Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander 7 стр.


«Mr. Grubb meint, wir sind gegen Mittag bei Skagen, wenn der Wind uns treu bleibt.»

«Das nehme auch ich an. Wenn wir da sind, konnen Sie dem Geschwader signalisieren, da? es in Kiellinie ankern soll. «Bolitho nickte den Offizieren zu und ging nach achtern.

Herrick stie? einen Seufzer aus. Er neigte dazu, sich Sorgen zu machen, wenn Bolitho in der Nahe war, aber noch mehr Sorgen machte er sich, wenn er gegangen war.

Pascoe glitt herunter an Deck und holte sich seinen Hut zuruck. Er wollte gerade nach achtern gehen, als eine kleine Gestalt zwischen zwei Achtzehnpfundern hervortrat und ihn ansprach.»Verzeihung, Sir. «Es war Midshipman Penels.

«Ja?«Pascoe blieb stehen und betrachtete den Jungen. >War auch ich jemals so?

An Bord eines Kriegsschiffes war es praktisch unmoglich, sich zu einem vertraulichen Gesprach zuruckzuziehen. Au?er in der Kommandantenkajute und moglicherweise in der Arrestzelle, befand man sich immer in einer Menge.

Pascoe wu?te sehr wenig von dem neuesten Midshipman. Er kam aus Cornwall, und da hakte er ein.

Er sagte:»Sie sind aus Bodmin, glaube ich?»

«Ja, Sir. «Penels schaute sich um wie ein gefangenes Tier.»Da ist einer in Ihrer Division, Sir, mit dem ich zusammen aufgewachsen bin, zu Hause in England.»

Pascoe trat zur Seite, als eine Gruppe von Seesoldaten bei ihren komplizierten Einzelubungen vorbeistampfte.

Penels erklarte:»Er hei?t John Babbage, Sir, und wurde in Ply-mouth von einem Pre?kommando eingefangen. Ich wu?te es nicht, bevor wir in See waren. Er hat fur meine Mutter gearbeitet, nachdem mein Vater gestorben war, Sir. Er war gut zu mir, mein bester Freund.»

Pascoe schaute weg. Da konnte er sich nicht einmischen. Penels hatte zum Ersten Offizier oder zum Master gehen sollen. Aber er erinnerte sich an seine eigene Anfangszeit, an den langen, hungrigen Fu?marsch von Pensance nach Falmouth.

«Warum haben Sie sich an mich gewandt, Mr. Penels? Die Wahrheit!»

«Mein Freund sagt, Sie seien ein guter Offizier, Sir. Nicht so hart wie die anderen.»

Pascoe versuchte, sich ein Bild von dem unglucklichen Babbage zu machen: ein Junge mit einem scheuem Blick, eher in seinem als in Penels Alter.

«Nun, Mr. Penels, wir sind jetzt mit dem Geschwader in See. Waren Sie im Hafen zu mir gekommen, hatte ich vielleicht etwas tun konnen. «Er dachte an Wolfe und wu?te, es hatte auch dann kaum einen Unterschied gemacht. Ein Schiff brauchte so viele Manner, wie es bekommen konnte.

Wolfe war in mancher Hinsicht ein guter Offizier, aber es mangelte ihm an Verstandnis und Sympathie fur die Opfer der Pre?kommandos.

Es war hart fur Penels und seinen Freund aus Kindheitstagen. Da waren sie nun auf dem gleichen Schiff, ohne voneinander gewu?t zu haben, bevor sie sich auf See befanden, getrennt nicht nur durch Rang und Position, sondern auch durch des Schiffes eigene Geographie. Penels gehorte bei Segelmanovern zum achteren Mast, und seine Gefechtsstation war an den Neunpfundern auf der Schanz. Babbage gehorte zu seiner Mannschaft am Vormast. Er war jung und flink und wurde es bald lernen, wie die Toppsgasten aufzuentern; dann gehorte er — mit etwas Gluck — zur Aristokratie der Seeleute.

Pascoe horte sich selber sagen:»Ich werde sehen, was sich tun la?t. Aber ich kann nichts versprechen.»

Er wandte sich ab, da er die Dankbarkeit in Penels Augen nicht ertragen konnte.

Commander Matthew Veitch kam in Bolithos Kajute und sah sich neugierig um. Die eine Epaulette auf seiner linken Schulter, die er seinem Rang entsprechend trug, glitzerte fremd auf seinem abgetragenen Wachmantel. Veitch hatte fruher schon unter Bolitho gedient und wu?te, da? er keinen Dank dafur geerntet hatte, wenn er sich vor seinem Besuch auf dem Flaggschiff Zeit zum Umkleiden genommen hatte.

Bolitho sagte:»Setzen Sie sich, und erzahlen Sie mir alles.»

Es war ein sonderbares Gefuhl, wieder zu ankern. Die vier Linienschiffe lagen in enger Formation, die danische Kuste in Sichtweite achteraus. Die Fregatten patrouillierten noch, wie Wachhunde ruhten sie nur selten.

Auch die Korvette und ihre Prise lagen bei Skagen vor Anker. Diese Bucht war in den vergangenen Monaten zum allgemeinen Treffpunkt und Rastplatz der englischen Flotte geworden.

Veitch streckte die langen Beine von sich.»Unsere Prise ist ein Handelsschiff, Sir, die

Bolitho warf einen Blick zum Achterschott. Dahinter war Browne, der gut franzosisch sprach, eifrig dabei, die Schiffspapiere der

Herrick wandte sich beunruhigt von den Heckfenstern ab und sagte:»Hier stinkt etwas, Sir!»

Bolitho sah ihn an.»Denken Sie das gleiche wie ich, Thomas? Da? die Franzosen bei der Unzufriedenheit des Zaren ihre Hand im Spiel haben?»

Herrick erwiderte:»Da bin ich ganz sicher, Sir. Je mehr sie unter ihren Hut bekommen konnen, desto lieber ist es ihnen. Wir haben die ganze Welt gegen uns, wenn sie Erfolg haben.»

Die Tur ging auf, und Browne kam herein. Er hielt einen Brief in der Hand, das aufgebrochene Siegel schimmerte matt wie Blut. Er hob fragend die Augenbrauen.

«Was steht drin?«Bolitho wu?te, da? Browne niemals eine Information in Gegenwart anderer ohne seine Erlaubnis preisgegeben hatte.

«Er ist an einen Abgesandten der franzosischen Regierung in Kopenhagen gerichtet, Sir.»

Sie sahen einander an. Das roch nach verabredeter Zusammenkunft von Freunden und Feinden.

Browne fuhr in seinem unbewegten Ton fort:»Der Brief kommt vom Militarbefehlshaber in Toulon und ist uber Paris und Cherbourg gelaufen.»

Herrick konnte seine Ungeduld nicht mehr zugeln.»Machen Sie es doch nicht so spannend, Mann!»

Browne warf ihm nur einen kurzen Blick zu.»Die franzosischen Besatzungstruppen in Malta haben sich dem britischen Blockadegeschwader ergeben, Sir. Schon im vorigen Monat.»

Herrick schien verblufft.»Also eine gute Neuigkeit. Malta in unserer Hand, das hei?t, da? die Franzmanner im Mittelmeer kunftig vorsichtiger auftreten mussen.»

Browne verzog keine Miene.»Es durfte bekannt sein, Sir, da? Zar Paul von Ru?land sogenannter Gro?meister der Ordensritter von Malta ist. Als die Franzosen Malta seinerzeit eroberten, war er wutend. Der Brief erklart, da? die Franzosen dem Zar die Herrschaft auf Malta angeboten hatten; selbstverstandlich wu?ten sie genau, da? die Insel fruher oder spater in britische Hande fallen wurde.»

Herrick machte eine hilflose Geste.»Ich sehe noch immer nicht, wie wir da hineinpassen.»

Bolitho sagte ruhig:»Die Briten werden Malta nicht wieder aufgeben, Thomas. Die Insel ist zu wichtig fur uns, wie Sie selber eben feststellten. Die Franzosen haben also einen schlauen Zug getan. Was gabe eine bessere Gelegenheit, den Zaren und seine Freunde endgultig gegen uns aufzuhetzen? Wir und nicht die Franzosen stehen jetzt zwischen ihm und Malta. «Browne sagte:»Das ist genau der Sachverhalt, Sir.«»Offenbar wu?te Sir Samuel Damerum nichts davon. Wegen des schlechten Wetters ist die Neuigkeit nicht zu ihm gelangt. «Veitch rausperte sich.»Aber Sie haben den Brief, Sir. «Bolitho lachelte fluchtig.»Ich habe ihn, dank Ihnen.«»Werden Sie dementsprechend handeln, Sir?«Browne beobachtete ihn unbewegt.

Bolitho ging an die Fenster und starrte auf die vor Anker liegenden Schiffe.»Es ist niemand sonst hier. Ich glaube, je eher wir handeln, desto besser.»

Herrick sagte:»Das geht uber mein Verstandnis, Sir. «Bolitho kam zu einer ganzen Reihe von Entschlussen. Wahrscheinlich kam alles schon zu spat, denn Kuriere konnten Kopenhagen langst auf dem Landweg erreicht haben. Aber im gegenteiligen Falle wurde er von der Admiralitat keinen Dank fur langsames Vorgehen ernten.

«Rufen Sie meinen Schreiber. Ich werde Befehle fur die Brigg aufsetzen. Commander Veitch, Sie konnen ein Prisenkommando fur sie auswahlen. Ich mochte, da? sie schleunigst nach Great Yarmouth segelt. Wahlen Sie einen intelligenten Prisenkapitan, denn er mu? meinen Bericht auf dem schnellsten Weg nach London bringen. «Er sah Herrick an.»Ich werde meine Flagge auf

Benbow

Herrick sah ein, da? er geschlagen war.»Und wann werden Sie starten?»

«Ich hoffe, noch vor Anbrach der Dunkelheit an Bord der

Browne zuckte mit den Achseln.»Einerseits teile ich die Besorgnis des Flaggkapitans, Sir. Ich kenne Ihren Werdegang und habe von vielen Ihrer fruheren Unternehmungen mit Bewunderung gelesen. «Er sah Bolitho gerade ins Auge.»Genau wie Kapitan Herrick kenne auch ich Sie als kampfenden Seemann, nicht als Diplomaten.»

Bolitho erinnerte sich an seinen Besuch auf Damerums Flaggschiff. Er hatte es eigenartig gefunden, da? Damerum nicht selber die Initiative ergriff. Er war ein angesehener alterer Flaggoffizier. Viele Leute hatten es von ihm erwartet, ja gefordert.

Browne setzte ruhig hinzu:»Aber man hat Ihnen jetzt wenig Spielraum gelassen, Sir. Ich wurde Ihnen nur raten, und zwar aus meiner Kenntnis von Sir George Beauchamp heraus, recht behutsam vorzugehen. Sieger zu sein, ist leicht, aber ein Sundenbock ist oft noch leichter gefunden.»

Herrick kam zuruck und massierte sein Hande. Er sah verfroren aus.

Bolitho nickte.»Das war sehr aufmerksam, Thomas. Ich denke, auch Kapitan Neale wird dem zustimmen.»

Herrick seufzte.»Kapitan Neale. «Er schuttelte den Kopf.»Ich sehe ihn immer noch als fettbeschmierten Cherubim, den wir durch das Luftrohr schoben.»

Bolitho sammelte seine Gedanken. Sie waren zu oft davonge-schossen wie ausrauschende Leinen, die sich dann plotzlich in ihren Blocken verhedderten. Was Browne gesagt hatte, war vernunftig.

«Schon, Yovell, schreiben Sie, was ich diktiere!»

Herrick fragte im Fortgehen:»Welcher Leutnant, Sir?»

«Mr. Pascoe. «Er lachelte.»Aber ich glaube auch, das haben Sie bereits vorgesehen.»

IV Die Ajax

Allday und Ozzard trugen eine kleine Seekiste mit Bolithos Kleidern und Privatsachen und setzten sie in der Kajute der

Neale hatte sich nicht allzusehr verandert. Er war nun lediglich eine etwas gro?ere Ausgabe des pausbackigen Seekadetten, wie Herrick ihn beschrieben hatte. Aber er besa? seinen Rang und seinen Posten zu Recht, weil er seine fruhen Erfahrungen gut anzuwenden gewu?t hatte.

Bolitho antwortete:»Es weckt Erinnerungen, Captain Neale. Einige schlechte, aber noch mehr gute.»

Er sah, da? Neale verlegen von einem Fu? auf den anderen trat, weil er wieder an Deck wollte.

«Machen Sie ruhig weiter, Captain. Bringen Sie Ihr Schiff in Marsch, und sehen Sie zu, da? wir so weit vorankommen wie moglich. Der Master der

Vom Achterdeck horte Bolitho laute Kommandos.»Setzen Sie sich in Bewegung, Mr. Pickthorn! Schicken Sie Leute an die Brassen, und zwar schnell, wenn's recht ist! Und wenn wir vom Ankerplatz weg sind, mochte ich, da? die Bramsegel gesetzt werden!»

Fu?e trampelten uber das Deck, und Bolitho fuhlte, wie der Boden der Kajute sich neigte, als die

Tempest,

Allday murmelte:»Wir sind querab von der

Bolitho nickte.»Dann ankern wir eben. Wenn der Nebel schlecht fur uns ist, wird er auch andere daran hindern, sich zu bewegen.»

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