Trotze Nicht Dem Herzen - Amy Blankenship 3 стр.


Schon mit dem Gefühl des Herzschmerzes darüber, was er gerade getan hatte, senkte Shinbe seine Lippen noch einmal auf ihre und flüsterte ihnen die Wahrheit zu: „Ich liebe dich.“

*****

Irgendwann später, tief in der Nacht, wachte Shinbe auf und fand Kyoko angezogen aber schlafend, neben sich auf der Decke in dem schimmernden Gras.

Er wollte sie noch nicht aufwecken und seinen Sünden ins Gesicht sehen müssen, also trug er die schlafende Priesterin gemeinsam mit dem Bündel, dass sie trug, ins Innere der Hütte, wo der Rest der Gruppe noch schlief.

Als er sie auf ihrem üblichen Platz zwischen der Wand und Suki untergebracht hatte, setzte er sich langsam an die gegenüber liegende Wand, zog seine Knie an seine Brust und fühlte sich glücklicher und verängstigter als je zuvor in seinem Leben. Aber wenn er in den nächsten paar Stunden sterben sollte, dann würde er glücklich sterben.

Shinbe schloss seine Augen und fragte sich, was schlimmer sein würde: wenn Kyoko sich erinnerte, oder wenn sie es nicht tat. Er wusste, dass er nie eine andere lieben würde, denn man musste ein Herz haben, um lieben zu können, und er hatte kein Herz. Er hatte es schon weg gegeben. Kyoko hatte sein Herz getragen, seit dem Tag, wo er sie zum ersten Mal erblickt hatte.

Wenn er nicht am Morgen durch Toyas Dolch sterben würde, wusste er, er würde genau dort bleiben, wo er war, sie insgeheim lieben und hoffen, dass sie es nicht bemerken würde.

Kapitel 2 "Morgendliche Ängste"

Shinbe schreckte aus dem Schlaf hoch, als er Toya schreien hörte. Er fühlte, wie sich alle Muskeln in seinem Körper zusammenzogen bei dem Gedanken, dass er das Kebab unter Toyas Zwillingsdolchen werden würde. Morbide Faszination brachte ihn dazu, langsam seine violetten Augen zu öffnen, um zu sehen, was vor sich ging.

„Halt's Maul!“, schrie Kyoko und warf ihre Hand in die Luft und ließ einen zähmenden Zauberspruch los, dann ergriff sie sofort panisch ihren Kopf, als der Schmerz durch ihr Gehirn schoss.

„Wofür war das jetzt?“, knurrte Toya, als er vom Boden zu ihr hoch starrte.

„Auu“, machte ihr Mund, als sie wieder zusammen zuckte. „Pssst“, fügte sie hinzu, in der Hoffnung, dass er die Nachricht verstehen würde.

Shinbe seufzte, wissend, dass Kyoko wohl einen Kater hatte, und Toya machte die Sache nicht besser, wenn er so laut war. Er war froh, dass sie ihn ruhig stellen konnte, auch wenn er es komisch fand, dass der Zähmungszauber nur an Toya funktionierte. Manchmal war er ein wenig neidisch darauf, dass sie überhaupt einen Zauberspruch gegen Toya hatte. Es half auch nicht, dass Toya der einzige war, der zwischen den Zeiten hin und her springen und ihr in ihre Heimatwelt folgen konnte. So wie Shinbe das sah, brachte es die beiden einander nur noch näher.

Er fragte sich stumm, ob sie sich an die letzte Nacht erinnern konnte, angesichts der Tatsache, wie betrunken sie gewesen war. Shinbe schloss seine Augen und fühlte, wie sich sein Magen schmerzhaft verkrampfte, als Toya auf Kyoko losging, wütend dafür, dass sie den Zauberspruch verwendet hatte. Bisher erschien alles normal. Er dachte noch einmal an die Nacht und versuchte sich deutlich an alles zu erinnern. Er fand es komisch, dass selbst für ihn die vergangenen Stunden beinahe wie ein Traum erschienen.

Er erinnerte sich daran, dass er, gerade bevor er sie in die Hütte gebracht hatte, ihnen beiden einen schützenden Zauber auferlegt hatte, der jeden Geruch davon, dass sie einander geliebt hatten, verbarg, falls dieser bemerkbar gewesen wäre. Er öffnete seine Augen wieder, in dem Wissen, dass es nichts half sich zu verstecken, sollte sie sich daran erinnern was vorgefallen war. Dann vergaß Shinbe zu atmen, als er zusah, wie Toya sich zu Kyoko beugte und an ihr schnüffelte.

Toya rümpfte die Nase: „Kyoko, rieche ich da Alkohol auf dir?“ Er setzte sich vor sie, als er ihr schmerzerfülltes aber schuldbewusstes Seufzen hörte. Ihre Hände verdeckten noch immer ihr Gesicht. „Was zum Teufel, Kyoko? Hast du dich betrunken?“ Toya konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein wenig zu laut wurde und schloss schnell seinen Mund, als sie ihre Hände weg riss und ihm einen tödlichen Blick schenkte.

„Toya, es tut mir leid. Aber wenn du nicht sofort aus meinem Gesicht verschwindest, dann werde ich etwas tun, was wir beide, bereuen werden.“ Kyokos Augen zogen sich zusammen. Sie hob ihre Hand als wollte sie wieder den Zähmungszauber auf ihn werfen, wodurch Toya schnell vor ihr zurückwich, wütend knurrend.

Shinbe konnte nicht anders, er musste darüber grinsen, wie Kyoko Toya auf seinen Platz verwies. Er verbarg es hinter einem schnellen Husten. Manchmal konnten diese beiden so… unterhaltsam sein. Ein weiteres Husten zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Als er sich zur Seite beugte, um hinter Toya sehen zu können, erkannte er, dass Kamui dasselbe Problem damit hatte, sein Lachen zu verbergen.

'Verdammt, manchmal kann sie richtig, richtig beängstigend sein', dachte Toya, als er seine Hände in seine weiten Ärmel zog und sein Gesicht zur Seite drehte. „Gut, du kannst es mir später erzählen!“ Er schielte aus dem Winkel seiner goldenen Augen zu ihr hinüber, wissend, dass er das ein wenig zu laut gesagt hatte. Er sprang auf und ging zur Tür hinaus, wollte nicht in der Nähe sein, wenn sie ihn wieder 'zähmen' wollte. Er war nur froh, dass dieser dumme Zauber nicht lange anhielt, sonst würde ihm jetzt alles wehtun.

Suki hatte kein Wort gesagt, während sie Kyoko verwundert beobachtet hatte. Als Toya endlich weg war, krabbelte sie vorsichtig zu Kyoko hinüber. Sie beugte sich hinunter und flüsterte: „Kyoko, ich werde dir frisches Wasser holen, in Ordnung? Leg dich einfach wieder hin und ich komme gleich zurück.“ Sie legte ihre Hand leicht auf Kyokos Schulter und schüttelte den Kopf als sie sich fragte, wie ihre unschuldige Kyoko betrunken geworden war. Sie entschied, dass sie mit der Frage lieber warten würde, drehte sich um und ging weg um Wasser für ihre Freundin zu holen.

Kamui konnte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und grinste von Ohr zu Ohr. „Kyoko, ich kann nicht glauben, dass du ausgegangen bist um dich zu betrinken, ohne mich einzuladen.“ Sein Grinsen wurde nur noch breiter, als Kyoko ihm einen bösen Blick zuwarf. Als er spürte, dass Kaen draußen auf ihn wartete, ging er aus der Hütte hinaus, um sich zu seinem feurigen Freund zu gesellen.

Kyoko stöhnte als ihr Kopf dröhnte. Sie hätte Suki bitten sollen, ihr zu helfen, ihren Rucksack zu durchsuchen. Sie wusste, sie hätte dort etwas für den Schmerz und wenn sie es doch gleich finden könnte, würde sie wahrscheinlich die ganze Packung nehmen. Sie sah, wie ein Schatten über sie streifte, und als sie sich umwandte, sah sie Shinbes violette Augen auf sie gerichtet.

Plötzlich rasten Bilder von ihm, wie er sie liebte, durch ihren Kopf. Es war ein Traum gewesen… richtig? Ein betrunkener Traum, ja… sie erinnerte sich nun wieder. Kater oder nicht, sie konnte nicht verhindern, dass sie daran dachte, und sie fühlte, wie ihre Wangen erröteten. Sie war unendlich dankbar dafür, dass es nicht eine seiner Beschützerkräfte war, Gedanken zu lesen, nicht so wie Kyou.

„Kyoko, ist alles in Ordnung? Kann ich etwas für dich tun?“ Shinbe fühlte sich schuldig dafür, dass sie meinte, dass es ein Traum gewesen war, wie sie letzte Nacht gesagt hatte. Aber er musste wissen, ob sie sich an etwas erinnerte. Nach ihrem Erröten zu urteilen musste er davon ausgehen, dass sie es tat. Als sie schließlich sprach, seufzte er erleichtert und kläglich. Irgendwo tief in ihm hatte er gehofft, sie würde sich erinnern und alles beenden.

Kyoko schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Verdammte Träume… Wieso musste sie ausgerechnet von ihm träumen? Es war ohnehin schon schlimm genug, dass sie schon früher so etwas von ihm geträumt hatte, aber sie hatte noch nie von ihm geträumt und war dann so nahe bei ihm erwacht, dass sie seine Körperwärme fühlen konnte.

Plötzlich lehnte sie sich zurück, weg aus seiner Nähe, ihre smaragdgrünen Augen waren groß. Da war etwas in der Art, wie er sie ansah, als wollte er geradewegs in ihre Seele sehen. Oder er machte sich dafür bereit, sie zu begrapschen… bei Shinbe konnte man da nie so sicher sein. In Gedanken schüttelte sie den Kopf. 'Nein, da willst du nicht hin, liebe Kyoko, nicht jetzt! Denk nach, was war die Frage?' „Äähm…“

„Shinbe, würde es dir was ausmachen, in meiner Tasche nachzusehen und die Schachtel zu suchen, in der ich Kräuter aufbewahre?“ Sie legte ihre Hände wieder an ihren Kopf in dem Versuch, das Pochen zu beruhigen. 'Notiz für mich selbst… gehe nie, nie wieder auf eine Party mit Tasuki und seinen Kumpels von der Uni.'

Shinbe kramte in ihrer Tasche nach der Kräuterdose. Er zog die Schachtel heraus und gab sie ihr, wobei Kyoko unabsichtlich mit der Hand an seiner streifte, wodurch ein plötzlicher Hitzeschub durch Shinbes Körper schoss, der einen bestimmten Teil von ihm dazu brachte, sich zu versteifen.

'Oh, wie verletzlich sie jetzt gerade war, er könnte einfach… NEIN! Wie konnte er so etwas nur denken? Gott… sie hatten recht, als sie ihn pervers genannt hatten.'

In dem Versuch, sich schnell vor ihr zurück zu ziehen und eine sichere Distanz zwischen sie zu bringen, streifte er mit seinem Arm unabsichtlich über ihren Oberschenkel.

Kyoko verkrümmte sich innerlich bei der Berührung. Wieso musste es gerade er sein, der ihr jetzt half? Wieso konnte Toya nicht noch hier sein und sie böse anstarren und anschreien. 'Diese Lippen, diese Augen, ich… muss aufhören, ihn so anzustarren!' Sie wandte ihren Blick wieder der Kräuterdose zu, als sie durch den Inhalt kramte, auf der Suche nach dem Aspirin, das sie dort immer aufbewahrte. Als sie es fand, hob sie die kleinen Tabletten hoch.

Shinbe starrte sie gebannt an. Sie hatte noch nicht versucht, ihn zu kastrieren, also erinnerte sie sich offenbar nicht. 'Wieso erinnerte sie sich nicht?', seufzte er stumm.

Sie sah wieder zu ihm hoch, und ihre Blicke trafen einander, was sie einen Moment lang beinahe gehirntot machte. „Wasser? Bitte? Du kannst dir nicht vorstellen, wie grässlich die ohne schmecken.“

Shinbe geriet völlig durcheinander, als er ihren Lippen zusah, wie sie die Worte formten. Sie waren einfach so einladend… er könnte einfach… er bückte sich hinunter… er sah auf das Aspirin, das sie in ihrer Hand hielt. Konzentriere dich.

„Ja, sie sehen abscheulich aus“, sagte er als er sie betrachtete, auch wenn er keine Ahnung hatte, was sie waren. Die Tür öffnete sich plötzlich und er riss schuldbewusst seinen Kopf herum und sah, wie Suki und Kamui mit einem Wasserkrug hereinkamen.

Suki beäugte Shinbe unsicher. „Was hast du vor, Beschützer?“

Shinbe machte ein paar Schritte zurück und fragte sich, ob Suki vielleicht insgeheim dazu fähig war, seine Gedanken zu lesen. Sie hatte eine unheimliche Gabe dafür, immer zu wissen, wenn er sich ungezogen benahm… oder auch nur daran dachte.

„Oh Suki, bitte gib mir etwas Wasser, schnell. Je schneller ich diese Medizin nehme, desto schneller geht es mir besser“, warf Kyoko ein, die wusste, dass Shinbe nichts Falsches getan hatte.

'Kyoko zu Hilfe!' Shinbe behielt den Ruf für sich.

Suki goss ein wenig Wasser in ihren Becher und begann darüber zu reden, wie Toya einen Wutanfall erlitten hatte, als sie gestern Nachmittag nicht zurückgekommen war.

Shinbe lehnte sich an die Wand und beobachtete Kyoko während er halb der Unterhaltung lauschte. „… wenn er mich noch einmal anschreien sollte, dachte ich, ich würde…“ Nimm sie in deine Arme und küss sie, bis sie nicht mehr denken kann. „… er ist so ein arroganter Typ…“ Ich will dich so sehr, Kyoko. „… und die Art wie er umgeht…“ Shinbe zappelte und fragte sich, wie lange er sein Geheimnis noch wahren können würde, jetzt, wo er sie genommen hatte. „… nicht wahr, Shinbe?“

'Häh? Hatte ihm jemand eine Frage gestellt?' Shinbe sah von Suki zu Kyoko als beide ihn erwartungsvoll anstarrten.

Nachdem er keine Ahnung hatte, worüber sie gesprochen hatten, entschied er sich für ein einfaches Entkommen: „Ja, klar. Ich denke, du hast absolut recht, Suki. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss mit Toya sprechen.“ Und damit floh er zur Tür hinaus.

Suki und Kyoko sahen ihm nach, als er die Türe hinter sich schloss und beide Frauen kicherten.

Shinbe gelangte hinaus aus dem kleinen Verschlag und lehnte sich schnell vorwärts gegen die Wand. Er drückte seine Hände gegen das kühle Holz zu beiden Seiten seines Kopfes und stieß dann seine Stirn gegen die Holzpfosten. Der Schmerz schien ihm immer zu helfen, seine Gedanken wieder auf den rechten Weg zu bringen. Nur an diesem Morgen dauerte es länger. Nach der letzten Nacht konnte er seine Gefühle nicht mehr unter seine Kontrolle bringen. Es war jetzt schlimmer, als es je gewesen war.

Er wollte Suki wirklich nicht begrapschen, damit sie ihn schlagen würde, es erschien ihm einfach falsch, das zu tun, nachdem er Kyokos Körper berührt hatte. Er hatte Angst, dass er nie wieder eine andere als nur sie anfassen können würde, ohne seine eigene Hand abreißen zu wollen. Er hatte seine Partnerin gewählt und sie wusste es noch nicht einmal.

Toya stand nur wenige Meter entfernt, beobachtete seinen Bruder und fühlte die Wellen von Schuld, die über ihn schwappten. Einer der Vorteile davon, ein Beschützer zu sein, war, dass man Dinge von denen, um einen herum, fühlen konnte, etwa so wie ein Lügendetektor in Kyokos Welt.

Er wölbte eine dunkle Augenbraue. „Was hast du getan, Suki wieder begrapscht?“ Toya runzelte die Stirn als er sah, wie sein Bruder beim Klang seiner Stimme zusammen zuckte.

Shinbe zuckte erschrocken zusammen, wandte seine dunkelvioletten Augen Toya zu und drückte sich von der Wand ab und richtete sich auf. „NEIN! Ich… nun, weißt du…“ Shinbe runzelte die Stirn über sein eigenes Stottern. Er zwang sich schnell dazu, sich zu beruhigen und erlangte endlich wieder seine Fassung. „Ich wollte nur hier draußen bleiben, damit ich keinen Lärm mache und Kyokos Kater belästige“, sagte er mit einem weisen Unterton in seiner Stimme und in der Hoffnung, dass Toya den Ratschlag auch für sich befolgen würde.

Toya knurrte aus seiner Kehle: „Ich will immer noch wissen, wie zum Teufel sie betrunken wurde. Ich denke, ich werde es gleich herausfinden.“ Er wollte wütend an ihm vorbei gehen, blieb aber stehen, als Shinbe die Hand ausstreckte und seinen Arm festhielt. Toya starrte böse auf die gegnerische Hand hinunter und fragte sich, was sich sein Bruder einbildete.

Shinbe sah wie silberne Flecken in Toyas goldenen Augen erschienen und ließ seinen Arm schnell wieder los. Mit einer ruhigen Stimme versuchte er seinen Bruder zu überreden: „Wenn ich du wäre, würde ich das noch nicht tun, außer dir schmeckt der Boden.“ Er verbarg sein Grinsen als er fühlte, wie Toya sich an den Zähmungszauber erinnerte.

Toya sah seinen Bruder nachdenklich an, bevor er sich von der Tür weg drehte und murmelte: „Sie sollte es besser wissen, und gar nicht erst in so eine Verfassung geraten.“ Plötzlich zuckte er zusammen und hielt seinen Kopf, wo Suki ihn gerade mit ihrer Drachentöter-Waffe getroffen hatte, als sie aus der Tür hinter ihm trat.

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