alicia nervös, versuchte sich vorzumachen, dass ihre erste Diagnose falsch gewesen sein könnte. Das Allerletzte, was sie im Moment brauchen konnte, war in einem Haus voller attraktiver Männer zu sein, während sie läufig war. Es kam nicht oft vor, aber wenn eine Formwandlerin läufig wurde, ohne einen Partner zu haben, dann hatte die Frau zwei Optionen… sich selbst einzusperren, und zu leiden, bis es wieder wegging, oder ein paar One-Night-Stands zu haben, bis es vorbei war. Zumindest hatten die Mädchen, mit denen sie im Internat gewesen war, ihr das erzählt.

„So oder so.“ Alicia hob eine Augenbraue, als sie ihr Spiegelbild ansah. „Aus diesem Haus auszuziehen ist das Beste für alle Beteiligten.“

Nachdem sie all ihre Sachen wieder in den Koffer gepackt hatte, beschloss Alicia, dass sie ihn gleich mit hinunter nehmen konnte, denn sie würde mit ihrem Bruder gehen. Sie würde die Freiheit vermissen, aber sie lächelte liebevoll, wusste, dass sie wieder in Micahs Nähe sein würde. Noch immer in ihren Gedanken verloren verließ sie ihr Zimmer und ging zur Treppe, nur um, als sie um die Ecke bog, in etwas zu laufen, das sich wie eine Ziegelmauer anfühlte.

Damon streckte seine Hand aus, und schlang seinen Arm um Alicias Hüfte, zog sie fest an sich, um zu verhindern, dass sie über die Treppe flog. Nachdem er schlechter Laune war, hatte er diese kleine Begegnung geplant, und wenn es nur war, um sich selbst eine Sache zu beweisen… dass er nicht der einzige war, der das Prickeln fühlte. Er wollte, dass sie das wusste, bevor Micah sie aus seiner Reichweite entfernte.

In dem Moment, als er sie berührte, konnte er hören, wie ihr Herz zu rasen begann. Für ihn genügte das, um sich berechtigt zu fühlen, seine Hand unter den Saum ihres kurzen T-Shirts zu schieben, und ihre weiche Haut zu streicheln, als er sie wieder aufrichtete. Er musste zugeben, dass Micah recht hatte, mit dem Fieber.

Alicias Lippen öffneten sich und sie atmete zischend ein während sie in Damons Gesicht hochsah, als sie jeden Zentimeter von ihm an ihrem Körper fühlte, und es genoss. Er war wütend auf sie… sie konnte den Zorn in seinen Augen sehen. Und recht hatte er. Sie hatte versucht, ihn umzubringen… und als Dank dafür hatte er ihr das Leben gerettet. Sie schuldete Damon so viel, und es wäre nicht in Ordnung, einfach mit Micah wegzugehen, ohne ihm zu sagen, wie dankbar sie wirklich war.

Sie würde in wenigen Minuten verschwinden und alleine das gab ihr den Mut, den sie brauchte. Alicia stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um einen weichen Kuss auf Damons Lippen zu setzen, wobei sie sich fragte, ob es sich für ihn ebenso anfühlte, wie für sie. Er roch wunderbar und seine Haut war weich und kühl an ihren überhitzten Lippen.

„Danke“, flüsterte sie, als sich ihre Lippen wieder entfernten.

„Wofür?“, fragte Damon, der völlig aus der Bahn geworfen worden war.

„Dass du mich wieder gerettet hast.“ Sie lächelte.

Einen Augenblick lang fühlte Damon, wie sich das schwere Gewicht, das auf seiner Brust gelastet hatte, sich hob… bis sie es wieder ruinieren musste.

„Und dafür, dass du mir geholfen hast, Micah wieder zurückzubringen.“ Alicia nahm ihren Koffer wieder in die Hand und wollte an ihm vorbeigehen, aber zu ihrer Überraschung ergriff Damon ihre Oberarme und drückte sie rückwärts gegen die Wand. Er lehnte sich tief über sie, und sie beobachtete seine dunklen Wimpern, als er seinen Blick auf ihre Lippen senkte.

„Wenn du Belohnungen austeilst, dann lass uns den Einsatz erhöhen.“ Damon drückte seine Lippen auf ihre, zeigte ihr den Unterschied zwischen dem Kuss, den sie ihm gegeben hatte, und dem, den er brauchte. Er stellte sicher, dass es einer war, an den sie sich nächtelang erinnern würde.

Damon erwartete, dass sie ihn wegstoßen würde, oder versuchen, sich loszureißen. Nachdem sie keines von beidem tat, vertiefte er den Kuss nur noch, fühlte, wie sich in seinem Kopf alles zu drehen begann. Zu seinem Erstaunen erwiderte sie plötzlich seinen Kuss, mit ebenso viel Leidenschaft.

Nachdem er das Gefühl bekam, dass sie seine Strafe gegen ihn verwendete, beendete er den Kuss ebenso schnell, wie er ihn begonnen hatte, und machte einen Schritt zurück… dieses Mal hob er den verdammten Koffer selbst hoch. Er drehte sich um und machte sich auf den Weg die Treppe hinunter, ließ sie wie benommen stehen.

Alicia brauchte ein paar Sekunden, um das Atmen wieder zu erlernen. Sie hatte sich nicht zurückhalten können, als er sie so fordernd geküsst hatte… sie hatte mehr gewollt. Sie wollte immer noch mehr. Verdammt. Was gab ihm das Recht, sie so zu erregen und sie dann einfach stehenzulassen? Sie rieb mit ihren Fingern über ihre Schläfen beschloss, im Zweifel für den Angeklagten zu sprechen. Wenn sie läufig war… würde ein Vampir das auch fühlen?

„Nein“, beantwortete sie ihre eigene Frage. Das war eine Sache unter Formwandlern. Dessen war sie sich sicher.

„Nein“, beantwortete sie ihre eigene Frage. Das war eine Sache unter Formwandlern. Dessen war sie sich sicher.

Damon war schon im Wohnzimmer und saß entspannt neben Michael auf dem Sofa, als Alicia endlich den Mut aufbrachte, nach unten zu gehen. Zumindest sah es so aus, als wäre er entspannt… aber sie wollte ihn ja nicht anstarren. Sie schaute schnell weg, als er ihr dieses verdammte Lächeln schenkte, und wandte ihre Aufmerksamkeit auf Micah, der auf einem riesigen Polstersessel saß. Er hatte sich nach vorne gebeugt, vertieft in eine Unterhaltung mit Michael.

Micah sah auf, als Alicia sich dem Sofa näherte. „Ich habe gehört, Selbstmordattentate sind dein neuestes Hobby. Weißt du, ich war nur zwei Wochen weg.“ Er klopfte auf den Sitz neben sich und legte einen Arm um Alicias Schultern, als sie sich hinsetzte. Nach dem, was Michael ihr gerade erzählt hatte, fragte er sich, wer in größerer Gefahr gewesen war… er oder Alicia.

Alicia nickte und versuchte, ihren Blick nicht auf Damon zu richten. Also schaute sie Michael an und fühlte, wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch lostanzten. Sie entschied schließlich, dass von den Vampiren Kane der Sicherste war… obwohl sie bezweifelte, dass ihr dabei jemand zustimmen würde.

„Ich schulde ihnen allen dreien sehr viel.“ Sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, als sie Damons scharfen Blick fühlte. Mit Sehnsucht nach Rache, schenkte sie ihm ein leises Lächeln, sodass er dachte, dass sie es tun würde. Sie fand schnell heraus, wer ein Blickduell gewinnen würde, und konzentrierte sich darauf, was Michael zu ihrem Bruder sagte.

„Die Stadt ist im Moment gefährlich“, bemerkte Damon. Er hatte sie dreimal gerettet, auch wenn sie nur von zwei Malen wusste. Wenn er Michaels und Kanes Rettungen dazuzählte, dann kam er auf fünf Tode, die in den letzten beiden Wochen knapp verhindert wurden. Plötzlich meinte er, dass es keine gute Idee war, wenn sie von ihnen wegging.

„Du hast Recht.“ Micah zuckte seine Schultern, fühlte Damons Beschützerinstinkt. Michael hatte ihm erzählt, dass Damon sein Bruder war, und gekommen war, um seine Hilfe anzubieten. Als er ihn über den Biss auf Alicias Hals befragt hatte, hatte Michael erklärt, dass sie ihn bei einem Angriff hinter dem Moon Dance erhalten hatte. Das bedeutete noch nicht, dass er Damon trauen konnte. Etwas in seinem Blut sagte ihm, dass der Vampir eine Bedrohung war.

Er zog Alicia leicht an sich, während er betete, dass er die richtige Entscheidung traf. Micah wandte sich wieder an den Besitzer des Hauses: „Und daher hoffe ich, dass Alicia noch eine Weile bei euch bleiben kann. Im Augenblick scheint mir das der sicherste Ort für sie zu sein.“

Es war beeindruckend, wie eine einfache Bitte die Atmosphäre in einem ganzen Raum verändern konnte.

„Was?“ Alicia zog sich vor ihm zurück. Wie sollte sie ihrem Bruder erklären, dass im Moment dieses Haus wohl der gefährlichste Platz der Welt für sie war?

Damon hob eine Augenbraue, hoffte, dass er gleich eine tränenreiche Trennung sehen würde. Er war sowieso ein Idiot. Welcher Mann, der noch bei Verstand war, würde seine Freundin in einem Haus voller Männer lassen? Ja, er würde den Idioten mit dem größten Vergnügen zur Tür hinauswerfen… oder zum Fenster. Was gerade am einfachsten war… oder am nächsten.

Als er fühlte, wie sie sich von ihm entfernte, ergriff Micah ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. „Alicia, du weißt, dass ich dich von ganzem Herzen liebe, aber denk doch nach.“ Er ignorierte das Knurren, das vom Sofa kam. „Wir haben gerade die Werwölfe angegriffen und ihren Alpha umgebracht. Jeder, der dumm genug ist, nach Rache zu suchen, wird auf unsere Familie aus sein. Außerdem hat mir Michael erzählt, dass du schon von Monstern zerfleischt wurdest.“

Alicia warf Michael einen schnellen 'Vielen-Dank-Auch'-Blick zu, dann sah sie Kane an, als er sein großes Maul öffnete.

„Du scheinst eine große Anziehungskraft auf die Seelenlosen auszuüben“, fügte Kane hinzu, während er sich bemühte, nicht laut zu lachen, als er hörte, wie Damon in Gedanken alle Möglichkeiten durchging, wie er Micah umbringen könnte, ohne dass es jemand erfuhr. Der arme Puma hatte keine Ahnung, in welcher Gefahr er sich befand. Wissend, dass Damon es durchziehen würde, beschloss er, die Bombe platzen zu lassen. „Du solltest dieses Mal vielleicht wirklich auf deinen Bruder hören.“

Alicia knurrte Kane an, dann warf sie Damon einen warnenden Blick zu, der ihn zum Schweigen bringen sollte. Als Damon ihr ein langsames, fast gemeines Lächeln schenkte, wusste sie, dass er sie dem Erdboden gleichmachen konnte. Sie wandte sich schnell wieder an Micah, sodass Damon keine Chance bekam, sie zu verpfeifen. „Wenn wir in so großer Gefahr sind, dann sollten wir vielleicht alle gemeinsam weggehen, und niemandem sagen, wohin.“

Micah runzelte die Stirn, umklammerte ihre Arme einen Augenblick lang fester, wusste, dass er etwas verpasst hatte. Er betrachtete ihr Gesicht kritisch und bemerkte wieder ihre unwahrscheinlich glänzenden Augen. Er ließ ihre Arme los und drückte seinen Handrücken gegen ihre Stirn, seine Augen schmal.

Alicia schob seine Hand weg, fühlte sie geschlagen und tief in einem Sumpf aus Problemen. Sie hatte wirklich nicht andeuten wollen, dass er vor irgendetwas weglaufen würde. Das war das Allerletzte, was Micah je tun würde, und sie beide wussten das. Wenn er herausfand, wieso sie… überhitzt war, dann würde sie wohl monatelang kein Tageslicht mehr sehen.

„Ich werde bleiben, aber nur unter einer Bedingung“, gab sie nach.

„Und die wäre?“ Micah hob fragend eine Augenbraue.

„Im Night Light hat Quinn mich bewachen lassen, sodass ich mich verkleiden musste, um den Club überhaupt verlassen zu können, ohne verfolgt zu werden. Wenn ich hierbleibe, dann komme und gehe ich, wann es mir beliebt… ohne Babysitter.“ Mit strenger Stimme fügte sie hinzu: „Ich bin kein Baby.“

„Nein, bist du nicht.“ Micah grinste auf sie hinunter, dann sah er Michael an, um seine Zustimmung zu erhalten.

„Einverstanden“, nickte Michael. „Wenn es Freiheit ist, was sie will, dann soll sie sie haben, solange sie hier wohnt.“

Damon hielt lieber den Mund, denn er stimmte nicht zu, was den Grad ihrer Freiheit betraf, aber das brauchte niemand zu wissen. Er atmete langsam ein, ließ den Großteil seiner Anspannung von sich abgleiten, nachdem sie doch nicht gehen würde, und ein Mord keine Option mehr war. Bruder… Micah war ihr verdammter Bruder.

Michaels Handy vibrierte, als eine SMS ankam. Nachdem er sie gelesen hatte, sah er Micah an. „Es scheint, dass deine Schwester nicht der einzige Entfesselungskünstler unter uns ist.“

Kapitel 4

Die schmale Gasse wurde ein wenig dunkler als die restliche Stadt, als Misery dort auftauchte, um den Riss in der Dimensionswand zu begutachten, den sie mit Kanes Blut erzeugt hatte. Es gefiel ihr, dass die Menschen ihn nicht sehen konnten, obwohl sie sicher war, dass einige, deren sechster Sinn ein wenig stärker ausgeprägt war, die Straße nicht freiwillig betreten würden.

Sie ließ die Dunkelheit implodieren, als sie die Gestalt des kleinen Mädchens wählte, mit der sie aus den Schatten trat, um sich neben die Öffnung zu knien. Sie wagte es nicht, sie zu berühren, aus Angst, dass sie durch die Trennwand gezerrt werden könnte, aber sie konnte nun fühlen, wie sich Dämonen auf der anderen Seite versammelten. Diese Dämonen konnten den Riss sehen, und das war der Sinn der Sache. Misery ließ einen Teil ihrer eigenen Bösartigkeit in dunklen Rauchwolken an ihrem Körper nach unten gleiten, wo sie in dem Spalt verschwand.

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