Froschzauber - Busby Cecilia 2 стр.


Aber Max horte gar nicht zu. Schlagartig wurde ihm bewusst, was er da gerade gesagt hatte.

»Ich glaube, hier steht etwas uber einen Umkehrzauber«, sagte Olivia, der vor Konzentration die Zunge aus dem Froschmaul hing.

»Mich musst du nicht fragen«, sagte Grimm. »Ich konnte schon als Ratte nicht lesen und als Frosch kann ich es schon gar nicht. Das ist eure Sache.«

Max starrte auf die Seite. Olivia hatte recht, da stand etwas.

»Ein allgemeiner Umkehrzauber fur die meisten Zauber-und Hexspruche«, las er langsam. »Das konnte das Richtige sein. Welche Zutaten braucht man?«

»Spinnwebwedel, abendroten Dammerungspuder, gemahlene Igelstacheln und – ah – schwarze Pfefferkorner«, sagte Olivia und verdrehte die Augen.

»Schwarze Pfefferkorner?!«, rief Max voller Grauen. »Aber die sind in der Kuche!«

Olivias runde Froschaugen sahen ihn mitleidig an.

»So ein Pech, Max. Ausgerechnet in der Kuche. Aber da du uns in diesen Schlamassel gebracht hast, musst du wohl …«

»Neiiiin!«, heulte Max auf. »Das kann ich nicht. Da muss ich an Miss Mudfoot vorbei! Sie wird Eintopf aus mir machen, mich in ein Glas stopfen oder noch viel Schlimmeres …«

»Das ist hart«, sagte Grimm unbarmherzig. »Aber du musst wieder ein richtiger Junge sein. Und ich will auch wieder eine richtige Ratte werden. Und so bezaubernd deine Schwester in Lila mit roten Punkten auch aussieht – deine Eltern werden trotzdem nicht gerade begeistert sein, sollte das so bleiben. Sieh den Tatsachen ins Auge, Max. Du dienst dem Wohle der Allgemeinheit.«

Max kroch durch den Gang zur Kuche. Er presste sich so dicht wie moglich an die feuchte, graue Wand aus Stein und hoffte, dass die Schatten seine grell orange Farbung ein bisschen weniger auffallig machten. Die schwere Eichentur zur Kuche stand halb offen und dahinter konnte er Miss Mudfoot leise mit sich selbst reden horen.

»Eine Gemusesuppe, also nee … ein feines Stuck Rinderhirn braucht’s dazu, das gibt Geschmack …«

Max streckte den Kopf durch die Tur. Er sah ein breites, in die Luft gestrecktes Hinterteil. Die Kochin buckte sich gerade nach einem Korb zu ihren Fu?en. Ihre langen grauen Rocke hatten schmutzige Falten, und Max konnte sehen, wie ihre fleischigen Hande nach zwei erdverschmierten Bund Mohren griffen. Er wollte nicht mal in die Nahe dieser Hande kommen …

»Abwaschen, hat sie gesagt. Abwaschen! Wo doch die Erde das Einzige ist, das nach was schmeckt. Zimperliches Pack! So’n bisschen Dreck hat noch keinem geschadet …«

Miss Mudfoot ging zur Spule, tauchte die Mohren einen Augenblick lang ins Wasser und warf sie dann auf den langen Holztisch, wo sie sie mit einem gro?en Knochenbeil zerhackte. Hack! Hack! Hack!

Max zuckte bei jedem Hieb zusammen. Er kroch uber die Turschwelle und wagte sich auf Zehenspitzen (soweit das mit Schwimmfu?en ging) in den Schatten des gro?en Gewurzschranks. Da musste der Pfeffer sein. Er war fast da. Alles gut so weit.

Er schluckte. Wem machte er hier etwas vor? Der schwierigste Teil lag noch vor ihm.

Miss Mudfoot war immer noch mit ihren Mohren beschaftigt. Also warf er einen prufenden Blick zum Gewurzschrank hinauf. In welchem Fach wurden die Pfefferkorner sein? Er hupfte ein Stuckchen naher und las das Etikett auf der untersten Schublade.

Beinahe hatte Max jetzt und sofort aufgegeben. Er sah beim besten Willen keine Moglichkeit, an diese Schublade zu kommen. Geschweige denn, sie aufzukriegen, die Pfefferkorner zu erbeuten und

Doch die Vorstellung, dass Adrian Hogsbottom dann zum dritten Mal in Folge den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb gewinnen wurde, war mehr, als Max ertragen konnte. Er

Er hupfte auf einen Stuhl und schatzte die Entfernung zum Schrank ab. Es sah weit aus. Andererseits war er ja ein

Mit einem Rums, der ihm den Atem raubte, knallte er gegen die obere Schrankkante, kriegte sie mit den Vorderfu?en zu fassen und strampelte wild mit den Hinterbeinen. Nach einer gefuhlten Ewigkeit, die er gefahrlich von der Kante baumelte, gelang es Max, sich hinaufzuziehen.

Puh! Vorsichtig sah er uber die Kante zu den Fachern hinab. Da war das richtige –

So gut es ging, klammerte sich Max mit den Vorderfu?en an der glatten Oberflache fest, wahrend er die Hinterbeine uber die Kante schob, bis er den Messinggriff spurte. Dann holte er tief Luft und zog.

In genau diesem Moment horte er die Tur. Miss Mudfoot kam wieder in die Kuche. Max sah auf – seine Vorderfu?e gerieten ins Rutschen – und dann plumpste er kopfuber in die Finsternis des Pfefferfachs.

Ein Drache eilt zu Hilfe

Adolphus, der Scho?drache, schnuffelte am Burgtor herum. Dass Max und Olivia in Gefahr schwebten, wusste er nicht. Er suchte nach Kellerasseln, die meist im klammen Halbdunkel unter dem schweren Holztor herumkrochen. Adolphus fand Kellerasseln faszinierend. Und wenn er genug davon hatte, ihnen beim Krabbeln zuzusehen, fand er sie auch ziemlich lecker.

Adolphus schlangelte seinen schuppigen blaugrunen Korper in die dunkelste Ecke, und als er ein paar Asseln uber den Boden flitzen sah, wedelte er glucklich mit seinem gezackten Schwanz. Er wollte gerade ein bisschen Feuer spucken, damit die Asseln noch ein wenig schneller liefen, da horte er ein komisches Gerausch.

Adolphus sah auf. Da war ein kleines, rotes Etwas am anderen Ende der Halle. Genau genommen waren es sogar zwei kleine Etwasse, eins rot und eins lila. Und beide rochen nach muffigen Algen. Adolphus erhob sich in die Luft und segelte durch die Halle, um sich das naher anzugucken.

Mit heillos ineinander verwickelten Flugeln und Beinen sturzte er genau vor den beiden seltsam bunten Froschen ab. Voller Entsetzen starrten sie ihn an. Adolphus beschnuffelte den roten. Ob er lecker schmecken wurde? Doch noch bevor Adolphus den Rachen aufsperren konnte, schrie ihn der zweite Frosch an.

»Adolphus! Hor sofort auf damit! Boser Drache! Du wirst diesen Frosch

Adolphus schlangelte sich zuruck in die Kuche und hielt nach Miss Mudfoot Ausschau. Die Kochin schien vollends damit beschaftigt, etwas verdachtig Braunes und Klebriges in die Suppe zu ruhren. Mit ein paar Flugelschlagen flog Adolphus zum Schrank hinauf und schielte in die offene Schublade. Drinnen hockte ein grellorangefarbener Frosch zwischen einigen Pfeffersackchen.

Adolphus dachte scharf nach. Pfeffer – er brauchte Pfeffer, das hatte Olivia gesagt. Und dann hatte sie noch etwas von Max gesagt. Aber in der Schublade war kein Max – blo? dieser seltsam orangefarbene Frosch. Adolphus kratzte sich am Ohr und uberlegte. Vielleicht wollte Max, dass Adolphus ihm den Pfeffer brachte? So musste es sein. Genau! Jetzt wusste er es wieder! Max war im Keller.

Mit einer Klaue packte Adolphus ein Pfeffersackchen, dann begutachtete er noch einmal den Frosch. Man wusste schlie?lich nie, vielleicht war er ja lecker. Aber er musste Max den Pfeffer bringen. Ob er den Frosch trotzdem mitnehmen sollte, um ihn spater zu fressen? Vorsichtig nahm er den Frosch in den Mund, achtete nicht auf sein Quaken und breitete seine Flugel fur den Abflug aus.

Doch Miss Mudfoot war mit ihrer Suppe fertig und auf dem Weg zu ihrer morgendlichen Nascherei – eingelegte Schlangenfu?e aus dem Gewurzschrank.

»Oh nein!« Olivia schnappte nach Luft. »Ich kann gar nicht hinsehen!«

Grimm bedeckte sein Gesicht mit einem Schwimmfu?. »Wir sind erledigt«, sagte er. »Erledigt!«

Miss Mudfoot warf einen einzigen Blick auf Adolphus, und bevor jemand »eingelegte Schlangenfu?e« hatte sagen konnen, hatte sie ihn mit ihren fleischigen Fingern im Nacken gepackt.

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