Der Offizier grinste.»Sie sind ein Feuerkopf, das mu? man Ihnen lassen. «Und zu der Teerjacke:»Pa? gut auf, Jorgens. Der geringste Widerstand, und du nimmst dich seiner an, klar?»
Die Tur schlo? sich, und der Matrose sagte:»Der Kapt'n will Sie sprechen, wenn Sie fertig sind. «Er leckte sich die Lippen.»Er halt Fruhstuck fur Sie bereit. «Die Behandlung schien ihn zu erstaunen.
Wahrend Bolitho sich rasierte, rasten ihm hundert Gedanken durch den Kopf. Vielleicht sollte er tun, was der Offizier angedeutet hatte. Ein Schnitt in die Halsschlagader, und sie gingen leer aus, hatten weder ein bereitwilliges Opfer noch eine Quelle moglicher Information. Er erinnerte sich an Herricks Gesicht, als er zu ihm gesagt hatte: >Hier drau?en kann man durch mangelnde Information den ganzen Krieg verlieren.
Er wischte das Rasiermesser ab und legte es auf die Seekiste. Nein, das Leben war mehr als die personlichen Hoffnungen eines Einzelnen. Er zog die Uniform zurecht und schob das dunkle Haar aus der Stirn.»Ich bin bereit«, sagte er kuhl.»Vielleicht zeigen Sie mir den Weg.»
Er folgte dem Matrosen durch den Gang. Das Tageslicht zeigte ihm noch mehr Zeugen des kurzen Gefechts: geknickte Holzer, durch Behelfsbalken gestutzt, und vielsagende rote Flecken, die selbst wochenlangem Schrubben getrotzt hatten.
Ein bewaffneter Matrose trat beiseite und offnete die Tur zur Kapitanskajute. Bolitho betrat den einst vertrauten Raum. Die Morgensonne flutete durch die Heckfenster, und die tanzenden Reflexe blendeten ihn. Der Kapitan der
Er wartete. Seine Beine pa?ten sich automatisch dem leichten Stampfen und Rollen des Schiffes an. Die Kugeln der
hatten selbst hier eingeschlagen, wie Bolitho sah. Lange kann die
«Willkommen an Bord der
«Es war unvermeidlich«, sagte sein Bruder langsam.»Aber ich hoffte, da? es auf andere Art geschehen wurde. Und vielleicht an einem anderen Ort.»
«Wei?t du, was du getan hast?«horte Bolitho sich fragen.»Was das fur Vater bedeutet?«Er stockte, war unfahig, die Tatsache hinzunehmen, da? sie Kinder desselben Vaters waren.»Dann hast du also bei dem Gefecht im vorigen Monat die
Wir wollten gerade zum Endsto? ansetzen, da sah ich dich durch mein Glas. «Er verzog das Gesicht, als er sich den Augenblick zuruckrief.»So drehte ich ab. Du hast an diesem Tag Gluck gehabt, mein Junge.»
Bolitho versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und sagte kurz:»Willst du andeuten, da? meine Anwesenheit deinen Entschlu? bestimmte?»
«Dachtest du, du hattest gesiegt, Richard?«Hugh Bolitho betrachtete seinen Bruder irgendwie belustigt.»Trotz des Kettenbeschusses hatte ich die
nehmen konnen, das kannst du mir glauben. «Er zog die Schultern hoch, ging zum Tisch und blickte auf den Degen.»Es brachte mich aus der Fassung. Ich wu?te nicht, da? du nach Westindien zuruckgekehrt warst.»
Bolitho sah die grauen Strahnen im Haar seines Bruders und die Falten um seinen Mund. Hugh war nur vier Jahre alter, aber es hatten zehn Jahre zwischen ihnen liegen konnen.»Nun, jetzt bin ich also dein Gefangener«, sagte er.»Was hast du mit mir vor?»
Hugh Bolitho wich einer direkten Antwort aus. Statt dessen griff er nach dem Degen und hielt ihn gegen die Sonne.
«Uberrascht dich das?»
Hugh Bolitho legte den Degen auf den Tisch und schob die Hande tief in die Taschen seines einfachen blauen Rocks.»Ich war auf diese Begegnung nicht aus, Richard. Denke, was du willst, aber du wei?t so gut wie ich, da? die Dinge hier drau?en zu schnell abrollen, um Gefuhle walten zu lassen. «Er sah seinen Bruder an.»Als ich dich auf dem Deck stehen sah, wahrend deine armselige Mannschaft auseinanderfiel, konnte ich es einfach nicht uber mich bringen, den Kampf zu Ende zu fuhren. «Er hob unbestimmt die Hand.»Ganz wie fruher, Richard. Es ist mir nie leichtgefallen, dir etwas wegzunehmen, was deiner Meinung nach dir gehorte.»
«Trotzdem hast du es immer getan, nicht wahr?«erwiderte Bolitho gelassen.
«Die Zeiten sind vorbei. «Er deutete auf eine Seekarte.»Wir segeln nach St. Kitts. Bis zum Abend werden wir unter Land sein. «Er bemerkte den Zweifel in Bolithos Augen.»Ich lese in dir wie in einem Buch, Richard. Noch immer das alte Mi?trauen. «Er lachte.»St. Kitts ist von unseren Verbundeten genommen worden. Sir Samuel Hood hat sich zuruckgezogen, um seine Wunden zu lecken. «Er schwenkte die Hand uber die Karte.»Es wird bald vorbei sein. Ob eure Regierung es nun glaubt oder nicht, Amerika wird eine unabhangige Nation werden, vielleicht eher, als man denkt.»
Bolithos Finger krampften sich hinter seinem Rucken ineinander. Wahrend er hier mit der Vergangenheit konfrontiert wurde, ging seine Welt in Stucke. St. Kitts verloren! Vielleicht sammelten sich die Franzosen schon anderswo zum Angriff. Aber wo? Sie konnten fast jede karibische Insel wahlen.
«Falls du etwas vorhast, um meine Plane zu storen, dann spar dir die Muhe, Richard. Fur dich ist der Krieg aus. «Hugh
Bolitho klopfte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.»Es sei denn… «»Es sei denn — was?»
Hugh Bolitho kam um den Tisch herum und sah seinen Bruder fest an.»Es sei denn, du sto?t zu uns, Richard. Die Franzosen geben etwas auf mich. Ich glaube bestimmt, da? sie dir ein Schiff anvertrauen wurden. Nach deinem Wagestuck auf Mola konnen sie dir Mut und Zielstrebigkeit ganz gewi? nicht absprechen. «Er lachelte bei dem Gedanken, der ihm durch den Kopf ging.»Vielleicht sogar die
Er beobachtete seinen Bruder, der keine Miene verzog, und ging dann zum Fenster.»Diese Gewasser gehoren jetzt uns. Unsere Nachrichten stammen aus vielen Quellen, von Fischern, Handelsbooten, sogar Sklavenschiffen. Da St. Kitts gefallen ist, werden sich eure Schiffe nach Suden auf Antigua zuruckziehen, ja noch weiter. Hier gibt es nicht mehr viele Patrouillenschiffe. Zu kostspielig fur euren Admiral, nicht wahr?«Er lachelte.»Vielleicht nur noch ein Schiff: ein einziges.»
Bolitho dachte an die
und versuchte sich vorzustellen, was Vibart tun wurde.
«Dein Schiff, Richard, die
Wir brauchen jede Fregatte, die wir bekommen konnen, wie die Seestreitkrafte aller anderen Lander auch. Ich habe dafur gesorgt, da? dein Admiral, dieser bombastische Narr Sir Robert Napier, uber unsere Bewegungen informiert wurde. Dein Erfolg auf Mola ist ihm bestimmt so zu Kopf gestiegen, da? er der
Order geben wird, uns aufzuspuren. Der Admiral wird bestimmt alles daransetzen, den Verlust der Andiron zu rachen, nicht wahr?»
«Du mu?t verruckt sein. «Bolitho sah seinen Bruder kalt an.
«Verruckt? Kaum, Richard. Ich habe deine Leute verhort. Sie haben mir berichtet, wie ihr Schiff von Admiral Napier bestraft wurde, weil es die
«Dann tut mir eure Nation leid«, sagte Bolitho ruhig.»Wenn ihre Existenz von Verratern abhangt, wird sie einen schwierigen Kurs steuern mussen.»
Sein Bruder blieb gelassen.»Verrater oder Patrioten, das hangt vom Standpunkt ab. Wie dem auch sei, heute abend wird die
Phalarope
ich
diesmal vor die Kanonen kommt, wird mich nichts aufhalten.»
«Wir werden sehen.»
«In der Tat, das werden wir. «Hugh Bolitho trat an seine Karte.»Wenn ich die Stimmung deiner Leute richtig einschatze, Richard, werden sie bald den Befehlen der
Andiron
X Die rote Flanelltasche
Richard Bolitho kam jeder Tag der Gefangenschaft langer vor als der voraufgegangene, und die tagliche Routine an Bord der
Andiron
Von dem ihm zugewiesenen Platz an Deck sah er Belsey duster neben Farquhar auf einem Lukendeckel sitzen. Beide starrten uber das leere Meer. Sie warten, dachte er bitter, wie jeder andere an Bord. Sie warten und fragen sich, wann die
auftauchen und in die Falle gehen wird. Ihm fiel auf, da? Belsey eine neue Bandage um den Arm trug, und rief sich den ersten, aber nur kleinen Triumph zuruck, als ihm nach dem Gesprach mit seinem Bruder gestattet worden war, mit den beiden zusammenzusein.
Es war ersichtlich, da? sie inzwischen erfahren hatten, wer der Kapitan der
Er versteckte ihn unter seinem Bettzeug. Doch ein qualvoller Tag verstrich nach dem anderen, und er beurteilte den Besitz einer so geringfugigen Waffe nicht mehr so hoffnungsvoll. Von seinem Bruder hatte er wenig gesehen und war dankbar dafur. Einmal hatte er beobachtet, wie er in der Gig an Land gepullt wurde. Und einige Male hatte er ihn zu den Wanden des
Vorgebirges hinaufstarren sehen, die hinter dem verankerten Schiff aufragten. Bolitho grubelte wieder und wieder uber ihre einzige Unterhaltung in der Heckkajute nach, bis er Bedeutungen hineinlegte, die gar nicht vorhanden gewesen waren. Doch eins stand fest: Hugh Bolitho bluffte nicht. Das hatte er nicht notig.
Die
Andiron
Andiron
Naturlich brauchte das angreifende Schiff nicht die
zu sein. Doch Bolitho verwarf diesen Gedanken sogleich. Sein Bruder hatte auch darin recht. Admiral Napier standen nur wenige Schiffe zur Verfugung, seit sich Hood wieder auf Antigua eingerichtet hatte. Au?erdem wurde er den Erfolg der
als einen Akt ausgleichender Gerechtigkeit ansehen. Damit ware ihr Name gereinigt und sein Sohn geracht.
Er versuchte von neuem, sich in die Lage des angreifenden Kapitans zu versetzen. Er wurde langsam heransegeln, um sich zu vergewissern, da? die Information uber die Anwesenheit der
Andiron stimmte. Und er wurde darauf achten, da? die Posten an Land seine Masten nicht vor Sonnenuntergang erspahten. Im Schutz der Dunkelheit wurde er unter Land gehen und ein Enterkommando aussenden, vielleicht drei oder vier Boote. Leicht wurde es nicht sein, aber ein Schiff, das so toricht war, ein Stuck vor der Basis zu ankern, sollte durch Handstreich zu Fall zu bringen sein. Er schlo? die Augen und versuchte, das Bild auszuloschen, das ihm das angreifende Schiff im Augenblick der Erkenntnis der wirklichen Lage zeigte.