Blutsbande - Amy Blankenship 7 стр.


Die Videoverbindung wurde abrupt unterbrochen, und Ren starrte mit gehobenen Augenbrauen auf den leeren Bildschirm. Ein lautes Klopfen an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit und er warf dem Monitor noch einen letzten wütenden Blick zu.

„Ich hasse es, wenn er das macht“, brummte Ren, stand von seinem Stuhl auf und griff nach seinen Sonnenbrillen, um seine Augen zu verbergen.

Ren ging durch die Doppeltür, die ins Foyer führte und öffnete die Haustür. Er starrte auf seine Besucher… bald Mitbewohner.

Zachary lächelte, als er den jungen Mann auf der anderen Seite der Tür stehen sah. „Es ist schön, endlich das wirkliche ‚Ass im Ärmel‘ kennenzulernen, von dem Storm schon redet, seit ich ihn kenne.“

Ren knirschte mit den Zähnen, aber ergriff Zacharys ausgestreckte Hand und nickte Angelica zu, ehe er einen Schritt zur Seite machte, und sie einließ. Er kannte die Gesichter eines jeden Mitglieds des TEP und wusste, was ihre Fähigkeiten waren. Er hatte sich alle Profile gemerkt, bald nachdem Storm ihn angestellt hatte.

Storm hatte in den geheimen Teil der Profile Bemerkungen geschrieben und Ren hatte auch diese in sein Gehirn kopiert. Storm hatte recht… wahrscheinlich wusste er mehr über sie, als sie selbst.

Zachary war ein bisschen ein wilder Junge mit etwas, was Storm als Persönlichkeitsspaltung beschrieb… in einem Augenblick machte Zachary Scherze und im nächsten war er so tödlich wie eine wütende Kobra. Er hatte die Nachrichten über das Feuer gesehen, das das Haus des Mafiabosses vor Kurzem vernichtet hatte, und all die Umstände schienen TEP, genauer noch Zachary, als Namensschild zu tragen. Am nächsten Morgen hatte Zachary einen Bericht in das System des TEP hochgeladen und Rens Vermutungen bestätigt.

Angelicas Macht war ein wenig komplizierter, sie konnte Dämonen mit der Magie, mit der sie geboren worden war, töten. Storm hatte sie einmal ihren Schlüssel genannt, aber nie gesagt, was, zur Hölle, sie damit aufsperren konnten.

Ihre Akte war dicker als die von allen anderen… es war, als hätte Storm jede ihrer Bewegungen seit ihrer Geburt dokumentiert. Ren hatte keine Ahnung, wieso… und es war ihm im Moment auch herzlich egal. Ohne ein Wort schloss er die Tür und ging in das Zimmer, das er als Büro nutzte. Er hatte irgendwie gewusst, dass sie ihm folgen würden.

„Also“, sagte Zachary nach weniger als einer Minute peinlichen Schweigens. „Wohnst du hier alleine?“

„Nein“, sagte Ren. „Ich habe neue Mitbewohner.“

Angelica grinste über den bescheuerten Ausdruck, der auf Zacharys Gesicht erschien. „Ich glaube, er versucht, das Eis zu brechen.“

„Er macht es nicht besonders gut“, sagte Ren, der schon Platzangst bekam.

„Ich weiß“, beruhigte Angelica, die einen stillen Einzelgänger erkannte, wenn sie einen traf.

Zachary warf Angelica einen gespielt wütenden Blick zu. „He, du solltest doch auf meiner Seite sein.“

„Wieso?“ Angelica lachte. „Ob du es glaubst, oder nicht, manche von uns können tagelang durchhalten, ohne den Mund zu öffnen. Du… ich muss mich schon glücklich schätzen, wenn du mal zwei Sekunden lang dich nicht über irgendwas beschwerst.“

„Ich kann still sein!“, rief Zachary. „Schau!“

Zachary ging zu dem Sofa und ließ sich in die weiche Polsterung sinken, verschränkte seine Arme vor der Brust und presste seine Lippen fest aufeinander. Angelica verdrehte sie Augen, ehe sie näher an das Computersystem trat, das Storm installiert hatte.

Ren beobachtete sie genau, war bereit, jegliche Fragen zu beantworten, die sie haben könnte und schielte kurz hinüber zu Zachary. Aus irgendeinem Grund schien der andere Mann etwas sehr Spannendes an seinen Hemdknöpfen gefunden zu haben. Innerlich zählte Ren von fünf rückwärts, ehe die unausweichliche Explosion kam.

„UAH!“, rief Zachary. „Ich halte das nicht aus.“

Ren lachte, so dass Angelica und Zachary ihn überrascht ansehen. Es dauerte nicht lange und Ren fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, ehe er die anderen betrachtete. „Ihr könnt das Schloss erkunden, es gibt eine Menge Schlafzimmer“, sagte er, als alle Spuren von Humor aus seinem Gesicht verwunden waren.

Angelica nickte. „Ich hole meinen Koffer.“

Als sie weg war, sah Ren zu Zachary hinüber und fand sich Angesicht zu Angesicht mit der anderen Seite der Persönlichkeit des Feuermannes. „Ich bin neugierig… welche Macht hast du?“

„Deine.“ Ren grinste. „Und Angelicas… und die von allen anderen, die in die Reichweite meines Sukkubus kommen.“

Zachary hielt seine Handfläche geöffnet hoch und schien erleichtert, dass seine Macht noch da war.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich deine Macht weggenommen habe.“ Ren zuckte die Schultern, weigerte sich, kleine Zaubertricks zu spielen, um zu beweisen, was er sagte. Er hielt Zachs Blick fest und sah den verstörten Mann hinter der Maske. „Indem du in meine Nähe kommst, gibst du mir dieselbe Macht“, sagte er zur Klarstellung.

„Ich kümmere mich um Angelica, während sie hier ist“, erklärte Zach zusammenhanglos.

„Ich bin kein Kindermädchen und du kannst dich um alle kümmern, die auftauchen“, korrigierte Ren. „Das ist nicht meine Aufgabe.“

Zach nickte, als hätte er gerade eine strategische Schlacht gewonnen. „Ich weiß, Storm stellte eine Armee auf.“

Ren nickte. „Ja.“

„Er wird eine brauchen.“ Zach rieb seine Hände über seine Hosenbeine und stand auf. „Wen hat er sonst noch gerufen?“

„Fast alle, soweit ich weiß“, antwortete Ren. „Aber es gibt ein paar, die er nicht aufspüren hat können.“

„Kann ich irgendwie behilflich sein?“, fragte Zach.

Ren nickte in Richtung des Computers. „Finde die, die Storm nicht erreicht. Er hat eine Liste von allen gemacht, die noch fehlen.“

Zach grinste und ging zum Computer hinüber. „Lass uns sehen, wen der Allmächtige nicht finden kann.“

Ren sah zu, war völlig in den Bann gezogen von der völligen Veränderung seiner Persönlichkeit. Er wusste nicht, welche Seite er lieber mochte… aber er wusste, welcher er mehr vertraute.

Kapitel 4

Angelica lag auf dem Bett, ein paar Kissen gegen das Kopfbrett gelehnt und versuchte, nicht einzuschlafen… ihre neue Lieblingsbeschäftigung. Kaum, dass sie mit ihrem Koffer zurückgekommen war, wusste sie, dass Zachary vor Ren seinen kleinen Schalter umgelegt hatte, als sie den anderen Mann am Sofa sitzen und ihn anstarren sah. Zachary hatte ihr gesagt, dass sie gehen und ein Schlafzimmer suchen und schlafen sollte, also hatte sie mit der größten Freude so getan, als würde sie genau das tun wollen.

Sie war eine kurze Weile durch die langen Gänge spaziert, ehe sie per Zufall eine Tür auswählte und sie öffnete. Als sie das Innere des Zimmers sah, lächelte sie und stellte ihren Koffer auf das Bett. Der Raum war in verschiedenen violetten Tönen mit goldenen Akzenten und helleren Lilatönen gestaltet.

Das Bett war riesig, wahrscheinlich kaiserlich, ein Himmelbett mit goldenen und violetten Kissen und einer Tagesdecke. Die Laken waren lila und sie kicherte beinahe, als sie die goldenen Quasten an den Ecken sah.

Ein großer Schrank stand auf der anderen Seite des Zimmers. Als sie ihn öffnete, erwartete sie fast, dort altmodische Ballkleider zu sehen. Zu ihrer Enttäuschung war er leer. An der gegenüber liegenden Wand stand ein antiker Schminktisch mit einem großen Spiegel.

Neben dem Bett stand ein Schreibtisch mit einem Vorrat an Kugelschreibern und Papier, ebenso wie ein Zettel mit der Nachricht, dass der Anschluss für ihren Laptop an der Wand unter dem Tisch war. Angelica hätte beinahe gelacht, als sie das las, aber sie beugte sich hinunter, um nachzusehen. Und da war der Anschluss und sie kramte sofort ihren Laptop aus ihrem Koffer, um ihn anzustecken.

Von ihrer faulen Position auf dem Bett aus hatte sie einen perfekten Ausblick durch die Balkontüren auf das Mondlicht, das auf das Meer schien. Sie lächelte, denn es war ein echter Balkon.

Die meisten Leute, die sie kannten, würden denken, dass sie sich nichts aus derart mädchenhaften Dingen machte… aber alle kleinen Mädchen hatten den Traum davon, eine Prinzessin in einem Schloss zu sein, und sie war nicht anders. Sie hatte sogar gespielt, dass sie Aschenputtel oder Dornröschen war und darauf gewartet, dass ihr Prinz kam und sie mitnahm.

Zu dumm, dass sie nicht mehr an die Vorstellung eines Ritters in glänzender Rüstung glaubte, der sie vor den großen, bösen Dämonen rettete, die das Schloss umzingelten.

Mit einem Seufzen schaute Angelica hinunter auf ihre Zeichnung und fügte noch ein paar Striche hinzu, ehe sie den Bleistift wieder auf das Nachtkästchen neben ihr legte. Sie legte das Papier in ihren Schoß und hob ihre Handfläche vor ihr Gesicht, studierte das Symbol, das dort eingebrannt war. Es war keine Verbrennung oder eine Tätowierung oder Ähnliches… es war einfach nur da.

Sie hob das Bild von Syn, das sie gezeichnet hatte, wieder auf, und fügte das Symbol in die rechte untere Ecke des Blattes ein. Sie blinzelte, als die Zeichnung verschwamm und senkte sie wieder in ihren Schoß, schloss ihre Augen einen Moment lang, um das Brennen zu stoppen.

Syn erschien an Angelicas Bett, kaum dass sie eingeschlafen war. Er hatte sich still einen Weg durch das Schloss und die Stadt gebahnt und in die Gedanken von allen gesehen, die mit ihr Kontakt gehabt hatten. Er musste mehr über ihr Leben erfahren, damit er genau wusste, womit er es zu tun hatte. Bisher war die interessanteste Information aus Zacharys Kopf gekommen.

Der blonde Mann war scharf wie eine Rasierklinge, aber er versteckte diese Tatsache unter vielen Schichten. Als Hybrid hatte er auch seine eigene Macht. Zachary war als ihr Aufpasser eingeteilt worden und nahm diese Aufgabe sehr ernst. Syn wusste, dass Zachary seine Verliebtheit in Angelica schnell loswerden würde müssen… der Hybrid konnte sie nicht haben.

Zachary hatte ihre Akte gelesen, die das TEP über sie besaß, die alles von ihrer Geburt bis jetzt auflistete. Die Details waren sehr genau und als er diese Informationen aus Zacharys Gedanken saugte, wusste Syn, dass es mehrere Menschen in ihrer Vergangenheit, ihrer Kindheit genau genommen, gab, die später ein sehr unglückliches Schicksal treffen würde.

Syn schwor sich im Stillen, dass er ihre Leben auslöschen würde, ohne dass sie davon wusste. Sie würde nie wieder den Schmerz der Zurückweisung oder Gewalt in irgendeiner Form erfahren.

Syn hatte durch Zacharys Augen die Erinnerungen gesehen, wie Angelica die Monster dieser Welt bekämpfte, und wusste, dass sie von Glück sprechen konnte, dass sie noch am Leben war. Er war sicher, dass sie selbst das auch wusste, obwohl sie, mit ihrer interessanten Sichtweise, das nie zugeben würde. Sein Blick wanderte zu ihren Lippen, wusste den wahren Grund, weshalb er heute Nacht zu ihr gekommen war.

Indem er sich über sie beugte, stützte Syn seine Hände sanft zu beiden Seiten ihres Kopfes in die Kissen und ließ seine Lippen verführerisch nahe über ihren schweben. Als sie in ihrem Schlaf tief einatmete, öffnete sich sein Mund leicht und er blies sanft. Er beobachtete die silbernen Fäden der Macht, die von seinen Lippen in ihre flossen. Es war sein Versprechen… das Geschenk eines Sonnengottes, der seiner Partnerin seinen Lebensatem schenkte, um sie zu schützen. Von jetzt an würde jede Verletzung, die sie erlitt, ebenso schnell heilen, wie sie entstand… und sie würde nicht mehr altern.

Er richtete sich wieder auf und sah mit liebevollem Blick auf sie hinunter. Ihr dunkelbraunes Haar lag verworren über dem Kissen, glänzte leicht im Mondlicht. Die edlen Kissen erinnerten ihn daran, wie sie ausgesehen hatte, als er sie zum letzten Mal beim Schlafen auf ihrer Heimatwelt beobachtet hatte.

Ihre rechte Handfläche war nach oben gedreht, sodass die Markierung sichtbar war, die er dort hinterlassen hatte. Sie hatte schon ihre Wirkung gezeigt, ihre Mächte erweckt, und bald würde ihre Sehnsucht nach ihm folgen.

Er versuchte noch einmal, in ihre Gedanken zu blicken, aber ihre Fähigkeit, ihn abzuwehren war in diesem Leben ebenso stark, wie sie in der Vergangenheit gewesen war. Er fühlte, wie Eifersucht sein ganzes Sein ausfüllte, weil Zachary ihre Gedanken lesen konnte, und er nicht. Er wunderte sich darüber, aber entschied, dass es mit Vertrauen zu tun haben musste. Sie vertraute Zachary genug, um ihre Schutzschilde in seiner Gegenwart abzuschalten… er hatte vor, ihr Vertrauen ebenfalls zu gewinnen.

Wenn sie ihm je etwas gelehrt hatte, dann war es, eine obszöne Menge an Geduld zu haben, und ihm wurde klar, dass er diese gerade dabei war, zu verlieren. In diesem Moment waren ihre mentalen Schutzschilde voll intakt, aber er freute sich darauf, daran zu arbeiten und sie davon zu überzeugen, ihn wieder in sie eindringen zu lassen. Jetzt, wo sie durch seine Macht geschützt wurde, würde er alle Zeit haben, die er brauchte.

Syn setzte sich auf die Bettkante und hob den Notizblock auf, um zu sehen, woran sie gearbeitet hatte. Eine überwältigende Ruhe überkam ihn, als er sein Ebenbild auf dem Papier sah… sie suchte schon nach ihm und wusste es noch nicht einmal.

Angelica fühlte, wie sich etwas neben ihr bewegte und öffnete ihre Augen, dachte, dass es Zachary war. Nur er würde den Nerv haben, in ihr Zimmer zu kommen, wenn sie schlief.

Sie blinzelte, als sie den dunkelhaarigen Mann sah, den sie gerade gezeichnet hatte, der nun auf ihrer Bettkante saß und die Zeichnung hielt, an der sie gearbeitet hatte. Angelica reagierte instinktiv, warf sich auf ihn, ihre Hand ausgestreckt, um ihn auszutreiben, so wie sie es mit jedem anderen Dämon machen würde.

„Hallo Partnerin.“ Syn packte ihr Handgelenk, ohne von dem Bild hochzusehen und betrachtete es noch weiter, ehe er den Blick aus seinen dunklen, violetten Augen zu ihrem hob.

Angelica spannte ihren Ellbogen an, sodass ihr Arm steif wurde. Sie hob eine elegante Augenbraue und ignorierte, dass er sie Partnerin genannt hatte… Dämonen waren trügerisch.

Syn zog sie plötzlich zu ihm, sodass sie nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren, nahe, aber nicht so, dass sie einander berührten. Er ließ ihr Gesicht nie aus den Augen, als er ihre Handfläche zu seinen Lippen hob und das nun leuchtende Symbol küsste.

Angelica hielt mehrere Sekunden lang den Atem an… sie hatte das Gefühl, als würden Flammen in ihr toben, nach seiner einfachen und verführerischen Bewegung.

„Du bist ein ziemlich dummer Dämon“, sagte sie, versuchte, das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Handfläche loszuwerden.

„Ich bin kein Dämon“, erklärte Syn. „Und deine Magie wird an mir nie funktionieren.“ Er ließ ihr Handgelenk los, als ihr Arm sich unter seinen Fingern entspannte.

Angelica zog langsam ihre Hand zurück. „Nur weil du das sagst, bedeutet das noch nicht, dass es wahr ist.“ Sie umklammerte mit ihren eigenen Fingern ihr Handgelenk, um das Gefühl seiner warmen Haut auf ihrer zu vertreiben. „Wer bist du?“

„Du darfst mich Syn nennen.“

Angelica fühlte eine Gänsehaut, die sich über ihren Rücken ausbreiteten, als sie hörte, was der Name implizierte. Sie konnte sich schon viele Arten überlegen, wie der Name zu ihm passte. „Gut, Syn, wieso bist du hier?“

„In deinem Traum… oder in deinem Bett?“, fragte Syn, der Hauch eines Lächelns streichelte seine perfekten Lippen.

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