Ritter, Thronerbe, Prinz - Морган Райс 3 стр.


„Und dann was?“ fragte Anka. „Sind wir ihnen zahlenmäßig gewachsen? Wenn es so einfach wäre, dann hätten wir das Reich schon vor Jahren besiegt.“

„Dank Berin sind unsere Waffen jetzt viel besser“, hob Edrin hervor. „Dank Sartes kennen wir ihre Pläne. Wir haben einen Vorteil! Sag es ihr, Berin. Erzähl ihr von den Klingen, die du angefertigt hast.“

Sartes blickte sich zu seinem Vater um, der mit den Schultern zuckte.

„Es stimmt, ich habe gute Schwerter geschmiedet. Hinzu kommen noch zahlreiche passable Schwerter, die die anderen geschmiedet haben. Es ist wahr, dass einige von euch Rüstung haben werden und nicht einfach niedergemetzelt werden können. Aber ich sage euch eines, ein gutes Schwert alleine genügt nicht. Wichtiger ist die Hand, die es führt. Eine Armee ist wie eine Klinge. Sie kann groß sein, doch ohne im Kern aus gutem Stahl gemacht, wird sie im ersten Moment ihrer Erprobung brechen.“

Vielleicht hätten die anderen besser verstanden, wie ernst es seinem Vater war, wenn sie selbst einmal versucht hätten, ein Schwert zu schmieden. So konnte Sartes sehen, dass seine Worte sie nicht überzeugt hatten.

„Was können wir sonst noch tun?“ fragte Edrin. „Wir dürfen unseren Vorteil nicht einfach verstreichen lassen und uns zurücklehnen und warten. Ich würde vorschlagen, dass wir eine Liste mit allen den Dörfern aufstellen, die wir befreien können. Außer du hast einen besseren Vorschlag, Anka?“

„Ich habe einen“, sagte Sartes.

Seine Stimme war leiser als er gewollt hatte. Er trat mit klopfendem Herzen und noch immer überrascht, dass er es gewagt hatte zu sprechen, nach vorne. Ihm war bewusst, dass er wesentlich jünger war als alle anderen hier. Er hatte seinen Teil zur Schlacht beigetragen, sogar einen Mann getötet, und doch riet ihm noch immer ein Teil seiner Selbst besser zu schweigen.

„Es ist also ausgemacht“, begann Hannah. „Wir – “

„Ich sagte, ich habe eine bessere Idee“, sagte Sartes dieses Mal mit fester Stimme.

Die anderen blickten zu ihm.

„Hört, was mein Sohn zu sagen hat“, sagte sein Vater. „Ihr habt selbst gesagt, dass er dazu beigetragen hat, den Sieg zu erringen. Vielleicht hat er auch dieses Mal die rettende Lösung.“

„Was für eine Idee hast du, Sartes?“ fragte Anka.

Alle Blicke richteten sich auf ihn. Sartes musste sich zwingen, mit fester Stimme zu sprechen. Er stellte sich vor, wie Ceres zu ihnen gesprochen hätte und welches Selbstbewusstsein Anka zuvor an den Tag gelegt hatte.

„Wir können nicht in die Dörfer gehen“, sagte Sartes. „Genau damit würden sie rechnen. Und wir können uns nicht allein auf die Karten verlassen, die ich mitgebracht habe, denn selbst wenn sie noch nicht wissen, dass wir ihre Bewegungen kennen, so werden sie es doch bald. Sie versuchen uns in die Falle zu locken.“

„Das wissen wir bereits“, sagte Jerald. „Ich dachte, du hättest einen Plan.“

Sartes gab nicht auf.

„Was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, das Reich dort zu treffen, wo sie es am wenigsten erwarteten und wir obendrein noch ein paar gute Kämpfer für unsere Sache gewinnen könnten? Was wäre, wenn wir die Menschen für einen symbolischen Sieg, der größer wäre als der Schutz eines einzelnen Dorfes, mobilisieren könnten?“

„Woran hast du gedacht?“ fragte Anka.

„Wir befreien die Kampfherren aus dem Stadion“, sagte Sartes.

Eine lange, fassungslose Stille folgte. Die anderen starrten ihn an. Er konnte den Zweifel in ihren Gesichtern sehen und Sartes wusste, dass er weitersprechen musste.

„Denkt nach“, sagte er. „Fast alle Kampfherren sind Sklaven. Der Adel benutzt sie als wären sie ihr Spielzeug. Viele von ihnen wären dankbar, wenn man ihnen einen Ausweg anbieten würde und sie können besser kämpfen als jeder Soldat.“

„Das ist krank“, sagte Hannah. „Das Herz der Stadt so anzugreifen. Überall wären Wachen.“

„Mir gefällt die Idee“, sagte Anka.

Die anderen blickten zu ihr und Sartes spürte Dankbarkeit für ihren Rückhalt.

„Damit würden sie nicht rechnen“, fügte sie hinzu.

Wieder breitete sich Schweigen im Raum aus.

„Wir bräuchten keine Söldner“, stimmte Jerald schließlich zu während er sich das Kinn rieb.

„Die Menschen würden nicht aufbegehren“, setzte Edrin hinzu.

„Wir müssten warten bis die Tötungen wieder beginnen“, hob Oreth hervor. „Dann wären alle Kampfherren an einem Ort und es gäbe genug Menschen, die zusähen.“

„Vor dem Blutmondfestival wird es keine weiteren Tötungen geben“, sagte sein Vater. „Sechs Wochen. In sechs Wochen kann ich jede Menge Waffen schmieden.“

Dieses Mal war es Hannah, die schwieg, vielleicht weil sie merkte, dass sich das Blatt wendete.

„Wir sind uns also einig?“ fragte Anka. „Wir befreien die Kampfherren während des Blutmondfestivals?“

Sartes sah, wie einer nach dem anderen nickte. Selbst Hannah stimmte schließlich zu. Er spürte die Hand seines Vaters auf seiner Schulter. Er sah die Anerkennung in seinen Augen und die bedeutete ihm alles.

Er betete, dass sein Plan sie nun nicht alle das Leben kosten würde.

KAPITEL DREI

Ceres träumte und in ihren Träumen sah sie Armeen einander bekämpfen. Sie sah sich selbst in einer in der Sonne glänzenden Rüstung gekleidet an ihrer Spitze kämpfen. Sie sah sich selbst eine große Nation anführen und einen Krieg kämpfen, der das Schicksal der Menschheit bestimmen würde.

Doch sah sie auch, wie sie währenddessen die Augen zusammenkniff und nach ihrer Mutter suchte. Sie griff nach einem Schwert und blickte hinab, um zu erkennen, dass es dort keines gab.

Ceres schreckte auf. Es war Nacht und die endlose See vor ihr schimmerte im Mondlicht. Während sie in ihrem kleinen Boot dahintrieb, konnte sie kein Land erkennen. Nur die Sterne boten ihr die Gewissheit mit ihrem kleinen Gefährt auf dem richtigen Kurs zu sein.

Die vertrauten Sternkonstellationen schienen über ihr. Dort stand der Drachenschwanz am Himmel unter dem Mond, dort das Alte Auge, das sich in der Dunkelheit um einen der hellsten Sterne formierte. Das Schiff welches das Waldvolk halb gebaut, halb herangezogen hatte, schien nicht von dem von Ceres gewählten Kurs abzuweichen, selbst wenn sie sich ausruhte oder aß.

Hinter der Steuerbordseite des Bootes konnte Ceres im Wasser Lichter sehen. Leuchtquallen schwammen wie Unterwasserwolken an ihr vorüber. Ceres sah unter ihnen den Schatten einiger Fische die wie Dartpfeile durch den Schwarm hindurchschossen, nach den Quallen schnappend huschten sie schnell davon bevor einer der Tentakel sie erwischen konnte. Ceres sah ihnen nach bis sie die Tiefen vollkommen verschluckt hatten.

Sie aß eine der süßen Kakteenfrüchte, mit denen die Inselbewohner ihr Boot beladen hatte. Als sie sich auf die Reise begeben hatte, war es ihr so vorgekommen, als würde der Vorrat viele Wochen reichen. Jetzt sah es allerdings anders aus. Sie musste an den Anführer des Waldvolkes denken. Auf seine eigene asymmetrische Art war es so gutaussehend gewesen mit seiner Haut, die der Fluch mit Stellen rauer Rinde und grünem Moos überzogen hatte. War er jetzt auf der Insel, spielte seine sonderbare Musik und dachte an sie?

Über dem Wasser um sie zog Nebel auf. Noch immer drangen Strahlen des Mondlichts durch die dicker werdende Nebelwand, die ihr den Blick in den Himmel über ihr versperrte. Er wirbelte und waberte über das Boot hinweg und schien wie Finger nach ihr zu greifen. Die Gedanken an Eoin führten sie unweigerlich zu Thanos. Thanos der an den Ufern von Haylon getötet worden war bevor Ceres ihm sagen konnte, dass sie die Dinge, die sie ihm vorgeworfen hatte, bevor er aufgebrochen war, nicht so gemeint hatte. Hier auf dem Boot und so ganz allein kam Ceres nicht umhin, sich einzugestehen, wie sehr sie ihn vermisste. Die Liebe, die sie für ihn empfunden hatte, zog sie wie ein Band zurück nach Delos, auch wenn Thanos dort nicht mehr war.

Der Gedanke an Thanos schmerzte sie. Die Erinnerung klaffte wie eine offene Wunde, die sich nie wieder vollends schließen würde. So viele unerledigte Dinge lagen vor ihr, doch nichts davon würde Thanos zurückbringen. Sie hätte ihm noch so vieles sagen wollen, wenn er noch da gewesen wäre, doch das war er nicht mehr. Jetzt gab es nur noch die Leere des Nebels.

Der Nebel umströmte noch immer das Boot und jetzt konnte Ceres die Spitzen von Felsen aus dem Wasser ragen sehen. Einige der Felsen waren aus klingenscharfem schwarzen Basalt während andere in den Farben des Regenbogens inmitten des Ozeanblaus schimmerten und wie riesige Edelsteine aussahen. Auf einigen prangten verschnörkelte Zeichen und Ceres war sich nicht sicher, ob sie natürlich oder vor langer Zeit in den Stein gemeißelt worden waren.

Würde ihre Mutter irgendwo jenseits der Felsen auf sie warten?

Bei diesem Gedanken machte sich Aufregung in Ceres breit. Sie stieg in ihr auf wie der Nebel, der um das Boot floss. Sie würde ihre Mutter sehen. Ihre wahre Mutter, nicht diejenige, die sie gehasst hatte und die sie bei erster Gelegenheit an einen Sklavenhalter verkauft hatte. Ceres hatte keine Ahnung, wie diese Frau sein würde, doch allein die Chance sie kennenzulernen erfüllte sie mit großer Vorfreude, während sie das kleine Boot an den Felsen vorbeisteuerte.

Starke Stromschnellen zogen an dem Boot und drohten ihr das Ruder aus der Hand zu reißen. Wenn sie nicht auf die Stärke in ihr hätte trauen können, dann wäre sich Ceres nicht sicher gewesen, ob sie das Ruder hätte halten können. Sie zog das Ruder zur Seite und ihr kleines Boot fügte sich beinahe anmutig und glitt so nah an den Felsen vorbei, dass sie sie beinahe hätte berühren können.

Sie segelte weiter durch die Felsenlandschaft hindurch und sie spürte, dass sie mit jedem Stein, an dem sie vorbeikam, ihrer Mutter näherkam. Was für eine Frau war sie? In ihrer Vision hatte sie sie nur verschwommen wahrgenommen, doch Ceres hegte eine ahnungsvolle Hoffnung. Vielleicht war sie herzlich und sanft und liebevoll; all das, was ihre angebliche Mutter in Delos nicht gewesen war.

Was würde ihre Mutter von ihr halten? Dieser Gedanke beschäftigte Ceres als sie das Boot weiter durch den Nebel steuerte. Sie wusste nicht, was da vor ihr lag. Vielleicht würde ihre Mutter sie ansehen und in ihr nur die Person sehen, die nicht in der Lage gewesen war, im Stadion zu siegen, die im Reich nichts als eine Sklavin gewesen war und die den Menschen, den sie am meisten geliebt hatte, verloren hatte. Was würde, wenn ihre Mutter sie zurückwies? Was wenn sie kalt oder grausam oder vergebungslos war?

Oder vielleicht aber nur vielleicht würde sie auch stolz auf sie sein.

Ceres durchbrach die Nebelwand so plötzlich als würde ein Schleier gelüftet. Jetzt lag die See ruhig und ohne die aus dem Wasser ragenden Felsen vor ihr. Sofort konnte sie sehen, dass sich etwas verändert hatte. Das Licht des Mondes erschien ihr jetzt irgendwie heller und um sie türmten sich farbenfrohe Nebelstreifen in der Nacht. Selbst die Sterne schienen verändert, sodass Ceres sich nicht wie zuvor an den vertrauten Konstellationen der Gestirne orientieren konnte. Ein Komet zog seine Bahn über den Horizont, sein feuriges Rot gemischt mit Gelb und anderen Farben schienen nicht von dieser Welt.

Noch seltsamer war die Kraft, deren Puls Ceres in sich spürte, so als würde sie auf die neue Umgebung reagieren. Sie schien sich in ihr auszubreiten, sich zu öffnen und ihr diesen neuen Ort auf hundert neue, nie zuvor erfahrene Wege zu erschließen.

Ceres sah, wie sich aus dem Wasser eine Gestalt erhob, ein langer Serpentinenhals tauchte auf und verschwand mit einem Platschen und unter Wasserspritzern gleich wieder in den Wogen. Noch einmal erschien die Kreatur kurz und Ceres hatte den Eindruck, dass etwas Gigantisches an ihr im Wasser vorbeischwamm. Dann war es fort. Im Mondlicht flatterten Wesen, die wie Vögel aussahen, und erst als Ceres näher kam, sah sie, dass es silberne Motten waren, größer als ihr Kopf.

Plötzlich befiel ein schwerer Schlaf ihre Lider und Ceres schob den Ruderstock zur Seite, legte sich nieder und ließ sich vom Schlaf entführen.

***

Ceres erwachte vom Vogelgezänk. Das Sonnenlicht blendete sie und sie setzte sich auf. Sie sah, dass es gar keine Vögeln waren. Zwei Kreaturen mit katzengleichen Körpern zogen wie Adler über ihr ihre Bahnen. Ihre Raubtierschnäbel waren zum Schreien geöffnet. Doch schienen sie sich nicht zu nähern, umkreisten nur das Boot und flogen schließlich davon.

Ceres’ Blick folgte ihnen und fiel am Ende des Horizonts auf einen kleinen Fleck, eine Insel, auf die sie zuflogen. Ceres setzte so schnell sie konnte wieder das kleine Segel und versuchte so den Wind zu fangen, der blies und sie in Richtung der Insel tragen würde.

Der Fleck wurde größer und etwas, das erneut nach Felsen aussah, ragte immer größer werdend aus dem Ozean je näher Ceres kam. Doch diese Felsen waren anders als diejenigen, auf die sie zuvor im Nebel gestoßen war. Diese waren quaderförmig und aus regenbogenfarbigem Marmor gefertigt. Einige sahen aus wir die Türme von großen schon lange von den Wellen verschluckten Gebäuden.

Ein halber Steinbogen ragte aus dem Wasser. Er war so riesig, dass Ceres sich die unter Wasser liegenden Gesamtausmaße des Gebäudes kaum vorstellen konnte. Sie blickte über den Rand ihres Bootes und das Wasser war so klar, dass sie bis auf den Grund sehen konnte. Es war nicht besonders tief und Ceres konnte die Überreste eines alten Gebäudes dort unten ausmachen. Sie waren so nah, dass sie mit angehaltenem Atem zu ihnen hinab hätte schwimmen können. Dass sie es nicht tat, lag zum einen an dem was dort im Wasser lauerte und an dem was dort vor ihr lag.

Hier lag sie. Die Insel auf der sie Antworten bekommen würde, auf der sie mehr über ihre Kräfte lernen würde.

Wo sie endlich ihre Mutter treffen würde.

KAPITEL VIER

Lucious schwenkte sein Schwert herum und erfreute sich daran, wie es im Morgengrauen funkelte bevor er es in dem alten Mann, der ihm in die Quere gekommen war, versenkte. Um ihn herum sorgten seine Männer dafür, dass sowohl diejenigen die es wagten, sich zu widersetzen als auch jene, die so dumm waren zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Er grinste als sich die Schreie um ihn erhoben. Es gefiel ihm, wenn die Bauern versuchten zu kämpfen, denn es gab seinen Männern die Gelegenheit ihnen zu zeigen, wie schwach sie mit ihnen verglichen wirklich waren. Wie viele hatte er bereits in Plünderungen wie dieser umgebracht? Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, mitzuzählen. Warum sollte er diesem Pack über das notwendige Maß hinaus auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenken?

Lucious sah, wie die Bauern begannen davonzurennen und gestikulierte in Richtung einiger seiner Männer. Diese rannten ihnen nach. Rennen war fast noch besser als kämpfen, denn darin lag die Herausforderung sie wie Beute, die sie schließlich waren, einzufangen.

„Euer Pferd, Hoheit?“ fragte einer der Männer, der Lucious’ Hengst zu ihm führte.

Lucious schüttelte seinen Kopf. „Ich denke, ich brauche meinen Bogen.“

Der Mann nickte und reichte Lucious einen eleganten in Silber gefassten Recurvebogen aus Weißesche und Horn. Er spannte einen Bogen ein, zog die Sehne und ließ los. In der Ferne ging einer der flüchtenden Bauern zu Boden.

Niemand kämpfte mehr, aber das hieß nicht, dass sie hier fertig waren. Noch lange nicht. Bauern die versucht hatten sich zu verstecken, konnten genauso unterhaltsam sein, wie jene die davonliefen oder kämpften. Es gab unzählige Wege einerseits die zu quälen, die so aussahen als besäßen sie Gold und andererseits die zu töten, die für die Rebellen Sympathien hegten. Das brennende Rad, der Galgen, die Schlinge... was würde ihm heute gefallen?

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