Reineke Fuchs - Гете Иоганн Вольфганг 15 стр.


Im mittelsten Felde

War die Geschichte künstlich gebildet, wie Paris von Troja

Eines Tages am Brunnen saß, drei göttliche Frauen

Vor sich sah, man nannte sie Pallas und Juno und Venus.

Lange stritten sie erst, denn jegliche wollte den Apfel

Gerne besitzen, der ihnen bisher zusammen gehörte;

Endlich verglichen sie sich: es solle den goldenen Apfel

Paris der Schönsten bestimmen, sie sollt allein ihn behalten.

Und der Jüngling beschaute sie wohl mit gutem Bedachte.

Juno sagte zu ihm: Erhalt ich den Apfel, erkennst du

Mich für die Schönste, so wirst du der erste vor allen an Reichtum.

Pallas versetzte: Bedenke dich wohl und gib mir den Apfel,

Und du wirst der mächtigste Mann; es fürchten dich alle,

Wird dein Name genannt, so Feind als Freunde zusammen.

Venus sprach: Was soll die Gewalt? was sollen die Schätze?

Ist dein Vater nicht König Priamus? deine Gebrüder,

Hektor und andre, sind sie nicht reich und mächtig im Lande?

Ist nicht Troja geschützt von seinem Heere? und habt ihr

Nicht umher das Land bezwungen und fernere Völker?

Wirst du die Schönste mich preisen und mir den Apfel erteilen,

Sollst du des herrlichsten Schatzes auf dieser Erde dich freuen.

Dieser Schatz ist ein treffliches Weib, die Schönste von allen,

Tugendsam, edel und weise, wer könnte würdig sie loben?

Gib mir den Apfel, du sollst des griechischen Königs Gemahlin,

Helena mein ich, die schöne, den Schatz der Schätze besitzen.

Und er gab ihr den Apfel und pries sie von allen die Schönste.

Aber sie half ihm dagegen die schöne Königin rauben,

Menelaus' Gemahlin, sie ward in Troja die Seine.

Diese Geschichte sah man erhaben im mittelsten Felde.

Und es waren Schilder umher mit künstlichen Schriften;

Jeder durfte nur lesen, und so verstand er die Fabel.

Höret nun weiter vom Spiegel! daran die Stelle des Glases

Ein Beryll vertrat von großer Klarheit und Schönheit;

Alles zeigte sich drin, und wenn es meilenweit vorging,

War es Tag oder Nacht. Und hatte jemand im Antlitz

Einen Fehler, wie er auch war, ein Fleckchen im Auge,

Durft er sich nur im Spiegel besehn, so gingen von Stund an

Alle Mängel hinweg und alle fremden Gebrechen.

Ists ein Wunder, daß mich es verdrießt, den Spiegel zu missen?

Und es war ein köstliches Holz zur Fassung der Tafel,

Sethym heißt es, genommen, von festem, glänzendem Wuchse;

Keine Würmer stechen es an und wird auch, wie billig,

Höher gehalten als Gold, nur Ebenholz kommt ihm am nächsten.

Denn aus diesem verfertigt' einmal ein trefflicher Künstler

Unter König Krompardes ein Pferd von seltnem Vermögen:

Eine Stunde brauchte der Reiter und mehr nicht zu hundert

Meilen. Ich könnte die Sache für jetzt nicht gründlich erzählen,

Denn es fand sich kein ähnliches Roß, solange die Welt steht.

Anderthalb Fuß war rings die ganze Breite des Rahmens

Um die Tafel herum, geziert mit künstlichem Schnitzwerk,

Und mit goldenen Lettern stand unter jeglichem Bilde,

Wie sichs gehört, die Bedeutung geschrieben. Ich will die Geschichten

Kürzlich erzählen. Die erste war von dem neidischen Pferde:

Um die Wette gedacht es mit einem Hirsche zu laufen,

Aber hinter ihm blieb es zurück, das schmerzte gewaltig;

Und es eilte darauf, mit einem Hirten zu reden,

Sprach: Du findest dein Glück, wenn du mir eilig gehorchest.

Setze dich auf, ich bringe dich hin, es hat sich vor kurzem

Dort ein Hirsch im Walde verborgen, den sollst du gewinnen;

Fleisch und Haut und Geweih, du magst sie teuer verkaufen,

Setze dich auf, wir wollen ihm nach! — Das will ich wohl wagen!

Sagte der Hirt und setzte sich auf, sie eilten von dannen.

Und sie erblickten den Hirsch in kurzem, folgten behende

Seiner Spur und jagten ihm nach. Er hatte den Vorsprung,

Und es ward dem Pferde zu sauer, da sagt' es zum Manne:

Sitze was ab, ich bin müde geworden, der Ruhe bedarf ich.

Nein! wahrhaftig, versetzte der Mann: du sollst mir gehorchen,

Meine Sporen sollst du empfinden, du hast mich ja selber

Zu dem Ritte gebracht; und so bezwang es der Reiter.

Seht, so lohnet sich der mit vielem Bösen, der, andern

Schaden zu bringen, sich selbst mit Pein und Übel beladet.

Ferner zeig ich Euch an, was auf dem Spiegel gebildet

Stand: Wie ein Esel und Hund bei einem Reichen in Diensten

Beide gewesen! so war denn der Hund nun freilich der Liebling,

Denn er saß beim Tische des Herrn und aß mit demselben

Fisch und Fleisch und ruhte wohl auch im Schoße des Gönners,

Der ihm das beste Brot zu reichen pflegte; dagegen

Wedelte mit dem Schwanze der Hund und leckte den Herren.

Boldewyn sah des Glück des Hundes, und traurig im Herzen

Ward der Esel und sagte bei sich: Wo denkt doch der Herr hin,

Daß er dem faulen Geschöpfe so äußerst freundlich begegnet?

Springt das Tier nicht auf ihm herum und leckt ihn am Barte!

Und ich muß die Arbeit verrichten und schleppe die Säcke.

Er probier es einmal und tu mit fünf, ja mit zehen

Hunden im Jahre so viel, als ich des Monats verrichte!

Und doch wird ihm das Beste gereicht, mich speist man mit Stroh ab,

Läßt auf der harten Erde mich liegen, und wo man mich hintreibt

Oder reitet, spottet man meiner. Ich kann und ich will es

Länger nicht dulden, will auch des Herren Gunst mir erwerben.

Als er so sprach, kam eben sein Herr die Straße gegangen;

Da erhub der Esel den Schwanz und bäumte sich springend

Über den Herren und schrie und sang und plärrte gewaltig,

Leckt' ihm den Bart und wollte nach Art und Weise des Hundes

An die Wange sich schmiegen und stieß ihm einige Beulen.

Ängstlich entsprang ihm der Herr und rief. O! fangt mir den Esel,

Schlagt ihn tot! Es kamen die Knechte, da regnet' es Prügel,

Nach dem Stalle trieb man ihn fort: da blieb er ein Esel.

Mancher findet sich noch von seinem Geschlechte, der andern

Ihre Wohlfahrt mißgönnt und sich nicht besser befindet.

Kommt dann aber einmal so einer in reichlichen Zustand,

Schickt sichs grad, als äße das Schwein mit Löffeln die Suppe,

Nicht viel besser fürwahr. Der Esel trage die Säcke,

Habe Stroh zum Lager und finde Disteln zur Nahrung.

Will man ihn anders behandeln, so bleibt es doch immer beim alten.

Wo ein Esel zur Herrschaft gelangt, kanns wenig gedeihen,

Ihren Vorteil suchen sie wohl, was kümmert sie weiter?

Ferner sollt Ihr erfahren, mein König, und laßt Euch die Rede

Nicht verdrießen, es stand noch auf dem Rahmen des Spiegels

Schön gebildet und deutlich beschrieben, wie ehmals mein Vater

Sich mit Hinzen verbündet, auf Abenteuer zu ziehen,

Und wie beide heilig geschworen, in allen Gefahren

Tapfer zusammenzuhalten und jede Beute zu teilen.

Als sie nun vorwärtszogen, bemerkten sie Jäger und Hunde

Nicht gar ferne vom Wege; da sagte Hinze, der Kater:

Guter Rat scheint teuer zu werden! Mein Alter versetzte:

Wunderlich sieht es wohl aus, doch hab ich mit herrlichem Rate

Meinen Sack noch gefüllt, und wir gedenken des Eides,

Halten wacker zusammen, das bleibt vor allem das erste.

Hinze sagte dagegen: Es gehe, wie es auch wolle,

Bleibt mir doch ein Mittel bekannt, das denk ich zu brauchen.

Und so sprang er behend auf einen Baum, sich zu retten

Vor der Hunde Gewalt, und so verließ er den Oheim.

Ängstlich stand mein Vater nun da; es kamen die Jäger.

Hinze sprach: Nun, Oheim? Wie stehts? so öffnet den Sack doch!

Ist er voll Rates, so braucht ihn doch jetzt, die Zeit ist gekommen.

Und die Jäger bliesen das Horn und riefen einander.

Lief mein Vater, so liefen die Hunde, sie folgten mit Bellen,

Und er schwitzte vor Angst, und häufige Losung entfiel ihm;

Leichter fand er sich da, und so entging er den Feinden.

Schändlich, Ihr habt es gehört, verriet ihn der nächste Verwandte,

Dem er sich doch am meisten vertraut. Es ging ihm ans Leben,

Denn die Hunde waren zu schnell, und hätt er nicht eilig

Einer Höhle sich wieder erinnert, so war es geschehen;

Aber da schlupft' er hinein, und ihn verloren die Feinde.

Solcher Bursche gibt es noch viel, wie Hinze sich damals

Gegen den Vater bewies: wie sollt ich ihn lieben und ehren?

Halb zwar hab ichs vergeben, doch bleibt noch etwas zurücke.

All dies war auf dem Spiegel geschnitten mit Bildern und Worten.

Ferner sah man daselbst ein eignes Stückchen vom Wolfe,

Wie er zu danken bereit ist für Gutes, das er empfangen.

Auf dem Anger fand er ein Pferd, woran nur die Knochen

Übrig waren; doch hungert' ihn sehr, er nagte sie gierig,

Und es kam ihm ein spitziges Bein die Quer in den Kragen;

Ängstlich stellt' er sich an, es war ihm übel geraten.

Boten auf Boten sendet' er fort, die Ärzte zu rufen;

Niemand vermochte zu helfen, wiewohl er große Belohnung

Allen geboten. Da meldete sich am Ende der Kranich,

Mit dem roten Barett auf dem Haupt. Ihm flehte der Kranke:

Doktor, helft mir geschwind von diesen Nöten! ich geb Euch,

Bringt Ihr den Knochen heraus, soviel Ihr immer begehret.

Also glaubte der Kranich den Worten und steckte den Schnabel

Mit dem Haupt in den Rachen des Wolfes und holte den Knochen.

Weh mir! heulte der Wolf: du tust mir Schaden! es schmerzet!

Laß es nicht wieder geschehn! Für heute sei es vergeben.

Wär es ein andrer, ich hätte das nicht geduldig gelitten.

Gebt Euch zufrieden, versetzte der Kranich: Ihr seid nun genesen;

Gebt mir den Lohn, ich hab ihn verdient, ich hab Euch geholfen.

Höret den Gecken! sagte der Wolf. ich habe das Übel,

Er verlangt die Belohnung und hat die Gnade vergessen,

Die ich ihm eben erwies. Hab ich ihm Schnabel und Schädel,

Den ich im Munde gefühlt, nicht unbeschädigt entlassen?

Hat mir der Schäker nicht Schmerzen gemacht? Ich könnte wahrhaftig,

Ist von Belohnung die Rede, sie selbst am ersten verlangen.

Also pflegen die Schälke mit ihren Knechten zu handeln.

Diese Geschichten und mehr verzierten, künstlich geschnitten,

Rings die Fassung des Spiegels und mancher gegrabene Zierat,

Manche goldene Schrift. Ich hielt des köstlichen Kleinods

Mich nicht wert, ich bin zu gering, und sandt es deswegen

Meiner Frauen, der Königin, zu. Ich dachte durch solches

Ihr und ihrem Gemahl mich ehrerbietig zu zeigen.

Meine Kinder betrübten sich sehr, die artigen Knaben,

Als ich den Spiegel dahingab. Sie sprangen gewöhnlich und spielten

Vor dem Glase, beschauten sich gern, sie sahen die Schwänzchen

Hängen vom Rücken herab und lachten den eigenen Mäulchen.

Leider vermutet ich nicht den Tod des ehrlichen Lampe,

Da ich ihm und Bellyn auf Treu und Glauben die Schätze

Heilig empfahl; ich hielt sie beide für redliche Leute,

Keine besseren Freunde gedacht ich jemals zu haben.

Wehe sei über den Mörder gerufen! Ich will es erfahren,

Wer die Schätze verborgen, es bleibt kein Mörder verhohlen.

Wüßte doch ein und andrer vielleicht im Kreis hier zu sagen,

Wo die Schätze geblieben und wie man Lampen getötet!

Seht, mein gnädiger König, es kommen täglich so viele

Wichtige Sachen vor Euch, Ihr könnt nicht alles behalten;

Doch vielleicht gedenket Ihr noch des herrlichen Dienstes,

Den mein Vater dem Euren an dieser Stätte bewiesen.

Krank lag Euer Vater, sein Leben rettete meiner,

Und doch sagt Ihr, ich habe noch nie, es habe mein Vater

Euch nichts Gutes erzeigt. Beliebt, mich weiter zu hören.

Sei es mit Eurer Erlaubnis gesagt: es fand sich am Hofe

Eures Vaters der meine bei großen Würden und Ehren

Als erfahrener Arzt. Er wußte das Wasser des Kranken

Klug zu besehn; er half der Natur; was immer den Augen,

Was den edelsten Gliedern gebrach, gelang ihm zu heilen;

Kannte wohl die emetischen Kräfte, verstand auch daneben

Auf die Zähne sich gut und holte die schmerzenden spielend.

Gerne glaub ich, Ihr habt es vergessen; es wäre kein Wunder,

Denn drei Jahre hattet Ihr nur. Es legte sich damals

Euer Vater im Winter mit großen Schmerzen zu Bette,

Ja, man mußt ihn heben und tragen. Da ließ er die Ärzte

Zwischen hier und Rom zusammenberufen, und alle

Gaben ihn auf; er schickte zuletzt, man holte den Alten;

Dieser hörte die Not und sah die gefährliche Krankheit.

Meinen Vater jammert' es sehr, er sagte: Mein König,

Gnädiger Herr, ich setzte, wie gern! mein eigenes Leben,

Könnt ich Euch retten, daran! Doch laßt im Glase mich Euer

Wasser besehn. Der König befolgte die Worte des Vaters,

Aber klagte dabei, es werde je länger, je schlimmer.

Auf dem Spiegel war es gebildet, wie glücklich zur Stunde

Euer Vater genesen. Denn meiner sagte bedächtig:

Wenn Ihr Gesundheit verlangt, entschließt Euch ohne Versäumnis,

Eines Wolfes Leber zu speisen, doch sollte derselbe

Sieben Jahre zum wenigsten haben; die müßt Ihr verzehren.

Sparen dürft Ihr mir nicht, denn Euer Leben betrifft es.

Euer Wasser zeuget nur Blut, entschließt Euch geschwinde!

In dem Kreise befand sich der Wolf und hört' es nicht gerne.

Euer Vater sagte darauf. Ihr habt es vernommen,

Höret, Herr Wolf, Ihr werdet mir nicht zu meiner Genesung

Eure Leber verweigern. Der Wolf versetzte dagegen:

Nicht fünf Jahre bin ich geboren! was kann sie Euch nutzen?

Eitles Geschwätz! versetzte mein Vater: es soll uns nicht hindern,

An der Leber seh ich das gleich. Es mußte zur Stelle

Nach der Küche der Wolf, und brauchbar fand sich die Leber.

Euer Vater verzehrte sie stracks.

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