Dunkle Flammen - Amy Blankenship 7 стр.


Der Körper begann zu knirschen und stöhnen, nahm eine andere Form an und eine andere Farbe erschien ausgehend von kleinen Flecken. Dellen verschwanden, als das Blech sich stromlinienförmig ausdehnte. Die Reifen reparierten sich selbst und füllten sich mit Luft, während die Felgen sich einrichteten. Die Motorhaube klappte auf und Storm beobachtete, wie der Motor sich selbst wieder aufbaute… das alte Öl langsam verschwand und die ursprüngliche Chrom-Farbe wieder erschien.

Die schwarzen Farbflecken dehnten sich aus und bald überzog ein hübscher schwarzer Glanz das gesamte Auto. Die Fenster verdunkelten sich, sodass es fast unmöglich wurde, hineinzusehen und Storm pfiff leise, als er einmal darum herum ging. Es sah genauso aus, wie ein klassischer Mustang. Storm konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er Rens Namen in kleinen Chrom-Buchstaben am Heck sah, dort wo normal das Symbol einer bekannten Autofirma prangte.

„Wenigstens bist du nicht eingebildet“, lachte Storm.

Ren senkte schließlich seine Hände und lächelte stolz über das neue, verbesserte Auto. „Hier hast du… Evy.“

Storm sah Ren mit gehobener Augenbraue an. „Evy?“

Ren zuckte die Schultern. „Stephen King hat Christine, dann kann ich Evy haben. Außerdem ist das der Name, der Envy am ähnlichsten ist, aber eben nicht derselbe.“

Storm konnte nur lachen. „Du bist so böse.“

„Das hoffe ich“, sagte eine sexy, weibliche Stimme.

Storm sah auf das Auto hinunter. „Es spricht?“

„Natürlich“, sagte Evy und die Autotür ging langsam auf. „Willst du mich fahren?“

Storm schüttelte seinen Kopf, denn er vertraute nur seiner eigenen Fortbewegungsweise. „Es tut mir leid, so schön du auch bist… ich fürchte, das kann ich nicht tun.“

Evy seufzte. „In Ordnung, aber eines Tages wirst du auf meinem Rücksitz landen.“

Storm starrte Ren an. „Sie ist ziemlich… kokett.“

Ren schob seine Hände in seine Hosentaschen. „Sprechende Autos sind sexy.“

„Danke, Ren“, schnurrte Evy.

„Was es so perfekt macht“, fuhr Ren fort, „ist, dass Evys Stimme exakt so klingt wie Envys.“

Storm presste seine Lippen aufeinander, um nicht laut zu lachen, und nickte energisch. Ren zeigte diese Seite seiner Persönlichkeit nicht sehr oft, aber wenn er es tat, war es immer das Warten wert.

„Evy“, sagte Ren.

„Ja, Ren“, antwortete Evy.

„Du gehörst Trevor, er ist dein Besitzer.“

Evy summte: „Trevor hat sich immer gut um mich gekümmert… jetzt werde ich mich um ihn kümmern.“

Storm öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen… irgendetwas, aber seine Augen begannen zu tränen und seine Wangen schmerzten. Er schritt schnell zur nächsten Tür, die zufällig die Tür zu einem begehbaren Schrank war, und lachte laut, nachdem er sie hinter sich zugezogen hatte.

„Geht es dir gut, Storm?“, hörte er Evy durch die geschlossene Tür.

„Alles bestens“, brachte Storm heraus. „Ich komme gleich zurück.“

Rens Lippen zuckten, während er und Evy darauf warteten, dass sein Chef seinen Verstand wiederfand.

Kapitel 4

Guy folgte Tiara die Treppen hinunter, die in einer Kombination aus menschlicher und Naturkraft aus den Klippen gearbeitet worden waren. Er folgte seinem Ziel leise hinunter zu dem abgeschiedenen Strand.

Tiaras Gestalt wurde auf dem Sand sichtbar und er blieb am Fuße der Treppe kurz stehen, um ihren schlanken Körper zu betrachten. Als seine Füße schließlich den Sand berührten, stand er voller Ehrfurcht vor dem Bild, das sie erzeugte. Mit ihrem langen, seidigen, weißen Haar und ihrer goldenen Haut… sah sie wie eine wunderschöne Wassernymphe aus, die an den Strand gespült worden war, um Männer in die Irre zu leiten.

Tiara stand direkt am Ufer und ließ das Wasser über ihre Sandalen spülen. Obwohl die kalte Dunkelheit sie rief, liebte sie das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Als sie über das Meer hinaus starrte, konnte sie die Leben fühlen, die das Wasser über die Jahrtausende genommen und nicht mehr zurückgegeben hatte.

Die meisten Menschen gingen in die nächste Dimension über, wenn sie starben… aber es gab immer welche, die dem Ruf nicht folgten. Sie legte ihren Kopf zur Seite und fragte sich, ob diese Geister mit den Fischen im Wasser schwammen und ob sie glücklich waren.

Ein weiches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie sich an die vielen Geschichten erinnerte, die sie im Laufe der Jahre von Menschen gehört hatte, die im Meer verschollen waren und jemanden bei sich im Wasser gesehen hatten. Diese Personen blieben dann so lange bei ihnen, bis Rettung kam. In keinem Fall war die zweite Person je gefunden worden und Tiara wusste, dass die andere Person der Geist eines längst Verstorbenen war, der sich weigerte, sein Zuhause im Ozean zu verlassen.

Geister waren meistens sanftmütige, flüsternde Wesen, die keine Mächte nach außen hatten. Sie musste es wissen… sie hatte als Kind mit ihnen gespielt. Ihre wahre Macht lag in ihrer Seele… diese innere Macht war es, die auf die Dämonen anziehend wirkte. Wenn sie einmal der Kontrolle eines Dämons unterlagen, dann wurden Geister zu Puppen, die machten, was ihre Meister von ihnen verlangten… unschuldige Opfer in den Spielen, die die Dämonen spielten.

Guys Schritte waren geräuschlos, als er sich Tiara so weit näherte, bis das Salzwasser die Sohlen seiner Schuhe umgab. Die Brise war noch warm, obwohl nur mehr wenige Wochen sie von Halloween trennten… von der Nacht, in der sich Menschen als Monster verkleideten. Er wollte nicht einmal daran denken, was diese Nacht bringen würde.

„Tiara.“ Seine Stimme war kalt, denn er wusste, dass sie Storm angelogen hatte, was die Anzahl der Leute in ihrem Team betraf, nur damit sie sich von ihm fernhalten konnte. „Wir müssen reden.“

Tiara war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie zusammenzuckte, als sie ihren Namen so nahe hörte. Sie seufzte innerlich, denn sie wusste, dass sie Guys Gefühle verletzen würde, dann drehte sie sich um, um ihn anzusehen. Sie schluckte, als sie den Schmerz sah, der in seinen Augen glitzerte.

„Guy, es tut mir so leid.“ Sie meinte jedes Wort.

Guy ballte seine Fäuste an seinen Seiten. Sie sagte nein und sie beide wussten es. Er versuchte, den Gedanken, sie dazu zu zwingen, zu tun, was er wollte, wegzuschieben, aber er war sehr anhänglich… verlockend.

„Carley war Teil des TEP und sie starb um ein anderes Leben zu retten… meines. Sie verdient eine zweite Chance“, beharrte er, als hätten sie schon eine stille Diskussion über das Thema geführt… und irgendwie hatten sie das auch.

Tiara schüttelte langsam ihren Kopf aber ihr Gesichtsausdruck war voller Mitleid. Ihre Stimme blieb ruhig und ernst, als sie versuchte, zu erklären, wieso sie seine Schwester nicht wiederbeleben konnte. „Jemanden vom Tod zurückzuholen bedeutet, einen Zombie ohne Seele zu erzeugen. Sie können sprechen und sich bewegen, aber sie sind leer… nichts mehr als eine Schale in der ihre Seele früher lebte. Meine Arbeit ist, Zombies von ihren Schöpfern zu befreien… nicht selbst welche zu erzeugen.“

„Erzähl mir nicht diesen Unsinn.“ Guy verlor die schwache Kontrolle, unter der er seine Wut gehabt hatte. „Deine Mutter konnte Seelen kontrollieren und nun hast du diese Macht, also sag einfach Carley, dass sie zurück in ihren Körper kommen soll. Wenn sie einmal hier ist, kannst du sie darin einsperren. Komm schon, es ist erst ein paar Stunden her. Ihr Körper ist noch nicht einmal richtig kalt.“

„Du möchtest sie an einen Körper fesseln, in einer schlimmeren Verfassung, als er war, als sie ihn verlassen hat? Würdest du das wirklich für deine Schwester wollen?“, fragte Tiara enttäuscht. „Du hast dir das nicht richtig überlegt, Guy. Welches Leben wäre das für sie?“

Guy stand plötzlich direkt vor ihr, packte ihr Handgelenk und riss sie vorwärts, bis sie nur wenige Zentimeter getrennt waren. Während er wütend in Tiaras erschrockenes Gesicht hinunter starrte, knurrte er: „Ich werde alles tun, um sie zurückzuholen. Ich habe mich bisher um sie gekümmert und das werde ich wieder tun.“

„Wenn du nicht mehr als nur einen Sonnenbrand willst, dann würde ich dir empfehlen, sie loszulassen.“ Zacharys Stimme war nahe und sehr warnend.

Zachary hatte sich zurückgehalten und der Unterhaltung zwischen Tiara und Guy zugehört. Er wusste, dass Guy verletzt war… verdammt, alle wussten, was Carley dem großen Mann bedeutet hatte. Aber als Guy Tiara gewaltsam packte, konnte Zachary nicht mehr tatenlos zusehen. Sie war so klein und zerbrechlich verglichen mit ihm. Sie sah aus, als könnte er sie einfach zermatschen.

Guys Blick richtete sich auf Tiara, ignorierte Zacharys Drohung. Stattdessen starrte er weiterhin hinunter auf Tiaras leuchtende Augen, zu hell für einen normalen Menschen. Wieder drang der Gedanke, sie zu zwingen, das zu tun, was er von ihr wollte, in sein Unterbewusstsein. Was konnte er schon verlieren… er hatte schon alles verloren, wofür er gelebt hatte.

„Er tut mir nicht weh.“ Tiaras Stimme war ruhig, aber sie ließ Guy nicht aus dem Auge. Er tat ihr weh, aber was sie am meisten schmerzte, war der Anflug von Wahnsinn, der sich in Guys wütenden Blick mischte. Er war nicht wirklich wütend auf sie… er erfuhr die normalen Gefühle des Überlebnsschuld-Syndroms. Wenn es nach ihm ging, dann hätte er anstelle von Carley sterben sollen.

„Guy, wenn du mich loslässt, werde ich meine Macht verwenden, um Carley zu rufen. Dann kannst du deine Schwester fragen, was sie jetzt will.“ Tiara wehrte sich nicht gegen ihn. Sie wollte, dass er ihr vertraute.

Zachary schüttelte seinen Kopf und machte einen Schritt auf die beiden zu. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, meinte er finster. Er war sehr gut darin, Menschen zu lesen und auch wenn Tiara es verdammt gut versteckte, so konnte er doch erkennen, dass sie verängstigt war. „Ich habe gesagt, lass sie los, Guy!“

„Ich tue ihr nicht weh!“ Guy schrie beinahe über seine Schulter.

Zachary knirschte mit den Zähnen und versuchte mühsam, sein eigenes, feuriges Temperament zu kontrollieren, das plötzlich an die Oberfläche kam. Er wusste, dass Guy trauerte, und es war offensichtlich, dass der Mann nicht besonders gut damit umging. Aber trotzdem würde er nicht zulassen, dass Guy seinen Frust an Tiara ausließ.

Ohne, dass er überhaupt bemerkte, was er machte, wurde die Luft um Guy plötzlich mehrere Grad wärmer.

Guy ließ Tiaras Hand los und richtete seinen wütenden Blick auf Zachary, als er in Schweiß ausbrach. „Halt dich hier heraus, verdammt.“

„Oh, ich denke, dafür ist es zu spät.“ Zacharys Lippen deuteten ein gefährliches Lächeln an.

Nachdem sie nicht der Grund sein wollte, wegen dem jemand verletzt wurde, streckte Tiara ihre Hand aus und berührte sanft Guys Arm, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. „Ich werde Carleys Seele rufen… nicht ihren Körper“, flüsterte sie. „Und du kannst mit ihr sprechen.“ Jetzt, wo sie seine volle Aufmerksamkeit hatte, hob sie ihre beiden Hände und legte sie auf seine Wangen. „Zuerst brauche ich etwas von dir.“

„Ich gebe dir alles, was du willst“, sagte Guy verzweifelt. „Und wenn es geschafft ist… wenn du mich brauchst…“ Er legte eine seiner Hände über eine von ihren, drehte sein Gesicht dorthin und küsste ihre Handfläche liebevoll, dann ließ er sich auf seine Knie sinken, damit er nicht so viel größer war als sie. „… werde ich für dich da sein.“

Zachary knurrte innerlich, denn er wusste genau, was Guy vorschlug, und es gefiel ihm gar nicht. Er wandte seinen verärgerten Blick auf Tiaras Gesicht und fragte sich, was sie davon hielt, ihre Geisterbeschwörer-Gefälligkeiten gegen Sex zu tauschen.

„Danke, Guy.“ Ihre vollen, roten Lippen hoben sich zur Andeutung eines gütigen Lächelns. „Aber was ich von dir brauche, ist, dass du all die Liebe, die du für deine Schwester fühlst, durch dich strömen lässt. Ich kann sie dann verwenden, um ihre Seele zu rufen.“

Sogar von dort, wo Zachary stand, konnte er sehen, wie Guys Blick weich wurde, und sein Gesicht sich entspannte, aber er konnte sich selbst nicht davon abhalten, noch einen Schritt nach vorne zu machen, als Guy seine Arme um Tiaras Hüfte schlang und sie an sich drückte, als er seine Augen schloss.

Tiara holte tief Luft und schloss ihre Augen, fühlte die überwältigende Liebe eines Bruders für seine kleine Schwester in der Art, wie er sich so fest an sie klammerte. Sie konnte sogar fühlen, wie seine Hände durch die Emotionen zitterten. Sie waren so rein und kamen direkt vom Herzen, dass sie sich danach sehnte, auch eine solche Liebe zu kennen.

Zachary beobachtete beeindruckt, wie Tiara zu verschwimmen schien und Carleys Aussehen sich mit ihrem vermischte. Carleys Seele klammerte sich an Tiaras Körper und starrte verwirrt hinunter auf ihren Bruder. In nur wenigen Sekunden wurde Zacharys misstrauischer Gesichtsausdruck von einem ersetzt, den man nur als liebevoll bezeichnen konnte.

„Guy“, sagte Carley leise.

Guys Augen öffneten sich ruckartig und er hob schnell seinen Kopf, um seine Schwester anzusehen, die in seiner Umarmung stand.

„Carley.“ Guys Stimme zitterte und Tränen fielen aus seinen Augen. „Wieso hast du das gemacht? Es hätte doch mich treffen sollen.“

Carley lächelte. „Ich war an der Reihe, dich zu beschützen. Ich bereue es nicht, und ich würde es nicht rückgängig machen.“

Guy schüttelte seinen Kopf, wollte es nicht wahrhaben. „Ich brauchte keinen Schutz… was ich brauchte, war meine Schwester.“ Er schlang seine Arme besitzergreifend fester um sie. „Ich verspreche dir, dass ich dich diesmal nicht loslassen werde.“

„Du hast dich immer um mich gekümmert“, sagte Carley. „Aber sieh mich jetzt an.“ Sie drehte sich schwungvoll innerhalb seiner Arme, da es in Wirklichkeit Tiaras Körper war, den er hielt… nicht ihrer. „Ich kann wieder laufen. Wenn ich möchte… kann ich sogar fliegen.“

„Wir können es diesmal besser machen. Ich werde eine Möglichkeit finden, dich glücklich zu machen“, versprach er und bereitete sich innerlich darauf vor, dass sie ablehnte.

Carley seufzte leise und beugte sich hinunter, um einen sanften Kuss auf seine Wange zu setzen. „Ich bin jetzt glücklich, Guy. Das einzige, was ich mir wünsche, ist, dass du einen Weg findest, um glücklich zu sein… und, um Himmels Willen, such dir eine Freundin!“

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