Soldat, Bruder, Zauberer - Морган Райс 6 стр.


Ein Geräusch jedoch erhob sich über das Getöse klirrender Klingen an der Tür: das Geräusch von Königin Athenas betont langsamen Applaus.

„Oh, sehr gut“, sagte sie, als Ceres sich zu ihr umdrehte. „Sehr elegant. Würdig eines jeden Hofnarren. Welchen Trick wirst du uns als nächstes darbieten?“

Ceres ließ sich nicht darauf ein. Sie wusste, dass Athena nichts als Worte blieben. Natürlich würde sie nichts unversucht lassen.

„Als nächstes werde ich dem Reich ein Ende setzen“, sagte Ceres.

Sie sah, wie Königin Athena sie mit einem bösen Funkeln bedachte. „Mit dir an seiner Stelle? Hier kommt das neue Reich, unverändert zum alten.“

Das traf Ceres mehr, als sie es wollte. Sie hatte die Schreie der Adligen gehört, als sie und die Rebellen sich im Schloss wie ein Flächenbrand ausgebreitet hatten. Sie hatte gesehen, wie einige von ihnen niedergemetzelt worden waren.

„Ich bin nicht so wie sie“, sagte Ceres.

Die Königin antwortete nicht gleich. Sie lachte stattdessen und einige der Adligen stimmten mit ein, als folgten sie einer über lange Zeit antrainierten Gewohnheit, immer dann zu lachen, wenn die Königin sich über etwas belustigte. Andere wirkten eingeschüchtert und wichen zurück.

Dann spürte sie die Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter. „Du bist ganz und gar nicht wie sie.“

Doch ihr blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn die Menge um Ceres wurde bereits unruhig.

„Was sollen wir mit ihnen anstellen?“ fragte einer der Kampfherren.

Ein Rebell lieferte rasch eine Antwort. „Sie töten!“

„Töten! Töten!“ Die Menge sang, und Ceres konnte sehen, wie sich der Hass in der Menge ausbreitete. Es erinnerte sie viel zu sehr an das Skandieren im Stadion, an den Hunger nach Blut. Das Einfordern.

Ein Mann trat nach vorne und lief mit einem Messer in der Hand auf eine der Adligen zu. Ceres reagierte instinktiv und dieses Mal war sie schnell genug. Sie raste in den angehenden Mörder, ließ ihn in hohem Bogen auf den Boden fliegen, so dass er erschrocken zu Ceres hinaufblickte.

„Es reicht!“ schrie Ceres und augenblicklich kehrte Stille im Raum ein.

Sie blickte sich um, funkelte sie an, sodass jeder, den ihr Blick traf, zurücktrat, Feinde wie Verbündete.

„Es ist genug Blut vergossen worden“, sagte sie. „Es reicht.“

„Was machen wir dann mit ihnen?“ fragte ein Rebell und deutete auf die Adligen. Er war offenbar mutiger als der Rest oder sein Hass auf den Adel einfach besonders groß.

„Wir nehmen sie fest“, sagte Ceres. „Vater, Sartes, könnt ihr euch darum kümmern? Sorgt dafür, dass niemand sie umbringt oder irgendjemandem hier etwas zu Leide tut.“

Sie wusste, dass dies sehr leicht schiefgehen konnte. So viel Wut brodelte in den Menschen der Stadt und in jenen, die das Reich betrogen hatte. Es konnte leicht in ein Massaker umschlagen, dass einem Lucious würdig gewesen wäre. Ceres wollte sich lieber keine Vorstellung davon machen.

„Und was hast du jetzt vor?“ fragte Sartes sie.

Ceres verstand die Angst, die darin mitschwang. Ihr Bruder hatte wahrscheinlich geglaubt, dass sie hierbliebe, um alles in die Wege zu leiten, doch tatsächlich gab es niemanden, dem Ceres in dieser Sache mehr vertraut hätte als ihm.

„Ich muss den Rest des Schlosses unter unsere Kontrolle bringen“, sagte Ceres. „Hier entlang.“

„Ja“, unterbrach sie Königin Athena. „Tauche deine Hände in noch mehr Blut. Wie viele Menschen sind heute für deine sogenannten Ideale gestorben?“

Ceres hätte nicht darauf eingehen müssen. Sie hätte einfach gehen können, doch etwas an der Königin konnte sie unmöglich ignorieren. Wie eine Wunde, die noch nicht ganz verheilt war.

„Wie viele Menschen sind gestorben, damit ihr ihnen nehmen konntet, was immer ihr wolltet?“ konterte Ceres. „Ihr habt so viel Kraft investiert, um die Rebellion zu zerschlagen, anstatt ihr zuzuhören und etwas zu lernen. Ihr habt so vielen Menschen Schmerzen zugefügt. Dafür werdet ihr bezahlen.“

Sie sah, wie Königin Athena gezwungen lächelte. „Zweifelsohne mit meinem Kopf.“

Ceres überhörte das und begann sich von ihr abzuwenden.

„Dennoch“, sagte Königin Athena, „ich werde nicht die Einzige sein. Auch für Thanos ist es bereits zu spät, meine Liebe.“

„Thanos?“ sagte Ceres. Dieser Name genügt, sie zum Stehen zu bringen. Sie drehte sich abermals zum Thron um, auf dem die Königin noch immer saß. „Was hast du getan? Wo ist er?“

Sie sah, wie das Lächeln der Königin breiter wurde. „Du hast wirklich keine Ahnung, oder?“

Ceres spürte, wie Wut und Ungeduld in ihr die Oberhand gewannen. Nicht, weil die Königin ihr spottete, sondern wegen der Gefahr, die das für Thanos bedeuten konnte.

Die Königin lachte erneut. Dieses Mal stimmte niemand mit ein. „Du bist den ganzen Weg hierher gekommen, und du bist nicht einmal im Bilde darüber, dass dein Lieblingsprinz den König getötet hat.“

„Thanos würde niemanden töten!“ beharrte Ceres.

Sie wusste nicht einmal, warum sie das eigentlich sagte. Niemand konnte ernsthaft glauben, dass Thanos so etwas tun konnte!

„Er wird trotzdem dafür sterben“, antwortete Königin Athena mit einer Ruhe, die Ceres auf sie zustürmen ließ, um ihr eine Klinge an den Hals zu drücken.

In diesem Moment waren alle Gedanken an ein Ende der Gewalt vergessen.

„Wo ist er?“ fragte sie. „Wo ist er?“

Sie sah, wie die Königin erbleichte, und ein Teil von Ceres freute sich darüber. Königin Athena verdiente es, Angst zu haben.

„Der südliche Hof. Er wartet auf seine Hinrichtung. Du wirst sehen, du bist keinen Deut besser als wir.“

Ceres schleuderte sie vom Thron auf den Boden. „Kann sie jemand wegbringen, bevor ich etwas mit ihr anstelle, das ich bereuen werde?“

Ceres rannte aus dem Saal und bahnte sich ihren Weg durch das Kampfgedränge. Hinter ihr hörte sie das Gelächter von Königin Athena.

„Du wirst zu spät kommen! Du wirst ihn nicht mehr retten können.“

KAPITEL SIEBEN

Stephania beobachtete im Sitzen den Horizont und versuchte das Schaukeln des Schiffs so gut es eben ging zu ignorieren. Sie wartete auf den Moment, in dem sie den Kapitän des Boots würde töten können.

Dass sie es tun musste, stand außer Frage. Felene war wie ein Geschenk der Götter gewesen, als Stephania und ihre Zofe auf sie in Delos gestoßen waren. Felene hatte ihnen ermöglicht, Delos zu verlassen und den Weg nach Felldust zu finden. Von Thanos gesandt.

Doch weil sie zu Thanos gehörte, würde sie sterben müssen. Die Tatsache, dass sie treu genug gewesen war, sie bis hierher zu bringen, zeigte, dass sie zu treu war, um ihr das anzuvertrauen, was Stephania als Nächstes zu tun gedachte. Die einzige Frage war der Zeitpunkt.

Der war ein Balanceakt. Stephania blickte auf und sah die über ihr fliegenden Seevögel.

„Sie sind ein Zeichen dafür, dass wir uns dem Ufer nähern, oder?“ fragte sie.

„Sehr gut, Prinzessin“, sagte Felene. Sie ließ von Elethe ab, der sie gerade aus nächster Nähe versucht hatte, das Fischen vom Bug aus beizubringen. Die Laxheit ihrer Ansprache ärgerte Stephania, doch sie tat ihr bestes, ihren Ärger zu verbergen.

„Also sind wir bald da?“

„Noch eine kleine Weile und wir sollten Land sehen“, sagte Felene. „Danach noch eine weitere Weile und dann erreichen wir das Fischerdorf, in dem wir die Leute von Elethes Onkel finden sollten. Warum? Keine Lust mehr zu kotzen?“

„Es gibt tatsächlich viele Dinge, auf die ich Lust hätte“, antwortete Stephania. Fester Boden unter den Füßen gehörte zweifelsohne dazu. Morgenübelkeit vertrug sich nicht sonderlich gut mit Seekrankheit.

Das war nur einer der Gründe, weshalb sie Felene besser früher als später töten musste. Früher oder später würde sie bemerken, dass Stephania schwanger war, und das widersprach der von ihr erzählten Geschichte über Lucious, und wie er sie gezwungen hatte, sein Gift zu nehmen.

Wann sollte es sein? In Stephanias Augen war ihre Schwangerschaft kaum noch zu übersehen. Ihr Kleid spannte über dem wachsenden Bauch; ihr Körper hatte sich auf so viele Arten verändert, seitdem Leben in ihr wuchs. Sie legte wie automatisch eine Hand auf ihren Unterbauch, so als wolle sie das Leben dort drinnen beschützen, es wachsen lassen, dass es stark würde. Felenes volle Aufmerksamkeit richtete sich noch immer auf Elethe. So leicht fiel sie einem hübschen Gesicht zum Opfer.

Das war ein weiterer Faktor, den sie bei der Bemessung des Zeitpunkts mit einbeziehen musste. Sie musste warten bis sie nahe genug am Land waren, doch wenn sie zu lange wartete, lief sie Gefahr, dass sich die Loyalitätsverhältnisse ihrer Zofe verlagerten. So nützlich Felene auch war, Elethe würde weitaus nützlicher sein, wenn es darum ging, den Zauberer ausfindig zu machen. Doch nicht nur das, die Zofe gehörte ihr.

Vorerst musste Stephania jedoch weiterwarten, denn sie wollte den Kahn nicht steuern, solange kein Land in Sicht war. Sie wartete und beobachtete, wie Felene ihrer Zofe half, einen zappelnden Fisch an Bord zu ziehen. Sie schnitt ihm den Kopf mit einem äußerst scharf aussehenden Messer ab. Dass sie Stephania dabei einen Blick zuwarf, verriet dieser, dass ihr die Zeit davonlief.

Das, was sie dort trieb, fachte Stephanias Entschluss nur noch weiter an. Auf Felldust wartete der Zauberer, der Uralte getötet hatte. Felldust würde ihr einen Weg aufzeigen, Ceres auszuschalten. Danach... Danach konnte sie sich um Thanos kümmern und ihr Kind in eine Waffe gegen ihn verwandeln.

„So weit hätte es gar nicht kommen müssen“, sagte Stephania und stand auf, sodass sie über die Reling blicken konnte.

„Was hast du gesagt, Prinzessin?“ fragte Felene.

„Ich habe gesagt, ist das Land dort drüben?“ fragte Stephania.

Tatsächlich erhob sich der schwarze Dunst, der Felldusts Küste ankündigte, dort am Horizont. Erst war er nichts als eine schwache Linie, die sich wie eine steinige Sonne über die Wellen erhob, doch dann konnte Stephania sie klar ausmachen.

„Ahoi“, sagte Felene und trat an die Reling, um besser Ausschau halten zu können. „Schon bald wirst du heil und sicher an Land sein, Prinzessin.“

Stephanias Hand verschwand in ihrem Mantel. Mit der nur Giftbrauern eigenen großen Vorsicht umschloss ihre Hand einen Pfeil. „Felene, es gibt etwas, das ich dir seit Anbeginn unserer Reise sagen wollte.“

„Worum geht’s, Prinzessin?“ fragte Felene mit einem spöttischen Grinsen.

„Ganz einfach“, sagte Stephania mit einem ebenso breiten Grinsen. „Nenn mich nicht Prinzessin!“

Ihre Hand schoss hervor und der Pfeil blitzte in der Sonne als er sich in Richtung von Felenes exponiertem Gesicht machte.

Schmerz flammte in ihrem Handgelenk auf und Stephania brauchte einen Moment, bis sie erkannte, dass Felene ihren Ellenbogen hatte hochschnellen lassen, um ihn Stephanias Arm entgegenzusetzen. Stephanias Hand sprang auf und sie musste mit ansehen, wie der Pfeil über Bord ging.

Schon brannte ihre Wange, nachdem Felene ihr so hart ins Gesicht geschlagen hatte, dass Stephania zurücktaumelte. Das war nicht der vorsichtige Hieb eines adligen Mädchens. Das war die Ohrfeige eines Matrosen, der Kraft genug hatte, Stephania damit auf die Planken des Decks zu befördern.

„Glaubst du etwa, ich wäre dumm?“ fragte Felene. „Glaubst du etwa, ich würde nicht wissen, dass du auf diesen Moment seit unserer Abreise hingearbeitet hättest?“

„Ich – “ begann Stephania, doch das Brausen in ihren Ohren ließ sie nicht fortfahren.

„Du hast Glück, dass du Thanos’ Kind in dir trägst, sonst würde ich dich jetzt an die Haie verfüttern!“ zischte Felene. „Oh ja, ich habe die Zeichen bemerkt! Und jetzt ringe ich gerade mit mir, ob ich dich an einen Sklavenhalter verkaufen soll oder dich nach der Geburt von Thanos’ Kind gleich töten soll, oder vielleicht sollte ich einfach sagen, dumm gelaufen, wir fahren zurück nach Delos!“

Stephania begann sich wieder aufzurichten, doch Felene stieß sie zurück. „Oh nein, Prinzessin, du bleibst schön, wo du bist. So ist es für uns alle am sichersten bis ich genug Seil aufgetrieben habe, dich an den Mast zu binden.“

Stephania blickte an ihr vorbei zu Elethe. Sie nickte ihr kaum merklich zu und hoffte, dass dies genügen würde.

Das tat es. Ihre Zofe zog eine kurze gebogene Klinge hervor und sprang nach vorne. Doch Felene schien auch auf das gefasst, denn sie wirbelte herum und parierte mit ihrem eigenen Messer in der Hand den ersten Schlag.

„Armselig“, sagte Felene. „Wir hätten noch so viel Spaß zusammen haben können. Ich habe die Gefangeneninsel überlebt. Glaubst du, ich würde damit nicht fertig?“

Stephania musste sich setzen, nicht nur weil ihr Kopf noch immer von Felenes Schlag brummte, sondern um den Kampf einen Moment lang zu bewundern. Normalerweise nahm sie sich keine Zeit für die Kunst der Klingen oder die sorgsam trainierten Fähigkeiten der Krieger. Doch diese zwei ließen während ihres Kampfes die Klingen in der Sonne tanzen. Hände fingen die Arme der anderen und suchten nach einem Weg die Oberhand zu gewinnen. Stephania sah, wie Felene erst zu einem Tritt ausholte und dann vor einem Schlag zurückwich. Sie trat nah an Elethe heran, rang mit ihr, während beide versuchten sich gegenseitig den finalen Hieb zu versetzen.

Das war der Moment, in dem Stephania sich erhob und ihr Messer zog. Sie rammte es Felene in den Rücken.

Stephania sah, wie sie auf die Knie sank. In ihrem Gesicht spiegelte sich Überraschung als ihr Finger die Wunde abtasteten. Ihr Messer schlitterte über das Deck, als sich ihre Finger öffneten.

„Ich war nicht auf der Gefangeneninsel“, sagte Stephania. „Wer von uns beiden ist nun die Dumme?“

Felene drehte sich zu ihr um, doch Stephania konnte sehen, dass es sie große Anstrengungen kostete. Stephania grinste Elethe an.

„Gut gemacht. Deine Treue wird belohnt werden. Wir sollten ihr jetzt den Hals durchschneiden und sie über Bord werfen. Wir können in Felldust nicht mit einer Leiche auftauchen und nach allem, was sie getan hat, wirst auch du Rache wollen.“

Stephania sah, wie Elethe zögerte, bevor sie nickte. Doch das war nicht verwunderlich. Nicht jeder konnte so pragmatisch sein wie sie. Stephania konnte es verstehen, und Elethe hatte ihre Loyalität mehr als bewiesen. Vielleicht würde sie es selbst tun. Schließlich war Felene nicht mehr bewaffnet.

Stephania tat einen Schritt auf sie zu.

„Bis du mich geschlagen hast, war das hier keine persönliche Angelegenheit“, sagte sie. „Es war schlicht notwendig. Doch jetzt... in den südlichen Gebieten gibt es ein Gift, das tötet, indem es alle Muskeln steif werden lässt. Die richtige Dosis jedoch ist alles andere als tödlich und tut nichts als den anderen zu lähmen. Willst du eine Kostprobe bevor ich dich ins Meer werfe?“

Sie tat einen weiteren Schritt auf sie zu und Felene quälte sich auf die Füße. Doch das war egal; mit Elethes Hilfe würde sie leicht auch ein zweites Mal zu überwältigen sein.

„Nein, ich schulde dir mehr als das, dafür dass du uns bis hierher gebracht hast. Ein sauberer Schnitt durch die Kehle.“

Sie sah, wie Felenes Körper sich anspannte, so als würde sie ihre letzte Kraft zusammennehmen, um sich noch ein letztes Mal auf sie zu stürzen. Stephania machte sich bereit und brachte sich für diesen letzten Kampf in Stellung.

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