Heimkehr - Блейк Пирс 3 стр.


Sie hatte ihren Vater hierhergebracht, um ihn umzubringen und jetzt hatte sie den Punkt, von dem es kein Zurück mehr gab, erreicht. Ein sehr großer Teil von ihr wollte Chloe anrufen und ihr alles erzählen. Zumindest wollte sie ihre Schwester wissen lassen, dass sie in Sicherheit war. Sie fand, dass sie Chloe zumindest das schuldig war.

Außerdem…was sie getan hatte, hatte Auswirkungen auf sie beide. Danielle nahm an, dass sie den Folgen ihrer Tat nie entkommen würde…. dass sie die Konsequenzen für den Rest ihres Lebens tragen würde. Für Chloe würde es etwas Anderes sein. Sie würde das Trauma, zu versuchen, die Tat ihrer Schwester verstehen zu können, ihr Leben lang mit sich herumtragen.

Danielle gefiel es nicht, dass sie Chloe vermisste. Sie hatte fast zehn Jahre sehr gut ohne ihre Schwester gelebt. Nur… sehr gut war eine echte Übertreibung. Sie hatte während dieser Jahre überlebt – mehr nicht.

Sie nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette, ließ sie fallen und trat sie aus. Sie hasste den Geschmack, aber die gewohnte Handlung schien irgendwie passend. Sie hatte eine halbe Packung verpafft während des letzten Tages und es hatte geholfen, sie zu beruhigen. Sie war jedoch immer mehr davon überzeugt, dass sie nach Abschluss dieser Affäre nie mehr ganz zu der Angewohnheit zurückkehren würde.

Es war, als beträte sie eine andere Welt, als sie zurück ins Schlachthaus trat. Vielleicht eine dieser postapokalyptischen Welten, die im Fernsehen so populär waren. Irgendwann war das Büro-Ende des Gebäudes abgerissen und in Stücken abtransportiert worden. Man konnte noch kleinere Beton- und Metallstücke am Ende des Feldes entdecken, welche fast schon von der dichten und unnachgiebigen Vegetation eingenommen worden waren. Nur das große Rechteck aus Beton, welches die Schlachtungen beherbergt hatte, war zurückgeblieben. Der Boden war voller Flecke, die alle in Richtung der eingelassenen rostigen Metallgitter verliefen. Selbst mit ihrer derzeitigen Laune konnte Danielle sich nicht vorstellen, was alles durch diese Gitter gelaufen war.

Sie überquerte, was sie den „Boden des Todes“ nannte in Richtung eines der zwei großen Räume am hinteren Ende des Gebäudes. Sie waren nur durch eine halbe Wand vom Boden des Todes getrennt, zwei separate Räume mit direktem Zugang.

In einem Raum hing Aiden Fine an seinen Armen an einem Seil, das mit einer Metallschiene in der Decke verbunden war. Danielle vermutete, dass die Schiene und Seile früher dazu gedient hatten, angebundene Schweine langsam ihrem Tod zuzuführen. Aber derzeit hielten sie ihren Vater fest. Die Arme wurden durch das Seil, welches um seine Gelenke gebunden war, fast perfekt senkrecht gehalten.

„Danielle“ sagte er. „Bitte…denk nach. Du musst dies nicht tun.“ Seine Stimme klang verstört und trocken. Wenigstens weinte er nicht mehr. Gott, sie hatte es gehasst, als er bei der Überquerung der Grenze zu Texas geweint hatte. Selbst die laute Musik hatte sein Weinen im Kofferraum nicht ausblenden können.

„Das wieder?“ fragte sie. Sie saß auf einem niedrigen Haufen hölzerner Paletten, die in die Ecke geworfen worden waren. Sie sah ihren Vater an, sie verstand, dass sie ihm dies angetan hatte und fragte sich, was für eine Art Monster aus ihr geworden war.

„Danielle, ich…“

„Was?“

„Es tut mir leid“

Sie trat auf ihn zu und sah ihm in die Augen. Die Art, mit der seine Arme nach oben gezogen waren fügte ihm Schmerzen zu und er war offensichtlich müde. Seine Füße standen fest auf dem Boden aber der Winkel, in den seine Arme gezwungen waren, tat ihm sicher mehr als nur ein wenig weh.

„Was tut Dir leid?“ fragte Danielle.

Er schien einen Moment darüber nachzudenken. Sie fragte sich, ob er tatsächlich darüber nachdachte, alle seine Verbrechen zuzugeben. Aber am Ende schwieg er. Danielle nickte, die Stirn in Falten gezogen, und ging zu einer kleinen Plastiktüte, die sie an der Seite des Raumes aufbewahrte. Die Tüte beinhaltete Plastikflaschen mit Wasser und Kräcker. Sie öffnete eine der Wasserflaschen und ging zu ihm zurück.

„Aufmachen“, befahl sie.

Er kniff die Augen zusammen und für einen kurzen Augenblick glaubte sie, Wut in ihnen zu erkennen. Aber schnell veränderte sich der Ausdruck in eine Art unterschwelligen Mitleids, als er den Mund für das erste Wasser in über vierundzwanzig Stunden öffnete.

Sie goss die Flüssigkeit langsam in seinen Mund und er trank gierig. Sie hörte nicht auf zu gießen bis er anfing, zu husten. Als sie fertig war schraubte sie den Verschluss auf die Flasche und ging zurück zu den Paletten.

„Was willst Du?“ fragte Aiden. „Ich weiß nicht, was Du glaubst, dass ich getan habe, aber…„. „Lass uns nicht herumspielen, Dad. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich weiß, es bricht Dir das Herz, dass ich nicht mehr das acht Jahre alte Mädchen bin, das Du schikanieren und herumschubsen kannst. Es muss Dich treffen, dass Du nicht mehr auf mich herunterblicken kannst. Gott… was hätte ich dafür gegeben, wenn ich Dir dies damals hätte antun können…“. „Es geht um Deine Mutter?“ Er hörte sich fast überrascht an und das verärgerte Danielle noch mehr.

„Teilweise. Zum größten Teil. Wir wissen es, Dad. Wir haben das Tagebuch gesehen.“

„Welches Tagebuch?“

Danielle stand langsam von ihrem Sitz auf den Paletten auf, ging auf ihn zu und schlug ihn hart ins Gesicht. Sein Körper schwang ein wenig, das Seil und die Schiene knarrten.

„Versuch es nochmal,“ sagte sie.

Aiden Fine sah sich erschrocken in dem leeren Raum um und versuchte offensichtlich, sich irgendeinen Quatsch auszudenken, der sie glücklich machen würde. „Lass es“ sagte sie. „Ich will die Wahrheit. Wir haben das Tagebuch und wir haben es gelesen. Wir wissen es, Dad. Wir wissen alles.“

Sie sah zu, wie seine Augen versuchten, sich auf sie einzustellen. Sie sah zu, wie er sich durch einen Strudel von Emotionen arbeitete – von Verärgerung über Angst zu Ablehnung. Am Ende wählte er Hilflosigkeit.

„Bitte, Danielle, denk darüber nach.“

„Habe ich,“ sagte sie und drehte ihm den Rücken zu. „Vielleicht etwas zu viel.“

Sie ging zu der Plastiktüte zurück und fischte zwei weitere Gegenstände heraus: Ein unbenutztes Tuch und das Tagebuch ihrer Mutter. Sie legte das Tagebuch auf die Paletten und brachte das Tuch zu ihrem Vater. Langsam presste sie es gegen seinen Mund und drückte hart. Als genug Spannung erreicht war, knotete sie die beiden Enden hinter seinem Kopf zusammen, jetzt hatte sie einen einfachen, aber effektiven Knebel.

Sie ging zurück zu den Paletten, setzte sich und öffnete das Tagebuch. „Welche Teile möchtest Du zuerst hören?“ fragte sie. „Die Teile, in denen Mum ziemlich sicher war, dass Du es in ihrem Bett mit einer anderen Frau triebst – Rughanne Carwile, solltest Du es vergessen haben – oder die, wo sie ehrlich davor Angst hatte, dass Du sie umbringen würdest?“

Sie genoss die klagenden Töne, die ihr Vater durch den Knebel machte. Sie brachten sie dazu zu denken, dass ihr Plan funktionieren könnte. Sie hatte ihr Telefon irgendwo im ländlichen Virginia aus dem Fenster geworfen. Ihr Auto war hinter dem alten Schlachthaus im Gestrüpp auf dem Platz, der wohl früher der Wendeplatz für Lieferwagen gewesen war, geparkt.

Sie war im Grunde derzeit unsichtbar. Sie hatte einen Kassettenrekorder, um sein Geständnis aufzunehmen und eine Pistole, um ihm eine Kugel zwischen die Augen zu jagen. Sie glaubte nicht, dass er ihr einfach ein Geständnis ablegen würde, und das war okay. Sie hatte nichts dagegen, ihn schwitzen zu lassen. Die einzige Frage war, wie lange sie Geduld beweisen würde.

Sie fing an, zu lesen. Sie las schelmisch, als ob sie einem Kleinkind eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas. Sie beobachtete ihn, wollte sehen, ob die Worte ihn trafen. Ja, sie wollte ihm weh tun, sie war bereit, das zuzugeben. Sie fragte sich, ob sie sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte – ob sie sich letztendlich so weit von der Logik entfernt hatte, dass es kein Zurück geben würde.

Kapitel vier

Rhodes war schon da als Chloe in Johnsons Büro ankam. Sie schien sich gerade gesetzt zu haben und war noch dabei, sich in einem der ungemütlichen Sesseln auf der Besucherseite von Johnsons Schreibtisch einzurichten. Sie schoss Chloe einen eher aufgeregten Blick zu, der Chloe half, sich in die Situation einzufinden. Sie musste sich selbst daran erinnern, dass sie hocherfreut gewesen wäre, zu so einem augenscheinlich wichtigen Fall gerufen zu werden, hätte sie nicht mit ihrem eigenen persönlichen Drama zu kämpfen.

Chloe setzte sich in den Sessel neben Rhodes. Johnson, auf der anderen Seite des Schreibtisches, nickte ihr zu, während er die letzten Wörter in sein MacBook tippte. Er ließ seine Schultern übertrieben fallen und seufzte als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und sie ansah.

„Danke an Sie beide, dass Sie so schnell und kurzfristig gekommen sind. Wir haben einen Fall vorliegen, von dem ich glaube, dass er Ihnen beiden gut liegen könnte. Wir haben zwei ermordete Männer innerhalb von vier Tagen, beide in den Vororten von Baltimore. Es waren beide Männer mittleren Alters, beide verheiratet. Bis jetzt hat die Polizei keine Ideen. Es landete auf meinem Tisch und da habe ich sofort an Sie beide gedacht.“

Chloe sah Rhodes an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnerte Chloe an einen Rodeo Bullen, der ans Gitter gedrückt auf den Moment wartete, in dem es sich öffnete damit er lostoben konnte. Dies machte die Formulierung dessen, das sie im Begriff war, in Worte zu fassen, noch schwieriger. „Es tut mir leid, aber ich kann im Moment keinen Fall annehmen.“ Es tat weh, es zu sagen. Die Worte fühlten sich an wie Stacheldraht, der aus ihrer Kehle kam.

Johnson grinste, aber es war kein amüsiertes Grinsen. „Wie bitte?“

„Ich habe versucht, es nicht zum Problem werden zu lassen aber meine Schwester wird vermisst. Es sind nun fast achtundvierzig Stunden. Mein Vater wird auch vermisst.“

Johnson zwinkerte mehrmals als würde er versuchen, seinen Kopf klar zu bekommen. Man konnte ihm ansehen, dass er versuchte zu begreifen, was ihre persönlichen Probleme mit dem Fall zu tun hatten. Direktor Johnson war ein ehrenhafter Mann, der sie immer gut behandelt hatte, aber er war auch die Art von Mann, die davon überzeugt war, dass die Arbeit immer und vor Allem Vorrang hatte.

Nach einem Augenblick nickte er. „Ich weiß. Ein Freund hat mich angerufen. Ein gewisser Kommissar, mit dem Sie, glaube ich, gerade gesprochen haben. Er rief mich an, um mich auf dem Laufenden zu halten – nicht, weil Sie betroffen sind, sondern weil es allgemeine Zuvorkommenheit ist, die er mir manchmal zuteilwerden lässt, wenn er mit Fällen zu tun hat, die Verbindungen zum FBI haben könnten. Also ja… ich weiß von Ihrer Schwester, Ihrem Vater und dem kleinen bisschen Beweismaterial vor Ort. “

Chloe war am Boden zerstört als sie das hörte. So viel zur Käfighaltung meiner persönlichen Dämonen, dachte sie.

„Dann verstehen Sie also“ sagte Chloe.

Johnson rutschte scheinbar unbequem in seinem Sessel hin und her. „Was ich verstehe ist, dass Sie ein persönliches Interesse an dem Fall haben und deshalb überschnell urteilen. Dem Kommissar zufolge gab es offensichtlich eine Art Auseinandersetzung in dem Haus, aber die Sachlage für Entführung – und er glaubt, dass Sie dies anpeilen – ist höchstens spärlich.“

„Sir, Sie würden sicherlich anders denken, wenn Sie die Geschichte kennen würden und…“

„Aber ich kenne sie nicht. Und deshalb vertraue ich Graves und der Polizei. Sollte sich herausstellen, dass sie etwas anderes im Spiel vermuten, lassen sie es mich wissen. Wir können den Fall nicht anders behandeln als andere Polizeifälle, Fine.“

Chloe fühlte Wut in sich aufsteigen, aber gleichzeitig meldete sich ein klügerer Teil in ihr und ergriff das Wort. Sie verstand, was Johnson vorhatte und irgendwie war sie ihm sogar fast dankbar. Er versuchte, sie zu beschäftigen. Er versuchte, sie mit Arbeit abzulenken, während die Polizei versuchte, das Verschwinden ihrer Schwester und ihres Vaters aufzuklären. Die Tatsache, dass es tatsächlich ein Fall zu sein schien, der ihr und Rhodes bestens liegen würde, machte die Sache nur noch besser.

„Fine…Sie müssen den Polizisten erlauben, ihren Job zu machen“, sagte Johnson. „Und während die Polizisten ihr Bestes tun, müssen Sie sich auf das Ihre konzentrieren. Dazu kommt, dass ich Ihnen unter keinen Umständen erlauben kann, sich in einen Fall zu mischen, der nicht in den Zuständigkeitsbereich des FBI fällt. Selbst wenn ich die Gelassenheit aufbringen könnte, Ihnen zu erlauben, nach ihrer Schwester zu suchen. “

„Aber ich könnte helfen.“

„Ich bin sicher, dass Sie das könnten. Und sollte die Sache in den Händen des FBI landen, werde ich Sie vielleicht sogar als Leiter einsetzen.“

„Aber, Sir…“

„Ich hasse es, in diesem Fall ein Arsch sein zu müssen, Fine, aber bitte erinnern Sie sich, wer sie sind. Sie haben einen Job und ich erwarte, dass Sie ihn erfüllen. Sollten Sie Urlaub nehmen wollen, alles klar. Ich werde ihn bewilligen. Aber sollte ich herausfinden, dass Sie im Fall um ihre Schwester mitmischen… “

Er hielt inne, um ihr die Chance zu geben, den Satz in ihrem Kopf selber zu beenden. Sie wusste, dass er Recht hatte, aber es ärgerte sie, dass er so leichtfertig mit der Tatsache, dass die Schwester eines Agenten vermisst wurde, umging.

„Sie haben zwei Möglichkeiten, Fine. Entweder, Sie nehmen frei, sitzen herum und warten darauf, dass die Polizei Antworten findet, oder Sie fahren mit Rhodes nach Baltimore und finden für uns einen Mörder.“

Chloe fühlte sich in die Enge getrieben. Sie wusste, dass sie sich mit dem Verschwinden ihrer Schwester beschäftigen würde, hätte sie die Zeit. Und bis es eine FBI Angelegenheit war – sollte es jemals eine werden – könnte sie viel Ärger kriegen, wenn sie sich in einen Nicht-FBI Fall einmischte.

Oder Sie konnte sich mit Arbeit ablenken. Die Entscheidung war klar, obwohl ihr Herz vor Trotz zu erstarren schien. „Ich will den Fall“, sagte sie.

„Gut“ sagte Johnson. „Sie tun mir ehrlich leid. Aber ich bekäme genauso viel Ärger wie Sie, sollten Sie sich in den Fall einmischen.“

„Ich weiß, Sir.“

Er nickte und zögerte einen Moment als ob er sicherstellen wollte, dass sie keine weiteren Kommentare zu der Sache machen wollte. Chloe sah zu Rhodes hinüber und bemerkte, dass ihrer Partnerin während des Austauschs recht unwohl geworden war. Sie sah aus wie ein Kind, das vom Sofa aus abwartete, ob ein kleiner Streit zwischen Mutter und Vater in einen riesen Kampf ausarten würde.

„Wie ich sagte“, sagte Johnson “zwei tote Männer innerhalb von vier Tagen. Beide verheiratet. Keine Hinweise, keine Anhaltspunkte… außer, dass sie beide in der gleichen Gegend wohnten – anderthalb Meilen voneinander entfernt, glaube ich.“

Er besprach die Details des Falles – wie meistens waren es nicht viele – und Chloe versuchte ihr Bestes, sich zu konzentrieren. Aber ihre Gedanken liefen immer wieder zurück zu Danielle und was sie wohl gerade durchmachen musste. Sie nahm an, dass sie sich niemals ganz davon lösen würde können, egal, an was für einem Fall sie arbeitete.

Es war nicht das erste Mal in ihrer jungen Karriere, dass sie sich ernsthafte Sorgen darum machte, dass ihr vergiftetes Familienleben ihre Zukunft negativ beeinflusste und sie nichts dagegen tun konnte.

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