Ritter, Thronerbe, Prinz - Морган Райс 5 стр.


„Wie kann das Schlachten von Dorfbewohnern die Rebellion aufhalten?“ konterte Thanos.

„Dich interessieren die Bauern mehr als dein eigenes Verhalten“, sagte König Claudius. Er hob das Schwert, das er hielt, als würde er es wiegen. „Es ist Verrat, den Sohn des Königs anzugreifen.“

„Ich bin des Königs Sohn“, erinnerte ihn Thanos. „Du hast Lucious nicht hinrichten lassen, nachdem er versucht hatte mich zu töten.“

„Deine Geburt ist der einzige Grund, weshalb du noch am Leben bist“, antwortete König Claudius. „Du bist mein Sohn, doch gleiches gilt auch für Lucious. Du hast nicht das Recht, ihn zu bedrohen.“

Wut stieg in Thanos auf. „Ich bekomme nichts Greifbares. Nicht einmal die Anerkennung meiner Person.“

In einer Ecke des Raumes standen Statuen, die berühmte Ahnen des Königshauses darstellten. Sie fielen nicht sofort ins Auge, waren fast versteckt, als wollte der König nicht an sie erinnert werden. Dennoch deutete Thanos auf sie.

„Lucious kann sich auf diese dort berufen und seine rechtmäßige Macht, die bis zu den Gründungstagen des Reiches zurückreicht, einfordern“, sagte er. „Er kann sich auf die Rechte all jener berufen, die den Thron bestiegen haben, nachdem die Uralten Delos verlassen hatten. Und was habe ich? Vage Vermutungen über meine Geburt? Verschwommene Bilder von Eltern, die vielleicht nicht einmal wirklich gelebt haben?“

König Claudius schritt durch den Raum auf seinen großen Stuhl zu. Er setzte sich und legte das Schwert, das er hielt, auf seine Knie.

„Du hast einen ehrhaften Platz am Hof“, sagte er.

„Einen ehrhaften Platz am Hof?“, antwortete Thanos. „Ich bin der Ersatzprinz, den niemand wirklich will. Lucious war vielleicht derjenige, der versucht hat, mich auf Haylon zu töten, aber du warst derjenige, der mich erst dorthin gesandt hatte.“

„Die Rebellion muss zerschlagen werden, wo auch immer sie aufkeimt“, erwiderte der König. Thanos sah, wie er mit seinem Daumen die Klinge des Schwertes entlangfuhr. „Das musstest du lernen.“

„Oh, das habe ich“, sagte Thanos und bewegte sich nach vorne bis er vor seinem Vater stand. „Ich habe gelernt, dass du mich lieber los sein würdest als mich anzuerkennen. Ich bin dein ältester Sohn. Kraft der Gesetze des Reichs sollte ich der Thronerbe sein. Der älteste Sohn ist seit den ersten Tagen von Delos der rechtmäßige Thronerbe.“

„Der älteste überlebende Sohn“, sagte der König leise. „Denkst du, du hättest überlebt, wenn die Leute es gewusst hätten?“

„Tu nicht so, als hättest du mich beschützt“, antwortete Thanos. „Du hast dich selbst geschützt.“

„Besser als Zeit damit zu vergeuden, für Menschen zu kämpfen, die es nicht verdient haben“, sagte der König. „Weißt du eigentlich, wie das aussieht, wenn du umherziehst und Bauern beschützt, die ihren Platz kennen sollten?“

„Es sieht nach jemandem aus, der sich um sie kümmert!“ rief Thanos. Er konnte seine Stimme nicht länger gesenkt halten, denn es erschien ihm der einzige Weg, seinen Vater überhaupt noch zu erreichen. Vielleicht konnte er ihn zur Vernunft bringen und das Reich zu einem besseren Ort machen. „Es sieht so aus, als wären ihre Herrscher nicht auch ihre Feinde, die sie töten wollten, sondern Menschen die sie respektieren. Es sieht so aus, als würden uns ihre Leben etwas bedeuten und wären nicht etwas das wir auf einer unserer pompösen Feste einfach beiseite werfen!“

Der König schwieg eine lange Weile. Thanos konnte den Zorn in seinen Augen sehen. Es machte ihm nichts aus. Es entsprach der Wut, die Thanos selbst spürte.

„Knie dich hin“, sagte König Claudius schließlich.

Thanos zögerte, nur für eine Sekunde, doch es war anscheinend lange genug.

„Knie dich hin!“ bellte der König. „Oder willst du, dass ich dich dazu bringe? Ich bin noch immer der König hier!“

Thanos kniete sich auf den harten Steinboden vor den Stuhl des Königs. Er sah, wie der König mit großer Mühe das Schwert hob, so als wäre es lange her seitdem er dies das letzte Mal getan hatte.

Thanos’ Gedanken wanderten zu dem Schwert, das er an seiner Seite trug. Er bezweifelte nicht, dass es als Gewinner hervorgehen würde, wenn es zu einem Kampf zwischen ihm und dem König käme. Er war jünger, stärker und hatte mit den Besten, die das Stadion zu bieten hatte, gekämpft. Aber das hieße, seinen eigenen Vater zu töten. Mehr als das, wäre es wirklich Vaterlandsverrat.

„Ich habe in meinem Leben vielerlei gelernt“, sagte der König mit noch immer erhobenem Schwert. „Als ich so alt war wie du, war ich genauso wie du. Ich war jung, ich war stark. Ich kämpfte und ich kämpfte gut. Ich habe Männer in der Schlacht getötet und in Duellen im Stadion. Ich habe für all das gekämpft, was ich für richtig erachtete.“

„Was ist mit dir geschehen?“ fragte Thanos.

Die Lippen des Königs verzogen sich höhnisch. „Ich habe dazugelernt. Ich habe lernen müssen, dass, wenn man den Menschen eine Chance gibt, sie dir nicht gleichermaßen entgegenkommen. Sie versuchen anstatt dich zu stürzen. Ich habe versucht, Mitgefühl zu zeigen und die Wahrheit ist, dass es nichts als Dummheit ist. Wenn sich ein Mann gegen dich auflehnt, dann musst du ihn zerstören, denn wenn du es nicht tust, wird er dich zerstören.“

„Oder du machst ihn zum Freund“, sagte Thanos, „und er hilft dir, die Dinge zum besseren zu wenden.“

„Freunde?“ König Claudius hob sein Schwert noch höher. „Männer die Macht haben, haben keine Freunde. Sie haben Verbündete, Bedienstete und Mitläufer, aber glaube nicht, dass sie sich im nächsten Augenblick nicht gegen dich wenden. Ein aufmerksamer Mann hält sie an ihrem Platz oder er wird zusehen müssen, wie sie sich gegen ihn erheben.“

„Die Menschen verdienen etwas besseres“, beharrte Thanos.

„Du glaubst, dass Menschen das bekommen, was sie verdienen?“ polterte König Claudius. „Die nehmen, was sie kriegen! Du sprichst so, als wären diese Menschen uns gleichgestellt. Das sind sie nicht. Wir werden von Geburt an darauf vorbereitet zu herrschen. Wir sind gebildeter, stärker, besser in jeglicher Hinsicht. Du willst Schweinehirten neben dir am Hof haben während ich ihnen zeigen will, wo ihr Schweinestall ist. Lucious versteht das.“

„Lucious versteht nichts als Grausamkeit“, sagte Thanos.

„Genau diese Grausamkeit braucht man um zu herrschen!“

Thanos sah, wie der König das Schwert schwang. Vielleicht hätte er sich ducken können. Vielleicht hätte er sogar nach seiner eigenen Klinge greifen können. Doch er blieb dort knien und sah, wie das Schwert einen Bogen schlug und auf seinen Hals zukam.

Es blieb kurz vor seinem Hals stehen, doch nicht weit von ihm entfernt. Thanos spürte das Brennen, als die Klinge sein Fleisch berührte, doch er reagierte nicht, wie sehr er es auch gewollt hätte.

„Du hast nicht gezuckt“, sagte König Claudius. „Du hast kaum geblinzelt. Lucious hätte es. Er hätte wahrscheinlich um sein Leben gebettelt. Das ist seine Schwäche. Doch hat Lucious das Vermögen, das zu tun, was notwendig ist, um unsere Herrschaft zu sichern. Deshalb ist er mein Erbe. Bis du dir diese Schwäche aus dem Herzen gewrungen hast, werde ich dich nicht anerkennen. Ich werde dich nicht mein nennen. Und wenn du meinem anerkannten Sohn noch einmal drohen solltest, dann wirst du mit deinem Kopf dafür bezahlen. Hast du das verstanden?“

Thanos stand auf. Er hatte es satt, vor diesem Mann zu knien. „Ich habe es verstanden, Vater. Ich habe dich bestens verstanden.“

Er drehte sich um und lief auf die Türen zu ohne auf eine Erlaubnis zu warten. Was konnte sein Vater schon tun? Es würde ihn schwach aussehen lassen, wenn er ihn zurückriefe. Thanos trat durch die Tür, wo Stephania auf ihn wartete. Es sah so aus, als hätte sie ihre Selbstbeherrschung zum Wohle der Leibgarde bewahrt, doch in dem Moment als Thanos durch die Tür kam, lief sie auf ihn zu.

„Geht es dir gut?“ fragte Stephania und hob eine Hand an seine Wange. Sie ließ sie weiter nach unten fahren und Thanos sah, dass Blut an ihrer Hand haftete als sie sie zurückzog. „Thanos, du blutest!“

„Es ist nur ein Kratzer“, versicherte Thanos ihr. „Das muss noch von dem Kampf vorhin sein,“

„Was ist dort drinnen geschehen?“, fragte sie.

Thanos zwang sich zu einem Lächeln, aber es gelang ihm nicht recht. „Seine Majestät hat sich dazu entschlossen, mich daran zu erinnern, dass Lucious, obwohl wir beide Prinzen sind, ihm wichtiger ist als ich.“

Stephania legte ihre Hände auf seine Schultern. „Ich habe dir gesagt, Thanos. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Du darfst dich nicht so in Gefahr bringen. Du musst mir versprechen, mir zu vertrauen und nie wieder so etwas Dummes zu tun. Versprich es mir.“

Er nickte.

„Weil du es bist, meine Liebe, werde ich es dir versprechen.“

Sein Versprechen war aufrichtig. Lucious so offen anzugreifen war nicht die richtige Strategie, denn es erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Lucious war gar nicht das Problem. Das gesamte Reich war das Problem. Für einen kurzen Augenblick hatte er geglaubt, den König überzeugen zu können, die Dinge anders anzugehen, doch in Wahrheit wollte sein Vater gar nicht, dass sie sich änderten.

Nein, der einzig wahre Weg der ihm jetzt noch blieb, war, die Rebellion zu unterstützen. Nicht nur die Rebellen auf Haylon, alle von ihnen. Allein konnte Thanos nicht viel bewirken, doch zusammen, könnte es ihnen gelingen, das Reich zu stürzen.

KAPITEL SECHS

Wo sie auch hinsah, überall erblickte Ceres auf der Insel jenseits des Nebels Dinge von einer seltsamen Schönheit, die sie innehalten und staunen ließen. Falken, deren Federn in allen Regenbogenfarben schimmerten, kreisten auf der Suche nach Beute über ihr und waren doch gleichzeitig die Gejagten einer beflügelten Schlange, die sich schließlich auf einem Türmchen aus weißem Marmor niederließ.

Sie lief über das smaragdgrüne Gras der Insel und es kam ihr vor, als wüsste sie genau, wohin sie gehen musste. Sie hatte sich selbst in der Vision gesehen, dort auf dem Hügel in der Ferne, wo regenbogenfarbene Türme wie die Stacheln eines großen Ungeheuers in die Höhe ragten.

Blumen wuchsen auf dem Hang und Ceres griff nach ihnen, um sie zu berühren. Doch als ihre Finger sie streiften, waren ihre Blätter aus papierdünnem Stein. Hatte jemand sie so fein gemeißelt oder lebte der Stein etwa? Die Tatsache, dass sie sich so etwas vorstellen konnte, zeigte bereits, wie seltsam dieser Ort war.

Ceres lief weiter auf die Stelle zu, von der sie wusste oder hoffte, dass ihre Mutter dort wartete.

Sie erreichte den Fuß des Hügels und begann hinaufzusteigen. Die Insel um sie war voller Leben. Bienen summten im niedrigen Gras. Eine rehgleiche Kreatur, die Kristallzacken hatte wo man Fühler vermutet hätte, blickte Ceres lange an bevor sie davonsprang.

Doch hatte sie trotz der Häuser, die wie Punkte die Landschaft schmückten, noch immer keine Menschen gesehen. Die Häuser, die Ceres am nächsten waren, wirkten leer und unberührt, wie ein Raum, der nur vor wenigen Augenblicken verlassen worden war. Ceres ging weiter gen Spitze des Hügels, dorthin, wo die Türme auf einem großen Rasen einen Kreis bildeten. Sie konnte zwischen ihnen hindurch über die ganze restliche Insel blicken.

Doch sie blickte nicht in diese Richtung. Ceres starrte vielmehr auf die Mitte des Kreises, wo eine Figur in einem Kleid aus reinem Weiß stand. Die Figur war nicht wie in ihrer Vision verschwommen oder verwackelt. Sie war dort, so klar und echt wie sie selbst hier war. Ceres ging auf die Person zu. Es konnte nur sie sein.

„Mutter?“

„Ceres.“

Die Figur in weiß warf sich im selben Moment wie Ceres nach vorne und sie trafen sich in einer gewaltigen Umarmung, die für Ceres all die Dinge ausdrückte, die sie nicht zu sagen vermochte: wie sehr sie sich nach diesem Moment gesehnt hatte, wie viel Liebe dort in ihr war, wie unglaublich es war, diese Frau zu treffen, die sie nur einmal in einer Vision gesehen hatte.

„Ich wusste, dass du kommen würdest“, sagte die Frau, ihre Mutter als sie sich voneinander lösten, „aber es zu wissen unterscheidet sich dann doch sehr davon, dich wirklich zu sehen.“

Sie zog die Kapuze ihres Kleides zurück und Ceres musste sich verblüfft fragen, wie diese Frau ihre Mutter sein konnte. Ihre Schwester vielleicht, denn sie hatten das gleiche Haar und die gleichen Gesichtszüge. Es war für Ceres beinahe wie ein Blick in den Spiegel. Doch schien sie zu jung, um Ceres’ Mutter sein zu können.

„Ich verstehe nicht“, sagte Ceres. „Du bist meine Mutter?“

„Das bin ich.“ Sie beugte sich nach vorne, um sie erneut zu umarmen. „Ich weiß, dass es dir seltsam erscheinen muss, aber es ist wahr. Meine Art kann eine lange Zeit leben. Ich bin Lycine.“

Ein Name. Endlich kannte Ceres den Namen ihrer Mutter. Das bedeutete ihr mehr als alles zusammengenommen. Das allein war es wert, diese Reise unternommen zu haben. Sie wollte einfach nur dastehen und ihre Mutter für immer anstarren. Auch wenn sie Fragen hatte. So viele, dass sie nur so aus ihr heraussprudelten.

„Was ist dieser Ort?“ fragte sie. „Warum bist du allein hier? Und warte, was meinst du mit ‚deiner Art’?“

Lycine lächelte und setzte sich in das Gras. Ceres setzte sich zu ihr und als sie das tat, bemerkte sie, dass es nicht einfach nur Gras war. Sie konnte die in einem Mosaik angeordneten Steinfragmente unter dem Gras sehen. Sie mussten schon lange von der Wiese bedeckt sein.

„Es ist nicht einfach, alle deine Frage zu beantworten“, sagte Lycine. „Vor allem, wenn ich selbst so viele Fragen habe, zu dir, deinem Leben. Alles, Ceres. Aber ich werde es versuchen. Sollen wir es auf die alte Art versuchen? Jeder eine Frage abwechselnd?“

Ceres wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, doch ihre Mutter schien noch nicht fertig zu sein.

„Erzählen sie dort draußen immer noch die Geschichten der Uralten?“

„Ja“, sagte Ceres. Sie hatten den Geschichten über die Kampfherrn und ihre Unternehmungen im Stadion immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt, doch wusste sie dennoch einiges über das, was man über die Uralten sagte: diejenigen, die schon vor Anbeginn der Menschheit existiert hatten, die manchmal wie Menschen aussahen und manchmal doch so anders. Die so viel aufgebaut hatten und es dann verloren hatten. „Warte, meinst du damit, dass du – “

„Eine der Uralten bist, ja“, antwortete Lycine. „Das hier war einst eine unserer Stätten bevor... nun, es gibt noch immer Dinge, über die man besser nicht sprechen sollte. Außerdem schuldest du mir eine Antwort. Erzähl mir, wie dein Leben ausgesehen hat. Ich konnte nicht da sein, aber ich habe viel Zeit damit verbracht, es mir vorzustellen.“

Ceres wollte es versuchen, wenn sie auch nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Sie erzählte Lycine von der Schmiede ihres Vaters, in der sie aufgewachsen war und von ihren Brüdern. Sie sprach von der Rebellion und vom Stadion. Sie schaffte es sogar über Rexus und Thanos zu berichten, auch wenn ihr die Worte nur heiser und bruchstückhaft über die Lippen kamen.

„Mein Liebling“, sagte ihre Mutter und legte eine Hand auf die ihre. „Ich wünschte, ich hätte dir diesen Schmerz ersparen können. Ich wünschte, ich hätte für dich da sein können.“

„Warum konntest du das nicht?“ fragte Ceres. „Bist du die ganze Zeit hier gewesen?“

„Das bin ich“, sagte Lycine. „Das war einmal eine der Stätten meines Volkes, früher. Die anderen haben die zurückgelassen. Auch ich habe das, zumindest für eine gewisse Zeit, getan, doch in den letzten Jahren war dieser Ort eine Art Zufluchtsstätte. Und ein Ort um zu warten natürlich.“

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