Wenn Sie Sich Verstecken Würde - Блейк Пирс 2 стр.


„Zumindest nicht, bis wir nicht mehr über sie erfahren haben“, meinte DeMarco.

„So ist es. Und mein Gefühl sagt mir, dass wir genau dort anfangen sollten. Denn ich kann dir garantieren, wenn alle im Ort die Fullers für gute Menschen halten, dass niemand die Tochter ernsthaft als Verdächtige in Betracht zieht.“

„Da fangen wir also an“, stimmte DeMarco zu.

„Ja, aber am besten behandeln wir das vertraulich. Wenn herauskommt, dass wir mit der Tochter des ermordeten Ehepaars als Hauptverdächtige beginnen, wird der Fall viel schwieriger zu lösen sein als nötig ist.“

Es war eine Aussage, in der eine Vorahnung mitschwang, eine, die an Dringlichkeit zunahm, als sie das Schild hinter sich ließen, nach dem Deton nur noch sieben Meilen entfernt war.

* * *

Deton war nicht ganz so klein, wie Kate es erwartet hatte, aber es war doch sehr ländlich. Es schien, als sei jedes Geschäft, das etwas auf sich hielt, entlang des Highways angesiedelt war, der geradewegs durch den Ort verlief. Es gab keine Main Street, nur dieses Stück Highway 44, das hindurch führte. Die Nebenstraßen zweigten von der 44 ab und schlängelten sich in die dünner besiedelten Teile Detons.

Der Hauptteil des Ortes bestand aus einem Rite Aid, einem Burger King, einem Dollar General und mehreren kleineren Geschäften. Über die Jahre hatte Kates Beruf sie durch Hunderte ebensolcher Ortschaften geführt, und sie meinte, dass sie alle gleich aussahen. Das hieß natürlich nicht, dass die Menschen dort und deren Kultur gleich waren. So etwas anzunehmen wäre ein grober Fehler.

Das Haus der Fullers lag etwa drei Meilen vom Ortskern entfernt an einer der Nebenstraßen. Es handelte sich um ein einfaches Haus, das eine neue Seitenverkleidung und ein neues Dach brauchte. Das rustikale Aussehen passte nicht recht zu den anderen Dingen, die Kate und DeMarco auffielen, als Kate auf der Auffahrt parkte.

Ein Übertragungswagen der Nachrichtenstation stand auf der Auffahrt. Eine gutaussehende Reporterin und ein Kameramann standen vorne am Wagen und unterhielten sich. Ein einzelner Polizeiwagen, in dem ein Beamter saß, war dort auch geparkt. Als der Beamte Kate und DeMarco sah, stieg er langsam aus.

Die Reporterin blickte auf, als auch Kate und DeMarco ausstiegen. Wie ein Bluthund kam die Reporterin gleich auf sie zu. Der Kameramann kämpfte noch mit seiner Ausrüstung, versuchte hinterher zu kommen, konnte aber nicht Schritt halten.

„Sind Sie die Detectives?“, fragte die Reporterin.

„Kein Kommentar“, bellte Kate.

„Haben Sie die Befugnis, hier zu sein?“

„Haben Sie sie denn?“

„Ich habe die Verantwortung, Bericht zu erstatten“, schoss die Reporterin mit einer vorgefertigten Antwort zurück.

Kate war klar, dass die Reporterin innerhalb von einer Stunde herausfinden würde, dass man das FBI eingeschaltet hatte. Deshalb hatte sie kein Problem damit, der Reporterin ihre FBI-Marke zu zeigen, als sie und DeMarco auf das Haus zugingen.

„Wir sind vom FBI“, sagte Kate. „Merken Sie sich das, falls Sie versucht sind, uns nach drinnen zu folgen.“

Die Reporterin blieb abrupt stehen, sodass der Kameramann fast mit ihr kollidierte. Hinter ihnen näherte sich der Beamte. An seinem Namensschild und dem Abzeichen an seiner Uniform erkannte Kate, dass es sich um den Sheriff von Deton handelte. Er grinste die Reporterin an, als er an ihr vorbeiging.

„Sehen Sie“, sagte er schroff zu ihr, „das geht nicht nur mir so. Niemand will Sie in der Nähe haben.“

Er trat vor Kate und DeMarco und führte sie zur Haustür. Nebenbei fügte er hinzu, „Sie kennen die Gesetze genauso gut wie ich. Ich kann sie nicht wegschicken, weil sie eigentlich nichts Verbotenes tun. Die verfluchten Geier hoffen darauf, dass ein Verwandter oder so etwas vorbeikommt.“

„Wie lange parken sie schon hier?“, fragte DeMarco.

„Seitdem es vor zwei Tagen passiert ist, war die ganze Zeit über mindestens ein Übertragungswagen da. Eine Zeitlang waren gestern sogar drei hier. Diese Sache hat hier in der Gegend ziemlich hohe Wellen geschlagen. Auch um die County Police Station herum waren Übertragungswagen und Nachrichten-Crews. Es macht einen ziemlich wütend.“

Er schloss die Haustür auf und führte sie herein. „Ich bin übrigens Sheriff Randall Barnes. Mir wurde die Unannehmlichkeit zuteil, die Ermittlungen in diesem Fall zu leiten. Die State Police hat herausgefunden, dass das FBI auf dem Weg ist und hat sich zurückgezogen. Sie fahnden noch nach der Tochter, aber den Mord haben sie quasi zu meinen Füßen abgelegt.“

Beim reingehen stellten sich Kate und DeMarco vor. Danach erstarb das Gespräch. Die Szene, die sich ihnen bot, war – obgleich nicht so schlimm wie andere Tatorte, die Kate gesehen hatte – furchtbar. Die getrockneten, dunkelbraunen Spritzer auf dem blauen Teppich sprangen ihnen förmlich ins Gesicht. Im Haus herrschte eine abgestandene, fast schale Atmosphäre, etwas, das Kate schon an anderen Tatorten gespürt hatte – etwas, was sie schon unzählige Male zu beschreiben versucht hatte, aber immer gescheitert war.

Aus heiterem Himmel dachte sie an Michael. Sie hatte einmal versucht, ihm dieses Gefühl zu beschreiben, dass es fast so war, als ob das Haus selbst den Verlust spürte und mit einem Gefühl von abgestandener Luft darauf reagierte. Er hatte gelacht und gesagt, dass es auf seltsame Art spirituell klang.

Seine Reaktion hatte Kate nichts ausgemacht … vor allem, weil es genau das war, was sie selbst fühlte, als sie jetzt den Blick durch das Haus der Fullers schweifen ließ.

„Agents, ich gehe wieder hinaus auf die Veranda“, sagte Barnes, „und sorge dafür, dass sich keine Neugierigen hier herumtreiben. Rufen Sie einfach, falls Sie etwas benötigen. Aber soviel kann ich Ihnen jetzt schon sagen: wenn Sie etwas wissen wollen, das nicht schon in den Berichten steht, die wir Ihnen zugeschickt haben, muss es von Foster kommen, einem meiner anderen Beamten. Hier in Deton sind wir nicht gerade an solche Fälle gewöhnt. Wir merken gerade, wie wenig wir auf solche Sachen vorbereitet sind.“

„Wir würden im Anschluss gern mit ihm sprechen“, sagte DeMarco.

„Ich rufe ihn an und veranlasse, dass er auf der Wache bleibt.“

Leise verschwand er durch die Haustür und überließ ihnen den Tatort. Kate machte einen Bogen um die ersten Blutspritzer auf dem Teppich. Es waren auch welche an der Couch, und an der Wand über der Couch. Ein kleiner Wohnzimmertisch stand vor der Couch, und die paar Dinge, die darauf lagen, wirkten durcheinander – mehrere Rechnungen, ein leerer, umgekippter Plastikbecher, und die Fernbedienung. Es konnten Anzeichen eines kurzen Kampfes sein, und wenn das zutraf, dann war es kein sonderlich erbitterter Kampf gewesen.

„Keine wirklichen Anzeichen eines Kampfes“, sagte DeMarco. „Ich sehe nicht, wie die Tochter es getan haben sollte, es sei denn, sie ist extrem stark und athletisch.“

„Wenn es die Tochter war, hat es sie wahrscheinlich vollkommen unvorbereitet getroffen“, gab Kate zu bedenken. „Sie hätte einfach ins Zimmer kommen können, die Waffe hinter sich versteckt haltend. Einer von ihnen war vielleicht schon tot, bevor der andere überhaupt verstand, was vor sich ging.“

Sie untersuchten den Raum einige Minuten lang, fanden aber nicht Außergewöhnliches. An der Wand hingen mehrere Bilder, die meisten davon Familienfotos. Es war das erste Mal, dass sie das Mädchen sahen, das wohl Mercy Fuller war. Die Bilder zeigten sie in unterschiedlichem Alter: von etwa fünf Jahren bis zu ihrem jetzigem Alter. Sie war ein süßes Mädchen, das im Collegealter wahrscheinlich sehr hübsch sein würde. Sie hatte schwarzes Haar und ein strahlendes Lächeln.

Sie gingen weiter ins Haus hinein und erreichten ein Zimmer, das offensichtlich von einem Teenager bewohnt wurde. Ein Tagebuch lag auf dem Schreibtisch, der von Stiften und Papieren übersät war. Eine pinke Ananas aus Keramik stand am Rand des Schreibtisches, eine Art Bildhalter, in dessen Draht ein Foto eingeklemmt war. Es zeigte zwei Mädchen im Teenager-Alter, die beide breit in die Kamera lächelten.

Kate öffnete das Tagebuch. Der letzte Eintrag war acht Tage alt und handelte davon, dass ein Junge namens Charlie sie geküsst hatte, als sie die Klassenräume in der Schule wechselten. Kate überflog frühere Einträge und sah, dass sie ähnlich waren: Probleme mit einer Klassenarbeit, der Wunsch, Charlie möge ihr mehr Aufmerksamkeit schenken, und die Hoffnung, dass die Zicke Kelsey Andrews von einem Zug überfahren wird.

Nichts in ihrem Zimmer wies auf tödliche Absichten hin. Als nächstes untersuchten sie das Elternschlafzimmer und fanden es genauso uninteressant. Sie fanden einige Pornozeitschriften im Schrank versteckt, aber ansonsten war das Fuller-Haus sauber.

Als sie zwanzig Minuten später das Haus verließen, befand sich Barnes noch immer auf der Veranda. Er saß in einem alten, zerfledderten Sessel und rauchte eine Zigarette.

„Etwas gefunden?“, fragte er.

„Nichts“, antwortete DeMarco.

„Obwohl ich mich frage“, fügte Kate hinzu, „haben Sie oder ihre Kollegen von der State Police einen Laptop oder ein Handy im Zimmer der Tochter gefunden?“

„Nein. Tja, apropos Laptop … das ist nicht gerade überraschend. Vielleicht haben Sie schon anhand des Zustands des Hauses vermutet, dass die Fullers nicht unbedingt Leute waren, die sich einen Laptop für ihre Tochter leisten konnten. Was das Handy anbelangt, der Handyvertrag der Familie besagt tatsächlich, dass Mercy Fuller ihr eigenes Handy besitzt. Aber bisher konnten wir es nicht orten.“

„Vielleicht ist es abgeschaltet“, meinte DeMarco.

„Wahrscheinlich“, sagte Barnes. „Allerdings – und das war auch mir bis vor kurzem neu – kann man ein Handy orten, selbst wenn es aus ist, bis zu der Stelle, an der es abgeschaltet wurde… also dem letzten Ort, an dem es eingeschaltet war. Und die Kollegen von der State Police haben herausgefunden, dass das zuletzt hier, in diesem Haus, der Fall war. Aber, wie Sie schon so treffend sagten, ist es nicht auffindbar.“

„Wie viele Ihrer Leute bearbeiten aktiv diesen Fall?“, fragte Kate.

„Gegenwärtig sind es drei, die auf der Wache Befragungen vornehmen und Belege hinsichtlich der letzten Einkäufen sichten, wo sie sich zuletzt aufgehalten haben, solche Dinge eben. Einer von der State Police ist noch da, um auszuhelfen, aber er ist nicht sonderlich glücklich darüber.“

„Und Sie haben einen in Ihren Reihen, der – abgesehen von Ihnen selbst – den Fall leitet?“

„Das ist richtig. Wie ich schon sagte, das ist Officer Foster. Der Mann hat ein Gedächtnis wie ein Schließfach.“

„Könnten Sie uns bitte zu einer kurzen Nachbesprechung auf die Wache geleiten“, bat Kate. „Aber nur mit Ihnen selbst und Office Foster. Ich möchte es beim engten Kreis belassen.“

Barnes nickte grimmig, stand auf und schnippte seine Zigarettenkippe in den Garten. „Sie wollen über Mercy als Verdächtige sprechen, ohne dass es allzu viele Leute mitbekommen. Ist das richtig?“

„Ich glaube, es wäre unklug, diese Möglichkeit von der Hand zu weisen, ohne sie eingehend überprüft zu haben“, sagte Kate. „Und Sie haben recht. Je weniger Leute davon Wind bekommen, desto besser.“

„Ich rufe Foster auf der Fahrt zur Wache an.“

Er ging die Stufen hinab und starrte dabei die Reporterin und ihren Kameramann böse an. Das veranlasste Kate, sich zu fragen, ob er innerhalb der letzten zwei Tage mit den Nachrichten-Crews aneinander geraten war.

Als sie und DeMarco in den Wagen stiegen, warf sie der Nachrichten-Crew einen misstrauischen Blick zu. Sie wusste, dass ein Mord wie dieser kleine Gemeinden wie Deton schwer erschütterten. Und dass Nachrichten-Crews genau deshalb nicht davor Halt machten, ihre Story zu bekommen.

Kate fragte sich, ob es hier um mehr ging, als auf den ersten Blick ersichtlich war – und, wenn dem so war, was genau sie zu tun hatte, um an alle Fakten zu kommen.

Kapitel drei

Die Deton Police Station entpuppte sich als das, was Kate sich ungefähr vorgestellt hatte. Sie lag an einem Ende des Ortskerns entlang des Highways, ein schmuckloses Gebäude aus Ziegelstein, auf dessen Giebel die amerikanische Flagge wehte. Ein paar Polizeiwagen parkten seitlich davon. Die niedrigen Kennzahlen reflektierten die Größe des Ortes selbst.

Das Großraumbüro nahm den meisten Platz ein. Ein großer Schreibtisch stand vorne, verwaist. Tatsächlich machte die ganze Wache einen verwaisten Eindruck. Sie folgten Barnes einen schmalen Flur entlang, an dem nur fünf Räume lagen, zur Rückseite des Gebäudes. An der Tür einer dieser Räume war ein Schild angebracht, auf dem Sheriff Barnes stand. Barnes führte sie in den letzten Raum auf dem Flur. Er war sehr klein und als eine Art Konferenzraum ausgestattet. Darin hielt sich ein Beamter auf, der an einem Tisch saß und einen Stapel Dokumente durchging.

„Agents, dies ist Officer Foster“, sagte Barnes.

Officer Barnes war ein junger Mann, der auf die Dreißig zugehen mochte. Sein Haar trug er kurzgeschoren und er schaute etwas mürrisch drein. Kate sah sofort, dass er ein sehr sachlicher Mann war. Er würde keine Witze machen, um die Spannung zu zerstreuen und sich wohl nicht die Mühe machen, die Agents, die jetzt vor ihm saßen, durch Small-Talk besser kennenzulernen.

Kate mochte ihn auf Anhieb.

„Seit wir den Anruf von Pastor Poulson erhalten haben, sind bei Officer Foster alle Fäden zusammengelaufen“, erklärte Barnes. „Er hat jede Information, die wir erhalten haben, gehört oder gesehen und sie den Akten zugefügt. Welche Fragen Sie auch immer haben sollten, er kann sie Ihnen wahrscheinlich beantworten.“

„Das ist doch mal ein hohes Lob“, sagte Foster, „aber ja, ich werde definitiv mein Möglichstes tun.“

„Also“, begann Kate, „was für Informationen haben wir hinsichtlich der Personen, mit denen alle drei Fullers direkt vor den Morden gesprochen haben – abgesehen von Gesprächen untereinander.“

„Alvin Fuller hat mit einem alten Freund aus High-School-Zeiten gesprochen, als er an der Citgo am Highway 44 bezahlte“, sagte Foster. „Er war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und als dort anhielt, um ein Sixpack Bier zu kaufen, sind sie sich über den Weg gelaufen. Der Freund sagt, sie haben sich über Arbeit und Familie unterhalten. Es war sehr oberflächliches, ein Gespräch der Höflichkeit halber. Der Freund sagte, dass Alvin nicht irgendwie seltsam gewirkt habe.“

„Bezüglich Wendy Fuller, die letzte Person, mit der sie, abgesehen von ihrer Familie, gesprochen hat, war eine Kollegin. Wendy arbeitete in einem kleinen Versandlager ein wenig außerhalb. Die Kollegin gab an, das letzte, worüber sie gesprochen hatten, war Wendys Sorge, weil Mercy begann, starkes Interesse an Jungs zu zeigen. Anscheinend hatte Mercy sich vor nicht allzu langer Zeit zum ersten Mal geküsst, und Wendy machte sich Sorgen, was das bedeuten könnte. Aber abgesehen davon war alles so, wie sonst auch.“

„Und wie sieht es mit Mercy aus?“, fragte DeMarco.

„Die letzte Person, mit der sie gesprochen hat, war ihre beste Freundin, ein Mädchen aus dem Ort namens Anne Pettus. Wir haben zweimal mit Anne gesprochen, nur um sicherzugehen, dass sie beide Male die gleiche Geschichte erzählt. Sie sagt, in der letzten Unterhaltung ging es um einen Jungen namens Charlie. Nach dem, was Anne sagt, war dieser Charlie nicht Mercys Freund. Anne hat uns auch etwas verraten, was nicht mit dem übereinstimmt, was ihre Eltern über sie wissen.“

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