Seite An Seite Dienen - Fiona West 2 стр.


»Schauen Sie.« Sie machte sich in die Residenz auf und dann ... verblasste sie. Er wusste nicht, wie er es sonst beschreiben sollte. Es war, als ob jemand einen Durchsichtigkeits-Filter über sie gelegt hat. Sie drehte sich, um ihn anzuschauen, als ob sie sagen wollte: »Na?«

Er nickte, machte einen Schlenzer mit seiner Hand, um zu sagen: »Nichts wie ran.« Sie verschwand um die Ecke und ein paar Minuten später kam sie mit einem Ausdruck auf ihrem Gesicht zurück, den er nicht deuten konnte.

»Irgendetwas gefunden?«

»Es war nichts.«

»Es war nichts, weil Sie nichts gefunden haben, oder weil Sie wissen, was das Geräusch war?«

»Die Royalen haben während des Verkehrs eine Lampe umgeworfen.«

»Ah. Ich lasse es die Leistelle wissen.« Sie schien nicht im Mindesten davon peinlich berührt zu sein. Tatsächlich, obwohl er Probleme damit hatte das Nonverbale anderer Menschen zu lesen, wenn er raten müsste, würde er sagen, dass sie amüsiert war. Er war auch ein bisschen amüsiert, aber ließ es sich nicht anmerken. Professionalität und so. Die Nachtschicht war praktisch dazu vorprogrammiert mehr intime Momente zwischen sie zu bringen. Die Royalen hatten Glück, dass Arron James nicht an seiner Stelle war oder er würde es jedem innerhalb eines fünf-Meilen-Radius erzählen.

Sie nahm ihre vorige Stellung wieder ein, während er der Zentralen Leitstelle zurückschrieb und ihnen die Entwarnung gab. Er ließ sie auch wissen, dass die Royalen wach waren und wahrscheinlich in Kürze mehr Lärm machen würden. Aber die Fragen in seinem Hinterkopf wollten ihn nicht in Ruhe lassen. Er wandte sich ihr wieder zu.

»Haben Sie mit ihnen gesprochen?«

»Nein.«

»Woher wissen Sie dann, dass sie eine Lampe zerbrochen haben?«

»Ich konnte sie durch die Schlafzimmertür lachen und Wetten abschließen hören, wer von uns den kürzeren Strohhalm ziehen würde.«

Sam grinste seine Schuhe an; er war froh zu hören, dass sie gelacht haben. Vor Abbie hat Edward nicht genug gelacht. »Wer hat richtig geraten?«

»Sie. Er dachte, dass Sie beschützerischer wären, dass es wahrscheinlicher wäre, dass Sie durch die Tür platzen.«

»Eine faire Einschätzung.« Es war ihm auch nicht peinlich. Seine Freunde machten ihm wegen seiner Naivität oft genug das Leben schwer, so dass es keine Überraschung war, dass Edward dachte, es wäre er.

»Möglicherweise zum Teil, aber ich bin auch beschützerisch. Sie ist ein guter Mensch.«

»Das sind sie beide.«

»Stimmt.«

Sie kehrten wieder zum Schweigen zurück, das ein paar Minuten später durch zwei gedämpfte, wortlose Aufschreie aus der Residenz gebrochen wurde, zuerst ihrer, dann seiner. Da Macias nicht reagierte und er keine weiteren Textnachrichten empfing, beschloss er hierbei Tezzas Beispiel zu folgen. Sie sprachen nicht mehr bis um 0500, als ihre Schicht vorbei war.

»Gehts nach Hause?« Er wusste nicht, warum er sie das fragte. Es war wahrscheinlich aufdringlich.

»Nein.« Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich treffe mich mit meiner Schwester.«

»Oh. Na ja, genießen Sie Ihre Zeit mit ihr.«

»Danke. Bis morgen.«

»Jaah.«

Edward verließ gerade die Residenz, als er wegzugehen begann. »Hey, Lust auf einen Lauf?«

Sam zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?«

»Das ist die richtige Einstellung.«

»Wie bist du so putzmunter am Morgen?«, fragte Sam.

»Ich habe eine außergewöhnliche Verfassung, Kumpel, denn ich bin eine außergewöhnliche Person.«

Sam grinste. »Schwachsinn.«

»Das schneidet mir allerdings geradewegs ins Herz. Wie war deine erste Arbeitsnacht?«

»In Ordnung.«

Edward blickte ihn an. »In Ordnung? Nur ... in Ordnung?«

Sam nickte.

»Wie ist es mit Macias zu arbeiten?«

»Sie scheint sehr kompetent. Letzte Nacht habe ich dabei zugeschaut, wie sie quasi verblasst ist, als sie los ist, um nach ... ähm...« Er bemerkte zu spät, was er sagte, und spürte, wie sich sein Gesicht erwärmte. Obwohl sie beide schwarz waren, beneidete Sam Edwards dunkleren Teint. Er war sicher, dass Edward wusste, dass er errötete, angesichts dessen, dass dieser von einem Ohr zum anderen grinste.

»Verflixt sei das alles, Abbie hatte Recht. Erzähl es ihr nicht, in Ordnung?«

»Warum, um was habt ihr gewettet?«

»Wenn sie Recht damit hat, wer nachgeschaut hat, dann gibt es einen neuen Horrorfilm, den sie mich anzuschauen zwingt. Was unter den Füßen liegt, oder so etwas. Sie sagt, dass der beste Teil mein Zusammenzucken und Kopfeinziehen ist.« Er zeigte ein übertriebenes Schaudern und Sam lächelte auf seine Schuhe.

»Lass mich nur mich umziehen und dann treffe ich dich draußen.«

»Klingt gut.«

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OBWOHL SIE NORMALERWEISE während ihrer Läufe nicht viel sprachen, schien Edwards Verwirrung über die Eigenarten seiner neuen Braut ihm eine Menge zu besprechen zu geben.

»Sie kann nicht zu Bett gehen, ohne abgespült zu haben«, keuchte Edward. »Sogar wenn sie ausgelaugt ist, zum Umfallen müde. Sie wird dastehen und alles abwaschen. Man würde nie wissen, dass sie royal aufgezogen wurde.«

»Ich finde das sehr praktisch«, sagte Sam, wischte sich mit seinem Ärmel über die Stirn. »Allein der Geruch von schmutzigem Geschirr kann meinen Morgen ruinieren.«

»Du bist darin ein bisschen sensibler als die meisten, Kumpel.«

»Das ist wahr.« Das hatte seine Mutter nicht davon abgehalten von ihm zu erwarten es zu spülen. Es war nicht so, als ob sie Zeit gehabt hätte, da sie mit seinem Vater arbeitete, und sie glaubte, dass es eine »gute Konfrontationstherapie« wäre ihn Dinge tun zu lassen, die ihm zu schaffen machten. Sie hatte nicht Unrecht, aber das hat es überhaupt nicht unangenehmer gemacht. Sam machte es üblicherweise nichts aus, dass seine Familie und Freunde auf seine sensorischen Probleme eingestellt waren; zu seinem letzten Geburtstag hatte Edward ihm geräuschkompensierende Kopfhörer geschenkt, die nun ein Teil seiner wesentlichen Ausrüstung waren. Sie verstanden, wie überstimulierend es sich anfühlte jemandem in die Augen zu schauen ... zumindest verstanden sie es in der Theorie.

»Was ist der beste Teil davon verheiratet zu sein?« Edward grinste und öffnete seinen Mund, um zu antworten, aber Sam schnitt ihm das Wort ab. »Außer endlich drüberzusteigen.«

Er täuschte vor beleidigt zu sein. »Ist das denn eine Art über meine zarte Großherzogin zu sprechen?«

Sam prustete. »Ich habe sie Schlimmeres sagen hören.«

»Ebenso wie ich. Tatsächlich gerade heute Morgen hat sie sich herübergerollt und mich gebeten «

Sam hielt eine Hand hoch. »Stopp. Es ist schlimm genug, dass ich es durch die Tür hören muss.«

Edward wandte sie zurück in Richtung Bluffton, auf dem Pfad entlang der Meeresklippen. »Allen Ernstes, das Beste ist mit meiner besten Freundin zu leben. Sie weiß alles; das Gute und das Schlechte. Sie ist immer für mich da. Ich liebe das.«

Sam nickte. Das würde er auch tun. Aber an diesem Punkt in seinem Leben schien es in etwa so möglich zu sein wie den Orangiersischen Ozean in einer Badewanne zu überqueren.


Kapitel Zwei

Kapitel Zwei


TEZZA

1930. DREI TAGE, SEIT Simonson sich ihrem Auftrag angeschlossen hat. Sie wurde nicht recht schlau aus ihm. Er war im Dienst nicht übermäßig gesprächig, was sie schätzte, aber es war mehr als nur ruhig. Er hatte nicht mit ihr geflirtet. Sie war nicht eitel, aber sie wusste, dass sie hübscher als der Durchschnitt war; und sie schien hier mehr Aufmerksamkeit anzuziehen, mit ihren dunklen opholonischen Haaren und Augen. Dennoch hatte er keinen Versuch unternommen sie abzuchecken, von dem, was sie sagen konnte. Es war ... überraschend. Überraschend, aber nicht unerwünscht, wenn man bedachte, dass sie beide einen Job machen mussten, der totale Konzentration benötigte. Ihr eigener Fokus war öfter abgedriftet, seit er angefangen hat ... Körperlich war er genau ihr Typ. Nicht muskelbepackt, einfach stark. Er füllte die Uniform nett aus ... Es war kein Verbrechen das zu bemerken. Sie war verheiratet, nicht tot.

Sie waren nicht lange im Dienst gewesen, als sich Prinz Simon der Residenz näherte, wobei sein Security, Kevin, mit Abstand folgte. Es war unüblich den Neunjährigen getrennt von seiner Mutter oder seinem Kindermädchen zu sehen. Es versetzte sie in höchste Alarmbereitschaft, auch wenn es das nicht sollte. Sie war sich Simon schon immer mehr bewusst; er stach nicht nur heraus, weil er Trisomie 21 hatte, eine genetische Erkrankung, die seine Entwicklung beeinflusste, sondern die Magie liebte ihn. Sie konnte kaum ihre Aufmerksamkeit bekommen, wenn er in der Nähe war.

»Hi, Simon«, grüßte Sam ihn. »Was brauchst du, Kumpel?«

»Onkel Sam, ich brauche Eddie.«

»Das ist vielleicht kein guter Zeitpunkt, Si ...« Sie nahm an, dass Sam sich auf den niederschmetternden ausgetragenen Streit bezog, der momentan in der Residenz vor sich ging, weil der König in letzter Minute einen romantischen Ausflug gestrichen hat, den sie geplant hatten. In ihrer begrenzten Erfahrung mit ihnen als verheiratetes Paar gipfelten diese Streite oftmals in einem Schrei-Wettkampf, manchmal zerbrochenem Geschirr, gingen dann in steinernes Schweigen über, was ein paar Stunden später ausgelassenem Versöhnungs-Sex wich. Die einfache Nähe zu deren emotionaler Achterbahn war ermüdend, aber sie schätzte, dass sie letztlich ihr Gleichgewicht finden mussten. Hoffentlich.

»Kann ich ihm eine Nachricht von Euch hinterlassen?«, bot Tezza an.

»Nein. Er sagte, dass er mir vorlesen würde. Ich will, dass er jetzt kommt.« Obwohl sie kein äußerliches Anzeichen zeigte beleidigt zu sein, schien er sich seinen Tonfall noch einmal zu überlegen. »Ich will, dass er jetzt kommt, bitte.«

Sie schaute auf ihre Uhr; Simon war wahrscheinlich auf seinem Weg ins Bett. Nicht viel Zeit, um zu warten. Sie schätzte, dass das Paar sowieso nicht wollen würde, dass er ihren Streit mithörte.

»Was, wenn ich dir vorlese?«, sagte Sam und Tezza blickte überrascht auf. Er wollte entweder wirklich nicht die Royalen stören oder er war irgendwie ein netter Kerl.

Simon sah hin- und hergerissen aus, zuckte dann mit den Schulter. »Ich muss auf deinem Schoß sitzen.«

»Im Dienst muss ich stehen«, sagte Sam. »Wie wäre es, wenn du einfach vor mir stehst? Ich werde es halten, wie ein Lehrer es tut, okay?«

»Sie könnten wahrscheinlich sitzen«, murmelte Tezza, aber Sam schüttelte seinen Kopf.

Er nahm das Buch von Simon und las den Titel laut vor. »Der schläfrige Bulldozer? Mann, alles für eine Kröte.«

Tezza kicherte und sie und Kevin teilten einen wissenden Blick.

»Was bedeutet das?«, fragte Simon.

»Nichts, Kumpel.« Er räusperte sich. »Bran der Bulldozer war eine hilfreiche kleine Maschine. Er arbeitete den ganzen Morgen lang schwer auf der Baustelle, schob und zog, baggerte und takelte.« Sam blätterte angewidert durch das Buch. »Du magst dieses Buch, Kumpel?«

Simon nickte. »Lies weiter. Bitte.«

»Was heißt das überhaupt, takelte?«

»Mama wusste es nicht.«

»Nein, das habe ich auch nicht erwartet«, murmelte Sam und Tezza presste ihre Lippen fest zusammen. »Nach einem geschäftigen Morgen bei der Arbeit sollte Bran eigentlich seine Ketten ausruhen und in die Falle gehen ... aber Bran wollte das nicht, also rannte Bran weg.«

Die Tür öffnete sich hinter ihnen und Simons Gesicht leuchte auf. »Eddie!« Er rannte zu Edward und warf seine Arme um seinen älteren Bruder.

»Ich dachte, dass ich dich hier draußen gehört habe. Tschuldige, Wicht, Abbie und ich mussten etwas diskutieren. Hat dir Onkel Sam bereits dein Buch vorgelesen?«

»Nur ein bisschen. Du machst das besser. Er hört ganz oft auf.«

»Das Buch ist völliger Unsinn«, murrte Sam, reichte das Buch wieder an Simon, während er ihnen den Flur entlang in Richtung Simons Zimmer folgte. »Hast du das gelesen, Edward?«

»Ja«, Edward gluckste, »viele Male. Warum bist du so erbost?«

»Weil der Junge Klassiker lesen sollte, nicht diesen Sch «

»Sprache, Onkel Sam.«

»Entschuldigung.«

Die Tür hinter ihr öffnete sich wieder und Tezza drehte sich, fand Abbie vor, mit einem Kissen unter einem Arm, Handyladegerät um ihren Nacken geschlungen, ihr Rucksack bis an den Rand vollgestopft über der anderen Schulter. Ihr grollender Ausdruck vermittelte effektiv, dass die »Diskussion« noch nicht vorbeigewesen war, als Edward gegangen ist. Tezza folgte ihr, während sie den Flur hinabstürmte.

»Kann ich Euch helfen etwas zu tragen?«, fragte Tezza leise.

»Nein«, spie Abbie. »Ich habs im Griff.« Sie hielt vor ihrem alten Gästezimmer an, wo sie während Besuchen am Bluffton gewohnt hat, bevor das Paar verheiratet war, ihre Hand auf der Tür. Sie seufzte und wandte sich an Tezza.

»Sie sind verheiratet.«

Tezza zuckte mit einer Augenbraue. »Ist das eine Frage?«

»Haben Sie jemals so gestritten?«

Tezza schnaubte als Erwiderung und Abbie lächelte schwach. »Unser erstes Ehejahr. Unser erster Trip, während dem wir bei seinen Eltern geblieben sind. Er war bei allem auf deren Seite, das ganze Wochenende. Hat überhaupt nie meiner Meinung zugehört, und ich war hinüber. Seine Eltern haben uns später damit aufgezogen, dass sie überrascht waren, dass es kein Blut an den Wänden gab, als wir aus dem Gästeschlafzimmer auftauchten ...«

»Ich schätze, jeder streitet.«

»Vielleicht«, sagte Tezza, schaute dann in die Augen ihres Schützlings. »Ich fand, was wichtiger war, war nicht, ob wir stritten, sondern wie wir den Schaden behoben.« Sie blickte auf die Tür des Gästezimmers. »Es ist schwer sich zu versöhnen, wenn Ihr den Flur herunter seid. Rocco empfand es als Respektlosigkeit, selbst wenn es unbeabsichtigt war.«

Abbie nickte, seufzte wieder. Sie ließ ihre Stirn an der Tür des Gästezimmers ruhen. »Das ist schwer.«

Tezza nickte. »Die Ehe ist schwer. Aber Ihr werdet es hinbekommen.«

»Danke, T.«

»Wenn wir jetzt zurückgehen, wird er nicht wissen, dass Ihr gegangen seid.« Abbie blickte den Flur entlang, wo Sam außerhalb von Simons Tür stand, nickte dann, bewegte sich zügig zurück in Richtung der Residenz.

»Ich werde aber keinen Sex mit ihm haben.«

»Das ist keine Information, die ich brauchte.«

»Tschuldigung.« Sie gluckste. Die Tür schloss sich hinter ihr und Tezza konnte hören, wie Abbie in ihrer Küche herumknallte.

Fünf Minuten später kamen Edward und Sam wieder den Flur zurück. Keiner von beiden honorierte sie und Sam nahm seinen Platz an der rechten Seite der Tür wieder ein, als diese sich hinter Edward schloss.

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