Gold - Pirate Latitudes - Крайтон Майкл 9 стр.


»Gegen eine ganze Garnison? Mindestens dreihundert Mann? Das könnt Ihr nicht schaffen.«

»Wir müssen es schaffen«, sagte Hunter. »Wenn nicht, richtet Cazalla seine Kanonen auf das Schatzschiff und versenkt es im Hafen.«

»Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte Almont. Er trank einen kleinen Schluck von seinem Brandy. »Erzählt mir mehr von Eurem Plan.«

Später, als er sich vom Gouverneur verabschiedet hatte und auf dem Weg nach draußen war, tauchte Mrs Hacklett in der Halle auf und kam auf ihn zu. »Captain Hunter.«

»Ja, Mrs Hacklett.«

»Ich möchte mich für das unverzeihliche Benehmen meines Mannes entschuldigen.«

»Das ist nicht nötig.«

»Im Gegenteil, Captain. Ich halte es für dringend nötig. Er hat sich wie ein Flegel und ein Grobian aufgeführt.«

»Madam, Ihr Gatte hat sich selbst bereits als Gentleman entschuldigt, und somit ist die Angelegenheit erledigt.« Er nickte ihr zu. »Einen guten Abend.«

»Captain Hunter.«

Er blieb an der Tür stehen und drehte sich um. »Ja, Madam?«

»Ihr seid ein überaus attraktiver Mann, Captain.«

»Madam, Ihr seid sehr liebenswürdig. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.«

»Ich mich auch, Captain.«

Hunter verließ die Gouverneursresidenz mit dem Gedanken, dass Mr Hacklett seine Frau lieber im Auge behalten sollte. Hunter hatte das schon öfter erlebt. Eine kultivierte Frau, aufgewachsen im Milieu des englischen Landadels, fand bei Hofe ein wenig Abwechslung – so wie Mrs Hacklett zweifellos –, wenn ihr Mann nicht hinsah – so wie Mr Hacklett zweifellos. Hier in Westindien jedoch, fern der Heimat und fern der Zwänge von Stand und Sitte … Hunter hatte es schon öfter erlebt.

Er schlenderte die gepflasterte Straße hinunter, die von der Residenz wegführte. Er kam an der noch hell erleuchteten Küche vorbei, in der die Bediensteten bei der Arbeit waren. Alle Häuser in Port Royal hatten separate Küchen, eine Unerlässlichkeit bei dem heißen Klima. Durch die offenen Fenster sah er das Gesicht des blonden Mädchens, das beim Dinner serviert hatte. Er winkte ihr.

Sie winkte zurück und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Draußen vor Mrs Denbys Gasthaus wurde ein Bär gequält. Hunter sah, wie die Kinder das hilflose Tier mit Steinen bewarfen. Sie lachten und kicherten und johlten, während der Bär knurrte und an seiner dicken Kette riss. Zwei Huren schlugen mit Stöcken auf den Bären ein. Hunter ging vorbei und betrat das Gasthaus.

Trencher war da. Er saß in einer Ecke und hob den Trinkbecher mit seinem gesunden Arm. Hunter rief ihn zu sich und nahm ihn beiseite.

»Was liegt an, Captain?«, fragte Trencher eifrig.

»Du musst ein paar Leute für mich auftreiben.«

»Sagt mir, an wen Ihr denkt, Captain.«

»Lazue, Mr Enders, Sanson. Und den Mauren.«

Trencher lächelte. »Sollen sie herkommen?«

»Nein. Finde raus, wo sie sind, und ich gehe selbst zu ihnen. Aber zunächst mal: Wo ist Whisper?«

»Im Blue Goat«, sagte Trencher. »Im Hinterzimmer.«

»Und Black Eye ist in der Farrow Street?«

»Ich glaube ja. Den Juden wollt Ihr auch, oder?«

»Ich vertraue deiner Zunge«, sagte Hunter. »Halte sie im Zaum.«

»Nehmt Ihr mich mit, Captain?«

»Wenn du alles richtig erledigst.«

»Das schwöre ich bei Gottes Wunden, Captain.«

»Dann spute dich«, sagte Hunter und trat wieder hinaus auf die matschige Straße. Die nächtliche Luft war warm und still, wie schon den ganzen Tag über. Er hörte das leise Klimpern einer Gitarre und irgendwo trunkenes Gelächter und einen einzelnen Pistolenschuss. Er trottete die Ridge Street entlang in Richtung Blue Goat.

Die Stadt Port Royal unterteilte sich grob in Viertel, die im Umkreis des Hafens lagen. Ganz in der Nähe vom Kai fanden sich die Schenken und Bordelle und Glücksspielhäuser. Etwas weiter entfernt vom lärmenden Getriebe des Hafenviertels wurden die Straßen ruhiger. Hier waren die Lebensmittelhändler und Bäcker, die Möbelschreiner und Schiffsausrüster, die Hufschmiede und Goldschmiede angesiedelt. Noch weiter weg, an der Südseite der Bucht, lagen die wenigen ehrbaren Gast-und Privathäuser. Das Blue Goat war ein ehrbares Gasthaus.

Hunter trat ein und nickte den Gentlemen zu, die an den Tischen tranken. Er erkannte Mr Perkins, einen der besten Ärzte unter den Landratten; den Gemeinderat Mr Pickering; den Büttel vom Zuchthaus Bridewell und etliche andere ehrbare Herrschaften.

Normalerweise wäre ein gewöhnlicher Freibeuter im Blue Goat nicht willkommen, aber Hunter war ein gern gesehener Gast. Grund dafür war, dass der Handel im Ort in erheblichem Maße vom Erfolg regelmäßiger Freibeuterfahrten abhing. Hunter war ein erfahrener und wagemutiger Kapitän und somit ein wichtiges Mitglied der Gemeinde. Im Jahr zuvor hatten seine drei Kaperfahrten Port Royal über zweihunderttausend pistoles und Dublonen eingebracht. Ein Großteil dieses Geldes landete in den Taschen jener Gentlemen, und sie begrüßten ihn entsprechend.

Mistress Wickham, die das Blue Goat betrieb, war weniger warmherzig. Sie war Witwe, und da sie sich einige Jahre zuvor mit Whisper eingelassen hatte, wusste sie, dass Hunter, wenn er auftauchte, mit ihm sprechen wollte. Sie stieß den Daumen in Richtung Hinterzimmer. »Da drin, Captain.«

»Danke, Mistress Wickham.«

Er strebte schnurstracks auf die Tür des Hinterzimmers zu, klopfte und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Er wusste, es würde keine kommen. In dem dunklen Raum brannte nur eine einzige Kerze. Hunter blinzelte, um sich an das trübe Licht zu gewöhnen. Er hörte ein rhythmisches Quietschen. Schließlich konnte er Whisper sehen, der in einer Ecke in einem Schaukelstuhl saß. Whisper hielt eine geladene Pistole in der Hand, mit der er auf Hunters Bauch zielte.

»Einen guten Abend, Whisper.«

Die Antwort war leise, ein raues Zischen. »Einen guten Abend, Captain Hunter. Seid Ihr allein?«

»Jawohl.«

»Dann kommt herein«, lautete die zischende Erwiderung. »Einen Schluck Teufelstöter?« Whisper deutete auf ein Fass neben sich, das als Tisch diente. Darauf standen zwei Gläser und ein kleiner Krug mit Rum.

»Mit Vergnügen, Whisper.«

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