Dawn Brower
Liebe, Finde Mich
LIEBE, FINDE MICH SKANDAL BEGEGNET LIEBE ZWEIDAWN BROWER
Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Vorstellung der Autorin oder fiktiv benutzt und sollten nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Schauplätzen, Organisationen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.
Find Me Love © 2018 Dawn Brower
Cover und Bearbeitung: Victoria Miller
Übersetzung © 2020 Carolin Kern
Auszüge aus William Shakespeares Romeo und Julia aus der deutschen Übersetzung von August Wilhelm Schlegel.
Auszug aus William Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung aus der deutschen Übersetzung von Wolf Heinrich Graf Baudissin.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buchs darf ohne schriftliche Zustimmung benutzt oder vervielfältigt werden, weder elektronisch noch in Druckform, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.
Dieses Buch ist für jeden, der an die Liebe glaubt und hofft, sie eines Tages zu finden. Manchmal muss man einfach daran glauben und manchmal ist sie die ganze Zeit da gewesen. Glaub weiter daran und irgendwann wird die Liebe dich finden.
ANMERKUNG DER AUTORIN
Dies ist das zweite Buch in einer Reihe, die ich mit Amanda Mariel schreibe. Es ist eigentlich überraschend, dass wir nicht schon früher an etwas Gemeinsamem gearbeitet haben, da wir bereits schon so viel zusammen gemacht haben. Ich hoffe, dass ihr alle jedes Buch genießt und weiterlest, während sich die Reihe entwickelt.
DANKSAGUNGEN
Wie immer, danke an meine Coverkünstlerin Victoria Miller. Du bist wie immer fabelhaft. Ebenfalls danke an Elizabeth Evans du machst das Schreiben spaßig. Ich danke dir, dass du mir hilfst und alle meine groben Entwürfe liest.
Besonderer Dank an Amanda Mariel, dass sie mit mir arbeitet. Es ist schön mit jemandem zu arbeiten, der immer ein Teil meines Lebens sein wird. Es hat Spaß gemacht und ich freue mich darauf diese neue Reihe mit dir zu beenden.
PROLOG
Norfolk, England 1806
Die Frühsommersonne schien strahlend am Nachmittagshimmel. Große weiße flauschige Wolken schwebten über den blauen Horizont. Alle Zeichen deuteten auf einen wundervollen Tag des Vergnügens hin und Lady Diana Thomas hoffte, dass das Wetter hielt, um dies sicherzustellen. Ihr Vater war der Earl of Bristol und zusammen mit dem Earl of Northesk richtete er in der Stadt einen Jahrmarkt zwischen ihren beiden Anwesen aus. Für eine kurze Zeit gab es die Sorge, dass der Jahrmarkt nicht wie geplant stattfinden wird. Der Earl of Northesk war plötzlich verstorben und sein Sohn betrauerte seinen Verlust; er bestand jedoch darauf, dass die Dorfbewohner nicht enttäuscht wurden. Lord Bristol hatte zugestimmt den Großteil der Vorbereitungen zu übernehmen, um den neuen Grafen von der Aufgabe zu befreien. Das bedeutete letztendlich, dass Diana mehr zu bestreiten hatte. Es machte ihr jedoch nichts aus. Der Jahrmarkt blieb weiterhin etwas, das sie liebte und immer lieb und teuer halten würde.
Die jährliche Veranstaltung konnte einige Generationen zurückverfolgt werden und jeder in der Umgebung freute sich darauf. Über die Jahre hatte sich der Jahrmarkt verändert. Neue Dinge wurden hinzugefügt und Verbesserungen wurden vorgenommen. Dieses Jahr gäbe es eine andere Auslegung eines Stücks von Shakespeare. Diana konnte es nicht erwarten zu sehen, wie sich alles entfalten würde. Die Roma, die angeheuert wurden, um manche der Spiele und andere Unterhaltungen zu betreiben, kamen auch jedes Jahr wieder. Sie hatte schließlich viele von ihnen mit Namen kennengelernt und betrachtete sie als eine Art Freunde.
Diana spazierte durch alle Ausstellungen, um sicherzustellen, dass alles bereit war. Die Dorfbewohner kamen bereits an und bald würde der niedere Adel folgen. Es war einer der wenigen Tage, an welchem sich jede Klasse vermischte und sich überhaupt nichts dabei dachte. Sie waren alle Teil der Gemeinde und es sollte ein Tag des Amüsierens sein.
»Lady Diana«, rief ihr ein Mann zu.
Sie wandte sich in Richtung des Geräuschs und runzelte die Stirn. Luther Wright, der neue Earl of Northesk, stand hinter ihr. Was machte er auf dem Jahrmarkt? Ihr Vater hatte klargestellt, dass er nicht erwartete, dass der Herr beiwohnen würde. Die Grafen richteten ihn aus, aber sie nahmen nicht viel an den eigentlichen Aktivitäten teil. Sie traten in Erscheinung und blieben für eine Stunde oder so, gingen dann zurück auf ihre jeweiligen Anwesen. In diesem Fall jedoch hatte niemand gedacht, dass der Earl of Northesk überhaupt kommen würde.
»My Lord«, sagte sie und knickste zügig. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Er runzelte die Stirn und winkte mit einer Hand auf den Jahrmarkt. »Ich erinnere mich nicht daran, dass er so umfangreich ist.«
Sie hatten ein paar Stände hinzugefügt und vorübergehend eine Bühne für die Vorstellungen gebaut. Sie verstand nicht, warum er von allem so verwirrt war. Es wurden eventuell ein paar zusätzliche Unterhaltungen hinzugefügt. Nichts, was ihn verblüffen sollte »Der Jahrmarkt ist, wie ich ihn immer in Erinnerung hatte.« Diana entschied sich zu verhalten, als ob sie nicht verstand, was er meinte. »Ich erinnere mich nicht daran, dass Sie in den vergangenen paar Jahren diesen besucht haben. Waren Sie nicht auf Reisen?«
Zuletzt hatte sie angenommen, dass er Oxford verlassen hatte und für ein Jahr nach Italien gereist war. Er war erst kürzlich zurückgekommen. Diana erinnerte sich nicht daran, dass er so gutaussehend war. Seine dunklen Locken kräuselten sich um seine Ohren und seinen Hals und erstrahlten hell unter den gleißenden Sonnenstrahlen. Seine grünen Augen hatten die Farbe von Jade und erschienen beinahe so hart wie der Stein.
Er seufzte und rieb sich dann mit seinen Händen über sein Gesicht. »Sie haben nicht Unrecht. Ich habe mich entschieden zu reisen. Etwas, das ich bereue, nun, da ich Zeit verloren habe, die ich mit meinem Vater hätte haben können, wenn ich gewusst hätte «
Verflixt. Er musste ja dafür sorgen, dass sie sich schlecht fühlte. »Ich bitte um Entschuldigung. Es war unhöflich von mir Sie an Ihren Verlust zu erinnern.«
»Nein«, sagte er mit einem Kopfschütteln. »Die Schuld liegt bei mir. Ich hätte nicht hierherkommen sollen.«
Lord Northesk drehte sich um und machte sich in die entgegengesetzte Richtung des Jahrmarkts auf. Diana seufzte und bedachte, was sie als nächstes tun sollte. Solange sie sich erinnern konnte, war der neue Graf ihr Nachbar gewesen. Ihre Eltern hatten kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie erhofften, dass sie irgendwann seine Aufmerksamkeit erhaschen würde. Sie hofften, dass sie ihn heiraten und in der Nähe bleiben würde. Es wäre ein ziemlicher Streich, wenn das passieren würde. Diana hatte allerdings andere Vorstellungen von ihrer Zukunft. Sie war sich nicht völlig sicher, ob sie überhaupt heiraten wollte, und so oder so zeigte sie keinerlei Anzeichen, dass sie zu einer großartigen Schönheit heranwachsen würde. Ihr blondes Haar war glanzlos und ihre blauen Augen waren so blass, dass diese niemanden dazu inspirierten ein Gedicht darüber zu schreiben. Dies war ihr sechszehnter Sommer und bald würde sie in London debütieren. Sie hatte wenig Hoffnung, dass ein Gentleman für sie antragen würde. Sie hatte eine anständige Mitgift und Verbindungen, aber wenig anderes. Dieser Lord wäre nicht einmal in der Lage sie angemessen zu umwerben bis seine Trauerzeit endete nicht dass es viel ausmachte. Lord Northesk war nicht für sie und würde es niemals sein. Sie würde wahrscheinlich als Mauerblümchen und dann danach als alte Jungfer enden. Ein Schicksal, welches sie bereits akzeptierte und beschlossen hatte nicht dagegen anzukämpfen. Sie hatte der Gesellschaft andere Qualitäten zu bieten und würde sich ein Leben daraus machen, diese zu nutzen. Vielleicht wäre sie eines Tages eine Gesellschafterin oder hätte genug Geldmittel, um die Welt so viel zu bereisen, wie Lord Northesk dies getan hatte.
Sie seufzte und rannte, um zum Grafen aufzuschließen. »Gehen Sie nicht«, rief sie aus.
Er hielt und blickte sie an. »Warum nicht?«
Benötigte er wirklich einen Grund? Sie blies einen Atemstoß aus. Wann war es zu ihrer Verantwortung geworden alles für ihn recht zu machen? Wahrscheinlich, als ihr Vater ihr die Aufgabe gegeben hatte den Jahrmarkt zu planen »Sie leiden und dies ist wahrscheinlich der letzte Ort, an dem Sie sein wollen, aber ich glaube, dass es der sein könnte, den Sie brauchen. Dies soll ein glücklicher Tag sein, und wenn Sie es sich erlauben es zu genießen, finden Sie vielleicht etwas Freude, auch wenn nur für einen oder zwei Momente.«
»Glück ist etwas, das ich nicht verdiene.«
»Jeder sollte etwas davon in seinem Leben haben auch Sie. Bleiben Sie.« Sie lächelte ihn an. »Ihr Vater war ein großer Teil des Jahrmarkts. Wenn es nichts für Sie ist, dann bleiben Sie für ihn.«
Vielleicht würde er auf sie hören und versuchen etwas Gutes auf dem Jahrmarkt zu finden. So oder so hatte sie ihren Teil getan und versucht ihn von der Weisheit zu bleiben zu überzeugen. Am Ende lag es an ihm, was er zu tun wählte. Sie wagte es nicht zu versuchen die innere Arbeitsweise des männlichen Verstands herauszufinden.
»Ich komme vielleicht später zurück«, entgegnete er. »Fürs Erste muss ich gehen, wenn Sie mich entschuldigen.«
So kalt, aber sie konnte ihm das nicht wirklich anlasten. An seiner Stelle würde sie wahrscheinlich auf ähnliche Weise reagieren. Diana konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre einen ihrer Eltern zu verlieren. Glücklicherweise waren beide sehr lebendig. »Ich hoffe, dass Sie das tun«, sagte sie. »Solange das Wetter so angenehm bleibt, sollte der Rest der Festivitäten reibungslos verlaufen. Guten Tag, my Lord.«
Er nickte und ging dann weiter davon, bis er sein Pferd erreichte. Dann glitt er auf dessen Rücken und gab ihm ein Zeichen für einen leichten Galopp. Bald war er eine kleine Gestalt in der Ferne und dann verschwand er vollständig. Diana wandte sich von der Straße ab, die in Richtung des Northesk Castle führte, und kehrte zum Jahrmarkt zurück. Die Stände waren von Dorfbewohnern umringt und Gelächter schwebte durch die Luft. Ein kleiner Junge warf Bälle auf eine Reihe von Eimern und stöhnte, als er daran scheiterte ihn hineinzubekommen. Sie bummelte zu dem Bereich hinüber, wo die Bühne für die Inszenierung des Theaterstücks geschaffen worden war. Eine Menge Dorfbewohner hatten sich um diese versammelt, während sie darauf warteten, dass die erste Aufführung stattfand. Sie mussten nicht lange warten bis zwei Männer mit Masken herausspazierten.
Der erste Mann schrie seinen Text heraus. »Ich bitt dich, Freund, laß uns nach Hause gehn! Der Tag ist heiß, die Capulets sind draußen, Und treffen wir, so gibt es sicher Zank: Denn bei der Hitze tobt das tolle Blut.« Sie führten eine Szene aus Romeo und Julia auf.
Diana wurde noch aufgeregter. Es war eine Kampfszene und sie hatte schon immer Interesse am Fechten gehabt. Sie konnte es nicht erwarten zu sehen, wie diese zu ihrer Unterhaltung in Szene gesetzt wurde. Bald würden die Capulets und Montagues kämpfen, wobei Tybalt am Ende durch Romeos Hand starb. Zumindest geschah das alles so im Theaterstück von Shakespeare. Diana wusste nicht, ob sie etwas davon ändern würden oder nicht. Das war Teil des Spaßes der Aufführung.
Mehr Männer in Masken kamen auf die Bühne. Sie sagten ihren Text fehlerlos auf bis sie ihre Rapiere zogen. Es war eine ältere Art des Fechtdegens. Diana dachte, dass sie vielleicht Florette benutzten, aber die Rapiere hatten einen anderen Stil. Vielleicht würde sie später erfragen, warum sie diese benutzten. Die Schauspieler waren in einen hitzigen Kampf verwickelt. Die Rapiere klirrten in einem Tanz aneinander, der ebenso tödlich wie auch schön war. Sie war an ihrem Platz gefesselt, nicht in der Lage von all dem wegzublicken. Einer der Männer sprang zwischen zwei der Kämpfer, um den Streit aufzuhalten, aber es war vergebens. Einer wurde getroffen und fiel auf dramatische Art und Weise zu Boden.
»Nichts kann den Unstern dieses Tages wenden; Er hebt das Weh an, andre müssens enden.«
Der Mann auf dem Boden wurde ruhig und der Schauspieler, der Romeo spielte, nahm ein Schwert und begann mit dem Mann zu kämpfen, der Mercutio ermordet hatte. Eine weitere sündhaft gute Kampfszene wurde aufgenommen, während Tybalt neben Mercutio starb. Diana klatschte wild, als die Szene endete. Sie wollte lernen so zu fechten wenn ihr Vater nur einen Lehrer für sie finden würde, der willens war sie zu unterrichten. Die Schauspieler nahmen alle ihre Masken ab und verbeugten sich vor dem Publikum.
»Ein weiteres«, schrie jemand.
Diana starrte die Schauspieler an. Sie hatte angenommen, dass es alle Männer waren, aber das war nicht der Fall. Da war eine Frau unter ihnen. Wunderschön beschrieb sie nicht einmal annähernd. Ihr Körper war schlank, geschmeidig und sie bewegte sich mit einer fließenden Eleganz, die Diana niemals erlangen könnte. Sie hatte mitternachtsschwarzes Haar, das in einem dicken Zopf bis zu ihrer Hüfte fiel. Wie konnte sie das nicht bemerken? War es während des Kampfes versteckt gewesen? Sie musste sie treffen
Sie verbeugten sich noch einmal und verließen dann die Bühne. Sie wären später für eine weitere Szene, und wahrscheinlich ein neues Publikum, zurück. So oder so wäre Diana zurück, um zuzusehen, aber sie hatte vorher ein weiteres Ziel. Sie bahnte sich ihren Weg durch das Gedränge, bis sie das Zelt erreichte, wo die Schauspieler zwischen den Auftritten Zuflucht suchten.
Die Frau war gerade dabei einzutreten, als Diana das Zelt erreichte. »Verzeihung«, rief sie ihr zu. »Haben Sie einen Moment?«
Von nahem schien sie nicht viel älter als Diana. Vielleicht drei oder vier Jahre, aber nicht viel mehr als das. Ihr Haar schien dunkler von nahem und ihre Augen hatten einen veilchenblauen Farbton, ähnlich dem Himmel vor einem Sturm. »Ich bin beschäftigt«, sagte das Mädchen ziemlich unhöflich.
»Und mein Vater bezahlt Ihre Gehälter für den heutigen Tag. Sie können eine Minute Ihrer Zeit für mich erübrigen.« Sie würde, welchen Vorteil auch immer sie hatte, benutzen, um die Aufmerksamkeit der Roma zu erlangen.
»Kleines Mädchen«, sagte das Mädchen mit einem Akzent, der dem vieler Roma ähnlich war, die sie über die Jahre getroffen hatte. Sie kniff ihre Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Geringschätzung troff von ihrer Stimme, als sie sprach. »Ihr solltet lernen, wann man fordernd sein soll und wann es das Beste ist sich umzudrehen und wegzugehen.«
»Dies ist keine der Zeiten, um aufzugeben«, bestand Diana. Sie würde betteln, wenn es half, aber sie hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. »Bitte, könnte ich einen Moment Ihrer Zeit haben?«
Das Mädchen seufzte und nickte dann. »Was benötigt Ihre Hoheit?«
»Ich bin keine « Diana schüttelte ihren Kopf. Es war egal, was sie von ihr dachte, solange die Roma am Ende half. »Wie ist Ihr Name?«
Sie hob eine Braue. »Das ist alles, was Ihr zu wissen wünscht?«
»Nein«, entgegnete Diana. Wenn sie ihren Kopf durchsetzte, würden sie weit mehr voneinander wissen, wenn alles vorüber war. »Aber es ist höflich zu wissen mit wem ich spreche. Ich bin Lady Diana. Mein Vater ist der Earl of Bristol.«
»Ah«, sagte sie unverbindlich. »Lady Di, die Prinzessin der Grafschaft. Ich habe von Euch gehört.«
Diana begann sie nicht zu mögen, aber sie schüttelte das ab. Das Roma-Mädchen hatte etwas, das sie ersehnte, und sie würde ihren eigenen Stolz begraben, um es zu bekommen. Sie starrte sie an, während sie nicht von ihrer Geringschätzung einlenkte.
Schließlich antwortete sie mit ihrem Namen. »Ich bin Lulia Vasile.«