7 «Du solltest», bemerkte Hans Hansen, «deinen Vater bitten, dass du auch Stunde bekommst, Kröger.»
8 «Ja ...», sagte Tonio zugleich hastig und gleichgültig. Einen Augenblick schnürte sich ihm die Kehle zusammen, weil Hans ihn mit Nachnamen angeredet hatte; und Hans schien dies zu fühlen, denn er sagte erläuternd:
9 «Ich nenne dich Kröger, weil dein Vorname so verrückt ist, du, entschuldige, aber ich mag ihn nicht leiden. Tonio ... Das ist doch überhaupt kein Name. Übrigens kannst du ja nichts dafür, bewahre!»
10 «Nein, du heißt wohl hauptsächlich so, weil es so ausländisch klingt und etwas Besonderes ist ...», sagte Jimmerthal und tat, als ob er zum Guten reden wollte.
11 Tonios Mund zuckte. Er nahm sich zusammen und sagte:
12 «Ja, es ist ein alberner Name, ich möchte, weiß Gott, lieber Heinrich oder Wilhelm heißen, das könnt ihr mir glauben. Aber es kommt daher, dass ein Bruder meiner Mutter, nach dem ich getauft worden bin, Antonio heißt; denn meine Mutter ist doch von drüben ...»
13 Dann schwieg er und ließ die beiden von Pferden und Lederzeug sprechen. Hans hatte Jimmerthal untergefasst und redete mit einer geläufigen Teilnahme, die für ‘Don Carlos’ niemals in ihm zu erwecken gewesen wäre ... Von Zeit zu Zeit fühlte Tonio, wie der Drang zu weinen ihm prickelnd in die Nase stieg; auch hatte er Mühe, sein Kinn in der Gewalt zu behalten, das beständig ins Zittern geriet ...
14 Hans mochte seinen Namen nicht leiden, - was war dabei zu tun? Er selbst hieß Hans, und Jimmerthal hieß Erwin, gut, das waren allgemein anerkannte Namen, die niemand befremdeten. Aber ‘Tonio’ war etwas Ausländisches und Besonderes. Ja, es war in allen Stücken etwas Besonderes mit ihm, ob er wollte oder nicht, und er war allein und ausgeschlossen von den Ordentlichen und Gewöhnlichen, obgleich er doch kein Zigeuner im grünen Wagen war, sondern ein Sohn Konsul Krögers, aus der Familie der Kröger ... Aber warum nannte Hans ihn Tonio, solange sie allein waren, wenn er, kam ein dritter hinzu, anfing, sich seiner zu schämen? Zuweilen war er ihm nahe und gewonnen, ja. Auf welche Weise verrät er ihn denn, Tonio? hatte er gefragt und ihn untergefasst. Aber als dann Jimmerthal gekommen war, hatte er dennoch erleichtert aufgeatmet, hatte ihn verlassen und ihm ohne Not seinen fremden Rufnamen vorgeworfen. Wie weh es tat, dies alles durchschauen zu müssen! ... Hans Hansen hatte ihn im Grunde ein wenig gern, wenn sie unter sich waren, er wusste es. Aber kam ein dritter, so schämte er sich dessen und opferte ihn auf. Und er war wieder allein. Er dachte an König Philipp. Der König hat geweint ...
15 «Gott bewahre», sagte Erwin Jimmerthal, «nun muss ich aber wirklich zur Stadt! Adieu, ihr, und Dank für die Fruchtbonbons!» Darauf sprang er auf eine Bank, die am Wege stand, lief mit seinem krummen Beinen darauf entlang und trabte davon.
1 «Jimmerthal mag ich leiden!» sagte Hans mit Nachdruck. Er hatte eine verwöhnte und selbstbewusste Art (избалованная и самоуверенная манера = самоуверенная манера избалованного человека), seine Sympathien und Abneigungen kundzugeben (объявлять о своих симпатиях и антипатиях), sie gleichsam gnädigst zu verteilen (их словно милостивейше = по-королевски раздавать, жаловать)... Und dann fuhr er fort, von der Reitstunde zu sprechen, weil er einmal im Zuge war (поскольку уж он напал на эту тему; der Zug - движение, тяга; ziehen - тянуть). Es war auch nicht mehr so weit bis zum Hansenschen Wohnhause; der Weg über die Wälle nahm nicht so viel Zeit in Anspruch. Sie hielten ihre Mützen fest und beugten die Köpfe vor dem starken, feuchten Wind, der in dem kahlen Geäst der Bäume knarrte und stöhnte. Und Hans Hansen sprach, während Tonio nur dann und wann (время от времени) ein künstliches Ach und Jaja einfließen ließ (вставлял: «давал втекать /в речь собеседника/»), ohne Freude darüber, dass Hans ihn im Eifer der Rede (в увлечении, в пылу речи; der Eifer - усердие, старательность) wieder untergefasst hatte, denn das war nur eine scheinbare Annäherung (кажущаяся близость, сближение), ohne Bedeutung.
2 Dann verließen sie die Wallanlagen (бульвары, разбитые на валу) unfern des Bahnhofes, sahen einen Zug mit plumper Eilfertigkeit (с неуклюжей торопливостью) vorüberpuffen (пропыхтеть мимо), zählten zum Zeitvertreib (от нечего делать: «для времяпровождения»; vertreiben - прогонять) die Wagen und winkten dem Manne zu, der in seinen Pelz vermummt (закутанный в свою шубу: «в мех») zuhöchst auf dem allerletzten saß (сидел наверху на самом последнем). Und am Lindenplatze, vor Großhändler Hansens Villa, blieben sie stehen, und Hans zeigte ausführlich (подробно, обстоятельно), wie amüsant (забавно) es sei, sich unten auf die Gartenpforte zu stellen und sich in den Angeln (в петлях /калитки/) hin und her zu schlenkern (болтаться; schlenkern - размахивать /руками/; болтать /ногами/), dass es nur so kreischte (так что визжало так ..., так что визг был еще тот ...). Aber hierauf (на этом, после чего, затем) verabschiedete er sich.
3 «Ja, nun muss ich hinein», sagte er. «Adieu, Tonio. Das nächste Mal begleite ich dich nach Hause, sei sicher.»
4 «Adieu, Hans», sagte Tonio, «es war nett, spazieren zu gehen.»
5 Ihre Hände, die sich drückten, waren ganz nass und rostig (покрыты, вымазаны ржавчиной) von der Gartenpforte. Als aber Hans in Tonios Augen sah, entstand etwas wie reuiges Besinnen (что-то вроде раскаяния; die Reue - раскаяние; reuig -раскаивающийся, покаянный; das Besinnen - размышление) in seinem hübschen Gesicht.
6 «Übrigens werde ich nächstens (в ближайшее время на днях) 'Don Carlos' lesen!» sagte er rasch (быстро проговорил). «Das mit dem König im Kabinett muss famos sein!» Dann nahm er seine Mappe unter den Arm und lief durch den Vorgarten. Bevor er im Hause verschwand, nickte er noch einmal zurück.
7 Und Tonio Kröger ging ganz verklärt und beschwingt von dannen (отправился совершенно просветленный и окрыленнный восвояси, прочь: «оттуда»; schwingen - махать, размахивать; вскочить, взлететь; beschwingen - окрылять).
8 Der Wind trug ihn von hinten, aber es war nicht darum allein, dass er so leicht von der Stelle kam.
Hans würde 'Don Carlos' lesen, und dann würden sie etwas miteinander haben, worüber weder Jimmerthal noch irgendein anderer mitreden konnte! Wie gut sie einander verstanden! Wer wusste, - vielleicht brachte er ihn noch dazu (приведет он его еще и к тому = приохотит, побудит его), ebenfalls Verse zu schreiben? ... Nein, nein, das wollte er nicht! Hans sollte nicht werden wie Tonio, sondern bleiben, wie er war, so hell und stark, wie alle ihn liebten und Tonio am meisten! Aber dass er 'Don Carlos' las, würde trotzdem nicht schaden ... Und Tonio ging durch das alte, untersetzte Tor (через старые, приземистые ворота), ging am Hafen entlang und die steile, zugige und nasse Giebelgasse hinauf zum Haus seiner Eltern. Damals lebte sein Herz; Sehnsucht war darin und schwermütiger Neid (грустная, меланхолическая зависть) und ein klein wenig Verachtung (презрения; verachten - презирать) und eine ganze keusche Seligkeit (невинное блаженство; keusch - девственный, непорочный; selig - блаженный).
1 «Jimmerthal mag ich leiden!» sagte Hans mit Nachdruck. Er hatte eine verwöhnte und selbstbewusste Art, seine Sympathien und Abneigungen kundzugeben, sie gleichsam gnädigst zu verteilen ... Und dann fuhr er fort, von der Reitstunde zu sprechen, weil er einmal im Zuge war. Es war auch nicht mehr so weit bis zum Hansenschen Wohnhause; der Weg über die Wälle nahm nicht so viel Zeit in Anspruch. Sie hielten ihre Mützen fest und beugten die Köpfe vor dem starken, feuchten Wind, der in dem kahlen Geäst der Bäume knarrte und stöhnte. Und Hans Hansen sprach, während Tonio nur dann und wann ein künstliches Ach und Jaja einfließen ließ, ohne Freude darüber, dass Hans ihn im Eifer der Rede wieder untergefasst hatte, denn das war nur eine scheinbare Annäherung, ohne Bedeutung.
2 Dann verließen sie die Wallanlagen unfern des Bahnhofes, sahen einen Zug mit plumper Eilfertigkeit vorüberpuffen, zählten zum Zeitvertreib die Wagen und winkten dem Manne zu, der in seinen Pelz vermummt zuhöchst auf dem allerletzten saß. Und am Lindenplatze, vor Großhändler Hansens Villa, blieben sie stehen, und Hans zeigte ausführlich, wie amüsant es sei, sich unten auf die Gartenpforte zu stellen und sich in den Angeln hin und her zu schlenkern, dass es nur so kreischte. Aber hierauf verabschiedete er sich.
3 «Ja, nun muss ich hinein», sagte er. «Adieu, Tonio. Das nächste Mal begleite ich dich nach Hause, sei sicher.»
4 «Adieu, Hans», sagte Tonio, «es war nett, spazieren zu gehen.»
5 Ihre Hände, die sich drückten, waren ganz nass und rostig von der Gartenpforte. Als aber Hans in Tonios Augen sah, entstand etwas wie reuiges Besinnen in seinem hübschen Gesicht.
«Übrigens werde ich nächstens 'Don Carlos' lesen!» sagte er rasch. «Das mit dem König im Kabinett muss famos sein!» Dann nahm er seine Mappe unter den Arm
und lief durch den Vorgarten. Bevor er im Hause verschwand, nickte er noch einmal zurück.
6 Und Tonio Kröger ging ganz verklärt und beschwingt von dannen.
7 Der Wind trug ihn von hinten, aber es war nicht darum allein, dass er so leicht von der Stelle kam.
8 Hans würde 'Don Carlos' lesen, und dann würden sie etwas miteinander haben, worüber weder Jimmerthal noch irgendein anderer mitreden konnte! Wie gut sie einander verstanden! Wer wusste, - vielleicht brachte er ihn noch dazu, ebenfalls Verse zu schreiben? ... Nein, nein, das wollte er nicht! Hans sollte nicht werden wie Tonio, sondern bleiben, wie er war, so hell und stark, wie alle ihn liebten und Tonio am meisten! Aber dass er 'Don Carlos' las, würde trotzdem nicht schaden ... Und Tonio ging durch das alte, untersetzte Tor, ging am Hafen entlang und die steile, zugige und nasse Giebelgasse hinauf zum Haus seiner Eltern. Damals lebte sein Herz; Sehnsucht war darin und schwermütiger Neid und ein klein wenig Verachtung und eine ganze keusche Seligkeit.
II
1 Die blonde Inge, Ingeborg Holm, Doktor Holms Tochter, der am Markte wohnte, dort, wo hoch, spitzig (острый, островерхий) und vielfach (затейливый, состоящий из многих деталей; vielfach - многократный) der gotische Brunnen stand, sie war's, die Tonio Kröger liebte, als er sechzehn Jahre alt war.
2 Wie geschah das? Er hatte sie tausendmal gesehen; an einem Abend jedoch sah er sie in einer gewissen Beleuchtung, sah, wie sie im Gespräch mit einer Freundin auf eine gewisse übermütige Art (задорно, шаловливо; заносчиво) lachend den Kopf zur Seite warf, auf eine gewisse Art ihre Hand, eine gar nicht besonders schmale, gar nicht besonders feine Kleinmädchenhand zum Hinterkopfe führte, wobei der weiße Gazeärmel von ihrem Ellenbogen zurückglitt (и при этом белый кисейный рукав соскользнул с ее локтя), hörte, wie sie ein Wort, ein gleichgültiges Wort, auf eine gewisse Art betonte, wobei ein warmes Klingen in ihrer Stimme war, und ein Entzücken ergriff (восхищение охватило) sein Herz, weit stärker als jenes, das er früher zuweilen empfunden hatte, wenn er Hans Hansen betrachtete, damals, als er noch ein kleiner, dummer Junge war.
1 Die blonde Inge, Ingeborg Holm, Doktor Holms Tochter, der am Markte wohnte, dort, wo hoch, spitzig und vielfach der gotische Brunnen stand, sie war's, die Tonio Kröger liebte, als er sechzehn Jahre alt war.
2 Wie geschah das? Er hatte sie tausendmal gesehen; an einem Abend jedoch sah er sie in einer gewissen Beleuchtung, sah, wie sie im Gespräch mit einer Freundin auf eine gewisse übermütige Art lachend den Kopf zur Seite warf, auf eine gewisse Art ihre Hand, eine gar nicht besonders schmale, gar nicht besonders feine Kleinmädchenhand zum Hinterkopfe führte, wobei der weiße Gazeärmel von ihrem Ellenbogen zurückglitt, hörte, wie sie ein Wort, ein gleichgültiges Wort, auf eine gewisse Art betonte, wobei ein warmes Klingen in ihrer Stimme war, und ein Entzücken ergriff sein Herz, weit stärker als jenes, das er früher zuweilen empfunden hatte, wenn er Hans Hansen betrachtete, damals, als er noch ein kleiner, dummer Junge war.
1 An diesem Abend nahm er ihr Bild mit fort, mit dem dicken, blonden Zopf, den länglich geschnittenen (с продолговатым разрезом, продолговатой формы), lachenden, blauen Augen und dem zart angedeuteten Sattel von Sommersprossen (с чуть заметной россыпью веснушек; der Sattel - седло; седловина; andeuten -намекать; намечать, набрасывать) über der Nase, konnte nicht einschlafen, weil er das Klingen in ihrer Stimme hörte, versuchte leise, die Betonung nachzuahmen (подражать интонации, воспроизвести интонацию), mit der sie das gleichgültige Wort ausgesprochen hatte, und erschauerte dabei (и содрогнулся при этом; erschauern -содрогаться, ужасаться, пугаться; der Schauer - благоговение, /священный/ трепет, дрожь). Die Erfahrung lehrte ihn, dass dies die Liebe sei. Aber obgleich er genau wusste, dass die Liebe ihm viel Schmerz, Drangsal (die Drangsal - бедствие, нужда /высок./) und Demütigung (унижение) bringen müsse, dass sie überdies (кроме того, сверх того) den Frieden zerstöre und das Herz mit Melodien überfülle, ohne dass man Ruhe fand, eine Sache rund zu formen (все это округлить, придать этому округлую форму = осознать, обработать) und in Gelassenheit etwas Ganzes daraus zu schmieden (и в покое, спокойно создать: «выковать» из этого нечто целое, цельное; die Gelassenheit - спокойствие, хладнокровие, невозмутимость), so nahm er sie doch mit Freuden auf (все же принял ее с радостью), überließ sich ihr ganz (предался ей полностью) und pflegte sie mit den Kräften seines Gemütes (и пестовал ее всеми силами своей души), denn er wusste, dass sie reich und lebendig
mache, und er sehnte sich (страстно стремился, мечтал), reich und lebendig zu sein, statt in Gelassenheit etwas Ganzes zu schmieden ...
1 An diesem Abend nahm er ihr Bild mit fort, mit dem dicken, blonden Zopf, den länglich geschnittenen, lachenden, blauen Augen und dem zart angedeuteten Sattel von Sommersprossen über der Nase, konnte nicht einschlafen, weil er das Klingen in ihrer Stimme hörte, versuchte leise, die Betonung nachzuahmen, mit der sie das gleichgültige Wort ausgesprochen hatte, und erschauerte dabei. Die Erfahrung lehrte ihn, dass dies die Liebe sei. Aber obgleich er genau wusste, dass die Liebe ihm viel Schmerz, Drangsal und Demütigung bringen müsse, dass sie überdies den Frieden zerstöre und das Herz mit Melodien überfülle, ohne dass man Ruhe fand, eine Sache rund zu formen und in Gelassenheit etwas Ganzes daraus zu schmieden, so nahm er sie doch mit Freuden auf, überließ sich ihr ganz und pflegte sie mit den Kräften seines Gemütes, denn er wusste, dass sie reich und lebendig mache, und er sehnte sich, reich und lebendig zu sein, statt in Gelassenheit etwas Ganzes zu schmieden ...
1 Dies, dass Tonio Kröger sich an die lustige Inge Holm verlor, ereignete sich in dem ausgeräumten Salon (в гостиной, откуда была убрана мебель) der Konsulin Husteede, die es an jenem Abend traf, die Tanzstunde zu geben (у которой в тот вечер как раз происходил урок танцев), denn es war ein Privatkursus, an dem nur Angehörige (члены семей) von ersten Familien teilnahmen, und man versammelte sich reihum (поочередно; die Reihe - ряд; очередь) in den elterlichen Häusern, um sich Unterricht in Tanz und Anstand erteilen zu lassen (чтобы обучаться танцам и хорошим манерам; den Unterricht erteilen - давать урок, занятия; der Anstand -приличие). Aber zu diesem Behufe (для этой цели /канц. устарев./) kam allwöchentlich Ballettmeister Knaak eigens (специально /для этого/, нарочно) von Hamburg herbei.
2 Frangois Knaak war sein Name, und was für ein Mann war das! «J'ai l'honneur de me vouz representer (имею честь представиться)», sagte er, «mon nom est Knaak (моя фамилиия Кнаак /франц./) ... Und dies spricht man nicht aus, während man sich verbeugt, sondern wenn man wieder aufrecht steht (и это нужно произносить не тогда, когда кланяешься, а когда уже снова стоишь прямо), - gedämpft (приглушенно, негромко) und dennoch deutlich (и все же отчетливо). Man ist nicht täglich in der Lage, sich auf Französisch vorstellen zu müssen (не каждый день случается представляться по-французски), aber kann man es in dieser Sprache korrekt und tadellos (но если умеешь сделать это на этом языке верно и безупречно; die Tadel - порицание; tadeln - порицать, осуждать), so wird es einem auf Deutsch erst recht nicht fehlen (то на родном языке уж точно не попадешь впросак; fehlen - не хватать, недоставать).» Wie wunderbar der seidig schwarze Gehrock (черный шелковистый сюртук) sich an seine fetten Hüften schmiegte (облегал; schmiegen - прижиматься; облегать /о платье/)! In weichen Falten fiel sein Beinkleid auf seine Lackschuhe hinab (брюки мягкими складками ниспадали на лакированные туфли; das Beinkleid - брюки, штаны; панталоны /книжн. устар./), die mit breiten Atlasschleifen (атласными бантами; die Schleife) geschmückt waren, und seine braunen Augen blickten mit einem müden Glück über ihre eigene Schönheit umher (взирали вокруг, смотрели на все с усталым счастьем, вызванным их собственной красотой)...
1 Dies, dass Tonio Kröger sich an die lustige Inge Holm verlor, ereignete sich in dem ausgeräumten Salon der Konsulin Husteede, die es an jenem Abend traf, die Tanzstunde zu geben; denn es war ein Privatkursus, an dem nur Angehörige von ersten Familien teilnahmen, und man versammelte sich reihum in den elterlichen Häusern, um sich Unterricht in Tanz und Anstand erteilen zu lassen. Aber zu diesem Behufe kam allwöchentlich Ballettmeister Knaak eigens von Hamburg herbei.
2 Frangois Knaak war sein Name, und was für ein Mann war das! «J'ai l'honneur de me vouz representer», sagte er, «mon nom est Knaak ... Und dies spricht man nicht aus, während man sich verbeugt, sondern wenn man wieder aufrecht steht, - gedämpft und dennoch deutlich. Man ist nicht täglich in der Lage, sich auf Französisch vorstellen zu müssen, aber kann man es in dieser Sprache korrekt und tadellos, so wird es einem auf Deutsch erst recht nicht fehlen.» Wie wunderbar der seidig schwarze Gehrock sich an seine fetten Hüften schmiegte! In weichen Falten fiel sein Beinkleid auf seine Lackschuhe hinab, die mit breiten Atlasschleifen geschmückt waren, und seine braunen Augen blickten mit einem müden Glück über ihre eigene Schönheit umher ...
1 Jedermann ward erdrückt (был подавлен; ward = wurde /книжн./) durch das Übermaß seiner Sicherheit und Wohlanständigkeit (преизбытком его уверенности и благоприличия, умения себя держать). Er schritt - und niemand schritt wie er, elastisch, wogend (гибко, плавно; wogen - волноваться, колыхаться), wiegend (покачиваясь), königlich - auf die Herrin des Hauses zu, verbeugte sich und wartete, dass man ihm die Hand reiche. Erhielt er sie, so dankte er mit leiser Stimme dafür, trat federnd (гибко, точно на пружинах; die Feder - перо; пружина) zurück, wandte sich auf dem linken Fuße, schnellte den rechten (отбрасывал правую; schnellen -бросать, метать; взлетать) mit niedergedrückter Spitze (с оттянутым вниз носком) seitwärts vom Boden ab und schritt mit bebenden Hüften davon (и удалялся, подрагивая бедрами) ...
2 Man ging rückwärts und unter Verbeugungen (уходить нужно было пятясь и с поклонами) zur Tür hinaus, wenn man eine Gesellschaft verließ, man schleppte einen Stuhl nicht herbei (нельзя было притащить стул), indem man ihn an einem Bein ergriff (схватив его при этом за ножку) oder am Boden entlang schleifte (или волоча по полу), sondern man trug ihn leicht an der Lehne (за спинку) herzu und setzte ihn geräuschlos nieder (и /нужно было/ его бесшумно поставить; das Geräusch - шорох, шум; rauschen - шелестеть, шуршать). Man stand nicht da, indem man die Hände auf dem Bauch faltete und die Zunge in den Mundwinkel schob; tat man es dennoch, so hatte Herr Knaak eine Art, es ebenso zu machen, dass man für den Rest seines Lebens (так что до конца жизни: «на остаток жизни, на всю оставшуюся жизнь») einen Ekel vor dieser Haltung bewahrte (сохранялось отвращение к этой позе) ...
1 Jedermann ward erdrückt durch das Übermaß seiner Sicherheit und Wohlanständigkeit. Er schritt - und niemand schritt wie er, elastisch, wogend, wiegend, königlich - auf die Herrin des Hauses zu, verbeugte sich und wartete, dass man ihm die Hand reiche. Erhielt er sie, so dankte er mit leiser Stimme dafür, trat federnd zurück, wandte sich auf dem linken Fuße, schnellte den rechten mit niedergedrückter Spitze seitwärts vom Boden ab und schritt mit bebenden Hüften davon ...
2 Man ging rückwärts und unter Verbeugungen zur Tür hinaus, wenn man eine Gesellschaft verließ, man schleppte einen Stuhl nicht herbei, indem man ihn an einem Bein ergriff oder am Boden entlang schleifte, sondern man trug ihn leicht an der Lehne herzu und setzte ihn geräuschlos nieder. Man stand nicht da, indem man die Hände auf dem Bauch faltete und die Zunge in den Mundwinkel schob; tat man es dennoch, so hatte Herr Knaak eine Art, es ebenso zu machen, dass man für den Rest seines Lebens einen Ekel vor dieser Haltung bewahrte ...