Geködert - Блейк Пирс 2 стр.


"Erwarte nicht, viele Treffer zu landen. Das tut niemand wirklich. Zumindest nicht beim Sparring."

Sie beobachtete jetzt seine Handschuhe und spürte, dass er bereit war, erneut anzugreifen. Aber in diesem Moment fand eine seltsame Verwandlung in ihrer Vorstellung statt.

Die Handschuhe verwandelten sich in eine einzelne Flamme – die weiße, zischende Flamme einer Propangasfackel. Sie war wieder in der Dunkelheit eingesperrt, eine Gefangene des sadistischen Mörders Peterson. Er spielte mit ihr, ließ sie der Flamme ausweichen, um der sengenden Hitze zu entkommen.

Aber sie hatte es satt, erniedrigt zu werden. Diesmal war sie entschlossen, zurückzuschlagen. Als die Flamme auf ihr Gesicht zusprang, duckte sie sich und warf ihm einen heftigen Schlag entgegen, der nicht sein Ziel traf. Die Flamme tänzelte um sie herum und sie konterte mit einer Geraden, die ebenfalls ihr Ziel verfehlte. Aber bevor Peterson einen weiteren Zug machen konnte, landete sie einen Aufwärtshaken, von dem sie spürte, wie er gegen sein Kinn prallte.

"Hey!" rief Rudy.

Seine Stimme brachte Riley zurück in die Gegenwart. Rudy lag flach auf dem Rücken auf der Matte.

Wie ist er nach da unten gekommen? fragte Riley sich.

Dann wurde ihr klar, dass sie ihn geschlagen hatte – und zwar hart.

"Oh mein Gott!" rief sie. "Rudy, es tut mir leid!"

Rudy grinste und rappelte sich wieder auf.

"Braucht es nicht", sagte er. "Das war gut."

Sie nahmen ihr Sparring wieder auf. Der Rest der Stunde verlief ereignislos und keiner von beiden landete einen Treffer. Aber jetzt fühlte sich die ganze Sache auch für Riley gut an. Mike Nevins hatte Recht. Das war genau die Therapie, die sie brauchte.

Trotzdem fragte sie sich, wann sie wohl in der Lage sein würde, diese Erinnerungen abzuschütteln.

Vielleicht nie, dachte sie.

*

Riley schnitt enthusiastisch in ihr Steak. Der Chef in der Küche von Blaine's Grill, hatte bei verschiedenen, weniger konventionellen Gerichten einen guten Job gemacht, aber das Workout im Fitnessstudio, hatten ihr Appetit auf ein gutes Steak und einen Salat gemacht. Ihre Tochter, April, und ihre Freundin, Crystal, hatten Hamburger geordert. Blaine Hildreth, Crystals Vater, war in der Küche, aber er würde jeden Moment zurück sein, um seinen Mahi-Mahi aufzuessen.

Riley sah sich mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung in dem gemütlichen Speiseraum um. Ihr wurde klar, dass ihr Leben nicht genug dieser warmen Abende, mit Freunden, Familie und einem guten Essen, beinhaltete. Ihre Arbeit bot weitaus hässlichere und beunruhigendere Szenen.

In einigen Tagen würde sie vor einem Bewährungsausschuss für einen Kindsmörder aussagen, der hoffte, vorzeitig entlassen zu werden. Und sie musste sicherstellen, dass es ihm nicht gelang.

Erst vor wenigen Wochen hatte sie einen verstörenden Fall in Phönix abgeschlossen. Sie und ihr Partner, Bill Jeffreys, hatten einen Mörder gefasst, der es auf Prostituierte abgesehen hatte. Riley kämpfte immer noch mit dem Gefühl, durch die Lösung des Falles keinen wirklichen Beitrag geleistet zu haben. Jetzt wusste sie mehr als ihr lieb war, über die Welt der Ausbeutung von Frauen und Mädchen.

Aber sie war entschlossen, diese Gedanken vorerst aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie spürte, wie sie sich nach und nach entspannte. Mit einem Freund und ihren beiden Kindern in einem Restaurant zu essen, erinnerte sie daran, wie es sein könnte, ein normales Leben zu führen. Sie lebte in einem schönen Haus und kam einem netten Nachbarn näher.

Blaine kam zurück und setzte sich. Riley fiel wieder einmal auf, dass er attraktiv war. Seine leichten Geheimratsecken gaben ihm ein angenehm reifes Aussehen und er war schlank und fit.

"Sorry", sagte Blaine. "Das Restaurant läuft problemlos, wenn ich nicht hier bin, aber sobald ich in Sichtweite bin, scheint jeder plötzlich meine Hilfe zu benötigen."

"Ich weiß, wie das ist", nickte Riley. "Ich hoffe, dass mich das BAU für eine Weile vergisst, wenn ich außer Sichtweite bleibe."

April sagte, "Keine Chance. Die rufen dich bald an. Dann bist du wieder auf dem Weg in einen anderen Teil des Landes."

Riley seufzte. "Ich könnte mich daran gewöhnen, nicht ständig angerufen zu werden."

Blaine kaute genüsslich auf einem Bissen Mahi-Mahi.

"Hast du darüber nachgedacht, den Job zu wechseln?" fragte er.

Riley zuckte mit den Schultern. "Was sollte ich stattdessen tun? Ich bin den größten Teil meines erwachsenen Lebens Agent gewesen."

"Oh, ich bin sicher, dass es eine Menge gibt, was eine Frau mit deinen Talenten machen könnte", sagte Blaine. "Die meisten davon sicherer, als ein FBI Agent zu sein."

Er dachte einen Moment nach. "Ich könnte dich mir als Lehrer vorstellen", fügte er hinzu.

Riley lachte leise. "Denkst du, das wäre sicherer?" fragte sie.

"Hängt davon ab, wo du unterrichten würdest", erwiderte Blaine. "Was ist mit dem College?"

"Hey, das ist eine Idee, Mom", sagte April. "Dann müsstest du nicht immer reisen. Und du würdest trotzdem Menschen helfen."

Riley schwieg, während sie darüber nachdachte. Am College zu unterrichten wäre wahrscheinlich ähnlich wie der Unterricht, den sie an der Akademie in Quantico geleitet hatte. Das hatte ihr Spaß gemacht. Es gab ihr immer die Möglichkeit, sich ein wenig zu erholen. Aber würde sie ein Vollzeit-Lehrer sein wollen? Konnte sie wirklich den ganzen Tag in einem Gebäude verbringen, ohne aktiv zu sein?

Sie spießte einen Champignon mit ihrer Gabel auf.

Dann würde ich vielleicht wie einer von diesen hier enden, dachte sie.

"Was wäre mit Privatdetektiv?" fragte Blaine.

"Ich denke eher nicht", sagte Riley. "Dreckige Geheimnisse von in Scheidung lebenden Paaren ausgraben erscheint mir nicht erstrebenswert."

"Das ist nicht alles, was Privatermittler machen", beharrte Blaine. "Was wäre mit der Untersuchung von Versicherungsbetrug? Hey, ich habe diesen Koch, der angeblich einen schlechten Rücken hat und arbeitsunfähig ist. Ich bin sicher, das spielt er nur vor, aber ich kann es nicht beweisen. Du könntest mit ihm anfangen."

Riley lachte. Blaine machte natürlich nur einen Scherz.

"Oder Sie könnten nach vermissten Leuten suchen", warf Crystal ein. "Oder vermissten Haustieren."

Riley lachte wieder. "Also das würde mir wirklich das Gefühl geben, die Welt ein Stückchen besser zu machen!"

April beteiligte sich nicht mehr an der Unterhaltung. Riley sah, dass sie jemandem schrieb und kicherte. Crystal lehnte sich über den Tisch zu Riley.

"April hat einen neuen Freund", sagte Crystal. Dann formte sie ein stummes, "Ich mag ihn nicht."

Riley war genervt, dass ihre Tochter alle anderen am Tisch ignorierte.

"Hör auf damit", sagte sie zu April. "Das ist unhöflich."

"Was ist daran unhöflich?" wollte April wissen.

"Wir haben uns darüber unterhalten", mahnte Riley.

April ignorierte sie und tippte eine Nachricht.

"Leg das weg", sagte Riley streng.

"In einer Minute."

Riley unterdrückte ein Stöhnen. Sie hatte schon vor einer Weile gelernt, dass "in einer Minute" so viel hieß wie "nie."

In dem Moment vibrierte ihr eigenes Telefon. Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie es nicht ausgestellt hatte, bevor sie das Haus verlassen hatte. Sie sah auf das Telefon, das eine Nachricht von ihrem FBI Partner, Bill, zeigte. Sie dachte darüber nach, sie ungelesen zu lassen, aber konnte sich letztendlich nicht dazu bringen.

Als sie die Nachricht aufrief, sah sie aus den Augenwinkeln, wie April sie angrinste. Ihre Tochter genoss ganz offensichtlich die Ironie der Situation. Insgeheim kochend, las Riley Bills Textnachricht.

Meredith hat einen neuen Fall. Er will ihn mit uns besprechen. ASAP.

Der leitende Spezialagent Brent Meredith war Rileys und Bills Boss. Sie fühlte ihm gegenüber enorme Loyalität. Er war nicht nur ein guter und fairer Chef, er hatte sich auch mehr als einmal für Riley eingesetzt, nachdem sie im Büro in Schwierigkeiten geraten war. Dennoch war Riley entschlossen, sich nicht wieder in die Sache hineinziehen zu lassen, zumindest vorerst nicht.

Ich kann jetzt nicht verreisen, schrieb sie zurück.

Bill antwortete, Es ist direkt hier in der Gegend.

Riley schüttelte entmutigt den Kopf. Es würde nicht einfach werden standhaft zu bleiben.

Sie schrieb ihm zurück, Ich melde mich wieder bei dir.

Da sie darauf keine Antwort erhielt, legte sie das Telefon zurück in ihre Tasche.

"Ich dachte du hast gesagt, das sei unhöflich, Mom", sagte April in einer leisen, schmollenden Stimme.

April schrieb noch immer Nachrichten.

"Ich bin fertig mit meinen", sagte sie und versuchte nicht so genervt zu klingen, wie sie sich fühlte.

April ignorierte sie. Dann vibrierte Rileys Handy noch einmal. Im Stillen fluchte sie. Sie sah, dass es eine Nachricht von Meredith selbst war.

Seien Sie morgen früh um 9 Uhr im BAU.

Riley suchte fieberhaft nach einem Weg abzusagen, als eine weitere Nachricht folgte.

Das ist ein Befehl.

KAPITEL ZWEI

Rileys Stimmung sank, als sie die beiden Fotos auf dem Bildschirm über dem Konferenztisch des BAUs betrachtete. Das eine zeigte ein sorgenfreies Mädchen mit hellen Augen und einem gewinnenden Lächeln. Auf dem anderen sah man ihre Leiche, schrecklich ausgemergelt und mit ihren Armen in seltsamer Position. Da ihr befohlen worden war, an diesem Meeting teilzunehmen, wusste Riley, dass es ein weiteres Opfer wie dieses geben musste.

Sam Flores, ein kluger Labortechniker mit einer schwarz umrandeten Brille, führte die anderen Agenten, die mit ihm am Tisch saßen, durch die Fotos.

"Diese Bilder zeigen Metta Lunoe, siebzehn Jahre alt", sagte Flores. "Ihre Familie lebt in Collierville, New Jersey. Ihre Eltern haben sie im März als vermisst gemeldet – eine Ausreißerin."

Er fügte dem Bildschirm eine Karte von Delaware hinzu und zeigte mit dem Laserpointer auf eine bestimmte Stelle.

Er sagte, "Ihre Leiche wurde am sechzehnten Mai in einem Feld vor Mowbray, Delaware, gefunden. Ihr Genick wurde gebrochen."

Flores zeigte ein weiteres Fotopaar – auf dem einen ein anderes, lebhaftes junges Mädchen, auf dem anderen das gleiche Mädchen, fast bis zur Unkenntlichkeit dahingeschwunden, ihre Arme in ähnlicher Weise ausgestreckt.

"Das ist Valerie Bruner, ebenfalls siebzehn, eine als vermisst gemeldete Ausreißerin aus Norbury, Virginia. Sie ist im April verschwunden."

Flores zeigte einen weiteren Punkt auf der Karte.

"Ihre Leiche wurde am zwölften Juni auf einer Landstraße in der Nähe von Redditch, Delaware, gefunden. Scheinbar die gleiche MO wie bei dem anderen Mord. Agent Jeffreys wurde zu den Ermittlungen hinzugezogen."

Riley horchte überrascht auf. Wie hatte Bill an einem Fall arbeiten können, von dem sie nichts wusste? Dann erinnerte sie sich. Im Juni hatte sie im Krankenhaus gelegen und sich von den schrecklichen Qualen erholt, die sie in Petersons Käfig hatte aushalten müssen. Aber Bill hatte sie häufig im Krankenhaus besucht. Er hatte nie erwähnt, dass er an einem Fall arbeitete.

Sie drehte sich zu Bill.

"Warum hast du mir nicht davon erzählt?" fragte sie.

Bills Gesicht wirkte grimmig.

"Es war kein guter Zeitpunkt", sagte er. "Du hattest deine eigenen Probleme."

"Wer war dein Partner?" fragte Riley.

"Agent Remsen."

Riley kannte den Namen. Bruce Remsen war aus Quantico versetzt worden, bevor sie wieder zur Arbeit gekommen war.

Dann, nach einer Pause, fügte Bill hinzu, "Ich konnte den Fall nicht lösen."

Riley wusste, was sein Gesichtsausdruck und seine Stimme bedeuteten. Nach Jahren der Freundschaft und Partnerschaft, verstand sie Bill so gut wie kaum jemand. Und sie wusste, dass er von sich selbst enttäuscht war.

Flores rief die Fotos der nackten Rücken der Mädchen auf, die der Gerichtsmediziner gemacht hatte. Die Leichen waren so ausgemergelt, dass sie fast surreal erschienen. Beide Rücken zeigten alte Narben und frische Striemen.

Riley wurde von einem nagenden Unbehagen gepackt. Das Gefühl überraschte sie. Seit wann wurde ihr anders, bei dem Anblick von Leichenfotos.

Flores sagte, "Sie waren beide so gut wie verhungert, bevor ihnen das Genick gebrochen wurde. Sie wurden außerdem brutal geschlagen, vermutlich über einen langen Zeitraum. Die Leichen wurden an den beiden gezeigten Stellen abgelegt. Wir haben keine Ahnung, wo sie tatsächlich getötet worden sind."

Riley versuchte, sich nicht von der wachsenden Unruhe überwältigen zu lassen und dachte über Ähnlichkeiten mit Fällen nach, die Bill und sie in den letzten Monaten aufgeklärt hatten. Der sogenannte "Puppenmörder" hatte seine Opfer an einfach zu findenden Stellen abgelegt und sie dort wie Puppen drapiert. Der "Kettenmörder" hatte seine Opfer in Ketten gewickelt und aufgehängt.

Jetzt zeigte Flores das Foto einer anderen jungen Frau – eine fröhlich aussehende Rothaarige. Daneben war das Foto eines verbeulten, leeren Toyotas.

"Das Auto gehört einer vierundzwanzig Jahre alten, irischen Einwanderin namens Meara Keagan", sagte Flores. "Sie wurde gestern Morgen vermisst gemeldet. Ihr Auto wurde verlassen in der Nähe ihres Wohngebäudes in Westree, Delaware, gefunden. Sie hat dort für eine Familie als Zimmer- und Kindermädchen gearbeitet.

Jetzt sprach Spezialagent Brent Meredith. Er war ein respekteinflößender, großer Afroamerikaner mit kantigen Gesichtszügen und geradlinigem Auftreten.

"Sie hat vorgestern um elf Uhr Abends ihre Schicht beendet", sagte Meredith. "Das Auto wurde früh am nächsten Morgen entdeckt."

Der leitende Spezialagent Carl Walder lehnte sich in seinem Stuhl vor. Er war wiederum der Boss von Brent Meredith – ein Mann mit einem sommersprossigen, runden Gesicht und gelockten, kupferfarbenen Haaren. Riley mochte ihn nicht. Sie hielt ihn nicht für sonderlich kompetent. Es half auch nicht, dass er sie schon einmal gefeuert hatte.

"Warum denken wir, dass dieses Verschwinden in Zusammenhang mit den anderen Morden steht?" fragte Walder. "Meara Keagan ist älter als die anderen Opfer."

Jetzt meldete sich Lucy Vargas zu Wort. Sie war eine schlaue, junge Anfängerin mit dunklen Haaren, dunklen Augen und einem ebenso dunklen Teint.

"Sie können es auf der Karte sehen. Keagan ist in dem gleichen Gebiet verschwunden, in dem die beiden Leichen gefunden worden sind. Es könnte Zufall sein, aber das ist eher unwahrscheinlich. Nicht über einen Zeitraum von fünf Monaten und alle so nahe beieinander."

Trotz ihrem zunehmenden Unbehagen, verspürte Riley eine gewisse Befriedigung, als Walder zusammenzuckte. Unabsichtlich hatte Lucy ihn zurechtgewiesen. Riley hoffte, dass er keinen Weg finden würde, um sich später an ihr dafür zu rächen. Walder traute sie solche kleinlichen Schikanierungen zu.

"Das ist korrekt, Agentin Vargas", nickte Meredith. "Wir nehmen an, dass die jüngeren Mädchen entführt wurden, als sie versucht, haben per Anhalter zu fahren. Vermutlich entlang der Bundesstraße, die durch dieses Gebiet läuft." Er zeigte auf eine bestimmte Linie auf der Karte.

Lucy fragte, "Ist per Anhalter zu fahren nicht verboten in Delaware?" Dann fügte sie sofort hinzu, "Auch wenn das natürlich schwierig durchzusetzen ist."

"Da haben Sie Recht", sagte Meredith. "Und es ist nicht einmal eine Autobahn, oder die Hauptverkehrsstraße, also würden Anhalter wahrscheinlich diese nutzen. Der Killer offensichtlich auch. Eine Leiche wurde entlang dieser Straße gefunden und die anderen in weniger als zehn Meilen Entfernung. Keagan wurde etwas sechzig Meilen weiter nördlich auf der gleichen Strecke entführt. Bei ihr hat er einen anderen Köder genutzt. Wenn er seinem üblichen Muster folgt, dann wird er sie festhalten, bis sie kurz vor dem Hungertod ist. Dann wird er ihr das Genick brechen und die Leiche auf gleiche Weise ablegen."

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