Reineke Fuchs - Гете Иоганн Вольфганг 5 стр.


Aber da konnt er sich nicht im Überflusse bezwingen,

Übermäßig füllt' er sich an; da hemmte gewaltig

Den geschwollenen Leib und seine Rückkehr die Spalte.

Ach, wie klagt' er sie an, die ungetreue, sie ließ ihn

Hungrig hinein und wollte dem Satten die Rückkehr verwehren.

Und ich machte darauf ein großes Lärmen im Dorfe,

Daß ich die Menschen erregte, die Spuren des Wolfes zu finden.

Denn ich lief in die Wohnung des Pfaffen und traf ihn beim Essen,

Und ein fetter Kapaun ward eben vor ihn getragen,

Wohlgebraten; ich schnappte darnach und trug ihn von dannen.

Hastig wollte der Pfaffe mir nach und lärmte, da stieß er

Über den Haufen den Tisch mit Speisen und allem Getränke.

Schlaget, werfet, fanget und stechet! so rief der ergrimmte

Pater und fiel und kühlte den Zorn (er hatte die Pfütze

Nicht gesehen) und lag. Und alle kamen und schrien:

Schlagt! ich rannte davon und hinter mir alle zusammen,

Die mir das Schlimmste gedachten. Am meisten lärmte der Pfaffe:

Welch ein verwegener Dieb! Er nahm das Huhn mir vom Tische!

Und so lief ich voraus, bis zu dem Speicher, da ließ ich

Wider Willen das Huhn zur Erde fallen, es ward mir

Endlich leider zu schwer; und so verlor mich die Menge.

Aber sie fanden das Huhn, und da der Pater es aufhub,

Ward er des Wolfes im Speicher gewahr, es sah ihn der Haufen.

Allen rief der Pater nun zu: Hierher nur! und trefft ihn!

Uns ist ein anderer Dieb, ein Wolf, in die Hände gefallen,

Käm er davon, wir wären beschimpft; es lachte wahrhaftig

Alles auf unsere Kosten im ganzen Jülicher Lande.

Was er nur konnte, dachte der Wolf. Da regnet' es Schläge

Hierher und dorther ihm über den Leib und schmerzliche Wunden.

Alle schrien, so laut sie konnten; die übrigen Bauern

Liefen zusammen und streckten für tot ihn zur Erde darnieder.

Größeres Weh geschah ihm noch nie, solang er auch lebte.

Malt' es einer auf Leinwand, es wäre seltsam zu sehen,

Wie er dem Pfaffen den Speck und seine Schinken bezahlte.

Auf die Straße warfen sie ihn und schleppten ihn eilig

Über Stock und Stein; es war kein Leben zu spüren.

Und er hatte sich unrein gemacht, da warf man mit Abscheu

Vor das Dorf ihn hinaus: er lag in schlammiger Grube,

Denn sie glaubten ihn tot. In solcher schmählichen Ohnmacht

Blieb er, ich weiß nicht wie lange, bevor er sein Elend gewahr ward.

Wie er noch endlich entkommen, das hab ich niemals erfahren.

Und doch schwur er hernach (es kann ein Jahr sein), mir immer

Treu und gewärtig zu bleiben; nur hat es nicht lange gedauert.

Denn warum er mir schwur, das konnt ich leichtlich begreifen:

Gerne hätt er einmal sich satt an Hühnern gegessen.

Und damit ich ihn tüchtig betröge, beschrieb ich ihm ernstlich

Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des Abends gewöhnlich

Neben sieben Hühnern zu setzen pflegte. Da führt' ich

Ihn im stillen bei Nacht, es hatte zwölfe geschlagen,

Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte gestützet,

Stand (ich wußt es) noch offen. Ich tat, als wollt ich hineingehn;

Aber ich schmiegte mich an und ließ dem Oheim den Vortritt.

Gehet frei nur hinein, so sagt ich: wollt Ihr gewinnen,

Seid geschäftig, es gilt! Ihr findet gemästete Hennen.

Gar bedächtig kroch er hinein und tastete leise

Hier- und dahin und sagte zuletzt mit zornigen Worten:

O wie führt Ihr mich schlecht! ich finde wahrlich von Hühnern

Keine Feder. Ich sprach: Die vorne pflegten zu sitzen,

Hab' ich selber geholt, die andern sitzen dahinten.

Geht nur unverdrossen voran und tretet behutsam.

Freilich der Balken war schmal, auf dem wir gingen. Ich ließ ihn

Immer voraus und hielt mich zurück und drückte mich rückwärts

Wieder zum Fenster hinaus und zog am Holze; der Laden

Schlug und klappte, das fuhr dem Wolf in die Glieder und schreckt' ihn;

Zitternd plumpt' er hinab vom schmalen Balken zur Erde.

Und erschrocken erwachten die Leute, sie schliefen am Feuer.

Sagt, was fiel zum Fenster herein? so riefen sie alle,

Rafften behende sich auf, und eilig brannte die Lampe.

In der Ecke fanden sie ihn und schlugen und gerbten

Ihm gewaltig das Fell; mich wundert, wie er entkommen.

Weiter bekenn ich vor Euch: daß ich Frau Gieremund heimlich

Öfters besucht und öffentlich auch. Das hätte nun freilich

Unterbleiben sollen, o wär es niemals geschehen!

Denn solange sie lebt, verwindet sie schwerlich die Schande.

Alles hab ich Euch jetzt gebeichtet, dessen ich irgend

Mich zu erinnern vermag, was meine Seele beschweret.

Sprechet mich los! ich bitte darum; ich werde mit Demut

Jede Buße vollbringen, die schwerste, die Ihr mir auflegt.

Grimbart wußte sich schon in solchen Fällen zu nehmen,

Brach ein Reischen am Wege, dann sprach er: Oheim, nun schlagt Euch

Dreimal über den Rücken mit diesem Reischen und legt es,

Wie ichs Euch zeige, zur Erde und springet dreimal darüber;

Dann mit Sanftmut küsset das Reis und zeigt Euch gehorsam.

Solche Buße leg ich Euch auf und spreche von allen

Sünden und allen Strafen Euch los und ledig, vergeb Euch

Alles im Namen des Herrn, soviel Ihr immer begangen.

Und als Reineke nun die Buße willig vollendet,

Sagte Grimbart: Lasset an guten Werken, mein Oheim,

Eure Besserung spüren und leset Psalmen, besuchet

Fleißig die Kirchen und fastet an rechten gebotenen Tagen;

Wer Euch fraget, dem weiset den Weg, und gebet den Armen

Gern, und schwöret mir zu, das böse Leben zu lassen,

Alles Rauben und Stehlen, Verrat und böse Verführung,

Und so ist es gewiß, daß Ihr zu Gnaden gelanget.

Reineke sprach: So will ich es tun, so sei es geschworen!

Und so war die Beichte vollendet. Da gingen sie weiter

Nach des Königes Hof. Der fromme Grimbart und jener

Kamen durch schwärzliche fette Gebreite; sie sahen ein Kloster

Rechter Hand des Weges. Es dienten geistliche Frauen,

Spat und früh, dem Herren daselbst und nährten im Hofe

Viele Hühner und Hähne, mit manchem schönen Kapaune,

Welche nach Futter zuweilen sich außer der Mauer zerstreuten.

Reineke pflegte sie oft zu besuchen. Da sagt' er zu Grimbart:

Unser kürzester Weg geht an der Mauer vorüber;

Aber er meinte die Hühner, wie sie im Freien spazierten.

Seinen Beichtiger führt' er dahin, sie nahten den Hühnern;

Da verdrehte der Schalk die gierigen Augen im Kopfe.

Ja, vor allen gefiel ihm ein Hahn, der jung und gemästet

Hinter den andern spazierte, den faßt' er treulich ins Auge,

Hastig sprang er hinter ihm drein; es stoben die Federn.

Aber Grimbart, entrüstet, verwies ihm den schändlichen Rückfall.

Handelt Ihr so? unseliger Oheim, und wollt Ihr schon wieder

Um ein Huhn in Sünde geraten, nachdem Ihr gebeichtet?

Schöne Reue heiß ich mir das! Und Reineke sagte:

Hab ich es doch in Gedanken getan! O teuerster Oheim,

Bittet zu Gott, er möge die Sünde mir gnädig vergeben.

Nimmer tu ich es wieder und laß es gerne. Sie kamen

Um das Kloster herum in ihre Straße, sie mußten

Über ein schmales Brückchen hinüber, und Reineke blickte

Wieder nach den Hühnern zurück; er zwang sich vergebens.

Hätte jemand das Haupt ihm abgeschlagen, es wäre

Nach den Hühnern geflogen; so heftig war die Begierde.

Grimbart sah es und rief. Wo laßt Ihr, Neffe, die Augen

Wieder spazieren? Fürwahr, Ihr seid ein häßlicher Vielfraß!

Reineke sagte darauf: Das macht Ihr übel, Herr Oheim!

Übereilet Euch nicht und stört nicht meine Gebete;

Laßt ein Paternoster mich sprechen. Die Seelen der Hühner

Und der Gänse bedürfen es wohl, soviel ich den Nonnen,

Diesen heiligen Frauen, durch meine Klugheit entrissen.

Grimbart schwieg, und Reineke Fuchs verwandte das Haupt nicht

Von den Hühnern, solang er sie sah. Doch endlich gelangten

Sie zur rechten Straße zurück und nahten dem Hofe.

Und als Reineke nun die Burg des Königs erblickte,

Ward er innig betrübt; denn heftig war er beschuldigt.

Vierter Gesang

Als man bei Hofe vernahm, es komme Reineke wirklich,

Drängte sich jeder heraus, ihn zu sehn, die Großen und Kleinen,

Wenige freundlich gesinnt, fast alle hatten zu klagen.

Aber Reineken deuchte, das sei von keiner Bedeutung;

Wenigstens stellt' er sich so, da er mit Grimbart, dem Dachse,

Jetzo dreist und zierlich die hohe Straße daherging.

Mutig kam er heran und gelassen, als wär er des Königs

Eigener Sohn und frei und ledig von allen Gebrechen.

Ja, so trat er vor Nobel, den König, und stand im Palaste

Mitten unter den Herren; er wußte sich ruhig zu stellen.

Edler König, gnädiger Herr! begann er zu sprechen:

Edel seid Ihr und groß, von Ehren und Würden der Erste;

Darum bitt ich von Euch, mich heute rechtlich zu hören.

Keinen treueren Diener hat Eure fürstliche Gnade

Je gefunden als mich, das darf ich kühnlich behaupten.

Viele weiß ich am Hofe, die mich darüber verfolgen.

Eure Freundschaft würd ich verlieren, woferne die Lügen

Meiner Feinde, wie sie es wünschen, Euch glaublich erschienen;

Aber glücklicherweise bedenkt Ihr jeglichen Vortrag,

Hört den Beklagten so gut als den Kläger; und haben sie vieles

Mir im Rücken gelogen, so bleib ich ruhig und denke:

Meine Treue kennt Ihr genug, sie bringt mir Verfolgung.

Schweiget! versetzte der König: es hilft kein Schwätzen und Schmeicheln,

Euer Frevel ist laut, und Euch erwartet die Strafe.

Habt Ihr den Frieden gehalten, den ich den Tieren geboten?

Den ich geschworen? Da steht der Hahn! Ihr habt ihm die Kinder,

Falscher, leidiger Dieb! eins nach dem andern entrissen.

Und wie lieb Ihr mich habt, das wollt Ihr, glaub ich, beweisen,

Wenn Ihr mein Ansehn schmäht und meine Diener beschädigt.

Seine Gesundheit verlor der arme Hinze! Wie langsam

Wird der verwundete Braun von seinen Schmerzen genesen!

Aber ich schelt Euch nicht weiter. Denn hier sind Kläger die Menge,

Viele bewiesene Taten. Ihr möchtet schwerlich entkommen.

Bin ich, gnädiger Herr, deswegen strafbar? versetzte

Reineke: kann ich davor, wenn Braun mit blutiger Platte

Wieder zurückkehrt? Wagt' er sich doch und wollte vermessen

Rüsteviels Honig verzehren; und kamen die tölpischen Bauern

Ihm zu Leibe, so ist er ja stark und mächtig an Gliedern;

Schlugen und schimpften sie ihn, eh er ins Wasser gekommen,

Hätt er als rüstiger Mann die Schande billig gerochen.

Und wenn Hinze, der Kater, den ich mit Ehren empfangen,

Nach Vermögen bewirtet, sich nicht vom Stehlen enthalten,

In die Wohnung des Pfaffen, so sehr ich ihn treulich verwarnte,

Sich bei Nacht geschlichen und dort was Übels erfahren:

Hab ich Strafe verdient, weil jene töricht gehandelt?

Eurer fürstlichen Krone geschähe das wahrlich zu nahe!

Doch Ihr möget mit mir nach Eurem Willen verfahren,

Und, so klar auch die Sache sich zeigt, beliebig verfügen:

Mag es zum Nutzen, mag es zum Schaden auch immer gereichen.

Soll ich gesotten, gebraten, geblendet oder gehangen

Werden oder geköpft, so mag es eben geschehen!

Alle sind wir in Eurer Gewalt, Ihr habt uns in Händen.

Mächtig seid Ihr und stark, was widerstände der Schwache?

Wollt Ihr mich töten, das würde fürwahr ein geringer Gewinn sein.

Doch es komme, was will; ich stehe redlich zu Rechte.

Da begann der Widder Bellyn: Die Zeit ist gekommen,

Laßt uns klagen! Und Isegrim kam mit seinen Verwandten,

Hinze, der Kater, und Braun, der Bär, und Tiere zu Scharen.

Auch der Esel Boldewyn kam und Lampe, der Hase,

Wackerlos kam, das Hündchen, und Ryn, die Dogge, die Ziege

Metke, Hermen, der Bock, dazu das Eichhorn, die Wiesel

Und das Hermelin. Auch waren der Ochs und das Pferd nicht

Außen geblieben; daneben ersah man die Tiere der Wildnis,

Als den Hirsch und das Reh und Bokert, den Biber, den Marder,

Das Kaninchen, den Eber, und alle drängten einander.

Bartolt, der Storch, und Markart, der Häher, und Lütke, der Kranich,

Flogen herüber; es meldeten sich auch Tybbke, die Ente,

Alheid, die Gans, und andere mehr mit ihren Beschwerden.

Henning, der traurige Hahn, mit seinen wenigen Kindern

Klagte heftig; es kamen herbei unzählige Vögel

Und der Tiere so viel, wer wüßte die Menge zu nennen!

Alle gingen dem Fuchs zu Leibe, sie hofften, die Frevel

Nun zur Sprache zu bringen und seine Strafe zu sehen.

Vor den König drängten sie sich mit heftigen Reden,

Häuften Klagen auf Klagen, und alt und neue Geschichten

Brachten sie vor. Man hatte noch nie an Einem Gerichtstag

Vor des Königes Thron so viele Beschwerden gehöret.

Reineke stand und wußte darauf gar künstlich zu dienen:

Denn ergriff er das Wort, so floß die zierliche Rede

Seiner Entschuldigung her, als wäre es lautere Wahrheit;

Alles wußt er beiseite zu lehnen und alles zu stellen.

Hörte man ihn, man wunderte sich und glaubt' ihn entschuldigt,

Ja, er hatte noch übriges Recht und vieles zu klagen.

Aber es standen zuletzt wahrhaftige redliche Männer

Gegen Reineken auf, die wider ihn zeugten, und alle

Seine Frevel fanden sich klar. Nun war es geschehen!

Denn im Rate des Königs mit Einer Stimme beschloß man:

Reineke Fuchs sei schuldig des Todes! So soll man ihn fahen,

Soll ihn binden und hängen an seinem Halse, damit er

Seine schweren Verbrechen mit schmählichem Tode verbüße.

Jetzt gab Reineke selbst das Spiel verloren; es hatten

Seine klugen Worte nur wenig geholfen. Der König

Sprach das Urteil selber.

Назад Дальше