Kämpfen um zu überleben oder fliehen, wenn der Gegner grösser war: das war das Mechanismus, das auf das menschliche Überleben basiert. Das war es schon immer, und ich nutzte es weiterhin, für mich selbst, für das Überleben der menschlichen Spezies, für die ganze Menschheit.
Die Menschheit war nicht so eines meiner Hauptanliegen gewesen. Vor all diesen Abenteuern war ich ein Nerd; ein schwieriger Fall, geschlossen, immer in schwarz gekleidet und ziemlich depressiv, mit sogar Suizidgedanken. Jedoch war jetzt Zeit zu kämpfen und aus dem Tunnel zu kommen.
Ich kroch, ich zerkratze mich und versuchte vorwärts zu kommen.
Als ich draussen schlüpfte war es Nacht, eine schreckliche Nacht fast ohne Mond, mit einem schwarzen Himmel und stellenweise von den Wolken drohend und aggressiv gemacht. Die Wolken hatten die Kraft eines Gepards, wegen den Farbtönen, die auf den Muskeln des Tieres wanderten, mit beunruhigenden roten Schattierungen.
Und ich sah alles. Ich sah ein Tyrannosaurus, der vor mir her wanderte, während ich ihn in dieser Sorte von natürlichem Balkon beobachtete.
Ich stieg von dort nur während des Tages hinunter und fühlte mich stärker, bereit um noch mehr Monster zu sehen und zu durchsuchen, um die wahre Natur der Dinge zu verstehen: der Geist war offen für jede Eventualität, um neue, merkwürdige Geschöpfe zu sehen und andere, merkwürdige Träume aufzufangen.
Die Träume waren für mich alles gewesen, der Auslauf all meiner Wünsche; sie waren die Wahrnehmung von Sachen, sogar bevor sie geschahen, die Wahrnehmung vom Nein auf mein Hilferuf gegenüber einem geliebten Freund, der mich als Mensch nicht verstanden hatte.
Ich hatte diese Hilfeablehnung geträumt, aber mit meiner sturen und mutigen Natur bin ich gegen das gegangen, was ich wahrgenommen hatte, und hatte weiter gemacht. Ich hatte die Tür zugeschletzt, weil ich meiner natürlichen und empfindlichen inneren Stimme nicht zugehört hatte. Ich spürte sie seit meiner frühsten Kindertage, aber seit kurzem wurde es mir bewusst, nur seit jetzt, wo ich von Monstern floh oder sie bekämpfte.
Ich fing an, durch ein emporsteigendes Tal zu laufen, rote Eichenblätter überall. Es war Herbst, die Blätter lösten sich von den Bäumen, Duft von frisch gefallenem Regen, von wildem Moos.
Neben mir eine gedämpfte Umgebung, wo ich endlich ein Feuer anzünden konnte um mich zu erwärmen. Glücklicherweise hatte ich in meiner Tasche noch meine Reserve an getrocknetem Fleisch; Ich bereitete das Feuer vor und kampierte gemütlich. Dann legte ich mich hin, um die Nacht auszuwiegen.
Die Nacht war lang und ich träumte, mit plumpen Booten auf Meeren zu reisen.
Beim Aufwachen, der Frost und dann Tautropfen. Es sollte Mitte September gewesen sein und die Blätter hatten eine Schicht von mehreren Zentimetern kreiert, auf welche meine Stiefel versanken.
Es waren weibliche Stiefel, bequeme, und hatte die Eleganz der alten Cowboy-Stiefel. Ihre Absichten dämpften die Überlegungen der Einsamkeit, der kalte und tiefe Stich der Nostalgie und die intime und traurige Gedanken. Es war genau diese Intimität, die ich im Innersten dieses merkwürdigen Waldes von roten Eichen spürte, wo die Blätter hinunterfielen und blutrot waren.
Ich fühlte mich jedoch verfolgt, ausspioniert.
Dieses Gefühl von ausspioniert zu sein, der Eindruck, dass etwas düsteres sich am zusammendrängen und hinter meinen Rücken am planen sei, hatte ich Jahre nach der Jugendzeit gehabt, als jemand mir seltsame Nachrichten in die Post versteckt hatte, Nachrichten, die wie Liebesbotschaften aussahen, aber sie waren nicht klar und deshalb umso mehr unheimlicher.
Trotz dieser dunklen Vorahnungen, bewegte ich mich im Dickicht vorwärts und oft drehte ich mich um, um zu kontrollieren, weil ich mich nicht wohl fühlte; ich fühlte den feinen Nebel, den Tau und verstand nicht was es war.
Dann, plötzlich, die Unsicherheit und die Befürchtung bewahrheiteten sich und es wurde richtige Angst, ein Terror wie dieser, dass nur Kinder spüren konnten.
Ich fühlte mich klein und rann weg von diesem Mann mit den schwarzen Stiefeln, der mich verfolgte und mir wie ein wahnsinniger fragte: «Warum?».
Wie, warum?
Warum bist es stattdessen du, der mich diese Frage stellt? Sagte ich mir.
Während ich rann, um nicht der Panik nachzugeben, überlegte ich, wie ich mich organisieren sollte um zu überleben: Es war der Überlebensinstinkt, es war eine Art von natürlicher Kälte und Stolz.
Er konnte mich töten aber er wäre nie in meinem Kopf gekommen.
Mein Kopf konzentrierte sich, während mein Körper floh.
Ich rann auf Wurzeln in der Hoffnung, dass der grausame Mann, der mich verfolgte, auf sie stolperte. Ich schaute ihn nie in die Augen, diese Augen, die dich verstohlen kontrollierten, Krokodilaugen, die die Beute unter der Wasseroberfläche beobachteten.
Als Intuition hatte ich verstanden, dass mein Verfolger Diabetiker war. Ich hatte es dank einer meiner seltsamen Intuitionen gefühlt und dank einiger Stimmen, die von anderen, sehr weiten, Dimensionen stammten. Ausserdem wusste ich dass er Diabetiker war, weil seine Füsse mit Wunden geplagt wurden; Schon bald mussten sie amputiert werden.
Meine Hoffnung kam von meiner Hartnäckigkeit und ich hoffte, er würde sich ermüden, ich hoffte, dass seine seltsame Krankheit, die er möglicherweise hatte, ihn plötzlich beim Rennen befiel, dass sie ihn den Stoffwechsel des Zuckers anhalten liess, oder dass er einfach einen Anfall erlitt und zusammenbrach.
Ich rannte und währenddessen wurden die Äste dichter und verzwickter. Ich bückte mich, in der Hoffnung, dass er mehr Schwierigkeiten haben mag, da er grösser war als ich; ich zog die Äste zu mir und wünschte mich, dass sie direkt in seinem Gesicht zurückspickten.
Ich hasste abgrundtief das was er mich am Antun war. Mein Hass wurde verursacht, insbesondere, von der Angst, die ich verspürte. Es war teilweise Stolz, ich gebe es zu: wer war er, um mich in der Flucht zu zwingen, um meine Glieder im nagenden Würgegriff der Furcht zu quälen?
Unterdessen rannte ich weiter und er, mit seinem kräftigen Körper, schien zu tolerieren, dass dieses Geschwindigkeitsrennen sich in ein Ausdauerrennen entwickelt hat.
Mein Schweiss fiel zusammen mit grossen Tränen zu Boden und fühlte, dass die Hoffnung mich am verlassen war... Aber da sah ich etwas Neues: mein Grossvater, vor mir.
Wenn er mich besorgt sah, würde mein Grossvater mich in eine andere Situation projizieren, in einer viel vertrauten Dimension und weniger gefährlich, und hätte mich beruhigt, da war ich mir sicher.
Meine Gewissheit hätte schon bald Zeit gehabt, sich zu materialisieren oder zu zerstören.
1 KAPITEL 2
Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben (Eleanor Roosevelt)
DER TROST UND ALTERNATIVE PROBLEME
Es war genau mein lieber Grossvater, zärtlich im Alter, furchtbar in der Jugend. Er war schon immer ein schwieriger Typ gewesen, tückisch, scharf und in gewisser Hinsicht war er der typische italienische Macho.
Als junger Mann war er braunhaarig gewesen, dunkle Augen eines Spaniers, dunkle, sonnengebrannte Haut, breite Schultern eines Bauern. Er war nicht sehr gross, etwa so wie ich, aber viel kräftiger. Nur die Hände hatten wir gleich, lange und schmale Hände. Hände, die die Engländer als Bäckerhände bezeichnen, und tatsächlich war genau das sein Beruf während seines Lebens. Er wachte vor dem Krähen des Hahnes auf, um hart zu arbeiten und er brauchte kein Radio: er hatte nämlich eine warme Baritonstimme, eine Stimme, die dir Gesellschaft leistet und dich auf dem Weg versichert, und auf meine Reise in meinen Träumen hatte ich ihn wiedergetroffen.
Unser Treffen war beruhigend. Er hatte mir seine schwielige und lange Hand auf die Schulter gelegt und mir zugeflüstert, ich solle mich nicht sorgen, dass alles gut werden wird und dass er mich verstand, er tröstete mich und wusste, wie schwer für mich dieser Weg war. Ja, entlang meines emotiven Wegs waren Gestrüppe und Dornen und meine Füsse waren voll von Blasen. Moralisch war ich sehr niedergeschlagen.
Er wusste, was ich am Durchmachen war. Er war im Oberkommando der Partisanen, er kämpfte gegen die Unterdrückung von Mussolini. Er liebte die Freiheit und genau dieser Name wurde ihm gegeben: er hiess Libero (frei auf Italienisch). Er war frei, er war luftförmig; Er war nun ein Geist, nachdem im 1996 ein Herzinfarkt ihn mitgenommen hat, plötzlich und schnell.
So schnell, dass ich den Mut nicht hatte, ihn in der Leichenhalle anzusehen.
Allerdings stand er jetzt vor mir, wie ich ihn in Erinnerung hatte: immer noch braungebrannt, immer aktiv und mit der Besorgnis seine Nichte zu sehen, wie sie schnell eine junge Frau wurde.
Ja, eine Frau, in mir wäre ich zu einer Frau geworden. Ich fühlte mich unschuldig und naiv, aber ich wusste, dass viele Dinge mir noch bevorstanden, dass das Leben lang und voller Bedrängung, von Ärgerlichkeiten, war.
Man sagt, das für jedes Talent, das wir besitzen, liefert Gott uns eine Peitsche. Die Peitsche ist für die Selbstgeisselung gegeben und diese hat einen Namen: für mich, heisst sie Schuldgefühle.
Die Schuldgefühle hatten mich schon immer Alpträume verursacht und, tatsächlich, da ich meinem Leben immer sehr verständnisvoll mit Kindern war, haben sie mich zum nächsten Alptraum mit offenen Augen gebracht.
Meine Pupillen sahen ein Kind, das sich vor mir materialisierte und mich verfolgte, aber es war kein lächelndes Kind: es hatte Fingernägel und Zähne, Reisszähne, die beissen und reissen konnten. Das kleine Geschöpf konnte mich zerreissen. Es heulte, aber sein Geheul war fast ein grauenerregendes Gebell, und ich war davon terrorisiert, ich schwitzte und zitterte. Ich war schon immer emotional, in der Tat passte die Beschreibung als Feeler gut zu mir, in diesem Fall verängstigt.
Die Feeler sind emotional und einfühlsam. Sie lieben das ruhige Leben, das Lachen und die Kinder; befallen von Schuldgefühlen, ziehen sie sich innerlich in sich zurück.
Ich konnte mich nicht in mich zurückziehen, weil das wütende Kind mich verfolgte und heulte, es schreite wie das Heulen des Windes.
Ich hatte Angst, das Biest und meine Unschuld, die ich nicht bewahrt hatte, entgegenzutreten. Ich hatte nicht das gerettet, was ich retten musste und mein Gewissen behelligte und verfolgte mich und ich konnte nichts machen ausser fliehen, noch einmal.
Ich konnte es nicht ertragen, ein Kind zu schlagen, somit rannte ich, aber ich fand mich mit einigen Stiefeln zu rennen, die unbequeme Absätze hatten. Diese verursachten mir ein dumpfer Schmerz nach jedem Schritt, sie durchrissen mich und folterten meine Haut und es bildeten sich schnell Blasen. Sie waren eine Qual ohne Ende.
Dann fiel ich auf die Ellbogen und rückte mit noch mehr Mühe auf dem dunklen Holzfussboden voran, rutschig und feindselig, eiskalt wie die Augen des Kindes, das mich verfolgte. Ich wusste sie verdient zu haben, diese Augen, ich hatte die Kinder im Leben nicht genug beschützt, ich hatte sie nicht genug geliebt und durch dieses weitere Monster kamen sie zurück, um mich zu besuchen. Ein bitterer Besuch aber konstruktiv: ich musste den Preis meiner Fehler bezahlen und war bereit, sie zu anerkennen.
Nach dieser Verfolgung, gab es eine andere bestürzende Vision: ein Mädchen, dass gegen die Mauern abprallte und ich konnte nicht verhindern, dass sie sich verletzte. Sie war rutschig, mit Öl eingeschmiert und änderte ständig die Richtung. Sie war unberechenbar.
Es stellte genau das Chaos dar, das ich in mir hatte.
Ich wusste nicht ob ich sie schützen oder mich selbst vom Monster retten soll, das mich immer noch verfolgte, das Kind, das mich heulend warum fragte, mich zu schnappen versuchte, indem es mich MAMA nannte.
Erschreckendes Wort für mich, da ich obwohl Kinder liebe, ich nie ernsthaft die Möglichkeit in Betracht gezogen habe, Mutter zu sein und eine eigene Familie aufzubauen. Ich habe es immer als eine entfernte Sache in der Zukunft angesehen, weit weg von mir, limitiert von meiner Persönlichkeit und auch, ich hasse es zugeben zu müssen, zerstörerisch für meinen weiblichen und so empfindlichen Körper. Süss sind die Kinder, die Pflegebedürftig sind und jedes Mal, als ich die Töchter meiner Freundinnen die ersten Schritte zu machen sah, wanderte ich nachdenklich umher, aus Befürchtung, dass der Wildfang etwas kaputt machen oder sich verletzen könnte; dann gibt es Kinder und Kinder. Es gibt Kinder, die nicht normal geboren werden.
Ich meine, wir alle haben unsere Individualität, aber es gibt Kinder, die Tiere misshandeln und das ist das erste besorgniserregende Zeichen. Viele Serial Killer misshandelten Tiere, als sie klein waren und es war genau der Fall des Kindes, der mich in diesen schmuddeligen Ort, in dieser holzigen Baracke voll von Zellen, verfolgte.
Ich vernahm aus seiner Gewalttätigkeit, von der Art, wie es die Sachen zerschlug, dass es keine Liebe bekommen hatte, aber fühlte auch, dass die Saat des Bösen sich in ihn eingenistet hatte: er wurde missbraucht und jetzt vergnügte er sich zu missbrauchen. Es war das Böse, das sich wie eine Krankheit verbreitete, die keinen Ausweg übrig liess, die dich verfolgte und dich mit nur einer Berührung langsam zerstörte. Es war beängstigend und immer anwesend. Ich konnte nicht mit dem Fliehen weitermachen, ich musste reagieren, jedoch fühlte ich die Beine noch nicht ausreichend kräftig, auch wenn, früher oder später, musste eine Entscheidung getroffen werden.
Die Entscheidung war lebenswichtig, ich konnte nicht zulassen, dass das Kind mich zerstörte, aber ich musste auch das Mädchen stoppen, die weiterhin von mir abrutschte und gegen die Mauern abprallte.
Ich musste einen Plan studieren, eine Strategie, um das Monster harmlos zu machen und das Mädchen zu retten.
In der Zwischenzeit schmerzten mir auch noch die Schultern: es war eine typische Stressreaktion von mir.
Die nervöse Spannung, zum Beispiel, vor den Prüfungen an der Universität, brachte mich die Muskeln der Schultern zu verziehen, wo miserable Resultate für das Schulterblatt und für die ganze Muskulatur der Halswirbelsäule mit sich brachte.
Gleichwohl musste ich etwas machen, ich musste verflucht noch mal etwas machen.
Ich verschob mich, so dass das Mädchen nicht gegen die Wand knallte aber gegen mich; ich hoffte, dass nach ein bisschen Zeit mit der Trägheit, hielt sie an. Die zerlumpten Seile, die sie schwangen, waren abgetrennt, zum Teil abgeschält und nicht vollständig; Dennoch waren sie robust. Ich versuchte sie mit dem Taschenmesser, den ich aus meinem Sack holte, zu zerschneiden, aber sie strebte sich, mir aus der Hand zu entwischen und war sehr glitschig aufgrund des dichten und undurchdringbaren Öles. Eine ölige Substanz, die dem Pech ähnelt.
Es war dunkel und diese Unternehmen verursachte mir Mühe. Ich fühlte mich vom Kind, das mich verfolgte, beobachtet, ich fühlte die Schaudern auf dem Rücken und fürchtete den Tod in jedem Augenblick, in jedem einzelnem Atemzug von mir... Das Kind war mein Gewissen und gab mir keine Ruhe.
Das Gewissen ist das, was dich in der Nacht wach hält und dich für lange Zeit eine immer gleiche Decke anschauen lässt.
Es lässt dich Vergangenheit und Zukunft in einem Augenblick durchleben, du siehst das ganze Leben in einem Augenblick und dann musst du entscheiden, du musst gemäss dein Gewissen entscheiden.