Wenn es Doch Nur Für Immer Wäre - Софи Лав 6 стр.


KAPITEL FÜNF

Am frühen Samstagmorgen betrat Serena mit Zeitschriften beladen die Pension zu ihrer Frühschicht.

„Das sieht wunderbar aus“, meinte sie mit einem Blick auf den riesigen Christbaum.

„Was ist das alles?“, fragte Emily, während sie von ihrem Platz hinter dem Empfangstresen hervortrat.

Serena kam näher und ließ die Zeitschriften vor Emily auf den Tresen fallen. Es waren Hochzeitsmagazine.

„Oh“, meinte Emily leicht überrascht. Die ganze Woche lang war sie sehr beschäftigt gewesen und hatte sich noch keine einzige Zeitschrift angesehen.

„Ich dachte mir, dass ihr vielleicht ein bisschen Inspiration gebrauchen könnt“, erklärte Serena.

Emily blätterte eines der Magazine durch, doch nahm die Bilder kaum in sich auf. „Chantelle hat uns eine ganze Liste mit Dingen geschrieben, die wir klären müssen. Ganz oben steht der Veranstaltungsort.“

Serena lachte. „Ja, das hat sie mir gezeigt. Ich finde es schön, dass sie bei der Sache so involviert ist. Habt ihr schon einen Ort ausgewählt?“

Emily lächelte. „Wir haben dort in einer Stunde einen Termin.“

„Wirklich?“, entgegnete Serena, deren Augen vor lauter Aufregung strahlten.

Zum ersten Mal seit dem Antrag verspürte Emily eine prickelnde Aufregung, wenn sie an das Planen und den eigentlichen Hochzeitstag dachte.

„Er ist in Aubrey“, fuhr Emily fort. „Daniel hat vorgeschlagen, dass wir die Hochzeit in der Stadthalle abhalten könnten, von der Gus und seine Freunde so schwärmten.“

In diesem Moment hörte sie Daniels Fußschritte auf der Treppe und warf einen Blick über ihre Schulter. Er hatte sein bestes kariertes Hemd angezogen und sogar seine Haare zurückgekämmt. Emily lächelte in sich hinein, zufrieden, dass er sich zumindest ein wenig Mühe machte. Serena ließ ihre Augenbrauen wackeln und gab mit einem Grinsen ihre Zustimmung.

„Chantelle sucht sich gerade noch die Schuhe aus, die sie tragen will“, sagte Daniel, als er die unterste Stufe erreichte.

Emily bemerkte, dass sein Blick auf die glänzende Zeitschrift in ihren Händen fiel. Diese war geöffnet und zeigte gerade eine Reihe an wunderschönen Hochzeitskleidern. Emily war sich nicht sicher, doch sie meinte, einen Hauch Überraschung in Daniels Augen gesehen zu haben, und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Wollte er keine weiße Hochzeit, bei der sie ein typisches Kleid sowie einen Schleier und er einen schwarzen Anzug tragen würde? War er davon ausgegangen, dass sie in ihren normalen Jeans und Hemden heiraten würden? Verärgert schlug sie die Zeitschrift zu.

Einen Moment später erschien Chantelle am oberen Treppenabsatz. Sie hatte eines ihrer elegantesten Kleider zusammen mit einer weißen Strumpfhose sowie putzigen, glänzenden Schuhen angezogen. Sie sah aus wie eine Porzellanpuppe. Es erfüllte Emily mit Freude, zu sehen, wie viel Chantelle das alles bedeutete. Zumindest war einer von ihnen in Hochzeitsstimmung.

Emily schnappte sich ihre Handtasche und Jacke und führte ihre Familie zur Tür hinaus zum Pickup, nachdem sie die Pension Serenas fähigen Händen überlassen hatte.

„Freust du dich darauf, den Veranstaltungsort zu sehen?“, fragte Emily Chantelle, während sie das Mädchen durch den Rückspiegel beobachtete und Daniel auf die Hauptstraße bog.

„Ja!“, rief diese. „Und darauf, das Essen zu probieren!“

Emily hatte die Menüprobe völlig vergessen. Sie fragte sich, ob sie überhaupt etwas runterbekommen würde, denn sie war vor ihrem ersten Treffen mit einem echten Hochzeitsplaner so nervös, dass ihr leicht schlecht wurde.

Nach der zwanzigminütigen Fahrt nach Aubrey kamen sie an dem besagten Ort an. Chantelle schien von ihnen allen am aufgeregtesten zu sein. Während sie die Steinstufen hinaufsprang, verkündete sie lautstark ihr Verzücken an den hängenden Körben und den Buntglasfenstern. Emily fand, dass der Ort von außen wunderschön aussah, er verströmte einen alten und klassischen Charme. Umgeben wurde er von Apfelbäumen, die sich auf den Hochzeitsfotos wunderbar machen würden.

An der Tür wurden sie von einer elegant gekleideten jungen Frau namens Laura empfangen, die sie nach drinnen führte.

Emily schnappte nach Luft, als sie die Pracht im Inneren sah. Jetzt konnte sie sich alles ganz klar vorstellen: die Zeremonie, die Gäste, das Tanzen. Zum ersten Mal hatte sie ein Bild von ihrer Hochzeit mit Daniel vor Augen, von ihrem wunderschönen Kleid und wie es wohl wäre, den Gang hinunter zu laufen, während ihre geliebten Menschen zusahen. Ihr stockte der Atem.

„Möchten Sie sich setzen?“, fragte Laura, wobei sie auf das Buffet deutete, das schon aufgebaut war.

Bis auf Chantelle setzten sich alle. Diese ging jedoch im Saal auf und ab und begutachtete seine Größe und Einrichtung – angefangen von den Teppichen bis zu den Kunstwerken.

„Beachten Sie sie gar nicht“, sagte Emily mit einem Grinsen zu Laura. „Sie ist unsere Gutachterin.“

Emily und Daniel kosteten die erste Zusammenstellung an Vorspeisen, die in kleinen Häppchen serviert wurde. Unwillkürlich fühlte sich Emily in dieser Situation etwas unwohl. Sie wusste nicht, ob es an Daniels Nervosität oder an ihrer eigenen lag, doch es fühlte sich seltsam an, neben ihm in solch einem formellen Umfeld zu sitzen und immer wieder unterschiedliche Gerichte zu kosten. Es fühlte sich so an, als würden sie hier nicht hergehören, als wären sie am falschen Ort. Während sie sich durch die verschiedenen Essensproben kosteten, konnte sie kaum seinen Blick erwidern.

Glücklicherweise löste Chantelle mit ihrem Verhalten einen Teil der Spannung. Sie war in Höchstform, lief in dem Raum hin und her, als ob es ihr Zuhause wäre, und gab lautstark bekannt, welche Speisen sie mochte und welche nicht.

„Ich denke, ihr solltet das hier als Vorspeise servieren“, sagte sie entschlossen, während sie auf Tomate-Mozzarella-Happen deutete. „Zum Hauptgang dann Fisch und als Nachspeise…“ Sie tippte sich auf das Kinn. An dieser Stelle musste sie wohl noch ein wenig nachdenken. „Käsekuchen.“

Alle lachten.

„Aber du hast die drei teuersten Gerichte auf der Karte ausgewählt!“, wandte Emily kichernd ein.

Dies schien Laura als Aufforderung aufzufassen, sich jetzt dem finanziellen Bereich zuzuwenden. „Wie hoch ist denn Ihr Budget für das Essen?“, fragte sie.

„Wir haben noch nicht einmal das Budget für das die ganze Hochzeit festgelegt“, scherzte Daniel, doch Emily fand die ganze Sache nicht witzig. Das ging ihr alles ein bisschen zu nah. Warum hatten sie das eigentlich noch nicht getan? Warum hatten sie noch gar nichts festgelegt? Wenn sie darüber nachdachte, dann stellte sie fest, dass sie sich nach dem Ausmachen des Termins nicht mehr zusammengesetzt und über die Hochzeit gesprochen hatten.

„Nun ja, das ist in Ordnung für den Moment“, erwiderte Laura, die ihnen ein professionelles, leeres Lächeln schenkte. „Es braucht Zeit, all diese Dinge durchzusprechen. Ich schätze, Sie wissen dann auch nicht, wie viele Gäste ungefähr kommen werden? Hier können wir bis zu zweihundert Menschen unterbringen.“

„Oh, äh…“ Emily kratzte sich im Nacken. Wenn sie nicht einmal wussten, ob ihre eigenen Mütter kamen, woher sollten sie dann bitte wissen, wie es um die anderen Gäste stand! „Wir sind gerade dabei, die Liste fertig zu stellen.“

„Kein Problem“, antwortete Laura, deren Blick zu ihrem Ringbuch huschte, auf dem glänzende Fotos von Speisen, Blumen und Dekorationen sowie eine Preisliste und Anpassungsvorschläge standen.

Auf ihrem Gesicht lag immer noch das roboterhafte, professionelle Lächeln, doch Emily konnte in ihren Augen eine wachsende Verzweiflung lesen. Sie musste sich wohl fragen, wie sie ihnen beim Organisieren helfen konnte, wenn noch nicht einmal die grundlegenden Dinge feststanden.

„Wir schlagen üblicherweise vor, den Haupttisch dort drüben zu platzieren“, erklärte Laura mit einer Geste in den hinteren Teil des Raumes in der Nähe der Bühne. „Dort sitzt normalerweise die zentrale Hochzeitsgesellschaft, das heißt, die Brautjungfern, Trauzeugen und die Familie. Sie haben die Wahl zwischen einem kleinen Tisch für sechs oder einem großen Tisch für bis zu sechzehn Leute. Können Sie mir eine grobe Anzahl an Gästen nennen?“

Emily spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog. Das was ein Desaster. Und Daniel schien sogar noch nervöser zu sein als sie. Um ehrlich zu sein sah man ihm direkt an, wie unwohl er sich fühlte.

„Das ist etwas kompliziert“, erklärte Emily. „Mit unseren Familien. Vielleicht sollten wir zu einem anderen Thema wechseln und später darauf zurückkommen.“

Sie konnte die Spannung kaum noch aushalten. Laura machte ebenfalls einen nervösen Eindruck, denn so langsam wurde ihr klar, dass dies kein normales Beratungsgespräch war.

„Ja, natürlich.“ Schnell blätterte sie mehrere Seiten in ihrem Heft weiter. „Also, hier drüben sind die großen Doppeltüren. Bei gutem Wetter können sie geöffnet werden. Bevorzugen Sie ehr eine Hochzeit im Frühjahr oder Sommer oder ist Ihnen Herbst beziehungsweise Winter lieber? Für nächsten Frühling und Sommer sind wir schon komplett ausgebucht, Sie müssten also warten, aber wir haben noch Termine im Herbst und Winter frei.“

Emily achtete auf Daniels Reaktion darauf, dass ihre Hochzeit sogar schon nächsten September stattfinden konnte. Sein Gesicht verlor alle Farbe, was wiederum Emily noch nervöser machte.

Chantelle schien die Spannung zu bemerken, denn ihr verzücktes Grinsen wich so langsam von ihrem Gesicht. Sie sah zwischen Emily und Daniel hin und her, wobei ihre Begeisterung mit jeder verstreichenden Sekunde nachließ.

„Vielleicht sollten wir erst einmal nur Ihre Karte mitnehmen“, sagte Emily zu Laura, „und einen neuen Termin ausmachen, wenn mehr Details geklärt sind.“ Dann stand sie abrupt auf.

„Oh, oh, okay“, erwiderte Laura bestürzt. In ihrer Eile, aufzustehen und Emilys Hand zu schütteln, ließ sie ihr Ringbuch fallen.

Emily schüttelte ihre Hand nur kurz, bevor sie aus dem Gebäude stürzte. Hinter ihr folgten Daniel und Chantelle ihrem Beispiel und gaben der Planerin nur kurz ihre Hand. Als Emily durch die Türen nach draußen stürmte und die Stufen hinabsprang, hörte sie, wie Daniel Laura erklärte, dass er mit ihr in Kontakt bleiben würde.

Draußen in der Kälte musste Emily ihre Tränen zurückhalten. Sie war erschüttert. Und zwar nicht nur von ihren fehlenden Plänen oder von Daniels Schweigen in den vergangenen Tagen, sondern auch von seiner Mikro-Mimik und dem, was sie daraus geschlossen hatte. Wollte Daniel sie wirklich heiraten oder war sein Antrag nichts weiter als ein impulsiver Moment, in den er sich hatte verwickeln lassen? Hatte er schon kalte Füße bei dem Gedanken, einen Termin in nicht allzu ferner Zukunft auszuwählen? Was, wenn er die feige Nummer spielte, und ihre Hochzeit jahrelang hinausschob und die Verlobung so lange wie möglich verlängerte, genau, wie Jayne es ihr gesagt hatte?

„Emily“, versuchte Daniel zu ihr durchzudringen, als er und Chantelle zu ihr traten.

Sie spürte, wie er mit seinen Fingern über ihre Hand strich, doch sie zog sich von ihm zurück, denn sie wollte nicht, dass er sie jetzt berührte.

Daniel versuchte es nicht wieder. Sie hörte ihn seufzen. Dann stiegen alle still in den Pickup-Truck.

Die Stimmung auf der Heimfahrt hätte sich nicht mehr von der auf der Hinfahrt unterscheiden können. Es schien fast so, als ob die Luft mit Unbehagen durchdrungen wäre. Plötzlich wirkte Chantelles putziges Outfit wie eine Fassade, so als ob Emily und Daniel es ihr nur angezogen hätten, um Laura den Eindruck einer glücklichen, unkomplizierten Familie zu vermitteln, obwohl die Wirklichkeit ganz anders aussah. Ihre Vergangenheiten – ihre eigene, die von Daniel und sogar die von Chantelle – verkomplizierten alles. Und das schlimmste war, dass ihre Vergangenheiten ihre Wesen, Persönlichkeiten und Fähigkeiten mit Druck und Stress umzugehen und sich in andere hineinzuversetzen verkomplizierte.

Zum gefühlt hundertsten Mal seit seinem Antrag fragte sich Emily, was wohl in Daniels Kopf vorging.

KAPITEL SECHS

Als Emily Daniel erzählt hatte, dass sie Chantelle adoptieren wollte, hatten sie ihren Freund Richard Goldsmith, ein Sorgerechtsanwalt aus der Stadt, kontaktiert. Anschließend hatten sie sich in der Pension bei Kaffee und Kuchen mit ihm ganz informell unterhalten. Doch diesmal fand das Treffen in seinem Büro in der Stadt statt. Diesmal fühlte es sich ernst und sehr real an.

Emily strich sich ihren Rock nervös glatt, als sie und Daniel das vornehme Büro betraten, das mit seinem roten Backstein, an dem Efeu nach oben kletterte, so aussah, als käme es direkt aus einem Buch. Unwillkürlich stieg in Emily eine gewisse Furcht hoch. Was, wenn Richard schlechte Neuigkeiten hatte? Was, wenn sie niemals Chantelles echte, legale Mutter sein würde, obwohl es sich das kleine Mädchen genauso sehr wünschte wie Emily selbst?

Die Rezeptionistin, eine junge Frau mit feurig rotem Haar, hieß sie mit einem süßen, aufmunternden Lächeln willkommen.

„Mr. Goldsmith wird sofort bei Ihnen sein“, sagte sie, ohne, dass sie sich hätten vorstellen müssen. „Er ist gerade noch bei einem anderen Klienten.“

Emily rutschte nervös umher und kaute auf ihrer Lippe. Klient. Es fühlte sich seltsam an, sich selbst solch einen Namen zu geben. Doch das war sie nun einmal und das war es, was sie sein musste, um ihr Ziel zu erreichen. Das Sorgerecht für Chantelle zu erwirken bestand nicht mehr aus einer freundlichen Unterhaltung auf ihrer Veranda bei einer Tasse Kaffee. Nun würden Anwälte und Gerichte, Richter und offizielle Papiere dazugehören. Das war die Wirklichkeit und sie musste sich daran gewöhnen.

Emily riss sich zusammen. Sie konnte das schaffen. Sie musste es schaffen, denn sie liebte Chantelle viel zu sehr, als dass sie sie verlieren und unter dem Druck nachgeben könnte. Doch es gab auch noch einen anderen Teil in Emily, der immer noch mit dem katastrophalen Besuch des Hochzeitsortes und dem offensichtlichen Unwohlsein von Daniel zu kämpfen hatte, als es darum ging, sich für eine Jahreszeit zu entscheiden, in der ihre Hochzeit stattfinden sollte. Wenn er seine Meinung über diese Sache hier änderte, dann musste er den Mut haben und es ihr sagen, bevor die Dinge ernst wurden, Verträge unterschrieben waren und ihr Herz komplett investiert war. Die Worte ihrer Familie und Freunde, dass Daniel sie nur benutzte, weil er wollte, dass sie Chantelle für ihn großzog, und dass Emily es ihm zu einfach machte, hallten immer noch in ihrem Kopf wider. Sie hatte ihn auf dem Grundstück leben zu lassen, ohne Miete zu verlangen. Sie hatte sein Kind ohne Fragen bei sich aufgenommen und ihm so schnell für diese langen sechs Wochen vergeben, in denen er sein Kind über sie gestellt hatte. Doch was die anderen nicht akzeptieren oder verstehen konnten, war die Tatsache, dass all diese Dinge ihre Liebe zu ihm noch verstärkt hatten: sein Einfallsreichtum und seine Beharrlichkeit in den Jahren, die er in dem Kutscherhaus gelebt hatte; die Fürsorge und Pflege, die er dem Grundstück in den Jahrzehnten entgegen gebracht hatte, in denen es leer gestanden war; dass er das Grundstück am Leben gehalten hatte, falls Roy Mitchell wiederkam; die Tatsache, dass er sich für Chantelle ohne zu fragen einsetzte…mit alldem zeigte er, dass er ein echter Mann war, jemand, der nicht vor seiner Verantwortung zurückschreckte, und der das Wohl seines Kindes über sein eigenes stellte.

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