Die hochzeit von Lyon. Novellen / Свадьба в Лионе. Новеллы. Книга для чтения на немецком языке - Цвейг Стефан 7 стр.


Aber er winkte nur heftig ab. „Nein… nein… Lasst euch nicht stören.“ Und ohne sich umzusehen, tappte er zur Tür. Die Klinke niederzudrücken, musste er den Koffer für einen Augenblick auf den Boden stellen. Und in dieser einen zuckenden Sekunde erinnerte er sich: tausendmal hatte er so den Musterkoffer vor fremder Tür abgestellt, ehe er mit rückgewendetem Bückling hinausging, servil[28] sich für weitere Aufträge empfehlend. Aber hier hatte er keinerlei Geschäft mehr: so unterließ er jeden Gruß. Ohne Blick, ohne Wort hob er die Reisetasche wieder auf und schlug klirrend die Klinke zwischen sich und sein früheres Leben.

Sie verstanden nicht, Mutter und Tochter, was geschehen war. Aber das auffällig Brüske und Entschlossene dieser Abreise beunruhigte beide. Sofort schrieben sie ihm Briefe, umständlich erklärende, ein Missverständnis vermutende, beinahe zärtliche, in die süddeutsche Heimat nach, fragten voll Sorge, wie er gereist, wie er angekommen sei, erklärten sich plötzlich nachgiebig und jederzeit bereit, den Aufenthalt abzubrechen. Er antwortete nicht. Sie schrieben dringlicher, sie telegraphierten: keine Antwort kam. Nur vom Geschäft aus traf die Summe ein, die einer der Briefe als nötig erwähnt: eine Postanweisung mit Firmastempel ohne eigenhändiges Wort, ohne Gruß.

Ein so unerklärlicher und drückender Zustand ließ sie die Heimreise beschleunigen. Obwohl telegraphisch angemeldet, erwartete sie niemand am Bahnhof, auch zu Hause trafen sie alles unvorbereitet: der alte Mann hätte zerstreut, wie die Dienstleute versicherten, die Depesche auf dem Tisch liegen gelassen und sei ohne Weisung weggegangen. Abends, sie saßen schon beim Essen, hörten sie endlich die Haustüre: Sie sprangen auf und ihm entgegen. Er starrte sie überrascht – offenbar hatte er die Depesche vergessen —, doch ohne den Ausdruck besonderen Gefühls an, duldete gleichmütig die Umarmung der Tochter, ließ sich in das Speisezimmer führen und erzählen. Aber er stellte keine Fragen, sog stumm an seiner Zigarre, antwortete manchmal karg, manchmal überhörte er die Fragen und Ansprache: es war, als ob er mit offenen Augen schliefe. Dann hob er sich schwer auf und ging in sein Zimmer.

Und so blieb es in den nächsten Tagen. Vergeblich versuchte die beunruhigte Frau eine Aussprache: je aufgeregter sie in ihn drang, um so drückerischer wich er aus.

Irgend etwas in ihm war versperrt, war unzugänglich geworden, ein Zugang vermauert. Noch speiste er mit ihnen bei Tisch, saß, wenn Gesellschaft war, eine Zeitlang schweigend und in sich vergraben dabei. Aber er nahm an nichts Anteil mehr, und wenn die Gäste mitten im Gespräch zufällig in seine Augen sahen, hatten sie ein peinliches Gefühl, denn da starrte ein toter Blick ganz seicht und stumpf über sie hinaus.

Auch dem Fremdesten fiel bald die zunehmende Sonderbarkeit des alten Mannes auf. Schon begannen die Bekannten heimlich sich anzustoßen, begegneten sie ihm auf der Straße: da schlich der alte Mann, einer der Reichsten der Stadt, wie ein Bettler die Mauer entlang, den Hut schief und zerdrückt, den Rock mit Zigarrenasche bestäubt, bei jedem Schritt sonderbar schwankend und meist halblaut zu sich selber murmelnd. Grüßte man ihn, so hob er den erschreckten Blick, redete man ihn an, so starrte er leer dem Sprechenden entgegen und vergaß, ihm die Hand zu reichen. Zuerst meinten manche, der alte Mann sei ertaubt, und wiederholten lauter die Worte. Aber dies war es nicht, sondern er brauchte immer Zeit, sich selbst aus einem innern Schlaf zu holen, und mitten im Gespräch noch fiel er in eine sonderbare Verlorenheit wieder zurück. Dann loschen mit einemmal die Augen aus, er brach hastig ab und stolperte weiter, ohne die Überraschung des ändern zu bemerken. Immer schien er aus einem dumpfen Traum, aus einem verwölkten Mitsich-selbst-Beschäftigtsein emporgestört: die Menschen, man sah es, lebten nicht mehr für ihn. Er fragte nach niemandem, merkte im eigenen Haus nicht die dumpfe Verzweiflung der Frau, die ratlose Frage der Tochter. Er las keine Zeitung, hörte in kein Gespräch; kein Wort, keine Frage durchdrang die trübe verhangene Gleichgültigkeit seines Wesens auch nur für einen Augenblick. Selbst seine eigenste Welt wurde ihm fremd: sein Geschäft; manchmal saß er noch stumpf im Kontor, Briefe zu unterschreiben. Aber wenn der Sekretär nach einer Stunde kam, die signierten Blätter zu holen, fand er den alten Mann genau so, wie er ihn verlassen, mit dem gleichen leeren Blick die ungelesenen Briefe überträumend. Schließlich merkte er selbst seine Überflüssigkeit und blieb völlig weg.

Das Seltsamste und für die ganze Stadt Verwunderlichste aber war: der alte Mann, der nie zu den Gläubigen der Gemeinde gehört hatte, begann mit einemmal fromm zu werden. Gleichgültig sonst gegen alles, und bei Tisch und Verabredung immer unpünktlich, versäumte er doch niemals, zu gebotener Stunde in den Tempel zu gehen: dort stand er, in schwarzer Seidenkappe, den Gebetmantel um die Schultern, an immer demselben Platze, dem gleichen, wie einstmals sein Vater, und wiegte den müden Kopf psalmodierend hin und her. Hier, im halbverlassenen Raum, wo die Worte fremd und dunkel um ihn dröhnten, war er am besten mit sich allein, eine Art Frieden kam hier über seine Wirre und sprach dem Dunkel zu in der eigenen Brust; wurden aber Totengebete gelesen und er sah die Verwandten, die Kinder, die Freunde eines Abgeschiedenen in ergriffen geübter Pflicht und mit immer neuer Beugung und Beschwörung für den Hingeschiedenen Gottes Milde anrufen, dann wurden ihm manchmal die Augen trüb: er war der Letzte, er wusste es. Niemand würde für ihn ein Gebet sprechen. Und so murmelte er andächtig mit und dachte an sich selbst dabei wie an einen Toten.

Einmal, spät abends, kam er von solch verworrener Wanderung zurück, da fiel mittwegs Regen über ihn her. Der alte Mann hatte wie immer seinen Schirm vergessen, Wagen standen bereit für billiges Entgelt, Haustor und gläserne Vordächer boten Schutz vor der rasch zerströmenden Wolke, aber der Sonderliche wankte und schwankte gleichgültig im Triefenden weiter. Im zerdrückten Hut sammelte sich ein durchsickernder Tümpel, die tropfenden Ärmel strömten ganze Bäche auf den eigenen Schritt: er achtete nicht darauf und trottete weiter, der einzige fast auf der menschenverlassenen Straße. Und so, durchnäßt und triefend, einem Landstreicher ähnlicher als dem Herrn dieser vornehm wartenden Villa, erreichte er die Einfahrt seines Hauses gerade im Augenblick, als ein Automobil mit weithin vorgeschüttetem Licht hart an ihm stoppte, bei dem Rückstoß noch wässerigen Kot auf den unachtsamen Fußgänger schleudernd. Der Schlag wurde aufgerissen, aus elektrisch beleuchtetem Coupe stieg eilig seine Frau, hinter ihr mit deckendem Schirm irgendein vornehmer Besuch und ein zweiter Herr; knapp vor der Tür stießen sie zusammen. Die Frau erkannte ihn und erschrak, als sie ihn in diesem Zustand gewahrte, triefend, zerknüllt, wie ein aus dem Wasser gezogenes Bündel; unwillkürlich wandte sie den Blick. Der alte Mann verstand sofort: sie schämte sich seiner vor den Gästen. Und ohne Regung, ohne Erbitterung ging er, um ihr das Peinliche eines Vorstellens zu ersparen, wie ein Fremder die paar Schritte weiter bis zur Dienertreppe: dort bog er demütig ein.

Von diesem Tag an benutzte der alte Mann in seinem eigenen Hause immer nur noch die Dienertreppe: hier war er gewiss, niemandem zu begegnen. Hier störte er nicht, hier störte niemand ihn. Auch von den Mahlzeiten blieb er weg – eine alte Magd brachte ihm das Essen in sein Zimmer; versuchte einmal die Frau oder seine Tochter bei ihm einzudringen, so murrte er sie mit verlegener und doch unbesiegbarer Gegenwehr hastig wieder fort. Schließlich ließen sie ihn allein, man gewöhnte sich ab, nach ihm zu fragen, und er fragte nach nichts. Oft hörte er Gelächter und Musik aus den ändern, ihm schon fremden Räumen durch die Wände sikkern, hörte draußen Wagen vorfahren und wegknattern bis tief in die Nacht. Aber so gleichgültig war ihm das alles, dass er nicht einmal aus dem Fenster blickte: was ging es ihn an? Nur der Hund kam noch manchmal herauf und legte sich vor des Vergessenen Bett.

Es tat nichts mehr weh in dem abgestorbenen Herzen, aber innen im Leibe wühlte der schwarze Maulwurf weiter und riss blutig im zuckenden Fleisch. Die Anfälle mehrten sich von Woche zu Woche, endlich gab der Gequälte dem ärztlichen Drängen nach, das besondere Untersuchung forderte. Der Professor blickte ernst. Vorsichtig vorbereitend, äußerte er, eine Operation sei nun unabwendbar. Aber der alte Mann erschrak nicht, er lächelte nur trüb: Gott sei Dank, jetzt ging es zu Ende. Zu Ende mit dem Sterben, jetzt kam das Gute, der Tod. Er verbot dem Arzt, seinen Angehörigen ein Wort zu sagen, ließ sich den Tag bestimmen und machte sich bereit. Zum letztenmal ging er in sein Geschäft (wo niemand ihn mehr erwartete und alle ihn ansahen wie einen Fremden), setzte sich noch einmal auf den alten schwarzledernen Bocksessel, den er dreißig Jahre, sein ganzes Leben, tausend und tausend Stunden gedrückt, ließ sich ein Scheckbuch geben und füllte eines der Blätter aus: das brachte er dem Vorsteher der Gemeinde, der über die Höhe der Summe fast erschrak. Sie galt wohltätigen Werken und seinem Grab; allem Dank sich zu entziehen, stolperte er hastig hinaus, dabei verlor er seinen Hut, aber er bückte sich nicht einmal mehr, ihn aufzuheben. Und so, bloßen Hauptes, die Blicke trüb im gelbkranken, verfalteten Gesicht, trottete er (erstaunt sahen ihm die Leute nach) auf den Friedhof zum Grabe seiner Eltern. Dort beobachteten ein paar Müßige den alten Mann und wunderten sich abermals: er sprach lange und laut mit den halbvermoderten Steinen, wie man mit Menschen spricht. Kündigte er sich an, oder erbat er ihren Segen? Niemand hörte die Worte – nur die Lippen regten sich stumm, und immer tiefer neigte sich das schaukelnde Haupt im Gebet. Beim Ausgang dann drängten die Bettler dem Wohlbekannten zu; er kramte hastig Münzen und Noten aus den Taschen und hatte schon alles verteilt, da kam noch ein altes verhutzeltes Weib verspätet angehumpelt und flennte ihn an. Verwirrt suchte er überall nach – er fand nichts mehr. Nur am Finger drückte noch etwas Fremdes und Schweres: sein goldener Ehering. Irgendein Erinnern kam über ihn – er streifte ihn hastig ab und schenkte ihn dem verwunderten Weib.

Und so, ganz arm, ganz ausgeleert und allein trat der alte Mann unter das Messer.

Als der alte Mann aus der Narkose noch einmal erwachte, riefen die Ärzte, den gefährlichen Zustand erkennend, die inzwischen verständigte Frau und Tochter ins Zimmer. Mühsam brach das Auge durch die bläulich umschatteten Lider: „Wo bin ich?“ starrte es in das Fremde und Weiße eines niegesehenen Raums.

Da beugte sich die Tochter, ihm ein Liebes zu tun, über das arme verfallene Gesicht. Und plötzlich zuckte etwas Erkennendes in dem blind umtastenden Augenstern auf. Ein Licht, ein kleines, stieg empor in die Pupille: das war sie ja, das Kind, das unendlich geliebte, da war sie, Erna, das zarte schöne Kind! Ganz, ganz langsam löste sich die bittere Lippe – ein Lächeln, ein ganz kleines Lächeln, längst entwöhnt dem verschlossenen Mund, begann vorsichtig anzufangen. Und erschüttert von dieser mühsamen Freude, beugte sie sich näher, die ausgeblutete Wange des Vaters zu küssen.

Aber da – war es das süßliche Parfüm, das ihn erinnerte, oder besann sich das halbbetäubte Gehirn vergessenen Augenblicks? – da fuhr plötzlich fürchterliche Veränderung über die eben noch beglückten Züge: die Lippen, die farblosen, klebten sich mit einmmal grimmig abwehrend zu, die Hand unter der Decke arbeitete gewaltsam und wollte hoch, wie um etwas Widriges wegzustoßen, der ganze verwundete Leib bebte vor Erregung. „Weg! … weg!…“ lallte es unartikuliert und doch verständlich von der fahlen Lippe. Und so furchtbar formte sich der Widerwille in den zuckenden Zügen des nicht Fliehen-Könnenden, dass der Arzt besorgt die Frauen zur Seite schob. „Er deliriert“, flüsterte er, „es ist besser, Sie lassen ihn jetzt allein.“

Kaum, dass die beiden gegangen, lösten sich die verzerrten Züge wieder matt in ein leeres Schläfrigsein. Noch ging der Atem dumpfvon immer tiefer röchelte die Brust um die schwere Luft des Lebens. Aber bald wurde sie müde, diese bittere Menschennahrung in sich einzutrinken. Und als der Arzt prüfend das Herz befühlte, hatte es schon aufgehört, dem alten Manne weh zu tun.

Die gleichungleichen Schwestern

Eine „Conte drolatique“

Irgendwo in einer südländischen Stadt, die ich lieber nicht nennen mag, überraschte mich, aus enger Gasse biegend, der unvermittelt großartige Anblick eines Bauwerkes sehr früher Art, überhöht von zwei mächtigen Türmen in derart gleichförmigen Maßen, dass im sinkenden Licht einer wie der Schatten des ändern wirkte. Eine Kirche war es nicht und ebensowenig mochte es ein Palast gewesen sein in verschollenen Zeiten; klösterlich mutete es an und doch wieder mit seinen breiten, wuchtigen Flächen wie ein profanes Gebäude, allerdings unbestimmbarer Art. So störte ich, höflich den Hut lüftend, einen rotbackigen Bürger, der eben auf der Terrasse eines kleinen Cafes ein Glas strohfarbenen Weines trank, mit der Frage nach dem Namen dieses so wuchtig über niedere Schwalbendächer emporgetürmten Baus. Der Gemächliche sah verwundert auf, lächelte dann langsam und feinschmeckerisch, ehe er mir antwortete: „Ganz zuverlässig kann ich Ihnen da nicht Bescheid geben. Im Stadtplan mag es anders stehen, wir aber sagen noch immer wie in alter Zeit: das Schwesternhaus, vielleicht weil die beiden Türme einander so ähnlich sind, vielleicht aber auch, weil…“ Er stockte und zog vorsichtig ein Lächeln zurück, als ob er sich meiner angefachten Neugier erst vergewissern wollte. Eine halbe Antwort aber macht ungeduldig nach der ganzen – so kamen wir ins Gespräch, und ich gehorchte gern seiner Aufforderung, ein Glas dieses herbflüssigen Goldweines zu versuchen. Vor uns glänzte im langsam sich erhellenden Mondlicht träumerisch das Spitzenwerk der Türme, der Wein mundete mir gut und trefflich, auch an jenem lauen Abend die kleine Legende von den gleichungleichen Schwestern, die er mir erzählte und die hier möglichst getreu, wenn auch ohne Bürgschaft für ihre historische Wahrhaftigkeit wiedergegeben sei.

Als der Heerbann des Königs Theodosius genötigt war, in der damaligen Hauptstadt Aquitaniens Winterquartier zu nehmen und dank einer üppigen Rast die abgerackerten Gäule wieder seidenglattes Fell und die Soldaten Langeweile bekamen, geschah es dem Anführer der Reiterei, Herilunt mit Namen, einem Langobarden, dass er sich in eine schöne Krämerin verliebte, die dort im verwinkelten Schatten der Unterstadt Gewürz und süßes Honigbrot ausbot. Und so heftig übermannte ihn die Leidenschaft, dass er, gleichgültig gegen ihren niederen Stand, sie um der baldigen Umarmung willen eiligst ehelichte und mit ihr in ein fürstliches Haus auf dem Marktplatz zog. Dort blieben sie unsichtbar viele Wochen lang, einer dem ändern verfallen, und vergaßen die Menschen, die Zeit, den König und den Krieg. Aber während sie so ganz in Liebe versunken waren und allnächtlich schlummerten, einer in des ändern Arm, schlief nicht die Zeit. Mit einem schwang warmer Wind sich von Süden her, unter seinem hitzigen Fuß barst das Eis in den Strömen, Krokus[29] und Veilchen nisteten ihr farbig Geblüh unter seine flüchtige Spur auf den Wiesen. Über Nacht buschten die Bäume sich grün, knospig Gewinde brach in feuchten Beulen aus erfrorenen Ästen, der Frühling hob sich auf von der dampfenden Erde und mit ihm wieder der Krieg. Eines Morgens schlug herrisch und fordernd der kupferne Klöppel des Tores in den Morgenschlummer der Liebenden: ein Bote des Königs befahl seinem Führer Rüstung und Ausmarsch. Trommeln klirrten die Quartiere auf, Wind krachte hell in den Fahnen, und bald knatterte der Marktplatz vom Gehuf der gesattelten Pferde. Da löste Herilunt sich rasch aus den weich angerankten Armen seiner Winterfrau, denn so loh seine Liebe war: noch stärker brannten in ihm Ehrgeiz und die männliche Lust an der Feldschlacht. Unfühlsam gegen ihre Tränen und hart gegen ihren Wunsch, ihn zu begleiten, ließ er die Frau im weiträumigen Hause und brach mit dem riesigen Schwärm ins mauretanische Land. In sieben Gefechten überrannte er die Feinde, fegte mit brennendem Besen die Raubburgen der Sarazenen aus, zerbrach ihre Städte und plünderte siegreich hinab bis zur Küste, wo er Segler heuern musste und Galeeren, die Beute heimwärts zu senden, so unermesslich staute sich ihre Fülle. Nie wurde ein Sieg rascher erfochten, nie ein Feldzug blitzender vollendet. Kein Wunder, dass der König, um so kühnem Kriegsknecht zu danken, ihm gegen geringen Zins Nord und Süd des gewonnenen Landes zu Lehen und Verwaltung übertrug. Nun hätte Herilunt, dessen Heimat bislang der Sattel gewesen, gemächlich Rast halten und zeitlebens sich satten Wohlseins erfreuen können. Doch sein Ehrgeiz, mehr gestachelt als gemildert durch den raschen Gewinst, wehrte sich, Untertan zu sein und zinspflichtig selbst seinem Herrn: einzig ein Königsreif schien ihm nunmehr hell genug für die blanke Stirn seines Weibes. So reizte er heimlich die eigenen Truppen zur Empörung wider den König und rüstete einen Aufstand. Doch frühzeitig verraten, misslang die Verschwörung. Geschlagen noch vor der Schlacht, gebannt von der Kirche, verlassen von den eigenen Reitern, musste Herilunt ins Gebirge flüchten, und dort erschlugen um der hohen Belohnung willen Bauern den Geächteten mit Keulen im Schlafe.

Назад Дальше