Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander 27 стр.


Er zog die Offiziere zur Seite.»Mr. Quince, Sie halten die Umgebung besetzt, wahrend ich die Geschutzstellung sturme. Mr. Lang wird die Stra?e zur Stadt sichern und verhindern, da? jemand kommt oder geht.»

Lang fragte:»Und die Midshipmen, Sir?»

«Sie halten die Verbindung zwischen uns. «Er sah alle der Reihe nach an.»Wenn ich falle, ist es Mr. Quinces Pflicht, die Aufgabe zu Ende zu fuhren. Wenn wir beide getotet werden, ubernehmen Sie, Mr. Lang.»

Allday erschien aus dem Dunkel.»Alles bereit, Captain.»

«Gut, meine Herren. Wir haben genug Zeit mit Worten verschwendet.»

Quince uberprufte die Pistolen in seinem Gurtel und fragte:»Und was wird aus den Booten, Sir?»

«Wir lassen sie versteckt. Wenn wir die Batterie einnehmen, konnen wir sie vielleicht spater bergen. «Er wendete sich ab.»Wenn nicht, werden sie wie wir verrotten.»

Ohne ein weiteres Wort begann er, den Abhang zu ersteigen, und wahrend Quinces Kundschafter im Dunkel verschwanden, folgten die Matrosen im Gansemarsch.

Bolitho fragte sich, was die feindlichen Posten denken wurden, wenn sie die Matrosen auf sich lossturmen sahen. Wild, zerlumpt und schlammbedeckt, mu?ten sie auch die Tapfersten in Schrecken versetzen.

Es hatte fast der Gewalt bedurft, um die Leute davon abzuhalten, sich als erstes zu waschen, nachdem sie sich von den morderischen Strapazen ihrer Fahrt durch den Sumpf etwas erholt hatten. Anders als manche Landbewohner, versuchten Matrosen immer, sich sauber zu halten, gleichgultig, wie sparlich ihre Wasservorrate oder wie primitiv die Bedingungen waren.

Er blickte nach rechts und sah Quinces dunne Marschkolonne den Abhang hinaufsteigen. Schon konnte er einzelne Gestalten ausmachen, geschulterte Musketen und das gefahrliche Funkeln der aufgepflanzten Bajonette. Quince, der zu ihm herubersah, hob den Arm, um zu zeigen, da? auch er verstand, wie wichtig Eile war, da die Dammerung so dicht bevorstand.

Einer der Kundschafter kam den Abhang herab. Die Muskete hoch uber den Kopf gehoben, hupfte er von Fels zu Fels, als ob er es sein Leben lang getan hatte.

«Alles klar, Sir«, meldete er. Er deutete auf die geschwungene Hohe, wo die ersten schwachen Sonnenstrahlen bereits die Schatten vertrieben und das rauhe Strauchwerk und den steinigen Boden mit Farbe uberhauchten.

Bolitho erkannte in dem Kundschafter den Matrosen mit dem Narbengesicht, der ihm das Leben gerettet hatte.»Das haben Sie gut gemacht.»

Er winkte Lang und sah, wie der seine Gruppe nach rechts den Berg hinauffuhrte. Zu Allday sagte er:»Lassen Sie die Leute hier warten. Ich gehe vor, um mich umzusehen. «Mit dem hageren Seemann an seiner Seite eilte er das letzte Stuck hinauf und lie? sich oben fallen. Er griff nach dem kleinen Teleskop und studierte die Bucht, die sich unten in atemberaubender Schonheit ausbreitete. Rechts ragte der spitze Berg auf, den Pascoe aus dem Sumpf gesichtet hatte. Der Steilhang und die Flanken schimmerten im blassen Sonnenlicht wie eine polierte Pfeilspitze. Die Stadt an seinem Fu? lag noch im Schatten, und Bolitho richtete das Glas auf die offene See und die Schiffe, die wie bisher vor der Einfahrt zur Bucht verankert lagen.

Der Matrose hob den Arm.»Dort sind die Kanonen, Sir.»

Bolitho senkte das Glas und stutzte es auf einen Fels. Die schweren Geschutze, sieben im ganzen, standen dicht am Rand der Klippen. Ihre Rohre hoben sich scharf von den weit unten anrollenden Schaumkopfen der Wellen ab. Es war tatsachlich ein gro?er, naturlicher Sattel, und wo der nachste Berg sich vor dem Ende der Landzunge erhob, konnte er eine Reihe blasser Zelte erkennen, vor der ein einzelner Posten patrouillierte. Die Stra?e zur fernen Stadt war von dieser Stelle aus nicht zu sehen, aber Bolitho vermutete, da? der Posten fur seinen Kameraden auf der anderen Seite gut sichtbar war.

Steine klapperten laut, und Midshipman Carlyon kletterte neben ihm herauf.»Mr. Langs Respekt, Sir, und seine Leute sind oberhalb der Stra?e in Stellung gegangen. «Er spahte zu den Kanonen hinunter und schauderte.»Auf seiner Seite befindet sich nur ein Wachtposten, Sir.»

Bolitho richtete das Glas auf den Posten hinter der Reihe Zelte. Was, um Himmel willen, hielt Quince auf?

Er blinzelte heftig und korrigierte die Einstellung seines Glases. Einen Augenblick glaubte er, Opfer einer optischen Tauschung zu sein. Eben noch schlenderte der Posten am Rand der Klippe entlang, die Hande tief in den Taschen, das Kinn nachdenklich auf der Brust. Dann verschwand er wie durch Zauber. Bolitho wartete noch ein paar Sekunden, dann sah er etwas Wei?es uber einem niedrigen Ginstergebusch: das Signal. Der ungluckliche Posten brauchte sich uber den kommenden Tag und auch uber spatere keine Gedanken mehr zu machen.

Bolitho sagte knapp:»Melden Sie Mr. Lang, da? wir sofort angreifen. »

Als der erschrockene Midshipman bergab rannte, drehte Bolitho sich nach Allday um und winkte:»Folgt, mir, Jungs. Keinen Laut und keinen Schu?, ehe ich's befehle.»

Als die Sonne dann uber den fernen Bergen auftauchte, sturmte er zur Batterie hinunter, den Sabel in der Faust und den Blick fest auf die stillen Zelte gerichtet.

Auf dieser Seite war der Berg viel steiler als erwartet, und als Bo-litho immer schneller rannte, hatte er das Gefuhl, vornuberzusturzen. Hinter ihm wurde es lauter. Angste und Spannung wichen einer wilden Erregung, die nicht einmal durch Drohungen unterdruckt werden konnte; aus dem Augenwinkel bemerkte er einen Matrosen, der ihn bereits einholte und der das gesenkte Bajonett wie eine Pike vor sich hielt, wahrend er in vollem Lauf an der Spitze seiner Kameraden vorsturmte.

Irgendwo in der Ferne knallte eine Pistole. Der Knall war uber dem Stampfen und Keuchen nur schwach zu horen gewesen. Doch gerade, als Bolitho uber ein paar gezackte Felsbrocken sprang, tauchte aus einem Zelt ein Mann auf und blieb stocksteif stehen, wie zu Stein erstarrt.

Dann machte er auf dem Absatz kehrt, ri? die Zeltklappe auf und brullte:

Bolitho sah einen seiner Leute auf ein Knie sinken und mit seiner Muskete auf einen franzosischen Soldaten zielen, der nicht nur die Hande erhoben hatte, sondern nur wenige Schritte vor der Mundung stand, auf die er wie ein hypnotisiertes Kaninchen starrte. Mit der flachen Klinge schlug Bolitho dem Mann den Arm zur Seite, der die Muskete unglaubig fallen lie?.»Spar' deine Munition!«schrie er ihn an. Und als der Matrose hinter den anderen herstolperte, deutete er auf den Offizier, der allein, mit dem Rucken zur See, am Rand der Klippe stand und seinen Degen fest in der Faust hielt.

«Die Waffen nieder!«Bolitho sah ihn kurz zogern, doch dann trat plotzlich Wut auf sein Gesicht, und mit einem Schrei sturzte er sich mit hocherhobener Klinge, die in der Sonne golden funkelte, Bo-litho entgegen.

Das Klirren des Stahls schien den Angriff zum Halten zu bringen. Selbst die Matrosen senkten ihre Waffen, als ob sie von der verzweifelten Tapferkeit eines Einzelnen gebannt waren.

Bolitho spurte den Atem seines Gegners im Gesicht. Griff an Griff verhakten sie ihre Waffen und taumelten gegen eins der schweren Geschutze. Ihre Fu?e wirbelten Staub auf, wahrend sie einander bedrangten und einen Vorteil zu gewinnen suchten. Er drehte die Schulter und stie? mit aller Kraft zu. Sein Gegner taumelte zuruck, doch er ri? gleichzeitig die Klinge hoch, um seinen Hals zu schutzen.

Durch die Zahne keuchte Bolitho:»Ergeben Sie sich, verdammt noch mal!»

Doch der Franzose schien nur noch wutender zu werden. Mit frischer Kraft sprang er in einem neuen Ausfall vor. Bolitho parierte und schlug die Klinge des Gegners zur Seite, hielt inne, doch als der andere gegen das machtige Rad der Kanone taumelte, sprang er vor und stie? zu. Er spurte, wie Stahl gegen Rippen traf, und dann folgte ein letzter Sto?, der seinem Gegner mit einem Aufschrei die Luft aus den Lungen trieb.

Bolitho starrte einige Sekunden lang die leblose Gestalt an, die an dem Rad lehnte.»Narr!«Er blickte auf den Degen in seiner Hand, die gerotete Klinge.»Tapferer Narr!»

Allday kam an seine Seite. Das schwere Entermesser pendelte wie ein Spielzeug in seiner Hand.»Gut gemacht, Captain. «Er zog den Toten von dem Geschutz fort und stie? ihn uber die Klippe.»Einer weniger, der uns Arger machen kann.»

Bolitho steckte den Sabel weg. Es uberraschte ihn, da? seine Hand so ruhig war, da doch jede Faser seines Korpers unkontrollierbar zu zittern schien.

Schwerfallig sagte er:»Hoffentlich sterbe ich ebenso tapfer, wenn meine Zeit da ist.»

Quince kam keuchend an den Gefangenen vorbei und grinste ihn an.»Nicht einen Mann verloren, Sir. Es sind nur zwanzig Gefangene, und die zu bewachen wird uns keine Schwierigkeiten machen. «Besorgt sah er Bolitho an.»Fuhlen Sie sich nicht wohl, Sir?»

Bolitho blickte uberrascht auf.»Doch, danke. Aber mir ist ein Gedanke gekommen.»

Quince leckte sich die Lippen, als von den verankerten Schiffen ein Trompetensignal heraufklang.»Wir haben nicht lange Zeit, Sir. Die Froschfresser werden Boote mit mehr Leuten an Land schik-ken, als wir abwehren konnen.»

Bolitho horte nicht auf ihn.»Etwas, das Sie fruher gesagt haben, Mr. Quince…»

«Was ich gesagt habe, Sir?»

«Sie bemerkten, da? das Geschwader einen schweren Stand haben wurde, selbst wenn diese Batterie ausfiele.»

Quince hob die Schultern.»Nun, Sir, wenn ich das gesagt habe, dann tut es mir leid, falls es Ihnen Sorgen machen sollte. «Er schuttelte bewundernd den Kopf.»So, wie Sie uns hierhergefuhrt und diese verdammten Geschutze genommen haben, werde ich dankbar sein, wenn wir uns damit begnugen.»

Bolitho trat an den Rand der Klippen.»Es genugt nicht. Die

Quince nickte grimmig.»Ich wei?, Sir. Schade, da? die Asche kalt ist. Wir konnten eins oder auch zwei von

Shambler sah ihn an.»Aye, aye, Sir.»

In diesem Augenblick erschien Fox, der Feuerwerksmaat, an seiner Seite. Es war ein drahtiger, kleiner Mann, der an sein Namenstier, den Fuchs, erinnerte.

«Nun, Mr. Fox. «Bolitho beobachtete gespannt, wie die ersten Boote auf das Ufer zusteuerten.»Machen Sie die Geschutze feuerbereit und nehmen Sie sich das zweite Schiff zum Ziel.»

Fox salutierte und sagte dann rauh:»Ich kann auch die Esse in Gang bringen, Sir. Dauert nur eine halbe Stunde. «Er lachte verhalten.»Mein Vater war Schmied, bei dem habe ich gelernt, wie man eine Glut schnell anfacht, Sir.»

Bolitho spurte, wie die Erregung in ihm wuchs. Ob PelhamMartin kam oder nicht, es sollte nicht alles vergeblich gewesen sein, wenn er es verhindern konnte.

Er rief:»Sagen Sie Mr. Lang, er soll die Stra?e halten. Mit dem Abgrund auf der einen Seite und seinen Leuten auf der anderen durfte das nicht allzu schwer sein.»

Er zwang sich, langsam zum Rand der Klippe vorzugehen, und blickte auf die Boote tief unten.

Fox rief ihm zu:»Feuerbereit, Sir!«Angespannt und konzentriert kauerte er hinter dem nachststehenden Geschutz.

Bolitho erwiderte:»Geben Sie einen Probeschu? ab!»

Fox sprang zur Seite und hielt seine Lunte ans Zundloch. Die Detonation hallte von den Berghangen wider, scheuchte Hunderte von

Vogeln auf, die flatternd und kreisend ein kreischendes Konzert auffuhrten.

«Zu kurz. «Fox grinste vergnugt. Verglichen mit dem schwankenden Batteriedeck eines Schiffs, war das hier ein Kinderspiel. Er trieb seine Leute an.»Handspaken ran. Rohr nach rechts. «Er tanzelte hinter dem Verschlu?, wahrend die anderen noch auswischten und neu luden.»Langsam! Das reicht. «Mit unverhohlener Ungeduld wartete er, da? die Ladungen festgerammt wurden.»Gut so. Jetzt volle Erhohung!«Er schuttelte vor dem schwitzenden Gesicht eines Matrosen die Faust.»Langsam, Junge, langsam!»

Wieder senkte er die Lunte, und mit einem Auf brullen schlug das Geschutz im Rucksto? gegen den harten Fels. Uber der Klippe stieg Pulverqualm in braunen Wolken auf.

«Zu weit. «Fox rieb sich die Hande.»Der nachste sitzt.»

Quince trat neben Bolitho. Sie beobachteten, wie erst das eine Boot und gleich darauf das zweite innehielt, kehrtmachte und zu den Schiffen zuruckruderte.»Die haben meinen Rauch entdeckt. «Er lachte zufrieden.»Und was jetzt, Sir?»

Bolitho konnte sich den Schrecken an Bord der verankerten Schiffe gut vorstellen. In ihrer gegenwartigen Situation beschossen zu werden, war schon gefahrlich genug, aber ein Bombardement mit gluhenden Kugeln war zuviel; jeder Kommandant mu?te alles daran setzen, um so schnell wie moglich au?er Schu?weite zu kommen.

Fox trat zuruck.»Feuer!«Er rannte zum Rand der Klippe und beschattete die Augen, um die Flugbahn zu verfolgen.

Hoch aufspritzendes Wasser neben dem Heck des zweiten Schiffes zeigte den Aufschlag an; Bolitho vermutete, da? er dicht bei der Wasserlinie gelegen hatte.

Fox schien uber ungeahnte Energie zu verfugen.»Alle Geschutze neu richten!«Er eilte von Kanone zu Kanone, blickte zu der ersten zuruck, um sich zu vergewissern, da? er eine gutgezielte Salve abgab.»Feuer!«Die Reihe der Geschutze rollte im selben Augenblick zuruck, und um das Ziel herum spritzten Fontanen auf.

«Captain, Sir!»

Bolitho drehte sich um und sah Pascoe hinter sich, der heftig nach Luft rang. Er mu?te den ganzen Weg von der Stra?e herauf gerannt sein.

«Was gibt's, Junge?»

«Mr. Lang la?t melden, da? auf der Stra?e von der Stadt her Soldaten anmarschieren. Sie sind noch ungefahr zwei Meilen entfernt, kommen aber sehr schnell naher. «Er blickte zu den Schiffen hinunter, als ob er sie zum erstenmal sahe.

«Wie viele sind es, Mr. Pascoe?«fragte Quince.

Der Junge hob die Schultern.»Mehrere Hundert, Sir.»

Bolitho sah Quince an.»Ob Franzosen oder Spanier, kann uns gleichgultig sein. Sie wollen uns an den Kragen, und Mr. Lang kann nicht mehr tun, als ihren Angriff einige Minuten aufzuhalten. «Er zog seine Uhr.»Wo, zum Teufel, bleiben nur unsere Schiffe?»

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