Gelobt - Морган Райс 3 стр.


„Auf drei, spring hinunter, pack das Handseil auf deiner Seite und schwing dich daran hinüber!“, rief sie Caleb plötzlich zu. „Es ist die einzige Möglichkeit!“

„Was, wenn es reißt?“, schrie er zurück.

„Wir haben keine Wahl! Wenn wir so weitermachen, werden wir sterben!“

Caleb widersprach nicht.

„EINS!“, schrie sie und holte tief Luft, „ZWEI! DREI!“

Sie sprang in die Luft, nach rechts hinüber, und sah Caleb nach links springen. Sie konnte Scarlet kreischen und Ruth winseln hören, als sie über die Kante fielen. Sie streckte sich aus und packte fest nach dem Handseil, betete zu Gott, dass es diesmal halten würde. Sie sah, wie Caleb dasselbe tat.

Eine Sekunde später waren sie an das Seil geklammert und schwangen durch die Lüfte, mit Höchstgeschwindigkeit, das Salzwasser aus den Wellen hochsteigen und über ihnen zusammenschlagen. Einen Moment lang konnte Caitlin nicht sagen, ob sie noch schwangen oder geradewegs hinunterstürzten.

Doch nach einigen Sekunden konnte sie fühlen, wie das Seil sich in ihrer Hand anspannte, und spürte, dass sie nicht in die Tiefe stürzten sondern eher auf die Klippe gegenüber zuschwangen. Es hielt.

Caitlin spannte sich an. Das Seil hielt, und das war gut. Doch sie schwangen auch sehr schnell direkt auf die Klippen zu. In sie zu krachen, das wusste sie, würde schmerzhaft werden.

Sie drehte ihre Schulter herum und positionierte Scarlet so, dass sie selbst die gesamte Kraft des Aufpralls abfangen konnte. Sie sah zu Caleb hinüber, der dasselbe tat, Ruth mit einem Arm hinter sich hielt und seine Schulter vorstreckte. Sie beide bereiteten sich auf den Aufprall vor.

Eine Sekunde später krachten sie heftig in die Felswand, unter einer Flut von Schmerzen. Die Kraft des Aufpralls raubte Caitlin die Luft, und sie war einen Moment lang benommen. Doch sie hielt sich weiter am Seil fest und sah, dass auch Caleb das tat. Sie hing da, mehrere Sekunden lang wie betäubt, und versicherte sich, dass es Scarlet gut ging, und auch Caleb. Sie waren in Ordnung.

Caitlin hörte langsam auf, Sterne zu sehen, und schließlich griff sie hoch und fing an, sich am Seil entlang hochzuziehen, direkt an den Klippen entlang. Sie blickte hoch und stellte fest, dass etwa dreißig Meter vor ihr lagen, bevor sie oben ankommen würde. Dann machte sie den Fehler, nach unten zu blicken: es war gefährlich tief, und sie stellte fest: wenn das Seil nicht halten würde, würden sie über hundert Meter in die scharfkantigen Felsen unter sich stürzen.

Caleb hatte sich erholt und kletterte ebenfalls geradewegs an seinem Seil hoch. Die beiden kamen gut voran, selbst wenn sie auf den moosbewachsenen Klippen abrutschten.

Plötzlich hörte Caitlin ein Geräusch, bei dem ihr übel wurde. Es war das Geräusch eines reißenden Seils.

Caitlin machte sich einen Moment lang darauf gefasst, in den Tod zu stürzen, doch dann erkannte sie, dass sie ihr Seil nicht nachgeben spürte. Sie blickte sofort hinüber und sah, dass es Calebs war.

Sein Seil war am Reißen.

Caitlin sprang in Aktion. Sie stieß sich vom Felsen ab und schwang ihr Seil näher an seines, und streckte eine freie Hand aus. Sie schaffte es, Calebs Hand gerade zu packen, als er nach unten stürzte. Sie hielt ihn mit ihrer freien Hand eisern fest, während er frei in der Luft baumelte. Dann, mit übermäßiger Anstrengung, zog sie ihn mehrere Schritt weit hoch zu einem tiefen Spalt in der Klippe. Caleb, der immer noch Ruth festhielt, konnte sicher auf einem Vorsprung stehen und sich an einer natürlichen Halterung in der Felswand festhalten.

Nachdem er abgesichert war, konnte sie die Erleichterung auf seinem Gesicht lesen.

Doch es gab keine Zeit zum Nachdenken. Caitlin drehte sich sofort herum und eilte am Seil hoch. Auch ihr Seil konnte jeden Moment reißen, und sie hatte immer noch Scarlet am Rücken.

Endlich kam sie oben an. Rasch sprang sie auf die grasbewachsene Ebene und setzte Scarlet ab. Sie fühlte sich so dankbar, auf festem Boden zu stehen – doch sie verschwendete keine Zeit. Sie rollte sich herum, nahm das Seil und warf es kräftig ein paar Meter weiter, sodass es dort hinunterhing, wo Caleb unter ihr stand.

Sie blickte hinunter und sah, dass er achtsam danach Ausschau hielt, und als es auf ihn zukam, packte er es und hielt Ruth mit der anderen Hand. Auch er schaffte es, sich rasch hochzuziehen. Caitlin beobachtete sorgsam jeden Schritt von ihm, betend, dass es halten würde.

Endlich hatte er es nach oben geschafft und rollte sich direkt neben sie aufs Gras. Sie rappelten sich weit von der Kante weg, und dabei fielen Scarlet und Ruth einander in die Arme, und Caitlin und Caleb ebenso.

Caitlin konnte spüren, wie die Erleichterung ihren Körper durchflutete, so wie bei ihm auch.

„Du hast mir das Leben gerettete“, sagte er. „Schon wieder.“

Sie schoss ihm ein Lächeln zu.

„Du hast meines viele Male gerettet“, sagte sie. „Ich schulde dir zumindest ein paar.“

Er lächelte zurück.

Sie alle blickten sich in ihrer neuen Umgebung um. Die Insel Skye. Sie war wunderschön, atemberaubend, mystisch, karg und dramatisch zugleich. Die Insel wogte in einer Reihe von Bergen und Tälern und Hügeln und Hochebenen, manche von ihnen felsig und karg, andere von grünem Moos überwachsen. Alles war in einen himmlischen Nebel gehüllt, der in die Ritzen und Furchen kroch und in der Morgensonne orange und rot und gelb beleuchtet wurde. Diese Insel wirkte wie ein Ort in einem Traum. Und sie wirkte auch wie ein Ort, an dem Menschen unmöglich jemals leben konnten.

Während sie den Horizont betrachtete, kamen plötzlich, wie eine Erscheinung, ein Dutzend Vampire aus dem Nebel hervor, über den Hügel, langsam erscheinend, direkt auf sie zusteuernd. Caitlin konnte es nicht glauben. Sie bereitete sich zum Kampf, doch Caleb streckte ihr eine beruhigende Hand entgegen, während sie alle aufstanden.

„Keine Sorge“, sagte Caleb. „Ich kann es spüren. Sie sind freundlich gesinnt.“

Als sie näherkamen, konnte Caitlin ihre Gesichtszüge sehen und spürte, dass er recht hatte. Tatsächlich war sie schockiert von dem, was sie sah.

Da, vor ihr, standen einige ihrer alten Freunde.

KAPITEL VIER

Sam hielt sich fest, während ihr Boot unter heftigem Schaukeln unaufhaltsam dem felsigen Ufer entgegenschnellte. Er konnte Pollys Anspannung spüren, als dutzende Vampirkrieger die steilen Klippen hinunter auf sie zu geklettert kamen.

„Was jetzt?“, fragte Polly, ihr Boot nur wenige Schritte vom Ufer entfernt.

„Wir haben keine Wahl“, sagte Sam. „Wir stellen uns ihnen entgegen.“

Mit diesen Worten sprang er aus dem Boot, hielt Pollys Hand und zog sie mit sich. Die beiden sprangen ein paar Meter hoch in die Luft und landeten am Rande des Wassers. Sam fühlte den Schock des eiskalten Wassers auf seinen nackten Füßen; es jagte ihm einen Schauer über den Rücken und sorgte dafür, dass er völlig wach war. Er erkannte, dass er immer noch in seine Kampfkleidung aus London gekleidet war – enge schwarze Hosen und Hemd, dick gepolstert um die Schultern und Arme, und er blickte hinüber und sah, dass auch Polly so gekleidet war.

Doch es blieb nicht viel Zeit, sonst viel anderes zu bemerken. Als Sam ans Ufer blickte, sah er dutzende Menschenkrieger auf sie zu stürmen. Von Kopf bis Fuß in Kettenrüstung gekleidet, Schwerter schwingend, Schilde tragend, waren sie der klassische Anblick von Rittern in strahlender Rüstung, die Sam seine gesamte Kindheit lang in Bilderbüchern gesehen hatte –Ritter, wie er einst selbst einer werden wollte. Als Kind hatte er sie vergöttert. Doch nun, da er ein Vampir war, wusste er, dass er so viel stärker war, als sie je sein würden. Er wusste, dass sie niemals die Stärke oder Geschwindigkeit erreichen konnten, die er besaß; niemals an seine Kampffertigkeiten herankommen würden. Also hatte Sam keine Angst.

Doch er fühlte sich sehr stark als Pollys Beschützer. Er war nicht ganz sicher, wie weit Pollys Kampffertigkeit entwickelt war, und diese Menschenwaffen gefielen ihm gar nicht. Sie waren anders als andere Schwerter und Schilde, die er gesehen hatte. Er konnte jetzt schon daran sehen, wie sie in der Morgensonne glänzten, dass sie scheinbar Silberspitzen hatten. Gefertigt, um Vampire zu töten.

Er wusste, dass er die Bedrohung ernst nehmen musste.

Ihren Gesichtern nach zu schließen war es diesen Menschen sehr ernst, und er konnte an ihrer soliden, koordinierten Formation sehen, dass sie gut ausgebildet waren. Für Menschen waren dies die wahrscheinlich besten Krieger dieser Zeit. Sie waren auch gut organisiert, griffen aus beiden Richtungen an.

Sam würde ihnen nicht den Vorteil des ersten Schlags überlassen.

Sam stürmte selbst auf sie zu, spurtete los und kam plötzlich schneller auf sie zu, als sie auf ihn.

Das hatten sie sichtlich nicht erwartet. Er konnte ihr Zögern sehen, unsicher, wie sie reagieren sollten.

Doch er ließ ihnen keine Zeit. Mit einem fliegenden Satz sprang er über ihre Köpfe hinweg, seine Flügel einsetzend, um ihn vorwärtszutreiben, bis er über die gesamte Truppe hinweg war und hinter ihnen landete. Dabei fasste er nach unten und schnappte sich eine Lanze von einem der hinteren Krieger. Im Landen schwang er sie in weitem Bogen und warf so mehrere von ihnen mit einem Schwung von ihren Pferden.

Die Pferde wieherten und traten aus, rannten in die restliche Truppe hinein und sorgten so für Chaos.

Dennoch, diese Ritter waren gut ausgebildet und ließen sich nicht aus der Fassung bringen. Jeder andere menschliche Kriegertrupp wäre sofort auseinandergestoben, doch dieser, zu Sams Überraschung, drehte sich herum und formierte sich neu, bildete eine einzelne Reihe und stürmte auf Sam los.

Sam war davon überrascht und fragte sich, wo genau er war. War er in einer Art Königreich der Elite-Krieger gelandet?

Sam hatte keine Zeit, es herauszufinden. Und er wollte diese Menschen nicht töten. Ein Teil von ihm ahnte, dass sie nicht darauf aus waren, zu töten; er hatte das Gefühl, sie waren hier, um sie zu konfrontieren und möglicherweise gefangen zu nehmen. Oder, wahrscheinlicher, sie zu prüfen. Immerhin waren sie auf ihrem Revier gelandet: er spürte, dass sie sehen wollten, aus welchem Zeug sie geschnitzt waren.

Zumindest war es Sam gelungen, sie von Polly abzulenken. Nun gingen sie auf ihn los.

Er holte mit der Lanze aus und zielte auf das Schild ihres Anführers, mit der Absicht, ihn zu betäuben, aber nicht zu töten. Er warf.

Ein Volltreffer. Er schlug ihm das Schild direkt aus der Hand und warf ihm vom Pferd. Der Ritter landete unter lautem Krachen von Metall.

Sam sprang vor und packte das Schwert und Schild aus der Hand des Ritters. Genau rechtzeitig, als mehrere Hiebe auf ihn niederprasselten. Er blockte sie alle und riss dabei einem anderen Ritter einen Morgenstern aus der Hand. Er packte den langen Holzgriff, holte aus und schwang die tödliche Metallkugel an der Kette in weitem Bogen. In allen Richtungen krachte Metall, als es Sam gelang, dutzenden Kriegern die Schwerter aus den Händen zu schlagen. Er schwang weiter, traf mehrere von ihnen an den Schildern und warf sie so zu Boden.

Doch wiederum wurde Sam überrascht. Alle anderen menschlichen Krieger hätten sich bestimmt in Chaos zerstreut, doch nicht diese Männer. Diejenigen, die vom Pferd geworfen worden waren, waren benommen, formierten sich neu, hoben ihre Waffen vom Sand hoch und kreisten Sam ein. Diesmal hielten sie größeren Abstand, genug, dass Sam sie mit seinem Morgenstern nicht erreichen konnte.

Was noch besorgniserregender war: sie alle zogen, in allen Richtungen, plötzlich Armbrüste vom Rücken und zielten direkt auf ihn. Sam konnte sehen, dass sie mit Bolzen mit Silberspitzen geladen waren. Alle dazu gedacht, zu töten. Vielleicht war er zu nachsichtig mit ihnen gewesen.

Sie feuerten nicht, doch sie hatten ihn alle auf ihr tödliches Korn genommen. Sam wurde klar, dass er in der Klemme steckte. Er konnte es nicht glauben. Jede unüberlegte Bewegung konnte seine letzte sein.

„Lasst die Waffen fallen“, ertönte eine kalte, stählerne Stimme.

Die Menschen drehten langsam ihre Köpfe herum, und auch Sam drehte sich herum.

Er konnte es nicht glauben. Da außerhalb des Kreises stand Polly. Sie hielt einen der Soldaten in einer tödlichen Umarmung, ihren Unterarm um seine Kehle gedrückt und ihm einen kleinen silbernen Dolch an den Hals gesetzt. Der Soldat stand erstarrt da, unbeweglich in Pollys Griff, die Augen vor Angst weit aufgerissen; der Blick eines Mannes, der kurz vor dem Tod steht.

„Wenn nicht“, fuhr Polly fort, „wird dieser Mann sterben.“

Sam war über ihren Tonfall völlig erstaunt. Er hatte Polly nie als Kriegerin betrachtet, sie noch nie so kalt und beinhart gesehen. Es war, als würde er eine völlig neue Person betrachten, und er war beeindruckt.

Die Menschen waren scheinbar ebenso beeindruckt. Langsam und widerwillig ließen sie ihre Armbrüste, eine nach dem anderen, in den Sand fallen.

„Von den Pferden“, befahl sie.

Langsam gehorchten sie alle und stiegen vom Pferd. Die dutzenden menschlichen Krieger standen da, ganz in Pollys Gewalt, die den Mann als Geisel hielt.

„So ist das also. Das Mädchen rettet den Jungen, wie?“, kam plötzlich eine laute, fröhliche Stimme. Es folgte ein tiefes, herzliches Lachen, und alle Köpfe drehten sich herum.

Aus dem Nichts heraus erschien ein menschlicher Krieger auf einem Pferd, in Felle gehüllt, eine Krone auf dem Kopf und von dutzenden weiteren Soldaten flankiert. Dem Aussehen nach war es eindeutig ihr König. Er hatte wildes, orangerotes Haar, einen dichten orangeroten Bart und funkelnde, schelmische grüne Augen. Er lehnte sich zurück und lachte herzhaft, während er die Szene vor ihm ansah.

„Beeindruckend“, fuhr er fort, sichtlich amüsiert von der ganzen Angelegenheit. „In der Tat äußerst beeindruckend.“

Er stieg ab und seine Männer bildeten umgehend eine Gasse, die ihn in den Kreis führte. Sam spürte, wie er rot wurde, als ihm klar wurde, dass es aussehen musste, als wäre er alleine nicht zurechtgekommen – als wäre er ohne Polly hilflos gewesen. Was, wie er erkannte, zumindest teilweise der Wahrheit entsprach. Doch er konnte sich nicht zu sehr aufregen, denn zur gleichen Zeit war er so dankbar dafür, dass sie ihn gerettet hatte.

Was zu seiner Beschämung beitrug, war, dass der König ihn ignorierte und direkt auf Polly zuschritt.

„Du kannst ihn jetzt freilassen“, sagte der König immer noch lächelnd zu ihr.

„Warum sollte ich?“, fragte sie und blickte immer noch alarmbereit zwischen ihm und Sam hin und her.

„Weil wir euch nie Leid zufügen wollten. Es war nur eine Prüfung. Um zu sehen, ob ihr würdig wärt, auf Skye zu sein. Immerhin“, lachte er, „seid ihr auf unserem Ufer gelandet!“

Der König brach wieder in herzhaftes Gelächter aus, und einige seiner Männer traten vor und reichten ihm zwei lange, juwelenbesetzte Schwerter, die in der Morgensonne funkelten, mit Rubinen und Saphiren und Smaragden besetzt. Der Anblick raubte Sam den Atem: es waren die schönsten Schwerter, die er je gesehen hatte.

„Ihr habt unsere Prüfung bestanden“, verkündete der König. „Und die hier sind für euch. Ein Geschenk“

Sam ging zu Polly hinüber, die langsam ihre Geisel freiließ. Sie griffen beide nach einem Schwert und nahmen es hoch, und begutachteten die juwelenbesetzten Griffe. Sam bewunderte die Handwerkskunst.

„Für zwei äußerst würdige Krieger“, sagte er. „Es ist uns eine Ehre, euch willkommen zu heißen.“

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