Gelobt - Морган Райс 6 стр.


Ich hoffe, dass er mich immer noch so sehr liebt wie ich ihn. Ich spüre, dass er das tut. Ich frage mich, ob er auch nervös ist vor unserer Hochzeit?

Ich sehe auf meinen Ring hinunter, den Ring, den er mir gegeben hat, so schön, mit all diesen glitzernden Juwelen bestückt. Es fühlt sich nicht real an. Nichts davon. Doch zugleich fühle ich mich, als wäre ich schon immer mit ihm verbunden gewesen.

Ich will meinen Vater finden. Sehr sogar. Doch ich will nicht länger suchen, und ich will nicht, dass die Dinge sich ändern. Nichts von all dem hier. Ich will mit Caleb zusammensein. Und ich will, dass unsere Hochzeit stattfindet. Ist es falsch, unsere Hochzeit an erste Stelle zu setzen?


Caitlin schloss ihr Tagebuch und legte die Feder ab. Immer noch verloren in einer anderen Welt, blinzelte sie und blickte sich im Raum um. Sie fragte sich, wie viel Zeit vergangen war, während sie vor sich hin gegrübelt hatte; sie blickte aus dem Fenster und sah, dass die Dämmerung hereingebrochen war, und als sie sich im Zimmer umblickte, sah sie, dass Scarlet und Ruth immer noch fest schliefen. Auf der anderen Seite des Zimmers, im Licht der Fackeln, schien auch Caleb zu schlafen.

Auch Caitlin fühlte sich müde. Sie fühlte, dass sie ihren Kopf klar bekommen musste, frische Luft schnappen. Sie stand leise vom Schreibtisch auf und durchquerte das Zimmer, entschlossen, hinauszuschlüpfen. Sie packte sich unterwegs einen Überwurf aus Fell und legte ihn sich um die Schultern. Gerade, als sie die Tür erreicht hatte, hörte sie jedoch ein leises Räuspern.

Sie blickte hinüber und sah, dass Caleb sie mit einem offenen Auge ansah und sie zu sich winkte.

Sie kehrte um und kam an seine Seite, und als er auf das Bett klopfte, setzte sie sich neben ihn.

Er lächelte sie an, während er langsam die Augen öffnete. Wie immer war sie von seiner Schönheit hingerissen. Seine Gesichtszüge waren so perfekt, so scharf und glatt, sein Kiefer und seine Wangenknochen ausgeprägt, seine Lippen voll und weich, seine Nase gewinkelt und perfekt. Er blinzelte seine langen Wimpern, dann strich er ihr mit einer Hand durchs Haar.

„Wir hatten kaum Gelegenheit, zu reden“, sagte er.

„Ich weiß“, lächelte sie zurück.

„Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich immer noch liebe“, sagte er.

Caitlin lächelte. „Ich liebe dich auch.“

„Und dass ich es nicht erwarten kann, mit dir verheiratet zu sein“, fügte er mit breiter werdendem Lächeln hinzu.

Er setzte sich auf und küsste sie, und sie küssten einander lange im Fackellicht.

Caitlin fühlte, wie ihr Herz sich erwärmte. Genau das hatte sie hören wollen. Es war unheimlich, wie sehr er schon immer ihre Gedanken lesen konnte.

„Nun, da wir hier sind, möchte ich dich heiraten. Bevor wir unsere Suche fortsetzen. Genau hier. An diesem Ort.“ Er betrachtete sie. „Was denkst du?“

Sie sah ihn an, ihr Herz vor widersprüchlichen Gefühlen rasend. Genau das wollte sie selbst. Doch sie hatte auch Angst. Sie war nicht sicher, wie sie reagieren sollte.

Schließlich stand sie auf.

„Wohin gehst du?“, fragte er.

„Ich bin bald zurück“, sagte sie. „Ich muss nur meinen Kopf freibekommen.“

Sie küsste ihn noch einmal, dann verließ sie das Zimmer und schloss sanft die Türe hinter sich. Sie wusste, wenn sie geblieben wäre, wäre sie in seinen Armen gelandet, im Bett. Und zuerst musste sie wirklich ihre Gedanken sammeln. Nicht, dass sie irgendwelche Zweifel hatte, was ihn betraf. Oder über ihre Heirat. Oder über ihre Hochzeit. Doch sie fühlte immer noch einen Konflikt, eine Zerrissenheit darüber, ob sie da draußen sein sollte und ihre Mission erfüllen. War es egoistisch, die Hochzeit an erste Stelle zu setzen?

Als Caitlin den leeren Steinkorridor entlang ging, ihre Schritte widerhallend, entdeckte sie eine Treppe, die nach oben führte, und sah Tageslicht herunterscheinen. Das Dach der Burg, erkannte sie. Das war genau der richtige Ort, um Privatsphäre und Frischluft zu bekommen.

Caitlin eilte die Treppe hinauf und in das Dämmerlicht hinaus. Es war hier oben kälter, als sie gedacht hatte, dank eines starken späten Oktoberwindes. Sie wickelte ihre Felle fest um ihre Schultern und war dankbar für die Wärme.

Während Caitlin langsam die Zinnen entlangspazierte, blickte sie in dem wenigen Licht, das übrig war, über die Landschaft hinaus. Sie war atemberaubend schön. Auf einer Seite saß das Schloss am Ufer eines ausladenden Sees, der in Nebel getaucht war. Auf der anderen Seite lag ein großes Gebiet mit Bäumen und Hügeln und Tälern. Dieser Ort fühlte sich magisch an.

Caitlin ging an den Rand der Zinnen, starrte hinaus, nahm die Landschaft in sich auf – als sie plötzlich die Gegenwart von jemand anderem spürte. Sie wusste nicht, wie das möglich sein konnte, da das gesamte Dach leer gewesen war. Langsam drehte sie sich herum, unsicher, was ihr bevorstand.

Sie konnte es nicht glauben.

Da am anderen Ende des Daches stand eine einsame Gestalt, mit dem Rücken zu ihr, und blickte über den See hinaus. Ein elektrisches Kribbeln durchlief sie. Sie brauchte seine langen, fließenden Roben nicht zu sehen, sein langes silbernes Haar, oder den Stab an seiner Seite, um zu wissen, wer es war.

Aiden.

Kann es wirklich sein?, fragte sie sich. Oder war es nur eine Illusion in der Dämmerung?

Sie überquerte das Dach, ging langsam zu ihm hinüber und blieb in einigen Schritten Entfernung stehen. Er stand so still, sein Haar wehte in der Brise, und er drehte sich nicht herum. Einen Moment lang fragte sie sich, ob er echt war. Dann kam seine Stimme.

„Du bist weit gekommen“, sagte er, sein Rücken immer noch zu ihr.

Langsam drehte er sich zu ihr herum. Seine Augen waren ein großes, leuchtendes Blau, selbst in dem düsteren Licht, und sie schienen direkt durch sie hindurch zu sehen. Wie immer war sein Gesicht ausdruckslos. Eindringlich.

Caitlin war begeistert, ihn hier zu sehen. Es gab so viele Fragen, die sie ihm dringend stellen wollte, und wie üblich schien er genau in dem Moment zu erscheinen, wo sie am meisten seine Führung brauchen konnte.

„Ich wusste nicht, ob ich dich wiedersehen würde“, sagte sie.

„Du wirst mich immer sehen können“, antwortete er. „Manchmal in Person, und manchmal anders“, antwortete er kryptisch.

Ein Schweigen hing zwischen ihnen, während sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.

„Es ist nur noch ein Schlüssel übrig“, hörte sie sich selbst sagen. „Bedeutet das, dass ich bald meinen Vater sehen werde?“

Er betrachtete sie, dann blickte er langsam davon.

Schließlich sagte er: „Das hängt von deinen Handlungen ab, nicht wahr?“

Seine Gewohnheit, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, trieb sie jedes Mal in den Wahnsinn. Sie musste es erneut versuchen.

„Der neue Hinweis“, sagte sie. „Die Seite. Die zerrissene Seite. Ich weiß nicht, wohin sie führt. Ich weiß nicht, wonach ich suchen soll. Oder wo.“

Aiden starrte in den Horizont.

„Manchmal suchen die Hinweise nach dir“, antwortete er. „Das weißt du jetzt. Manchmal musst du warten, bis sich die Dinge zu erkennen geben.“

Caitlin dachte darüber nach. Wollte er ihr sagen, sie sollte nichts tun?

„Dann…gibt es nichts für mich zu tun?“, fragte sie.

„Es gibt viel für dich zu tun“, antwortete Aiden.

Er wandte sich ihr zu, und langsam, zum ersten Mal, seit Caitlin sich erinnern konnte, begann er zu lächeln. „Du hast eine Hochzeit vorzubereiten.“

Caitlin lächelte zurück.

„Das wollte ich. Doch ich war besorgt, das würde sorglos sein“, sagte sie. „Dass ich es aufschieben sollte. Dass ich zuerst suchen sollte.“

Aiden schüttelte langsam den Kopf.

„Eine Vampir-Hochzeit ist keine sorglose Angelegenheit. Es ist ein geheiligtes Ereignis. Es ist die Verbindung zweier Vampir-Seelen. Es wird euch beiden mehr Kraft verleihen, und mehr Kraft dem gesamten Clan. Und es wird dein Wachstum, deine Fertigkeiten, nur vertiefen. Ich bin stolz auf dich. Du bist stark gewachsen. Doch wenn du auf die nächste Ebene aufsteigen möchtest, brauchst du das. Jede Verbindung bringt ihre eigene Kraft. Sowohl für das Paar als auch für die Einzelperson.“

Caitlin fühlte sich erleichtert, aufgeregt – jedoch auch nervös.

„Aber ich weiß nicht, wie man diese Art von Hochzeit vorbereitet. Ich wüsste kaum, wie man auch nur eine Menschenhochzeit plant.“

Aiden lächelte. „Du hast viele Freunde, die dir helfen werden. Und ich werde der Zeremonie vorstehen.“ Er lächelte. „Immerhin bin ich Priester.“

Caitlin lächelte breit; der Gedanke daran gefiel ihr.

„Also, was muss ich jetzt tun?“, fragte Caitlin, aufgeregt, nervös, nicht wissend, wo sie anfangen sollte.

Er lächelte.

„Gehe zu Caleb. Und sag Ja. Lass die Liebe den Rest erledigen.“

KAPITEL ACHT

Kyle marschierte durch die Sümpfe von Süd-Schottland, qualmend vor Hass. Mit jedem Schritt war er wütender beim Gedanken an Caitlin, die freikam, ihm entwischte, wieder und wieder, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Er grübelte über Wege, wie er sie fangen und töten konnte, Rache ausüben.

Er hatte bereits jede Methode, die er kannte, ausgeschöpft, und sie schien ihm jedes Mal wieder durch die Finger zu schlüpfen. Er hatte immerhin geschafft, einen kleinen, kleinlichen Racheschlag auszuüben, indem er ihre Familie vergiftet hatte. Er lächelte innerlich beim Gedanken daran.

Doch es reichte nicht. Dies ging jetzt bereits schon viel zu lange so, und bei ihrer letzten Begegnung, das musste er zugeben, hatte sie ihn überwältigt. Er war über ihre Kraft schockiert, ihre Kampfkünste. Sie hatte ihn tatsächlich niedergekämpft. Es ging über alles hinaus, was er erwartet haben konnte.

Ein Teil von ihm hatte dies befürchtet, weshalb er sich so bemüht hatte, sie zu vergiften, um eine persönliche Konfrontation zu vermeiden. Doch auch das war nach hinten losgegangen. Er hatte versehentlich Caleb vergiftet, und obwohl er sich sicher war, dass sein Gift Caleb getötet hatte, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, dies zu bestätigen, da er in der Nacht flüchten hatte müssen.

Dies war die letzte Zeit und der letzte Ort, gelobte sich Kyle, dass dies passieren würde, dass er ihr nachstellen würde. Entweder würde er sie diesmal endgültig töten, oder beim Versuch daran sterben. Es gab keinen Rückzug mehr, keine Niederlage. Keine weiteren Zeiten und Orte. Dies würde die letzte und endgültige Auseinandersetzung sein. Hier, in Schottland.

Und für diese endgültige Auseinandersetzung hatte er eine große Strategie, die größte von allen. Das Vampirgift hatte zu dem Zeitpunkt wie eine gute Idee gewirkt, doch rückblickend war es zu riskant gewesen, hatte zu viel Raum für Zufälle gelassen. Seine neue Idee konnte jedoch unmöglich fehlschlagen.

Beim Ausarbeiten dieses neuen Plans hatte sich Kyle an all die Zeiten und Orte zurückerinnert, in denen er Caitlin in die Ecke gedrängt hatte, und versuchte, sich an jene Zeit zu erinnern, da er am nächsten daran gewesen war, sie zu töten. Er kam zu dem Schluss, dass dies in New York gewesen war, als er ihren Bruder Sam in Gefangenschaft gehabt hatte, ihn unter Kontrolle hatte und ihn benutzte, um seine Gestalt zu wandeln und Caitlin auszutricksen. Das hatte beinahe funktioniert.

Gestaltwandeln, erkannte Kyle, war der Schlüssel. Mit dieser Art Betrug konnte er Caitlin täuschen, ihr Vertrauen gewinnen und sie dann endgültig töten.

Doch das Problem war, dass Kyle diese Fertigkeit nicht beherrschte. Jedoch kannte er eine Person in dieser Zeit und an diesem Ort, die dies tat.

Sein alter Schützling.

Rynd.

Jahrhunderte zuvor hatte Kyle einen Trupp der wüstesten, sadistischten Vampire ausgebildet, die je das Angesicht der Erde durchstreiften. Rynd war einer seiner strahlenden Sterne gewesen. Er war sogar für Kyle zu bösartig geworden, und Kyle musste ihn am Ende hinauswerfen.

Das Letzte, was Kyle von ihm gehört hatte, war, dass Rynd in dieser Zeit hier wohnte, versteckt in der fernen südlichen Ecke Schottlands. Kyle würde ihn nun aufsuchen. Immerhin hatte ihm Kyle alles gelehrt, was er wusste, und er fand, dass Rynd ihm etwas schuldig war. Es war das Mindeste, was er für seinen alten Mentor tun konnte. Alles, was Kyle von ihm brauchte, war, dass er nur einmal seinen alten Gestaltwandlungs-Trick anwandte.

Kyle, knöcheltief im Schlamm, lächelte beim Gedanken daran. Ja, Rynd war genau das, was er brauchte, um Caitlin zu täuschen und endgültig zu erledigen. Diesmal war es ein Plan, der nicht fehlschlagen konnte.

Kyle blickte hoch und betrachtete die Szene vor sich. Es war kalt und windig, und die Feuchtigkeit in der Luft kroch ihm in die Knochen. Es war Dämmerung, seine liebste Tageszeit, und ein dichter Nebel kroch über den uralten Wald. Es war ein Tag ganz nach seinem Geschmack. Wenn es etwas gab, das Kyle mehr liebte als die Dämmerung, dann war es Nebel. Kyle fühlte sich so richtig zu Hause.

Plötzlich waren seine Sinne in höchster Alarmbereitschaft. Ein gruseliges Gefühl stellte ihm die Haare auf, und etwas sagte ihm, dass Rynd nahe war.

Als Kyle in den Nebel hineinschritt, hörte er ein leises Knarren und blickte hoch, und er sah eine Bewegung. Als der Nebel sich lichtete, konnte Kyle einen kahlen Wald von toten Bäumen sehen, und als er näher hinsah, sah er, dass Objekte von den Ästen baumelten.

Als er vortrat und sie genauer betrachtete, erkannte er, dass es Körper waren – Menschen – tot, kopfüber an den Füßen aufgehängt, mit Seilen an die Äste gebunden. Sie schwankten langsam im Wind, und das Geräusch von Seilen, die über Holz knarrten, durchdrang die Luft. Dem Aussehen dieser Leichen nach zu urteilen, waren sie schon lange Zeit tot; ihre Haut war blau, sie hatten vielsagende Löcher an ihren Hälsen und Kyle erkannte, dass von ihnen getrunken worden war, das Blut aus ihnen herausgesaugt.

Rynds Werk.

Als der Nebel sich weiter lichtete, sah Kyle hunderte – nein, tausende – Leichen hängen. Es war offensichtlich, dass sie alle eine Zeit lang am Leben gehalten worden waren, langsam über Tage hinweg gefoltert. Es war sadistisches, bösartiges Zeug.

Kyle bewunderte es. Es war nichts, das er selbst in seiner Blütezeit je getan hätte.

Kyle wusste, dass Rynd sehr, sehr nahe sein musste.

Plötzlich kam eine einzelne Gestalt aus dem Nebel und näherte sich langsam. Kyle kniff die Augen zusammen und versuchte, im Nebel zu erkennen, wer es war.

Und als er es erkannte, blieb sein Herz stehen.

Es konnte nicht sein.

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