Er öffnete die Truhe und zog Seide und Juwelen heraus.
-Diese sind für Herja und Isgred!
-Diese Seide ist wunderschön sagte Herja mit weit aufgerissenen Augen. -und diese Juwelen! Schau es dir an Isgred!
Das Mädchen eilte neugierig heran und blieb mit offenem Mund beim Anblick dieser wunderbaren Dinge.
-Diese silbernen Kelche und die Gewürze sind für die ganze Familie, wogegen das für dich ist sagte er seinem Freund zugewandt.
Er reichte ihn ein eleganter roter Mantel aus Wolle mit Saum aus Pelz und Verzierungen in Seide und eine grosse Brosche aus goldenem Filigran, um es zu schliessen.
-Wenn es heute nicht so warm wäre, hätte ich es sofort angezogen sagte Olaf, indem er das Gelächter der Anwesenden auslöste und bewunderte sein neuer Mantel, eines Königs würdig.
-Danke Harald, mein Freund! Ich schätze dein Geschenk sehr. In ihren Augen war die ganze Zuneigung und gegenseitiger Respekt zu lesen, welche sie in all den Jahren verbunden hatte, seit ihrer Kindheit, als sie Geschworene Brüder zu werden wählten.
Harald nahm dann von der Truhe zwei Holzscheiden aus geklopftem Leder heraus, auf denen er die dreieckigen Zwingen mit Bronze und Gold verzieren liess.
-Und diese sind für euch - sagte er, indem er sie an den zwei Jungen reichte.
-Sie sind sehr schön, sehr gut verziert, ehm vielleicht ein bisschen leicht stellte Ulfr fest, indem er sie in den Händen wog.
-Findet Ihr nicht, dass etwas im Innern fehlt, Vater? fragte Thorald.
-Nicht für lange - antwortete Olaf, welcher in der Zwischenzeit den Schmied mit einer Holzkiste hergebracht hatte.
Er öffnete sie und enthüllte den Inhalt.
-Unglaublich! riefen die zwei jungen Wikinger aus.
-Wir haben sie speziell für euch schmieden lassen, mit dem besten Eisen, das vom Rheinland verriet er mit Stolz.
Die zwei Jungen verloren keine Zeit, sie anzufechten, sie waren, gelinde gesagt, begeistert. Ihr erstes Schwert! Die schönste, die sie je gesehen haben! Beide mit der zweischneidigen Klinge, scharf und glänzend, mit dem Griff verziert mit Einlegungen, und Beschichtungen in Gold und Kupfer mit ihren Namen in Silber eingraviert, sodass sie wie die jeweiligen Klingen glänzen konnten.
-Ihr müsst euer neuer Schwert einen Namen geben, um die Kraft zu zelebrieren sagte Olaf.
- Sofort? fragte Thorald, etwas besorgt, dass ihm nicht einmal einen in den Sinn kommen würde, welches für sein Schwert würdig wäre.
-Nein antwortete vergnügt sein Vater. Es sei denn, ihr wollt es nicht sofort gegen jemanden benutzen!
-Ich habe bereits ein Name! sagte Ulfr, indem er das Schwert in die Luft hielt Donner des Feuers, und ich werde sie für den Kampf von heute gebrauchen!
-Dann werde ich sie Blitz des Meereskönigs nennen! rief Thorald aus, indem er das Schwert in Richtung Decke hielt.
-Es scheinen mir wirklich zwei würdigen Namen für eure Schwerter zu sein kommentierte Harald.
In der Zwischenzweit, kamen alle Gäste an, die vier gingen hinaus und die Jungen machten sich fertig. Ihre Ausbildung war komplett: gebildet, mutig und äusserst fähig, jegliche Waffe zu benutzen. Sie wuchsen gesund und stark auf und sie waren daran, ihre Männlichkeit zu beweisen. Sie stellten sich mit Nachdruck in ein Duell auf die Probe, welches alle Anwesenden begeisterte, vor allem ihre Väter, die sehr stolz darauf waren.
Die grosse Tafelrunde wurde festlich hergerichtet mit Leckereien aller Art, Ströme aus Bier, Wein und Met.
Als alle Platz genommen hatte, wurde mit dem Festessen und das grosse Trinkgelage begonnen. Die Stimmung war fröhlich und lustig, alle unterhielten sich mit allen und brachen in schallenden Gelächter aus. Aber die wahre Überraschung musste noch kommen Olaf stand auf, indem er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden abrief.
-Ich und Harald werden in wenigen Tagen in See stechen, wir werden vor dem Ankommen des Winters wieder zurückkehren.
Thorald verstummte, ungläubig diese Worte zu hören. Sein Vater war soeben angekommen, er konnte nicht in wenigen Tagen wieder gehen. Seine Gedanken konnten sich in seinem Gesichtsausdruck lesen, traurig und enttäuscht. Er war immer noch gedankenverloren, als er diese Worte hörte
-Selbstverständlich werden unsere Söhne mit uns kommen teilte Olaf stolz mit.
-Diese Reise ist unser Geschenk, um eure Volljährigkeit zu ehren fügte er hinzu, indem er die zwei Jungen ansah.
Die zwei Jugendlichen sprangen auf, sie konnten ihre Begeisterung kaum zurückhalten. Für einen Wikinger war es sehr wichtig, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, eine lange Seereise bestreiten zu können. Weil ein Wikinger war zuallererst sein Schiff.
Alle hoben und stossen mit den randvollen Hörner an, um den zwei Jungen eine glorreiche Zukunft zu wünschen, wie der ihrer Väter.
Isgred unterhielt sich schon seit ein paar Stunden mit einem gutaussehenden Burschen, der seine Augen von ihr nicht lassen konnte.
-Wer ist der junge Mann, der mit meiner Tochter spricht? fragte Olaf, indem er sich an Harald wandte.
-Heidrek, er ist der Sohn von Gunther, mein Cousin zweiten Grades.
-Er scheint ziemlich an Isgred interessiert zu sein.
-Mein Freund, wenn es so wäre, kannst du unbesorgt sein, er ist ein guter Junge ebenso von adligen Rang informierte ihn Harald.
-Ist vielleicht besser, wenn ich ein paar Worte mit ihm austausche, bevor ich aufbreche.
Die zwei Freunde tauschten sich ein betrunkener Blick aus, indem sie eine Augenbraue hoben und in ein grosses Gelächter ausbrachen. Der Effekt des Biers und des Mets liess sich spüren
Isgred näherte sich dem Vater.
-Vater, ich ziehe mich zurück, ich bin ziemlich müde.
-Ich habe bemerkt, dass du heute in guter Gesellschaft warst sagte Olaf scheinheilig.
Die weisse Haut von Isgred färbte sich rot. Ihre Augen, Blau wie der wolkenlose Himmel, sprachen von selbst. Sie deutete ein schüchternes Lächeln an, indem sie den Blick sank.
-Ihr werdet warten müssen. Wenn wir von der Reise zurückkehren, werden wir uns um eine Versammlung zwischen den zwei Clans abstimmen.
Das schüchterne Lächeln von Isgred verwandelte sich in einem kleinen, erstickten Schrei von Freude.
-Danke, Vater! rief sie begeistert auf, indem sie ihn ein auf die von einen dichten und langen rotblonden Bart geschmückte Wange schmatzte.
Die junge Frau machte sich auf dem Weg nach Hause, aber bevor sie die Schwelle passierte, suchte sie das Gesicht von Heidrek, der sie mit dem Blick gefolgt hatte, sie tauschten sich ein Lächeln und ein sanfter Wink von Einverständnis mit dem Kopf aus.
Die Feierlichkeiten setzten sich bis zum Morgengrauen fort, zwischen Gesänge, Tänze, Gelächter und Saufgelage.
Chris J. Biker
Die Reise des Schicksals
Übersetzt von Luigi Ambrosio
© 2020 - Chris J. Biker
Die Umschlagseite ist das Werk vom Künstler Emiliano Movio, die Umsetzung im File ist vom Grafiker Pierluigi Paron mit Print Service realisiert worden.
1 Vorwort
Liebe Leser, ich möchte über eine historische Inkohärenz Klarheit verschaffen, welche ihr beim Lesen dieses Romans finden werdet, das um 900 n.Ch. spielt, eine Epoche, in der die amerikanischen Ureinwohner noch keine Pferde besassen, da diese erst über ein halbes Jahrzehnt später in ihren Leben gelangten. Aber sagt mir: ist es etwa nicht wahr, dass wenn wir an die Ureinwohner denken, in unser Kopf das Bild von fedrigen Reitern hervortaucht, auf ihren Pferden, die frei über ihre Ländereien reiten? Ich konnte auf diesen wunderbaren Anblick einfach nicht verzichten.
1 Widmung
An meine Töchter, Sara und Janis, die Tag für Tag mein Leben mit dem grössten Geschenk bereichern, vom unschätzbarem Wert, die Reine Liebe.
1 Kapitel 1
Während des grossen Wikingerkrieges, wurde in der Siedlung von Gokstad, in Norwegen, Ulfr geboren, erstgeborener des Wikingerkönigs Olaf.
Olaf wurde im Morgengrauen geweckt, von einem seltsamen Stöhnen, er schaute an seiner Seite und sah, dass seine Frau Herja nicht da war. Er sass auf und schaute umher, er sah sie im Stehen, neben der Wand, von den ersten Morgenlichtern durchleuchtet, welche aus der Felsspalte an der Mauer durchdrangen, die Büste leicht nach vorne gebeugt, mit einer Hand am aufgehängten Teppich festgehalten, während sie mit der anderen ihr Bauch hielt.
-Lass die Hebamme kommen die Wörter kamen aus ihr mit zusammengebissenen Zähnen heraus.
Olaf sprang ruckartig auf, indem er das Zimmer mit grossen Schritte durchquerte. Er überschritt die Tür und rief mit lauter Stimme die Frauen der Dienerschaft.
-Schnell! Schnell! brüllte er in der Stille.
In wenigen Sekunden, war das Haus wieder lebendig, die Frauen rannten kreuz und quer während Olaf weiterfuhr, aufgeregt zu wiederholen: -Schnell! Schnell! indem er vor der Tür blieb, um seine Frau nicht aus den Augen zu verlieren.
Zwei Frauen traten in voller Geschwindigkeit in das Zimmer ein, indem sie sich zwischen den Türpfosten und den Hüften des Mannes hineinzwängten. Sie zündeten sofort kleine Feuer an, unter Verwendung von Fischöl, welches in einigen halbkugelförmigen Eisenbehältern enthalten war, die, an den Wänden verstreut, als Leuchtmittel fungierten.
-Aus dem Weg! forderte eine Frauenstimme, die in den Händen ein rauchiges, in Tücher umwickeltes, Gefäss hielt.
Es war die alte Sigrùn, die Hebamme, die einzige Frau, die ihm so anreden durfte. Niemand kannte ihr Alter, aber sie musste wirklich sehr alt sein, so sehr, dass sie sich den Spitznamen von Sigrùn die Unsterbliche verdiente, da sie alle in dieser Siedlung zur Welt gebracht hatte und von unbestrittener Respekt genoss.
-Ihr seid gross wie die Tür! fügte sie hinzu, während sie an seiner Seite vorbeiging, gefolgt von einer anderen Frau, welche die Tür hinter sich schloss.
Olaf blieb einen Moment lang die geschnitzten Ornamente im Holz bewegungslos anzustarren, indem er seine Gebete an Frey und Freya zuwies, die Götter der Fruchtbarkeit. An ihnen wendete man sich, um die Geburt eines gesunden und starken Kindes zu sichern.
Die Frau war bereits in ausgezeichneten Händen, diejenigen von der alten Sigrùn, auch als Priesterin der heiligen Runen betrachtet, welche sie in ihren Handflächen eingraviert hatte, ihre Prophezeiungen wurden nie unterbewertet
Das Zimmer füllte sich mit einem Duft ähnlich wie Zitrone, freigesetzt aus der Eisenkraut-Sud, oder besser von den Drachenklauen, wie sie die Alte nannte. Sie goss es ein bisschen in einer Tasse und näherte sich an Herja, welche ein kurzer Atem und verängstigte Augen von den starken Krämpfen hatte.
-Trink es, es wird dir den Schmerz lindern forderte sie sie.
Herja liess es sich nicht wiederholen. Sie hätte was auch immer geschluckt um die Stechen zu besänftigen, ausserdem war der Duft des Suds frisch und verlockend.
Die zukünftige Mutter, unterstützt von der Hebamme und von anderen Frauen, war erschöpft von stundenlagen Wehen. Als die Zeit kam, wurde sie aufgefordert, auf den Ellbogen hinzuknien und ermutigt zu drücken.
Die alte Sigrùn sang eine Melodie aus unverständlichen Wörter, während sie ihre knochigen Hände auf dem Körper der jungen Frau erlegte, indem sie ihr den Bauch drückte und massierte.
Die Atmung von Herja wurde schwer und ihre Schmerzensschreie brachten Olaf dazu, seine Schritte noch schneller und grösser zu machen, welcher nervös hin und her vor der Tür lief.
Der letzte Schrei seiner Frau blockierte sein Schritt und hielt den Atem an bis zum Moment der Geburt, als das erste Atemzug seines Sohnes mit einem Chor aus magischen Gesänge begleitet wurde.
Die alte Sigrùn, nach dem Schnitt der Nabelschnur, wusch sie das kleine Körper mit Wasser, trocknete ihn und schmierte ihm eine Salbe aus Klee ein, welche ihn vom Pech schützen sollte, indem es ihn Weisheit und Klugheit brachte und da er vom Himmel genommen wurde, traute sie ihn an den Kräften der Natur an und an ihren Gott Odin
Endlich ging die Tür auf.
-Ihr könnt eintreten kündigte die Hebamme an, während sie sich mit der Begleitung der anderen Frauen beeilte, hinauszutreten.
Olaf näherte sich an seine Frau, welche in den Armen ihr Erstgeborener hielt.
-Es ist ein Junge! sagte sie lächelnd, indem sie ihm der Kleine in seinen starken Armen hinhielt.
Olaf erwiderte das Lächeln und während er das Kind mit Stolz anschaute, sagte er: -Wir müssen ihm einen Namen geben, der seinem Stamm würdig ist.
Aber er dachte an diesen Namen seit Monaten nach, indem er hoffte, es sein ein Junge.
-Ich bin mir sicher, dass du bereits den richtigen Namen für ihn ausgesucht hast fügte Herja mit einem Augenzwinkern hinzu, derer, die schon alles begriffen hatte.
Olaf richtete ihr ein zwinkernder Blick zu und bracht in einem lauten Lachen aus. Mit dem Kleinen in seinen grossen Händen hob er die Arme in den Himmel und mit feierlicher Stimme sprach er seinen Namen aus.
-Ulfr, mögen die Götter dir ein glorreiches Leben schenken, so wie der, welche dein Grossvater gelebt hat!
Die Wahl des Namens wurde für die Wikinger als sehr wichtig angesehen, da sie glaubten, es hätte den Charakter und das Schicksal beeinflusst: aus diesem Grund wurde ihm den Namen des Grossvaters väterlicherseits gegeben, geschätzter König, mutiger Anführer und hochgeschickter Händler, welcher ein Grossteil seines Lebens unter dem Kommando seines Knorr verbrachte, wundervolles Wikingerschiffs vom perfekt geschnitzten Bug mit der Form eines wilden Tierkopfes, aus Gold und Silber überzogen und auf seine war ein Wolf, weil Ulfr Wolf bedeutet
1 Kapitel 2
Im selben Moment, in den Ebenen Nordamerikas, beim Stamm des Grossen Himmels, kam Goldiger Falke auf die Welt, Erstgeborene des Stammeshäuptlings Grosser Adler.
Die ersten Lichter der Morgendämmerung steuerten auf den neuen Tag zu.