Ein tödlicher Kuss - Грейс Фиона 7 стр.


Lacey ging sofort auf ein Ölgemälde zu, eine Landschaft mit Frühlingsbäumen an einem Fluss und grasenden Pferden im Vordergrund. Das war genau das, was sie gesucht hatte. Sie näherte sich dem Gemälde und las die Signatur: John Mace. Der Name kam ihr bekannt vor. Er war ein beliebter britischer Künstler und dies war genau die Art von Kunstwerk, die sie auf ihrer Auktion verkaufen wollte.

„Ich nehme das hier“, teilte sie dem Angestellten mit. Sie war ganz kribbelig vor Aufregung.

Der Angestellte eilte herbei und klebte einen kleinen roten Aufkleber daneben. Dann ging Lacey zum nächsten Bild, das ihr ins Auge gefallen war.

Es war ein Aquarell von Mabel Gear, einer Künstlerin aus den 1950er Jahren, deren Gemälde häufig für Grußkarten nachgedruckt wurden. Daneben stand ein ebenso großartiger Fund – eine Graphitmasterskizze mit Pferden vom französischen Künstler Alexandre Pau De Saint Martin aus dem Jahr 1800.

„Die beiden nehme ich auch“, sagte Lacey.

„Sie mögen Pferde“, kommentierte der Verkäufer und platzierte aufgeregt seine kleinen roten Aufkleber neben den beiden Kunstwerken.

„Eigentlich eher meine Kunden“, sagte sie zu ihm. „Ich bin Auktionatorin und werde auf dem Sommer-Pferdefest in Wilfordshire eine Auktion veranstalten.“

Die Augen des Kunsthändlers weiteten sich anerkennend. „Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Ich habe genau das Richtige für Sie!“

Er eilte zu einer Tür an der Seite des Raumes und zog im Gehen einen Schlüsselbund aus seiner Tasche. Während er mit einer Hand die Tür aufschloss, winkte er mit der anderen Lacey zu, damit sie ihm folgte. Neugierig durchquerte Lacey den Raum.

Als der Ladenbesitzer die Tür öffnete, kam dahinter eine Art Lagerraum – das Atelier des Künstlers – zum Vorschein. Es war voller Industrieregale und Sägemehl. Das Licht, das durch zwei schmutzige Dachluken fiel, erhellte einen Webstuhl sowie eine große Werkbank, die mit Holzblöcken und Schleifgeräten bedeckt war.

„Also, wo habe ich ihn hingetan?“, fragte der Kunsthändler und ließ seinen Blick über die Regale schweifen. „Ah! Hier.“

Er trat beiseite und enthüllte die Bronzeskulptur eines Jockeys.

Lacey fiel die Kinnlade runter. Sie erkannte ihn sofort. Es war ein Isidore Bonheur, einer der bedeutendsten französischen Tierbildhauer des 19. Jahrhunderts. Seine gegossenen Bronzeskulpturen waren begehrte Antiquitäten. Eine Statue in gutem Zustand konnte bei einer Auktion Tausende von Pfund einbringen.

„Darf ich mir den mal genauer ansehen?“, fragte Lacey. Ihre Hände zitterten vor Aufregung.

„Natürlich“, sagte der Kunsthändler. „Ich bewahre ihn hier hinten auf, weil niemand daran interessiert zu sein scheint.“

„Ich bin interessiert“, murmelte Lacey.

Lacey inspizierte die Skulptur. Sie stellte einen triumphierenden Jockey dar, der die Flanke seines Pferdes tätschelte. Sie war aus Bronze gefertigt und der Sockel war aus Marmor. Die Skulptur zählte zu den beliebtesten Werken des Künstlers, sie war ein kommerzieller Erfolg, den er, wenn sie sich richtig erinnerte, in vier verschiedenen Größen gegossen hatte, und sie war in ausgezeichnetem Zustand, so gut wie ohne Kratzer oder Spuren. Es war ein atemberaubender und prächtiger Fund, bei dem es Lacey fast den Atem verschlug.

Zumindest bis sie das Preisschild sah. Zweitausend Pfund.

Lacey versteifte sich. Das war eine Menge Geld für nur einen Artikel. Als sie mit Suzy die Lodge renoviert hatte, hatte sie auf die harte Tour gelernt, was passieren konnte, wenn man zu viel Geld für Objekte ausgab. Die Sache hätte für sie fast den finanziellen Ruin bedeutet. Und wenn sie die Skulptur kaufte, wäre von dem Gewinn, den ihr der Verkauf der römischen Münze eingebracht hatte, kein Penny mehr übrig.

„Wie ich sehen kann, möchten Sie noch etwas darüber nachdenken“, sagte der Ladenbesitzer. „Ich werde Sie einen Moment mit Ihren Gedanken allein lassen und mich um diesen Kunden kümmern.“

Lacey war so von der Skulptur verzaubert gewesen, dass sie weder gehört hatte, dass sich die Tür geöffnet hatte, noch das Geräusch der schweren Schritte eines anderen Kunden, der herumlief und sich die Kunstwerke ansah.

„Natürlich“, sagte sie. „Vielen Dank.“

Der Kunsthändler ging in den anderen Raum und ließ Lacey allein, damit sie ihre Optionen abwägen konnte.

Die Skulptur war ein erstaunlicher Fund. Sie würde ihrer Auktion mit Sicherheit etwas Aufmerksamkeit verschaffen. Vielleicht könnte sie sogar DAS Schlüsselobjekt sein, wegen dem die Leute überhaupt zur Auktion kamen. Ob es ihr gelingen würde, ihre Investition wieder hereinzuholen, würde am Auktionstag ganz von ihrem Können abhängen. Solange sie nicht anfing zu stottern und die Menge richtig im Griff hatte, könnte es für sie einen großen Gewinn bedeuten. Aber ein großer Gewinn war auch ein großes Risiko. Ihre übliche Methode bestand darin, eine Reihe verschiedener, einzigartiger und qualitativ hochwertiger Objekte anzubieten, Prachtstücke, die sich auch der Durchschnittsbürger noch leisten konnte, wenn er sich etwas gönnen wollte. Diese Skulptur konnte allerdings nur an die Besucher des Festivals verkauft werden. Wenn sie während ihrer Auktion nicht gekauft wurde, musste sie ein ganzes Jahr warten, bis die Pferdefans wiederkamen. Und ein Jahr lang auf einem ganzen Haufen teurer Objekte sitzen zu bleiben, war alles andere als ideal.

Während Lacey ihre Optionen abwog, konnte sie die murmelnden Stimmen des Kunsthändlers und seines Kunden im Nebenraum hören. Die Stimme des Kunden kam ihr irgendwie bekannt vor, dann traf Lacey die Erkenntnis.

„Moment mal …“, murmelte sie, ging zur Tür und spähte hinaus.

Sie hatte recht. Es war Colin.

KAPITEL SIEBEN

Was hatte er hier zu suchen, fragte sich Lacey. War er ihr etwa gefolgt? Wie sonst hätte er nach Weymouth kommen sollen, in denselben dubiosen Kunstladen im Nebengebäude einer Kirche, am Ende einer ruhigen, von Kirschbäumen gesäumten Straße?

Ihr war nicht aufgefallen, dass er hinter ihr gefahren war, aber das bedeutete nicht, dass er ihr nicht gefolgt war; sie war so mit durchgeweichten Sandwiches und der schönen Landschaft beschäftigt gewesen, dass sie wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte, wenn er ihr gefolgt wäre. Der Gedanke daran ließ sie erschaudern.

Chester bellte aufgeregt, als er das vertraute Gesicht erkannte, und ließ sie auffliegen. Seine Krallen klackten auf den Dielenbrettern, als er auf Colin zulief, um ihn zu begrüßen.

Colin blickte auf. „Na, wenn das nicht Chester ist“, sagte er und kraulte dem Hund die Ohren. Dann huschte sein Blick zu Lacey, die sich halb hinter der Wand versteckte, und seine Augen strahlten erfreut. „Lacey. Was für ein Zufall.“

Lacey trat um die Wand herum, verschränkte die Arme und nahm eine abwehrende, misstrauische Haltung ein. „Was machen Sie denn hier?“

Colin schien ihren leicht unfreundlichen Tonfall gar nicht zu bemerken. „Bei Sawyer’s hat jemand gesagt, dass hier eine Skulptur von Isidore Bonheur zum Verkauf steht. Ich bin hergekommen, um sie mir anzusehen.“

Der Verkäufer meldete sich zu Wort: „Ich habe dem Herrn gerade mitgeteilt, dass die Skulptur schon für Sie reserviert ist. Aber wie es scheint, kennen Sie sich bereits?“

„Wir sind alte Freunde“, witzelte Colin. „Wir kennen uns schon sehr lange.“

„Wir sind flüchtige Bekannte“, korrigierte Lacey. Sie wandte ihren Blick von Colin ab und blickte wieder den Ladenbesitzer an. „Ich habe mich entschieden. Ich nehme die Statue.“

Der Verkäufer hob überrascht die Augenbrauen. Chester legte den Kopf schief und stieß einen verwirrten Laut aus.

Lacey wusste, dass sie unüberlegt handelte, aber irgendetwas an Colins Anwesenheit veranlasste sie dazu, so schnell wie möglich von hier verschwinden zu wollen. Sie traute ihm nicht. Es kam ihr so vor, als ob er etwas im Schilde führen würde.

„Wunderbar“, sagte der Kunsthändler, der von der Spannung nichts mitzubekommen schien. „Ich werde sie sofort für Sie einpacken.“

Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck eilte er davon und ließ Lacey mit Colin allein.

„Sie sind mir zuvorgekommen“, sagte Colin und lächelte sie freundlich an. „Schon wieder.“

Er war genauso zuvorkommend wie im Auktionshaus, aber Lacey konnte das unbehagliche Gefühl einfach nicht abschütteln.

„Heute ist wohl einfach nicht Ihr Tag“, sagte sie etwas steif. „Also, wo wollen Sie als Nächstes hin? Anscheinend sind wir hinter den gleichen Schätzen her.“

Sie dachte, wenn sie wüsste, wohin er als Nächstes gehen würde, dann aber am selben Ort auftauchen würde wie sie, wüsste sie, dass er ihr folgte. So könnte sie ihm auf die Schliche kommen, wenn er tatsächlich ein Spiel spielte.

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