Das Festival der Liebe - Софи Лав 6 стр.


Keira presste die Lippen aufeinander, um nicht zu kichern. Sie wusste nicht, wie viel von dem, was William erzählte, ernst gemeint war, aber es war nicht auszuschließen, dass er das wirklich so meinte. Obwohl sie recherchiert hatte, war es unterhaltsam, die Geschichte auf diese Weise aus Williams Mund zu hören.

„Dann änderten sich die Zeiten natürlich. Andere Leute kamen in die Stadt. Kriege dezimierten die Zahl der Männer. Drohende Hungersnöte zwangen die Menschen, jung zu heiraten, wenn sie überhaupt jemanden fanden. Für den Matchmaker waren das schwierige Zeiten. Als ich den Job von meinem Vater übernahm, ging es in erster Linie darum, passende Mädchen für die Jungbauern zu finden.“ Er tätschelte ein Buch. „Also habe ich Listen angelegt.“

„Ist das legal?“, fragte Keira, die nicht länger schweigen konnte. „Klingt irgendwie nach Stalking, meine ich.“

„Blödsinn!“, sagte William lachend. „Die Mädchen waren begeistert. Sie wollten doch alle heiraten. Selbst wenn es nur ein Bauernknecht ohne eine einzige Hirnzelle und ohne jegliches Gespür für Körperhygiene war.“

Keira schüttelte stumm den Kopf. Ihr Artikel schrieb sich praktisch von allein.

Die Tür ging auf. Keira erwartete, die rothaarige Maeve erneut zu sehen, aber als sie einen Blick über die Schulter warf, betrat Shane den Raum. Sie spürte ein Kribbeln auf der Haut und setzte sich stocksteif und gerade hin.

„Morgen“, sagte Shane und setzte sich in die Ecke.

William fuhr fort. „Also, hier ist mein Buch mit Namen.“ Er reichte ihr das große, in Leder gebundene Werk. „Nun, zumindest eines davon. Ich mache das nun schon so viele Jahre, da ist eine ganze Sammlung entstanden.“

Keira blätterte durch das Buch, las all die Namen der glücklichen Paare. Einige Einträge enthielten auch Fotos, andere hatten Hochzeitsdaten vermerkt. Es gab Grußkarten an William, von Paaren, die er verkuppelt hatte. Es wirkte alles ganz reizend. Keira, berechnend wie sie war, entwarf bereits einen Absatz ihres Artikels.

„Weißt du“, sagte William und beugte sich über den Tisch zu ihr, „ich könnte dich verkuppeln. Ein netter irischer Bursche ist vielleicht genau das, was du brauchst.“

Keira spürte, wie sie errötete. „Ich habe einen Freund“, sagte sie. Vielleicht irrte sie sich, aber sie glaubte, aus den Augenwinkeln zu sehen, wie Shane zusammenzuckte. „Zach. Er arbeitet in der Computerbranche.“

„Bist du glücklich mit dem Mann?“, fragte William.

„Ja, sehr“, antwortete Keira. Die übliche Standardantwort.

William sah nicht sonderlich überzeugt aus. Er klopfte auf das Buch, das Keira wieder auf den Tisch gelegt hatte. „Ich mache das schon sehr lange. Ich bin ein Experte in Sachen Liebe. Und ich kann es in den Augen der Menschen erkennen. Ich bin nicht so sicher, dass dieser Mann richtig für dich ist.“

Keira wusste, dass er nicht unhöflich sein wollte, aber seine Skepsis traf bei ihr einen wunden Punkt, erst recht jetzt, da Zach und sie sich so gestritten hatten. Aber William war auch ein gefundenes Fressen für sie als Journalistin und sie wollte so viel aus ihm herausholen wie möglich.

„Inwiefern nicht richtig für mich?“, fragte sie nach.

„Er unterstützt dich nicht in der Art wie er sollte. Ihr beide wachst nicht mehr gemeinsam, folgt nicht mehr demselben Pfad.“

Keira lief es kalt den Rücken herunter. Das war viel zu nah an der Wahrheit.

„Du bist nicht nur ein Kuppler, sondern auch noch ein Wahrsager?“, scherzte sie. „Versteckst du irgendwo einen Stapel Tarotkarten?“

William gluckste. „ Oh nein, nichts dergleichen. Aber über die Jahre habe ich ein Gespür dafür entwickelt. Da war kein Glitzern in deinen Augen, als du seinen Namen erwähntest. Kein Schwung in deiner Stimme.“

„Das liegt eher an meiner zynischen New Yorker Persönlichkeit“, sagte Keira.

„Vielleicht. Oder es liegt daran, dass du ihn nicht wirklich liebst.“

Keira überdachte diese Behauptung. Sie und Zach benutzten selten das L-Wort. Streng genommen konnte sie sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal gefallen war.

„Ich denke nicht, dass es immer mit Liebe zu tun haben muss“, sagte sie.

„Aber warum Zeit verschwenden mit jemandem, den du nicht liebst, wenn du doch nach dem Einen Ausschau halten könntest?“

Keira verschränkte die Arme. „Vielleicht, weil es den Einen gar nicht gibt.“

„Du glaubst nicht an den Einen?“, hakte William nach.

Keira schüttelte den Kopf. „Nein.“

Dieses Eingeständnis machte William ganz aufgeregt. „Wir haben einen Neinsager“, rief er lachend. „Was bedeutet, es ist für uns eine Herausforderung, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Shane?“ Er winkte den Reisebegleiter heran. Als er neben ihm stand, legte William ihm einen Arm um die Schultern. „Du wurdest soeben befördert“, scherzte er. „Du wirst diese junge Dame nicht nur durch das Festival begleiten, sondern auch zur ihrer wahren Liebe führen. Ich weiß, das ist ziemlich viel von dir verlangt.“

Keira rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Es war ihr unangenehm, im Zentrum dieser Diskussion zu stehen, aber sie hatte immerhin großartiges Material für ihren Artikel bekommen, dank dieses tatterigen alten Mannes und seiner antiquierten Vorstellungen von Beziehungen. Elliot würde es lieben. Und es zu schreiben, würde für Keira irgendwie auch therapeutisch sein.

Sie musste einfach nur den ersten Tag mit Shane überstehen, dann würde sie sich dieses ganze lächerliche Zeug von der Seele schreiben.

KAPITEL FÜNF

„Ich weiß nicht, wie lange der Ausflug dauern wird, den wir machen werden“, sagte Keira, als sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte und mit dem Gurt herumfummelte. „Aber ich brauche so schnell wie möglich einen Kaffee. Und wenn wir ein paar Stunden vor der Eröffnung des Festivals zurück sein könnten, wäre das super. Ich brauche unbedingt Zeit zum Schreiben.“ Endlich schnappte der Gurt ein. „So, wo fahren wir hin?“

Als keine Antwort kam, blickte sie auf. Shanes Gesicht wirkte wie üblich amüsiert. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was?“

Er zuckte mit den Schultern. „Nun, es ist nicht gerade das passende Wetter für eine Sonnenbrille, das ist alles.“

Keira rückte energisch die Brille zurecht. „Es gibt vielleicht grelles Morgenlicht“, antwortete sie, krümmte sich aber innerlich bei dem überheblichen Unterton in ihrer Stimme. „Und außerdem bist du ja wohl der Letzte, der sich über das Aussehen anderer Leute ein Urteil erlauben darf. Hast du heute Morgen überhaupt mal einen Blick in den Spiegel geworfen?“

Shane warf den Kopf in den Nacken und lachte. Keira musste sich zusammenreißen. Sie hätte sich beinahe gerade selbst gestattet, mit ihm zu flirten. Das wich deutlich ab von ihrem Motto Gucken sei erlaubt.

„Ich dachte, ich zeige dir etwas in der Nähe, für den Anfang“, erklärte Shane, als er losfuhr. „Daher habe ich mich für den Burren entschieden, da fährt man nur zwanzig Minuten. Es ist ein Nationalpark. Hast du davon gehört?“

Keira schüttelte den Kopf. „Ich kann es kaum erwarten“, sagte sie. In Gedanken entwarf sie ein Bild der schönen irischen Landschaft.

Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, Shane schmunzeln zu sehen. Als sie zwanzig Minuten später auf den Parkplatz einbogen, verstand sie, warum. Es gab nicht einen einzigen Grashalm zu sehen. Der Burren war nichts anderes als kahler, grauer Kalkstein, eine Karstlandschaft.

Sie wandte sich irritiert an Shane. „Ist das ein Scherz? Ich dachte, du sprachst von einem Nationalpark.“

Shane begann zu lachen. „Das ist es! Anderthalbtausend Hektar geschütztes Land, bestehend fast ausschließlich aus Kalkstein.“

Keira atmete verärgert aus. „Also, von all den Plätzen, die du mir hättest zeigen können, um mir das großartige Irland zu präsentieren, hast du ausgerechnet diesen gewählt?“

„Ich habe vorhin bei William im Büro ein paar hochnäsige Untertöne aufgeschnappt“, sagte Shane und zog provozierend eine Augenbraue hoch. „Ich dachte mir, dies ist der beste Ort, um dich von deinem hohen Ross herunterzuholen. Irland ist kein Märchenland mit Leprechauns, auch wenn es Gegenden gibt, wo das für die Touristen so dargestellt wird. Aber wenn du bereit bist, ein wenig unter die Oberfläche zu blicken, dann findest du ein Land mit echten Gefühlen, echter Romantik. Wir haben eine reichhaltige und interessante Geschichte, du musst uns nur eine Chance geben.“

Keira verschränkte bockig die Arme vor der Brust. Alles, was er gesagt hatte, stimmte natürlich. Aber sie konnte das wohl kaum zugeben. „Ich bin nicht hochnäsig“, sagte sie.

Shane zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Komm, hier entlang. Der Ausblick von dem Hügel ist unglaublich.“

Keira folgte ihm. „Ich habe nicht gerade das passende Schuhwerk für eine Wanderung“, klagte sie.

„Keine Sorge, wir machen keine dreistündige Gebirgswanderung, obwohl es atemberaubend da oben ist und ein Jammer, wenn du es dir entgehen lässt.“ Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Meinst du, du hältst eine halbe Stunde durch? Es sind nur Wiesen und wunderschöne Wälder.“

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