Sklavin, Kriegerin, Königin - Морган Райс 5 стр.


„Du wirst mich mitnehmen, nicht wahr?“ sagte Ceres mit einem wilden Unterton in der Stimme.

Er schüttelte düster den Kopf.

„Du musst hier bleiben und deiner Mutter und deinen Brüdern helfen.“

Beim Gedanken daran überkam sie eine Welle des Horrors.

„Du kannst mich nicht allein mit Mutter hier lassen“, sagte sie. „Das würdest du nicht tun.“

„Ich habe mit ihr darüber gesprochen und sie wird sich um dich kümmern. Sie wird gut zu dir sein.“

Ceres stampfte mit dem Fuß auf. Staub flog auf.

„Nein!“

Tränen traten in ihre Augen und kullerten ihre Wangen hinab.

Er trat einen kleinen Schritt auf sie zu.

„Hör mir genau zu, Ceres. Der Palast braucht nach wie vor gelegentlich einige Schwerter. Ich habe ein gutes Wort für dich eingelegt und wenn du die Schwerter so anfertigst wie ich es dir beigebracht habe, dann kannst du dir ein kleines Zubrot verdienen.“

Ihr eigenes Geld zu verdienen, würde ihr mehr Freiheit geben. Ihre kleinen und zierlichen Hände hatten sich als geschickt darin erwiesen aufwendige Muster und Inschriften in die Klingen und Schwertgriffe zu hauen. Die Hände ihres Vaters waren grob, seine Finger dick und breit und es gab nicht viele andere, die diese Fähigkeit vorweisen konnten.

Dennoch schüttelte sie den Kopf.

„Ich will keine Schmiedin werden“, sagte sie.

„Es liegt dir im Blut Ceres. Und du bist talentiert.“

Sie schüttelte entschlossen den Kopf.

„Ich will die Waffen benutzen“, sagte sie, „nicht machen.“

Sobald diese Worte ihren Mund verlassen hatten, bereute sie es sie ausgesprochen zu haben.

Ihr Vater legte seine Stirn in Falten.

„Willst du ein Krieger werden? Ein Kampfherr?“

Er schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass es eines Tages auch Frauen gestattet sein wird zu kämpfen“, sagte sie. „Du weißt, dass ich trainiert habe.“

Seine Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen.

„Nein“, sagte er bestimmt. „Das ist nicht der Weg, den du einschlagen wirst.“

Der Mut verließ sie. Ihre Hoffnungen und Träumen schienen sich mit seinen Worten zu verflüchtigen. Sie wusste, dass er versuchte es ihr nicht zu schwer zu machen – das tat er immer. Das war eben die Realität. Und um sie am Leben zu halten, musste sie ihren Teil eben beisteuern.

Sie blickte in die Ferne und der Himmel leuchtete im Schein des ersten Blitzes auf. Drei Sekunden später rollte der Donner zu ihnen hinüber.

Hatte sie nicht erkannt wie schlimm es um sie stand? Sie war stets davon ausgegangen, dass sie es gemeinsam schaffen würden, wenn sie als Familie zusammenhielten. Aber das änderte nun alles. Jetzt würde Vater sie nicht mehr in Schutz nehmen können und es gab keine andere Person, die sich zwischen sie und Mutter hätte stellen können.

Eine Träne nach der anderen tropfte auf die ausgedörrte Erde während sie unbeweglich dort stand. Sollte sie ihre Träume aufgeben und dem Rat ihres Vaters folgen?

Er zog etwas hinter seinem Rücken hervor und ihre Augen wurden beim Anblick des Schwertes in seiner Hand groß. Er trat näher an sie heran und sie konnte die Details der Waffe sehen.

Sie war voller Ehrfurcht. Der Schwertgriff, in den eine Schlange eingraviert worden war, bestand aus purem Gold. Sie Klinge war zweischneidig und schien aus dem besten Stahl zu sein. Auch wenn die Herkunft dieses Meisterstücks ihr nicht bekannt war, wusste Ceres sofort, dass es sich dabei um die beste Qualität handelte. Auf der Klinge stand eine Inschrift.

Wo Herz und Schwert sich treffen, da ist Sieg.

Sie hielt den Atem an und starrte es voller Ehrfurcht an.

„Hast du das geschmiedet?“ fragte sie ihre Augen auf das Schwert geheftet.

Er nickte.

„Nach der Art der Nordmänner“, antwortete er. „Ich habe drei Jahre daran gearbeitet. Der Verkauf der Klinge allein könnte unsere Familie ein ganzes Jahr lang ernähren.“

Sie sah ihn an.

„Warum verkaufst du es dann nicht?“

Er schüttelte heftig den Kopf.

„Dafür ist es nicht gemacht worden.“

Er trat noch näher heran und zu ihrer Überraschung streckte er es ihr entgegen.

„Es wurde für dich gemacht.“

Ceres hob eine Hand zum Mund und stieß einen kleinen Schrei aus.

„Für mich?“, fragte sie verwundert.

Er grinste jetzt breit.

„Hast du wirklich geglaubt, ich hätte deinen achtzehnten Geburtstag vergessen?“ antwortete er.

Sie fühlte Tränen in ihre Augen treten. Sie war noch nie so gerührt gewesen.

Aber dann musste sie daran denken, was er zuvor gesagt hatte, dass er nicht wollte, dass sie kämpfte und sie war verwirrt.

„Aber du hast doch gesagt, dass ich nicht trainieren darf“, antwortete sie.

„Ich will nicht, dass du dich dabei in den Tod stürzt“, erklärte er. „Aber ich sehe doch wofür dein Herz wirklich schlägt. Und daran kann ich nichts ändern.“

Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf bis sich ihre Augen trafen.

„Deshalb bin ich stolz auf dich.“

Er übergab ihr das Schwert und in dem Moment als sie das kühle Metall auf ihrer Handinnenfläche spürte wurde sie eins mit ihm. Das Gewicht war geradezu perfekt für sie und der Griff schmiegte sich in ihre Hand als wäre er für sie gemacht.

All die Hoffnung die sie zuvor geglaubt hatte verloren zu haben, erwachte nun erneut in ihrer Brust.

„Erzähl deiner Mutter nichts davon“, warnte er sie. „Verstecke es an einem Ort, an dem sie es nicht finden kann, sonst wird sie es verkaufen.“

Ceres nickte.

„Wie lange wirst du fort sein?“

„Ich werde versuchen für einen Besuch noch vor dem ersten Schneefall zurückzukommen.“

„Das sind noch Monate bis dahin!“ sagte sie und tat einen Schritt zurück.

„Mir bleibt nichts anderes übrig –“

„Nein. Verkauf das Schwert und bleib!“

Er legte eine Hand auf ihre Wange.

„Das Schwert zu verkaufen würde uns dieses Jahr über die Runden bringen. Und vielleicht nächstes Jahr. Aber was dann?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Nein. Wir brauchen eine Lösung auf Dauer.“

Auf Dauer? Plötzlich realisierte sie, dass diese neue Arbeit ihn ihr nicht nur für ein paar Monate nehmen würde, sondern wahrscheinlich für Jahre.

Ihre Verzweiflung wuchs.

Er trat wieder auf die zu und umarmte sie als würde er ihre Gedanken spüren können.

Sie begann in seinen Armen zu weinen.

„Du wirst mir fehlen Ceres“, sagte er über ihrer Schulter. „Du bist anders als alle Anderen. Jeden Tag werde ich in den Himmel blicken und gewiss sein, dass du unter den selben Sternen wandelst. Wirst du das gleich für mich tun?“

Zuerst wollte sie ihn anschreien und sagen, wie kannst du es wagen, mich hier alleine zu lassen.

Aber ihr Herz hielt sie davon ab und sie wollte es ihm nicht noch schwerer machen als es bereits war.

Eine Träne rollte ihre Wange hinab. Sie schniefte und nickte mit dem Kopf.

„Ich werde jede Nacht unter unserem Baum stehen“, sagte sie.

Er küsste sie auf die Stirn und nahm sie nochmals zärtlich in die Arme. Die Wunden auf ihrem Rücken fühlten sich wie Messer an, doch sie biss die Zähne zusammen und sagte nichts.

„Ich hab dich lieb Ceres.“

Sie wollte ihm antworten, doch sie brachte keinen Ton heraus – die Worte waren ihr im Halse steckengeblieben.

Er holte sein Pferd aus dem Stall und Ceres half ihm dabei Essen, Werkzeug und Material zu verstauen. Er umarmte sie ein letztes Mal und sie glaube, dass ihre Brust vor Traurigkeit zerspringen würde. Noch immer brachte sie kein Wort heraus.

Er stieg auf das Pferd und nickte ihr zu bevor er dem Tier die Sporen gab.

Ceres winkte ihm nach als er davonritt. Sie blickte ihm sehnsüchtig nach bis er hinter einem fernen Hügel verschwand. Die einzig wahrhaftige Liebe die sie jemals empfangen hatte, kam von diesem Mann. Und nun war er fort.

Regen begann vom Himmel zu fallen und prasselte ihr gegen das Gesicht.

„Vater!“ schrie sie so laut sie konnte. „Vater ich hab dich lieb!“

Sie fiel auf die Knie und vergrub das Gesicht schluchzend in ihren Händen.

Sie wusste, dass sich ihr Leben für immer verändert hatte.

KAPITEL DREI

Mit schmerzenden Füßen und brennenden Lungen stieg Ceres so schnell sie nur konnte den steilen Hügel empor. Sie war darauf bedacht, keinen Tropfen Wasser aus den beiden Eimern, die sie auf beiden Seiten trug, zu verschütten. Normalerweise würde sie jetzt eine Pause machen, doch ihre Mutter hatte ihr gedroht kein Frühstück zu geben, sollte sie bei Sonnenaufgang nicht zurück sein – und kein Frühstück bedeutet, dass sie bis zum Abend nichts essen würde. Der Schmerz machte ihr nichts aus – wenigstens lenkte er sie von den um ihren Vater kreisenden Gedanken ab und von den neuen Zuständen, die seit seiner Abreise zu Hause Einzug gehalten hatten.

Die Sonne war gerade hinter den fernen Alva Bergen aufgegangen und tauchte die zerklüfteten Wolken über ihr in ein goldenes Rosa. Ein weicher Wind blies durch das hohe gelbe Gras zu beiden Seiten der Straße. Ceres sog die frische Morgenluft ein und trieb sich dazu an, noch schneller zu laufen. Ihr Brunnen war ausgetrocknet und an dem nächsten in einem Kilometer Entfernung bildete sich jetzt immer eine lange Schlange. Doch das würde ihre Mutter nicht als Entschuldigung taugen. So hielt sie tatsächlich erst auf dem Kamm des Hügels an – die Aussicht verschlug ihr den Atem.

Dort in der Ferne sah sie ihr Haus, vor dem ein bronzener Karren stand. Ihre Mutter stand dort und sprach mit einem Mann, der so übergewichtig war, dass Ceres glaubte noch nie jemanden gesehen zu haben, der auch nur halb so dick war. Er trug eine violette Leinentunika und einen roten Seidenhut. Sein langer Bart war buschig und grau. Sie blinzelte und versuchte die Situation zu verstehen. War er ein Händler?

Ihre Mutter trug ihr bestes Kleid, ein grünes bodenlanges Leinengewand, das sie vor einigen Jahren von dem Geld gekauft hatte, das eigentlich für ein neues Paar Schuhe für Ceres bestimmt gewesen war. Das ergab alles keinen Sinn.

Zögernd begann Ceres den Hügel hinabzusteigen. Sie wendete ihren Blick nicht von der Szene ab. Ceres wurde noch neugieriger als sie sah, dass der alte Mann ihrer Mutter einen schweren Ledersack gab. Das eingefallene Gesicht ihrer Mutter begann dabei zu leuchten. Hatte sich das Blatt gewendet? Würde Vater nach Hause kommen können? Dieser Gedanke machte ihr das Herz ein wenig leichter, auch wenn sie versuchte ihn nicht zu sehr an sich heranzulassen, bevor sie die Einzelheiten kannte.

Als sich Ceres dem Haus näherte, drehte sich ihre Mutter zu ihr um und lächelte sie freundlich an – Ceres spürte einen Knoten in ihrem Magen. Das letzte Mal als ihre Mutter sie so angelächelt hatte – mit strahlenden Zähnen und leuchtenden Augen – hatte Ceres eine ordentliche Tracht Prügel einstecken müssen.

„Mein liebes Kind“, sagte ihre Mutter in zuckersüßem Ton. Sie öffnete ihre Arme und grinste sie an, dass Ceres das Blut in den Adern gefror.

Das ist das Mädchen?“ sagte der Mann mit einem lüsternen Lächeln, seine dunklen durchdringenden Augen weiteten sich bei Ceres’ Anblick.

Ceres war nun so weit herangekommen, dass sie jede einzelne Hautfalte des übergewichtigen Mannes sehen konnte. Sein Gesicht war nichts als eine breite flache Nase und als er seinen Hut abnahm, kam darunter eine schweißbedeckte Glatze zum Vorschein, die in der Sonne glänzte.

Ihre Mutter tänzelte zu Ceres hinüber, nahm ihr die Eimer ab und setzte sie auf dem versenkten Gras ab. Allein diese Geste zeigte Ceres, dass wirklich etwas nicht stimmte. Langsam machte sich Panik in ihr breit.

„Darf ich Ihnen meine einzige Tochter Ceres vorstellen, sie ist mein ganzer Stolz und meine ganze Freude“, sagte ihre Mutter und tat so als würde sie sich eine Träne wegwischen. „Ceres, das ist Lord Blaku. Bitte zeige deinem neuen Herren Respekt.“

Dieser Satz traf Ceres wie ein Messer ins Herz. Sie fuhr zusammen. Ceres blickte zu ihrer Mutter, die mit dem Rücken zu Lord Blaku stand und Ceres so böse anlächelte, wie sie es noch nie getan hatte.

„Meinem neuen Herren?“ fragte Ceres.

„Um unsere Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten und uns die öffentliche Schande zu ersparen, hat Lord Blaku in seiner Güte deinem Vater und mir ein großzügiges Angebot unterbreitet: ein Sack Gold im Tausch gegen dich.“

„Was?“ keuchte Ceres und glaubte einer Ohnmacht nahe zu sein.

„Bitte sei nun das gute Mädchen, das ich kenne und erweise ihm Respekt“, sagte ihre Mutter und warf Ceres einen warnenden Blick zu.

„Das werde ich mit Sicherheit nicht“, sagte Ceres und trat einen Schritt zurück. Sie richtete sich verärgert auf. Warum war ihr nicht gleich klar gewesen, dass es sich bei dem Mann um einen Sklavenhändler handelte und der Inhalt des Ledersacks sie das Leben kosten würde.

„Vater würde das niemals zulassen“, fügte sie verbissen hinzu während Horror und Empörung zunahmen.

Ihre Mutter verzog das Gesicht und griff nach ihrem Arm, ihre Fingernägel gruben sich in Ceres’ Haut.

„Wenn du dich zusammenreißt, dann wird dich dieser Mann vielleicht zur Frau nehmen und das wäre in deinem Fall doch das Beste, was dir passieren könnte“, murmelte sie.

Lord Blaku fuhr mit der Zunge über seine verkrusteten Lippen, seine gierigen und geschwollenen Augen verschlangen Ceres’ Körper. Wie konnte ihre Mutter ihr das nur antun? Sie wusste, dass ihre Mutter sie nicht so sehr liebte wie ihre Brüder – aber das?

„Marita“, sagte er mit nasaler Stimme. „Sie sagten Ihre Tochter sei schön, aber Sie haben ganz vergessen zu erwähnen, was für eine prächtige Kreatur sie ist. Wenn mir erlaubt ist zu sagen, dass ich noch nie ein Weib mit solch sinnlichen Lippen, solch leidenschaftlichen Augen und einem Körper so wohlgeformt und fest wie dem ihren gesehen habe.“

Ceres’ Mutter legte seufzend eine Hand auf ihr Herz und Ceres hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und befreite sich von dem Griff ihrer Mutter.

„Dann hätte ich ja vielleicht sogar einen höheren Preis verlangen können, wenn sie Ihnen so sehr zusagt“, sagte Ceres’ Mutter und senkte traurig ihren Blick. „Schließich ist sie noch immer unser geliebtes Mädchen.“

„Ich bin bereit für eine solche Schönheit auch gut zu bezahlen. Was halten Sie von fünf Goldstücken mehr?“ fragte er.

„Das wäre sehr großzügig von Ihnen“, antwortete ihre Mutter.

Lord Blaku trottete zu seinem Wagen hinüber um das zusätzliche Gold zu holen.

„Vater würde nie und nimmer seine Zustimmung geben“, sagte Ceres spöttisch.

Ceres’ Mutter trat drohend einen Schritt näher auf sie zu.

„Oh, allerdings war es die Idee deines Vaters“, entgegnete sie schnippisch und mit hochgezogenen Augenbrauen. Ceres wusste, dass sie log – immer wenn sie die Augenbrauen so hochzog, log sie.

„Glaubst du etwa dein Vater liebt dich mehr als mich?“ fragte ihr Mutter.

Ceres zwinkerte und wunderte sich, was das mit der ganzen Sache zu tun hatte.

„Ich könnte nie jemanden lieben, der glaubt, besser zu sein als ich“, fügte sie hinzu.

„Du hast mich nie geliebt?“ fragte Ceres und ihr Ärger wandelte sich in Hoffnungslosigkeit.

Mit dem Gold in der Hand watschelte Lord Blaku zu Ceres’ Mutter hinüber, um es ihr zu überreichen.

„Ihre Tochter ist jedes dieser Goldstücke wert“, sagte er. „Sie wird mir eine gute Frau sein und viele Söhne gebären.“

Ceres biss sich auf die Lippen und schüttelte immer wieder ihren Kopf.

„Lord Blaku wird dich morgen früh abholen, geh ins Haus und pack deine Habseligkeiten zusammen“, sagte Ceres’ Mutter.

„Nein!“ schrie Ceres.

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