Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle - Kent Alexander 11 стр.


Bolitho erwiderte:»Nein. Aber wenn es so ware, wu?ten wir vielleicht mehr vom Geschehen.»

Farr stand auf und rulpste.»Guter Wein. Noch bessere Gesellschaft. Ich werde Sie jetzt Ihrer versiegelten Order uberlassen. Wenn die Depeschen von allen Admiralen der Welt zusammengebunden wurden, hatten wir genug, um den Aquator damit zu bedecken, das ist eine Tatsache! Zum Donnerwetter, manchmal meine ich, wir ersticken an Papier!»

Er stolperte aus der Kajute und lehnte Bolithos Angebot ab, ihn nach oben zu begleiten.»Wenn ich nicht allein fertig werde, ist es Zeit, da? man mir eine Ladung Blei verpa?t und mich uber Bord wirft!»

Bolitho setzte sich an den Tisch und offnete den Leinenumschlag, obwohl seine Augen hauptsachlich auf dem kleineren ruhten.

Die Befehle waren kurzer als gewohnlich. Da sie seeklar war, sollte die Korvette seiner Majestat,

Anker lichten und am nachsten Tag in aller Fruhe auslaufen. Sie wurde eine unabhangige Patrouille ausfuhren, ostlich zum Montauk Point an der Spitze von Long Island, und dann in Richtung Block Island bis zu den Auslaufern von Newport.

Er unterdruckte die aufsteigende Erregung und zwang sich, sich auf die sparlichen Erfordernisse der Patrouillenfahrt zu konzentrieren. Er sollte sich nicht mit feindlichen Kraften einlassen, au?er auf eigene Verantwortung. Seine Augen ruhten auf den letzten Worten. Wie ihn dies an Colquhoun erinnerte! So kurz, und doch beinhaltete es die ganze Problematik seiner Position, falls er falsch handelte.

Aber endlich konnte man etwas Direktes tun, nicht nur Blockadebrecher aufspuren oder einen schlauen Freibeuter suchen. Dies war franzosisches Gebiet, der Zipfel der zweitgro?ten Seemacht der Welt. Er sah, da? Konteradmiral Christie seine Unterschrift unter die krakelige des Flaggkapitans gesetzt hatte. Wie typisch fur diesen Mann. Ein Zeichen seines Vertrauens und der Reichweite seines Armes.

Er stand auf und klopfte an das Skylight.»Fahnrich der Wache!»

Er sah Bethunes Gesicht uber sich und rief:»Empfehlung an den Ersten Leutnant, ich mochte ihn sofort sehen. «Er machte eine Pause.»Ich dachte, Sie hatten eine fruhere Wache?»

Bethune schlug die Augen nieder.»Aye, Sir. Das stimmt, aber…»

Bolitho sagte ruhig:»In Zukunft gehen Sie Ihre Wachen wie festgelegt. Ich nehme an, Mr. Fowler hatte jetzt Wache gehabt?»

«Ich habe es mit ihm abgesprochen, Sir. «Bethune sah unsicher aus.»Ich schuldete ihm einen Gefallen.»

«Nun gut. Aber erinnern Sie sich an meine Befehle. Ich dulde keine pensionierten Offiziere auf diesem Schiff!»

Er setzte sich wieder. Es hatte ihm auffallen mussen, was vorging. Der arme Bethune war den Fowlers dieser Welt nicht gewachsen. Dann lachelte er trotz seiner Besorgnis. Er hatte gut reden.

Er schlitzte den zweiten Umschlag auf und stie? sich dabei am Tisch. Er las:

Der Brief war unterschrieben mit >Susannah Hardwicke

«Bitte entschuldigen Sie, da? ich nicht hier war, als Sie mich rufen lie?en, Sir. Ich war im Kabelgatt.»

Bolitho lachelte:»Sie haben wohl die Gelegenheit benutzt, um nach Faulholz zu suchen?»

Tyrell rieb sich das Bein.»Aye. Aber es ist alles in Ordnung. Das Schiff ist so gesund wie ein Fisch im Wasser.»

Bolitho ging zu den Wanten und beschattete seine Augen vor dem starken Licht. Die fernen Hauser verloren sich fast im Dunst, ihre Umrisse zitterten und verschwammen ineinander, als ob sie in der Hitze schmolzen.

Tyrell sah ihn fragend an.»Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?»

Bolitho beugte sich zu Bethune hinunter und nahm sein Fernrohr. Damit sah man auch nicht besser. Das Glas, das auf die

gerichtet wurde, war wahrscheinlich sehr stark. Langsam hob er den Arm und winkte.

Hinter ihm standen Tyrell und Bethune stocksteif, einer genauso besturzt uber das befremdliche Benehmen des Kapitans wie der andere.

Bolitho drehte sich um und bemerkte Tyrells Gesicht.»Hm. Ich habe gerade jemandem gewunken.»

Tyrell sah an ihm vorbei auf die vor Anker liegenden Schiffe und geschaftigen Hafenarbeiter.»Verstehe, Sir.»

«Nein, Jethro, das tun Sie nicht, aber macht nichts. «Er schlug ihm auf die Schulter.»Kommen Sie mit hinunter, dann werde ich Ihnen sagen, was wir zu tun haben. Ich vertraue Ihnen heute abend das Schiff an, da ich an Land essen werde. «Ein breites Grinsen ging uber das Gesicht des Leutnants.»Oh, ich

Tyrell murmelte:»Ein guter Seemann. Machte niemals Schwierigkeiten. Ich kenne ihn gut.»

Bolitho betrachtete den Schwimmer.»Ein Einheimischer?»

«Aye. Er kam vor einigen Jahren aus Newhaven. Jetzt hat er es getan, der arme Teufel. «Es lag kein Arger in Tyrells Stimme, hochstens Mitleid.

Bolitho horte, wie die Manner in seiner Nahe ihre Vermutungen uber die Chancen des Schwimmers au?erten. Es war weit zum Land.

Wahrend seiner Zeit auf See hatte Bolitho viele Deserteure gekannt. Oft hatte er Sympathie fur sie empfunden, auch wenn er ihre Taten fur falsch hielt. Nur wenige meldeten sich freiwillig zum harten Dienst auf einem Schiff des Konigs, vor allem da niemand mit Sicherheit wu?te, ob er seine Heimat wiedersehen wurde. Die Seehafen waren voll von den Zuruckgekehrten: Kruppel und Manner vor der Zeit gealtert. Aber bis jetzt hatte noch niemand einen besseren Weg gefunden, die Flotte zu bemannen. Sobald sie einmal gepre?t waren, akzeptierten die meisten Manner ihr Schicksal, man konnte sich sogar darauf verlassen, da? sie andere mit ahnlichen Methoden dazu bringen wurden. Die alte Seemannsregel:»Wenn ich hier bin, warum nicht auch er?«hatte auf Kriegsschiffen gro?e Bedeutung.

Dies war aber ein anderer Fall. Der Seemann Lockhart schien nichts Au?ergewohnliches zu sein, ein guter Arbeiter und selten verspatet auf Wache oder Station. Aber die ganze Zeit mu?te er an sein Heimatland gedacht haben, und der Aufenthalt in New York gab ihm den Rest. Auch jetzt, als er sich stetig an einem vor Anker liegenden Zweidecker vorbeiarbeitete, dachte er ohne Zweifel nur an sein Ziel: ein vages Bild von Haus und Familie, oder von Eltern, die fast vergessen hatten, wie er aussah.

Ein schwacher Knall wehte vom Bug des Zweideckers heruber, und Bolitho sah, wie ein rotberockter Seesoldat schon die zweite Kugel in seine Muskete rammte, fur einen weiteren Schu? auf den einsamen Schwimmer.

Ein argerliches Gemurmel kam von den Seeleuten der

Was sie auch von der Desertation des Mannes dachten oder uber den Mann selbst, es hatte nichts mit ihrer Reaktion zu tun. Er war einer der Crew und der Rotrock momentan ein Feind.

Yule, der Feuerwerker, brummte:»Dieser verdammte Ochse sollte selbst niedergeschossen werden, verfluchter Bastard!«Der Seesoldat scho? nicht mehr, sondern rannte zum Ende seiner kleinen Plattform, um den Schwimmer zu beobachten wie ein Raubvogel, der seiner Beute furs erste genug gegeben hat. Oder so sah es wenigstens aus. Als dann ein Wachboot um das Heck eines anderen Zweideckers herumkam, wu?te Bolitho, warum er sich nicht die Muhe gemacht hatte zu schie?en.

Das Langboot bewegte sich vorsichtig, die Riemen trieben es durch das glitzernde Wasser wie einen blauen Fisch. Im Heck sah er verschiedene Seesoldaten, auch einen Fahnrich mit Fernglas.

Yule bemerkte ernst:»Jetzt kann er nicht mehr entkommen. «Tyrell sagte:»Wir haben es nicht mehr in der Hand.»

«Aye.»

Bolitho fuhlte sich plotzlich elend, die Freude des Briefes war durch die Verzweiflung des Mannes verdorben worden. Niemand, der von einem Schiff des Konigs desertierte, konnte auf Gnade hoffen. Es war zu hoffen, da? er gehangt wurde, besser als durch die ganze Flotte ausgepeitscht zu werden. Es uberlief ihn kalt.

Wenn er gehangt wurde… Er starrte verzweifelt zum Gro?mast der

hinauf. Es gab keinen Zweifel daruber, wo die Hinrichtung stattfinden wurde. Sogar Christie mu?te darauf bestehen. Eine Warnung, die alle an Bord und auf den nachstliegenden Schiffen verstehen wurden. Bolitho versuchte, nicht auf das Wachboot zu blicken, wie es auf den kleinen, vorwartsstrebenden Kopf zufuhr.

Lockharts eigene Freunde, die treuen Seeleute der

wurden gezwungen werden, dabei zu sein, wenn ihm die Schlinge um den Hals gelegt wurde, ehe sie, und sie allein, den Befehl erhielten, ihn zur Rah hinaufzuziehen. Nach allem, was sie zusammen ausgehalten hatten, konnte diese ubelkeiterregende Handlung einen Keil zwischen Offiziere und Mannschaft treiben und zerstoren, was sie erreicht hatten.

Tyrell sagte atemlos:»Sehen Sie, Sir!»

Bolitho ergriff ein Fernglas und richtete es auf das Wachboot.

Er konnte gerade noch sehen, wie Lockhart Wasser trat und sich umdrehte, entweder um das Boot oder vielleicht die

anzusehen. Dann, als die Riemen das Boot zum Stillstand brachten und ein Soldat uber den Vordersteven schon nach dem Haar des Mannes griff, stie? er seine Hande weg und verschwand unter der Oberflache.

Niemand sprach, und Bolitho bemerkte, da? er den Atem anhielt, vielleicht genauso wie der Mann, der plotzlich verschwunden war.

Im allgemeinen waren Seeleute schlechte Schwimmer. Vielleicht hatte Lockhart einen Krampf bekommen. Jeden Augenblick wurde er in der Nahe auftauchen, und die Mannschaft des Wachboots wurde ihn an Bord hieven.

Sekunden, Minuten verstrichen, und dann nahm das Wachboot auf ein Kommando hin wieder seine langsame Patrouille zwischen den verankerten Schiffen auf.

Bolitho sagte ruhig:»Dafur danke ich Gott. Wenn er schon sterben mu?te, bin ich froh, da? es ohne Gewalt abging.»

Tyrell sah ihn trube an.»Das stimmt. «Er drehte sich mit plotzlichem Arger zu dem Feuerwerker um.»Mr. Yule! Schaffen Sie diese Gaffer von der Reling weg, oder ich finde eine harte Arbeit fur sie!»

Er war ungewohnlich verstort, und Bolitho fragte sich, ob er sein eigenes Schicksal mit dem des ertrunkenen Seemannes verglich. Er sagte:»Machen Sie einen Eintrag ins Logbuch, Mr. Tyrell.»

«Sir?«Tyrell sah ihn grimmig an.»Als Deserteur?»

Bolitho sah an ihm vorbei auf die Seeleute, die wieder zum Geschutzdeck gingen.

«Wir wissen nicht sicher, da? er desertieren wollte. Tragen Sie ihn als tot ein. «Er ging zum Niedergang.»Seine Verwandten mussen schon genug ertragen ohne die zusatzliche Schande.»

Tyrell sah ihn weggehen, sein Atem wurde langsam wieder normal. Es wurde Lockhart nichts nutzen. Er war au?erhalb jeder Reichweite. Aber Bolithos Befehl wurde gewahrleisten, da? sein Name nicht befleckt war, sein Verlust wurde eingetragen werden bei denen, die in der Schlacht gefallen waren, in Kampfen, an denen er selbst auch ohne Klage teilgenommen hatte. Es war nur ein kleiner Unterschied. Aber trotzdem wu?te er, da? nur Bolitho daran gedacht hatte.

Als Bolitho aus seiner Gig kletterte, war er erstaunt, eine hubsch bemalte Kutsche vorzufinden, die an der Pier auf ihn wartete. Ein livrierter Neger nahm seinen Dreispitz ab und verbeugte sich tief.

«Guten Abend, Sir. «Er offnete die Kutschenture mit einer einladenden Bewegung, wahrend Stockdale und die Mannschaft der Gig in schweigender Bewunderung zusahen.

Bolitho hielt inne.»Warte nicht, Stockdale. Ich werde mit einem Mietboot zum Schiff zuruckkommen.»

Er war in gehobener Stimmung und sich sehr wohl der beobachtenden Leute auf der Stra?e oberhalb der Pier bewu?t, eines neidischen Blickes von einem vorubergehenden Major der Seesoldaten. Stockdale fa?te an seinen Hut.»Wenn Sie es sagen, Sir. Ich konnte mit Ihnen kommen…»

«Nein. Ich werde euch morgen voll brauchen. «Er kam sich plotzlich rucksichtslos vor und zog eine Munze aus der Tasche.»Hier, kauf etwas Grog fur die Mannschaft der Gig. Aber nicht zuviel — aus Grunden der Sicherheit!»

Er kletterte in die Kutsche und sank in die blauen Kissen zuruck, als die Pferde mit einem Ruck zu ziehen begannen.

Mit dem Hut auf den Knien sah er die voruberhuschenden Hauser und Menschen an, Stockdale und das Schiff waren fur den Augenblick vergessen. Einmal, als der Kutscher in die Zugel griff, um einen schweren Wagen vorbeizulassen, horte er das weit entfernte Gerausch von Kanonendonner. Trotzdem war es schwierig, das ferne Geschutzfeuer mit den hellerleuchteten Hausern, den Liedfetzen aus den Tavernen in Verbindung zu bringen. Vielleicht probierte eine Abteilung der Armee ihre Geschutze aus. Aber viel wahrscheinlicher war ein nervoses Duell zwischen zwei Vorposten.

Es dauerte nicht lange, bis sie das Haus erreichten, und als Bolitho aus der Kutsche stieg, bemerkte er, da? auch andere Gaste ankamen. Er schalt sich wieder einen Narren, weil er sich vorgestellt hatte, da? er heute abend allein empfangen wurde.

Diener glitten aus dem Schatten, und wie durch Zauberei waren sein Hut und sein Bootsmantel verschwunden.

Ein Dienstmann offnete einige Turen und kundigte an:»Kapitan Richard Bolitho vom Schiff Seiner Majestat

Was fur ein Unterschied zum Empfang, dachte er. Als er in den schonen hohen Raum eintrat, war er sich des mit einem Hauch von Luxus und Intimitat gemischten Komforts bewu?t, der vorher gefehlt hatte.

Am Ende des Raumes lie? General Sir James Blundell ihn schweigend herankommen und sagte dann rauh:»Ein unerwarteter Gast, Bolitho. «Seine schweren Zuge entspannten sich etwas.»Meine Nichte sagte mir, da? Sie kommen wurden. «Er streckte die Hand aus.»Sie sind hier willkommen.»

Der General hatte sich sehr wenig verandert. Vielleicht war er etwas schwerer geworden, aber sonst der Alte. In einer Hand hielt er ein Brandyglas, und Bolitho erinnerte sich an seinen Aufenthalt an Bord der

an seine offensichtliche Verachtung fur die Manner, die ihn in Sicherheit gebracht hatten.

Etwas von ihrem ersten Zusammentreffen mu?te unter seinen Freunden bekannt geworden sein, denn erst nach Blundells Begru?ung wurde der Raum wieder lebendig, fullte sich mit Gelachter und Unterhaltung. Es schien, als ob sie alle abgewartet hatten, wie Blundell reagieren wurde. Bolithos eigene Gefuhle waren naturlich unwichtig. Man konnte ihm jederzeit bedeuten, wieder zu gehen.

Bolitho fuhlte Susannahs Hand auf seinem Arm, und als er sich umdrehte, sah er sie zu sich aufblicken und lacheln. Mit einem Nicken zu ihrem Onkel fuhrte sie ihn auf die andere Seite des Raumes, die Gaste wichen vor ihr zuruck wie vor einer koniglichen Hoheit.

Sie sagte:»Ich habe Sie heute an Bord gesehen. Danke, da? Sie gekommen sind. «Sie klopfte ihm auf die Armelaufschlage.»Ich finde, Sie waren eben wunderbar. Mein Onkel kann sehr schwierig sein.»

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