Ehe Er Fühlt - Блейк Пирс 5 стр.


Sie sammelte ihre Aktenblätter ein und stand auf. “Vielen Dank für Ihre Hilfe heute Nachmittag”, sagte sie.

“Natürlich. Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr Hilfe bieten. Wenn Sie wollen, kann ich die Staatspolizei wieder herholen, um zu helfen. Sie waren heute Morgen hier, aber sind recht schnell gegangen. Ich glaube, ein paar von ihnen bleiben einen Tag lang oder so in der Stadt.”

“Wenn es so weit ist, lass ich es Sie wissen”, sagte Mackenzie. “Gute Nacht, die Herren.”

Damit gingen sie und Ellington. Die Vorderlobby war jetzt leer, Frances hatte wohl für heute Feierabend gemacht.

Auf dem Parkplatz zögerte Ellington für einen Moment, während er die Schlüssel herausnahm. “Hotel oder eine Fahrt nach Lynchburg?”, fragte er.

Sie dachte nach und obwohl die Verlockung die Ermittlung auch in den späten Stunden noch weiterzuführen stark war, spürte sie, dass sie besser versuchen sollte, Robbie Huston per Telefon zu erreichen, das würde wahrscheinlich dasselbe ergeben, wie eine Fahrt nach Lynchburg. Noch mehr, sie begann zu glauben, dass Sheriff Clarke wusste, was er tat – und wenn er keine echten Vorbehalte gegenüber Huston hatte, dann würde sie sich für jetzt darauf verlassen. Das war eines der Vorteile, in einer Kleinstadt an einem Fall zu arbeiten – wenn jeder jeden schon fast auf intimer Basis kannte, dann konnte man sich oft auf die Meinungen und die Instinkte der einheimischen Polizei verlassen.

Lohnt sich trotzdem ihn anzurufen, wenn wir das Zimmer bezogen haben, dachte sie.

“Hotel”, sagte sie. “Wenn ich das, was ich wissen will, nicht bei einem Anruf bei ihm heute Abend herausbekomme, dann fahren wir morgen in Lynchburg vorbei.”

“Auf dem Weg nach Treston? Hört sich nach viel Fahrerei an.”

Sie nickte. Es war viel Hin und Her. Sie wären vielleicht erfolgreicher, wenn sie sich morgen trennten. Aber sie könnten eine Strategie austüfteln, wenn sie erst mal in einem Hotelzimmer waren, mit den Akten vor ihnen und der laufenden Klimaanlage.

Obwohl sie keine hohen Ansprüche hatte, war der Gedanke an eine Klimaanlage in dieser erdrückenden Hitze zu schwer zu widerstehen. Sie stiegen in das heiße Auto, Ellington kurbelte die Fenster herunter und sie fuhren nach Westen, in das, was als Herz von Stateton diente.

***

Statetons einziges Motel war ein überraschend gut erhaltenes Gebäude, genannt das Staunton County Inn. Es hatte nur zwölf Zimmer, neun davon waren frei, als Mackenzie in die Lobby ging und ein Zimmer für die Nacht forderte. Jetzt, wo McGrath über ihre Beziehung Bescheid wusste, machten sie und Ellington sich nicht mehr länger Sorgen darum zwei Zimmer zu buchen, nur um den Schein zu wahren. Sie buchten ein Einzelzimmer mit einem Bett und nach einem stressigen Tag mit Fahrten in der Hitze, wussten sie den Moment, in dem sich die Tür hinter ihnen schloss, gut zu nutzen.

Anschließend als Mackenzie duschte, konnte sie nicht anders, als das warme Gefühl gewollt zu werden, zu schätzen. Es war mehr als das; die Tatsache, dass sie sich den Klamotten entledigt hatten, sobald sie alleine waren und Zugang zu einem Bett hatten, ließ sie sich zehn Jahre jünger fühlen. Es war ein gutes Gefühl, aber auch eins, das sie versuchte unter Kontrolle zu halten. Ja, sie genoss die Dinge mit Ellington und was immer auch zwischen ihnen passierte, es war eines der aufregendsten und vielversprechendsten Dinge, die ihr in den letzten Jahren passiert waren, aber sie wusste auch, wenn sie nicht vorsichtig genug war, könnte es ihr bei der Arbeit in die Quere kommen.

Sie spürte, dass er das auch wusste. Er riskierte dieselben Dinge wie sie: Ruf, Spott und Kummer. Obwohl sie sich neuerdings nicht sicher war, ob er sich über den Kummer Sorgen machten. Als sie ihn besser kennengelernt hatte, war sie sich sicher, dass Ellington nicht die Art von Mann war, der herumschlief oder Frauen schlecht behandelte, aber sie wusste auch, dass er gerade eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte und sehr vorsichtig mit ihrer Beziehung umging – wenn sie es so nennen konnten.

Sie bekam das Gefühl, dass Ellington nicht zu verstört wäre, wenn die Dinge zwischen ihnen endeten. Wenn es um sie ging … naja sie war sich nicht sicher, wie sie das aufnehmen würde.

Als sie aus der Dusche kam und sich abtrocknete, stand Ellington im Badezimmer. Es sah aus, als wenn er geplant hatte, mit ihr zu duschen, aber seine Chance verpasst hatte. Es schaute sie mit dem Blick an, in dem seine übliche Verschlagenheit steckte, aber auch etwas Konkretes und Stoisches – etwas, dass sie als seine “Arbeitsmiene” bezeichnete.

“Ja?”, fragte sie spielerisch.

“Morgen … Ich möchte das eigentlich nicht, aber vielleicht sollten wir uns trennen. Einer fährt nach Treston und der andere bleibt hier und arbeitet mit der einheimischen Polizei und dem Gerichtsmediziner zusammen.”

Sie lächelte, erkannte gerade, wie übereinstimmend sie manchmal sein konnten. “Ich habe gerade dasselbe gedacht.”

“Irgendwelche Vorlieben?”, fragte er.

“Nicht wirklich. Ich nehme Lynchburg und Treston. Mir macht das Fahren nichts aus.”

Sie dachte, er würde widersprechen, dass er selber fahren wollte. Sie wusste, dass er nicht so gerne fuhr, aber ihr gefiel auch der Gedanke nicht, ganz alleine zu fahren.

“Hört sich gut an”, sagte er. “Wenn wir den Tag mit neuen Informationen aus dem Heim in Treston abschließen können, mit was für Informationen auch immer wir von dem Gerichtsmediziner dort bekommen, dann können wir die Sache hier vielleicht so schnell abschließen, wie alle erwarten.”

“Hört sich gut an”, sagte sie. Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund, als sie vorbeiging.

Ein Gedanke kam ihr, als sie zurück in das Zimmer ging, einer der ihr schon fast Liebeskummer bereitete, aber nicht verleugnet werden konnte.

Was wenn er nicht dasselbe fühlt, wie ich für ihn?

Er war leicht distanziert die letzte Woche gewesen und obwohl er sein bestes getan hatte, um das vor ihr zu verstecken, hatte sie es hier und da bemerkt.

Vielleicht hatte er erkannt, wie sehr das unsere Arbeit beeinflussen konnte.

Es war ein guter Grund – ein Grund, an den sie oft genug selbst gedacht hatte. Aber sie konnte sich darüber jetzt keine Sorgen machen. Mit dem Bericht des Gerichtsmediziners, der jeden Moment kommen konnte, hatte der Fall das Potenzial recht schnell abgewickelt zu werden. Und sie wusste, wenn ihre Gedanken bei Ellington waren und was sie einander bedeuteten, dann könnte es völlig an ihr vorbeigehen.

KAPITEL SECHS

Als sie sich am folgenden Morgen trennten, war Mackenzie überrascht zu sehen, dass Ellington richtig traurig darüber zu sein schien. Er umarmte sie ein wenig länger als gewöhnlich im Motelzimmer und sah eher deprimiert aus, als sie ihn an der Stateton Polizeistation absetzte. Mit einem Winken durch die Windschutzscheibe, als er hineinging, fuhr Mackenzie zurück auf die Hauptstraße mit einer fast dreistündigen Autofahrt vor sich.

Hier in den Wäldern war das Signal auf ihrem Handy eher lau. Sie konnte keinen Anruf zu Jones zweitem potenziellen Verdächtigen, Robbie Houston machen, bis sie ca. sechzehn Kilometer außerhalb der Stateton Stadtgrenze war. Als sie endlich durchkam, antwortete er beim zweiten Klingeln.

“Hallo?”

“Spreche ich mit Robbie Huston”, fragte sie.

“Am Apparat. Wer ist da?”

“Hier ist Agentin Mackenzie White vom FBI. Ich frage mich, ob Sie Zeit für ein Gespräch heute Morgen haben.”

“Ähm … darf ich fragen, worum es geht?”

Seine Verwirrung und Überraschung war echt. Das merkte sie bereits am Handy.

“Es geht um einen Bewohner des Wakeman Blindenheims, den Sie meines Erachtens kennen. Ich kann am Telefon keine weiteren Details nennen. Wenn Sie fünf oder zehn Minuten Zeit heute Morgen hätten, dann würde ich das sehr zu schätzen wissen. Ich werde in ca. einer Stunde durch Lynchburg fahren.”

“Okay”, sagte er. “Ich arbeite von zu Hause aus, Sie dürfen also gerne bei mir vorbeikommen, wenn Sie wollen.”

Sie beendete den Anruf, nachdem sie seine Adresse bekommen hatte. Sie gab es in ihr GPS und war erleichtert, als sie sah, dass dieser Umweg sie nur weitere 20 Minuten kosten würde.

Auf dem Weg nach Lynchburg war sie viel zu abgelenkt von den ganzen Fakten des aktuellen Falls, sie war gefesselt von Hunderten von unbeantworteten Fragen, die sich um den alten Fall ihres Vaters drehten und dem neuen Mord, der ihn wieder aktuell gemacht hatte. Aus irgendwelchen Gründen hatten dieselben Menschen, die ihren Vater getötet hatten, auch jemand anderen auf ähnliche Weise getötet.

Und wieder hatten sie eine geheimnisvolle Visitenkarte hinterlassen. Aber warum?

Sie hatte Wochen damit verbracht, etwas herauszufinden. Vielleicht war der Mörder einfach nur dreist. Oder vielleicht sollten die Karten die Ermittler irgendwo anders hinführen … wie eine Art umgekehrtes Katz und Mausspiel. Sie wusste, dass Kirk Peterson noch am Fall dran war – ein bescheidener und engagierter Privatdetektiv in Nebraska, den sie nicht gut genug kannte, um ihm komplett zu vertrauen. Trotzdem war die Tatsache, dass jemand aktiv die Spur so frisch wie möglich hielt, beruhigend. Es gab ihr das Gefühl, dass das Puzzle fast fertig war, aber jemand hatte ein Puzzleteil weggenommen und gab es nicht her, sondern war entschlossen, es erst im letzten Moment hinzuzulegen.

Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so unterlegen gefühlt. Es war nicht länger eine Frage, ob sie den Mörder ihres Vaters finden würde oder nicht, sondern es ging eher darum, ein Jahrzehnte altes Mysterium zu Ende zu bringen. Während ihre Gedanken sich darum drehten, klingelte ihr Telefon. Sie sah die Nummer des Sheriffs auf dem Display, antwortete und hoffte auf eine Art Hinweis im aktuellen Fall.

“Guten Morgen, Agentin White”, sagte Sheriff Clarke am anderen Ende. “Hören Sie, Sie wissen, dass der Handyempfang hier in Stateton Mist ist. Ich habe Agent Ellington hier, der schnell mit Ihnen sprechen möchte. Sein Handy hat kein Empfang.”

Sie hörte, wie das Handy an Ellington weitergegeben wurde. “Also”, sagte er. “Bist du schon verloren ohne mich?”

“Wohl kaum”, erwiderte sie, “ich treffe mich in einer Stunde mit Robbie Huston.”

“Ah ein Fortschritt. Wo wir gerade dabei sind, ich schaue mir gerade den Bericht des Gerichtsmediziners an. Direkt aus dem Druck. Ich sage dir Bescheid, wenn ich etwas finde. Randall Jones kommt auch bald. Ich schaue Mal, ob er mich mit ein paar anderen Bewohnern im Heim sprechen lässt.”

“Hört sich gut an. Ich fahre jetzt die nächsten drei Stunden an Kuhweiden und leeren Feldern vorbei.”

“Ah, das glamouröse Leben”, sagte er. “Ruf mich an, wenn du etwas brauchst.”

Und damit beendete er den Anruf.

So neckten sie sich die ganze Zeit über. Sie fühlte sich ein wenig dümmlich wegen ihrer Sorgen heute Morgen, darüber wie er sich fühlte, ob sich etwas zwischen ihnen entwickelte oder nicht.

Der Anruf hatte die Gedanken an den Fall ihres Vaters beendet, sie konnte sich auf den aktuellen Fall konzentrieren. Das digitale Thermometer in ihrem Auto sagte ihr, dass es bereits einunddreißig Grad draußen waren … und es war noch nicht mal neun Uhr.

Die Bäume entlang der Straße waren unglaublich dick, hingen wie ein Vordach über der Straße. Und obwohl etwas recht Mysteriöses dabei war, in dem schwachen Licht des frühen südlichen Morgens, konnte sie es kaum erwarten, auf die größeren Autobahnen und die vierspurige Straße zu kommen, die sie in Richtung Lynchburg und Treston bringen würde.

***

Robbie Huston lebte in einem modernen kleinen Apartmentkomplex in der Nähe des Zentrums von Lynchburg. Die Bücherläden und Kaffees hier in der Gegend waren von Studenten besetzt, die wahrscheinlich nur durch das große private christliche College gediehen, das eine große Rolle in der Stadt spielte. Als sie um 9:52 Uhr an seine Tür klopfte, antwortete er fast sofort.

Er sah aus wie in den frühen Zwanzigern – drahtig, umgekämmtes Haar und die Art von weichem Teint, der Mackenzie annehmen ließ, dass alles was er jemals gearbeitet hatte, nur hinter einem Schreibtisch stattgefunden hatte. Er war süß auf eine burschikose Art und war am Rande der Aufregung oder Nervosität, dass tatsächlich eine FBI-Agentin an seine Tür klopfte.

Er bat sie hinein und sie sah, dass das Innere seines Apartments genauso schön und modern war wie das Äußere. Der Wohnbereich, die Küche und das Arbeitszimmer waren ein einzelnes Zimmer, getrennt von kleinen schmuckvollen Trennwänden und geflutet mit natürlichem Sonnenlicht, das durch zwei riesige Fenster an der gegenüberliegenden Seite hereinschien.

“Ähm … kann ich Ihnen einen Kaffee oder so anbieten?”, fragte er. “Ich habe noch etwas von meiner Morgen Ration übrig.”

“Kaffee wäre tatsächlich toll”, sagte sie.

Sie folgte ihm in die Küche, wo er ihr einen Becher eingoss und ihn ihr übergab.

“Sahne? Zucker?”

“Nein danke”, sagte sie. Sie nahm einen Schluck, befand ihn für gut und kam auf den Punkt. “Herr Huston, Sie arbeiten oft freiwillig im Wakeman Blindenheim, ist das korrekt?”

“Ja.”

“Wie oft?”

“Das hängt von meiner Arbeitslastung ab. Manchmal schaff ich es nur ein oder zwei Mal im Monat. An manchen Monaten schaffe ich es auch einmal in der Woche.”

“Wie war es in der letzten Zeit?”, fragte Mackenzie.

“Naja, ich war am Montag dieser Woche da. Letzte Woche war ich Mittwochs da und die Woche davor, war ich Montag und Freitag da, glaube ich. Ich kann Ihnen meinen Plan zeigen.”

“Vielleicht später”, sagte sie. “Ich habe mit Randall Jones gesprochen, ich habe herausgefunden, dass Sie dort Spiele spielen und mit den Möbeln helfen und sauber machen. Stimmt das?”

“Das stimmt. Ab und zu lese ich den Bewohnern auch etwas vor.”

“Den Bewohnern? Welchen Bewohnern haben Sie den in den letzten zwei Wochen vorgelesen oder Spiele gespielt?”

“Mit ein paar. Da ist ein älterer Mann namens Percy, mit dem ich Äpfel zu Äpfeln spiele. Es muss auch mindestens ein Pfleger mitspielen … der ihm sagt, wie seine Karten aussehen. Und letzte Woche habe ich ein wenig mit Ellis Ridgeway über Musik gesprochen. Ich habe ihr auch eine Weile vorgelesen.”

“Wissen Sie, wann Sie die Zeit mit Ellis verbracht haben?”

“Als ich das letzte Mal da war. Montag hatte ich ihr Brian Eno mitgebracht. Wir haben über klassische Musik gesprochen und ich habe ihr einen online Artikel vorgelesen, über die Art wie klassische Musik das Gehirn stimuliert.”

Mackenzie nickte, sie wusste, dass es Zeit war, ihre größte Karte auf den Tisch zu werfen.

“Ok, ich hasse es Ihnen das sagen zu müssen, aber Ellis wurde Dienstagabend ermordet aufgefunden.Wir versuchen herauszufinden, wer es war und ich bin mir sicher, Sie verstehen, dass wir uns jeden anschauen müssen, der kürzlich mit ihr Zeit verbracht hat. Besonders Freiwillige, die nicht immer im Heim sind.”

“Oh mein Gott”, sagte Robbie, sein Gesicht wurde von Moment zu Moment immer blasser.

“Vor Frau Ridgeway gab es einen weiteren Mord in einem Heim in Treston, Virgina. Waren Sie jemals dort?”

Robbie nickte. “Ja, aber nur zwei Mal. Einmal für eine Art Gemeindeservice, Dinge, die wir freiwillig tun, meine Alma Mater. Ich habe geholfen, ihre Küche zu renovieren und hab ein wenig gegärtnert. Ich kam ein oder zwei Monate später zurück, um zu helfen, wo ich konnte. Es war hauptsächlich ein Beziehung Aufbau Ding.”

“Wie lange ist das her?”

Er dachte darüber nach, immer noch sichtlich erschüttert von den Nachrichten der zwei Morde. “Vier Jahre, würde ich sagen. Vielleicht viereinhalb.”

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