Die Schmiede Des Muts - Морган Райс 2 стр.


Duncans Herz sank bei den Worten des Jungen ab. Ein Teil von ihm fragte sich, ob dies ein Trick war, aber er fühlte dennoch, dass all dies stimmte. Er fühlte wie er mit jedem weiteren Wort tiefer in den Boden sank.

„All deine Männer sind eingesperrt und Ur wird vom Meer aus bombardiert. So, du siehst nun, du hast kläglich versagt. Escalon ist schlimmer dran, als je zuvor und dem Einzigen, dem du die Schuld daran geben kannst, bist du selbst.“

Duncan zitterte vor Wut.

„Und wie lange wird es dauern“, fragte Duncan, „bis der große Unterdrücker sich dir zuwendet? Denkst du wirklich, dass du frei sein wirst, dass du Pandesias Zorn entkommst? Dass sie dir erlauben werden König zu sein? Und zu regieren, so wie es dein Vater einst tat?“

Enis lächelte resolut.

„Ich weiß, dass sie das tun werden“, sagt er.

Er lehnte sich näher zu ihm, so nah, dass Duncan seinen schlechten Atem riechen konnte.

„Ich habe ihnen einen Handel vorgeschlagen. Einen sehr speziellen Handel, um meine Macht zu sichern, einen Handel, der zu groß war, um ihn abzulehnen.“

Duncan traute sich nicht zu fragen, was es war, doch Enis lächelte bereits breit und lehnte sich näher zu ihm.

„Deine Tochter“, flüsterte er.

Duncans Augen öffneten sich weit.

„Dachtest du wirklich du könntest ihren Aufenthaltsort vor mir geheim halten?“ presste Enis hervor. „Gerade in diesem Moment wird sie von Pandesiern umzingelt. Und dieses Geschenk wird meine Macht sichern.”

Duncans Fesseln klirrten, ihr Echo hallte von den Wänden wieder, als er mit aller Macht versuchte sich zu befreien und anzugreifen. Er wurde von einer Verzweiflung erfüllt, die größer war als er ertragen konnte.

„Warum bist du gekommen?“ fragte Duncan, er fühlte sich viel älter und seine Stimme brach. „Was willst du von mir?“

Enis grinste. Er war lange still, dann seufzte er.

„Ich glaube, dass mein Vater etwas von dir wollte“, sagte er langsam. „Er hätte dich nicht rufen lassen und dir diesen Handel vorgeschlagen, aber er hat es getan. Er hat dir einen großen Sieg mit den Pandesiern versprochen – und im Gegenzug, hätte er etwas verlangt. Was? Was ist es? Welches Geheimnis versteckte er?“

Duncan starrte zurück, resolut, es interessierte ihn nicht mehr.

„Dein Vater hat sich etwas gewünscht“, sagte er und  mit seinen Worten rieb er Salz in die Wunde. „Etwas Ehrenvolles und Heiliges. Etwas, bei dem er nur mir vertraute. Nicht seinem eigenen Sohn. Und ich weiß nun warum.”

Enis grinste höhnisch und wurde rot.

„Wenn meine Männer für etwas gestorben sind“, fuhr Duncan weiter fort, „dann war es für Ehre und Vertrauen – etwas, was ich nie brechen würde. Und deswegen, wirst du es nie erfahren.“

Enis Gesicht verdunkelte sich und Duncan genoss es ihn wütend zu sehen.

„Du würdest immer noch das Geheimnis meines toten Vaters hüten, der Mann der dich und all deine Männer verraten hat?“

Du hast mich verraten“, korrigierte ihn Duncan, „nicht er. Er war ein guter Mann, der einmal einen Fehler gemacht hat. Du auf der anderen Seite bist nichts. Du bist nur ein Schatten deines Vaters.“

Enis machte ein böses Gesicht. Er richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf, lehnte sich nach vorne und spie neben Duncan aus.

„Du wirst mir sagen, was er wollte“, beharrte er. „Was – oder wen er – versuchte zu verstecken. Wenn du dies tust, könnte ich gnädig sein und dich einfach freilassen. Wenn nicht, werde ich dich nicht nur persönlich zum Galgen begleiten, sondern ich werde auch dafür sorgen, dass du den grausamsten vorstellbaren Tod stirbst. Es ist deine Wahl und es gibt kein Zurück. Denk gut nach, Duncan.“

Enis drehte sich um und wollte gehen, aber Duncan stieß hervor.

„Du kannst meine Antwort schon jetzt haben, wenn du möchtest“, antwortete Duncan.

Enis drehte sich, mit einem befriedigten Ausdruck auf dem Gesicht, um.

„Ich wähle den Tod“, antwortete er und schaffte es zum ersten Mal zu lächeln. „Denn der Tod ist nichts im Vergleich zu Ehre.“

KAPITEL ZWEI

Diedre wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie in der Schmiede arbeitete. Sie setzte sich plötzlich auf, aufgeschreckt von einem donnernden Geräusch. Das Geräusch war anders, ein Geräusch, welches sie nervös machte und welches sogar noch lauter als all das Schlagen der Hämmer auf die Ambosse war. Auch alle Männer und Frauen um sie herum hielten inne, legten ihre unfertigen Waffen zur Seite und schauten verblüfft drein.

Es ertönte wieder. Es hörte sich an wie Donner, der vom Wind getragen wurde, so als ob die Substanz der Erde auseinandergerissen wurde.

Und dann wieder.

Dann begann Diedre zu verstehen, was es war: Eisenglocken, die geläutet wurden. Das Geräusch ertönte wieder und wieder und hallte durch die Stadt. Ihr Herz zog sich vor Angst zusammen. Es waren Glocken der Warnung, der Gefahr.

Glocken des Krieges.

In der Schmiede von Ur sprang einer nach dem anderen vom Tisch auf und rannte hinaus. Sie alle waren begierig zu sehen, was passierte. Diedre war eine der Ersten unter ihnen, begleitet von ihren Mädchen, von Marco und seinen Freunden. Sie liefen  nach draußen und in die Straßen, die voll von besorgten Bürgern waren, die sich alle auf den Weg zum Kanal machten, um einen besseren Blick erhaschen zu können. Diedre suchte alles ab und erwartete ihre Stadt bereits von Schiffen und Soldaten überrannt zu sehen. Aber das war nicht der Fall.

Verwundert, rannte sie in Richtung des riesigen Wachturms, der am Rand des Meeres des Leidens stand, um so einen besseren Blick erhaschen zu können.

„Diedre!”

Sie drehte sich um und sah auch ihren Vater und seine Männer in Richtung des Wachturms laufen, auch sie waren begierig darauf einen Blick aufs offene Meer zu werfen. Alle vier Türme läuteten hektisch. Dies war noch nie passiert, es war so als ob der Tod selbst sich der Stadt annäherte.

Diedre rannte neben ihrem Vater entlang, sie bogen in verschiedenen Straßen ab und liefen einige Steintreppen hoch, bis sie endlich oben auf der Stadtmauer am Rand des Meeres ankamen. Sie blieb dort neben ihm stehen, verblüfft von dem Ausblick, der sich vor ihr ausbreitete.

Es war als ob der schlimmste Albtraum wahr geworden wäre. Es war ein Ausblick, von dem sie sich wünschte, sie hätte ihn in ihrem ganzen Leben nicht sehen müssen: Das ganze Meer bis zum Horizont war schwarz. Die schwarzen Schiffe Pandesias lagen so nah beieinander, dass sie das Wasser und – so schien es – die ganze Welt bedeckten. Am schlimmsten war, dass sie auf dem Weg in ihre Stadt waren.

Diedre stand wie erstarrt da und schaute auf den kommenden Tod. Es gab keine Möglichkeit, sich gegen eine Flotte dieser Größe zu verteidigen, nicht mit ihren kläglichen Ketten und nicht mit ihren Schwertern. Wenn die ersten Schiffe den Kanal erreichten, könnten sie sie vielleicht in einen Engpass führen und verlangsamen. Sie könnten hunderte, vielleicht sogar tausende von Soldaten umbringen.

Aber nicht die Millionen, die sie hier vor sich sah.

Diedre fühlte wie ihr Herz entzwei gerissen wurde, als sie sich zu ihrem Vater und seinen Soldaten umdrehte. Sie sah die gleiche Panik in ihren Gesichtern. Ihr Vater setzte vor seinen Männern ein mutiges Gesicht auf, aber sie kannte ihn. Sie konnte den Fatalismus in seinen Augen, das Licht aus ihnen verschwinden, sehen. Alle von ihnen schauten auf ihren Tod und auf den ihrer alten und großen Stadt.

Neben ihr blickten auch Marco und seine Freunde voller Schrecken drein. Allerdings war gleichzeitig auch Entschlossenheit auf ihren Gesichtern zu sehen, keiner von ihnen, das musste man ihnen zu Gute halten drehte sich um und rannte davon. Sie suchte das Meer nach einem Zeichen von Alec ab, aber sie war verwundert, dass sie ihn nirgendswo sah. Sie fragte sich, wohin er wohl gegangen war. Er wäre doch nicht geflohen?

Diedre blieb stehen wo sie war und umfasste den Griff ihres Schwertes fester. Sie wusste, dass der Tod für alle in Ur kam – sie hatte ihn nur nicht so früh erwartet. Sie hatte jedoch genug davon wegzulaufen. Ihr Vater drehte sich zu ihr um und umfasste drängend ihre Schultern.

„Du musst die Stadt verlassen“, forderte er.

Diedre sah die väterliche Liebe in seinen Augen und es berührte sie.

„Meine Männer werden dich begleiten“, fügte er hinzu. „Sie können dich weit weg von hier bringen. Geh nun! Und erinnere dich an mich.“

Diedre wischte sie eine Träne aus den Augen, als sie ihren Vater so voller Liebe auf sie hinabstarren sah. Sie schüttelte mit dem Kopf und wischte seine Hände von sich.

„Nein, Vater“, sagte sie. „Das ist meine Stadt und ich werde an deiner– “

Bevor sie den Satz beenden konnte, durchschnitt eine höllische Explosion die Luft. Zuerst war sie verwundert und dachte es wäre eine weitere Glocke, aber dann realisierte sie–Kanonenfeuer. Nicht nur das Feuer von einer Kanone, sondern von hunderten.

Allein nur die Schockwellen ließen Diedre taumeln und stießen mit solcher Kraft durch die Substanz der Atmosphäre, dass es sich anfühlte, als ob ihre Ohren entzwei gerissen wurden. Dann ertönte das hohe Pfeifen der Kanonenkugeln. Während sie aufs Meer schaute, fühlte sie, wie sie eine Welle von Panik durchströmte, als sie hunderte von riesigen Kanonenkugeln, wie Eisenkessel am Himmel, in hohem Bogen in Richtung ihrer geliebten Stadt fliegen sah.

Dann folgte ein weiteres Geräusch, noch schlimmer als das davor: Das Geräusch von Eisen, welches in Stein einschlug. Die ganze Luft polterte von einer Explosion nach der anderen. Diedre taumelte und fiel zu Boden. Um sie herum wurden die großartigen Gebäude Urs, architektonische Meisterstücke, Monumente, die seit tausenden von Jahren existierten zerstört. Diese Steingebäude, drei Meter dick: Kirchen, Wachtürme, Befestigungsanlagen und Zinnen – all das, wurde zu ihrem Schrecken zerbombt. Sie zerbröckelten vor ihren Augen.

Eine Lawine aus Schutt türmte sich auf, als ein Gebäude nach dem anderen zu Boden fiel.

Es machte sie krank zuzusehen. Als Diedre auf den Boden fiel, sah sie einen dreißig Meter hohen Turm auf die Seite fallen. Sie konnte nichts anderes tun, als zu beobachten, wie hunderte Menschen nach oben schauten und vor Angst schrien, als die Steinwände über ihnen zusammenbrachen.

Dann erfolgte eine weitere Explosion.

Und noch eine.

Und noch eine.

Um sie herum explodierten immer mehr Gebäude und fielen zusammen. Tausende von Menschen wurden unter massiven Wolken aus Staub und Schutt begraben. Felsbrocken rollten wie Kieselsteine durch die Stadt während Gebäude ineinander und bröckelnd zu Boden fielen. Und es kamen immer noch mehr Kanonenkugeln nach, die ein schönes Gebäude nach dem anderen zerstörten und die einst so majestätische Stadt in einen Berg aus Schutt verwandelten.

Diedre kam schließlich auf die Füße. Sie sah benommen nach oben, es klingelte in ihren Ohren und zwischen den Staubwolken konnte sie Straßen voller toter Körper und Ströme aus Blut erkennen. Es war, als ob die gesamte Stadt auf einmal ausgelöscht worden war. Sie sah zum Meer und bemerkte die weiteren tausend Schiffe, die darauf warteten anzugreifen und sie realisierte, dass ihre gesamte Planung ein Witz gewesen war.

Ur war bereits zerstört und die Schiffe hatten noch nicht mal die Küste erreicht. Was sollten all diese Waffen, all diese Ketten und Spitzen jetzt bringen?

Diedre hörte ein Stöhnen und sah einen von den mutigen Männern ihres Vaters, einen Mann, den sie einst sehr geliebt hatte, tot auf dem Boden, dreißig Zentimeter von ihr entfernt, liegen. Er war von einem Brocken, der sonst auf ihr gelandet wäre, wäre sie nicht gestolpert und gefallen, erschlagen worden. Sie ging zu ihm hinüber, um ihm zu helfen – als die Luft plötzlich von der nächsten Runde Kanonenkugeln erschüttert wurde.

Und noch einer.

Das Pfeifen ertönte, dann folgten weitere Explosionen und weitere Gebäude stürzten zusammen. Der Schutt wuchs höher und mehr Menschen starben. Sie wurde wieder von ihren Füßen gerissen und eine Steinwand brach neben ihr zusammen, die sie nur knapp verpasste.

Dann gab es auf einmal eine Pause des Feuerns und Diedre richtete sich auf. Eine Wand aus Schutt blockierte nun ihre Sicht aufs Meer, dennoch hatte sie bereits gespürt, dass die Pandesier nah waren und an den Strand kamen. Deswegen hatte das Befeuern aufgehört. Riesige Staubwolken hingen in der Luft und in der seltsamen Stille hörte man nichts außer dem Stöhnen der Verletzten. Sie schaute nach hinten und hörte Marco neben ihr aufschreien. Mit Not versuchte er den Körper einer seiner Freunde aus dem Schutt zu ziehen. Diedre sah nach unten und bemerkte, dass der Junge bereits tot war, erschlagen von einer Wand, die einst zu einem Tempel gehörte.

Sie drehte sich um, als sie sich an ihre Mädchen erinnerte und war am Boden zerstört, als sie auch einige von ihnen tot zerquetscht am Boden liegen sah. Aber drei waren noch am Leben, die ohne Erfolg versuchten die anderen zu retten.

Es ertönte ein Ruf der Pandesier, die mit den Füßen bereits den Strand betraten und Ur angriffen. Diedre dachte über das Angebot ihres Vaters nach, dass seine Männer sie noch von hier fortbringen konnten. Sie wusste, wenn sie bliebe, bedeutete das ihren Tod— aber das wollte sie. Sie würde nicht davonlaufen.

Neben ihr erschien ihr Vater aus dem Schutt. Er hatte eine Schnittwunde auf der Stirn. Er zog furchtlos sein Schwert und führte seine Männer Richtung des Schutthaufens zum Angriff. Er war, wie sie stolz feststellte auf dem Weg den Feind zu bekämpfen. Es würde nun ein Kampf zu Fuß sein. Hunderte von Männern rannten hinter ihm und stürzten Richtung Kampf und es erfüllte sie mit Stolz.

Sie folgte ihnen, zog ihr Schwert und kletterte über die riesigen Felsbrocken vor sich. Sie war dazu bereit an seiner Seite zu kämpfen. Als sie auf dem Gipfel ankam, blieb sie verwundert beim Anblick vor ihr stehen: Tausende von pandesischen Soldaten, in ihrer gelben und blauen Rüstung, erfüllten den Strand und griffen den Schutthügel an. Diese Männer waren gut ausgebildet, gut bewaffnet und ausgeruht—im Gegensatz zu den Männern ihres Vaters, die nur ein paar hundert Mann stark, mit groben Waffen bestückt und bereits alle verwundet waren.

Es würde, das wusste sie, ein Gemetzel werden.

Und doch drehte sich ihr Vater nicht um. Sie war nie stolzer auf ihn gewesen als in diesem Moment. Da stand er, so stolz mit seinen Männern um sich herum und bereit nach vorne zu stürzen und dem Feind zu begegnen, auch wenn es den sicheren Tod bedeutete. Er war für sie die wahre Verkörperung von Ehre.

Kurz bevor er hinablief, drehte er sich um und sah Diedre mit einem Blick voller Liebe an. Es lag ein Abschied in seinen Augen, so als ob er wüsste, dass er sie nie wieder sehen würde. Diedre war verwirrt – sie hatte ihr Schwert in ihrer Hand und war bereit mit ihm zusammen anzugreifen. Warum würde er also jetzt Abschied von ihr nehmen?

Sie fühlte auf einmal wie sie starke Hände von hinten packten, fühlte wie sie nach hinten gerissen wurde und als sie sich umdrehte, sah sie, dass zwei vertraute Kommandanten ihres Vaters sie gepackt hatten. Eine Gruppe seiner Männer schnappte sich die drei verbliebenen Mädchen und Marco und seine Freunde. Sie protestierte und schlug um sich, aber es hatte keinen Sinn.

„Lasst mich gehen!“ schrie sie.

Sie ignorierten ihre Proteste und trugen sie, offensichtlich auf Befehl ihres Vaters hin, fort. Sie erhaschte einen letzten Blick auf ihren Vater, bevor er mit seinen Männern auf die andere Seite des Schutts hinablief und einen lauten Kriegsschrei ausstieß.

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