Ein plötzliches Geräusch, dem ein Schrei folgte, riß Elia aus seinen Gedanken. Erschrocken wandte er sich seinem Gefährten zu.
»Was ist passiert?« Doch er erhielt keine Antwort. Der Levit fiel zu Boden. Ein Pfeil hatte ihm die Brust durchbohrt.
Vor Elia stand ein Soldat und legte einen neuen Pfeil an seinen Bogen. Elia blickte sich um: Alle Fenster und Türen in der Straße waren geschlossen, die Sonne strahlte am Himmel, eine Brise wehte vom Meer herüber, von dem er schon so viel gehört, das er aber nie gesehen hatte. Er dachte daran, wegzurennen, doch er wußte, daß er getroffen werden würde, noch bevor er an der nächsten Straßenecke angelangt war.
>Wenn ich schon sterben muß, dann nicht durch einen Schuß in den Rückens< dachte er.
Der Soldat hob erneut den Bogen. Zu seiner eigenen Überraschung regte sich in Elia weder Angst noch sein Überlebenstrieb – nichts. Es war, als wäre diese Szene schon seit langem vorbestimmt und als spielten beide, er und der Soldat, nur die Rolle in einem Drama, das ein anderer geschrieben hatte. Elia dachte an seine Kindheit, an die Morgen und die Abende in Gilead, an die unfertigen Arbeiten in seiner Tischlerei, er dachte an seine Eltern, die nicht wollten, daß ihr Sohn Prophet würde. Er dachte an Isebels Augen und an König Ahabs Lächeln.
Er dachte, wie dumm es doch war, mit kaum dreiundzwanzig Jahren zu sterben, ohne je eine Frau geliebt zu haben.
Die Hand ließ die Sehne zurückschnellen, der Pfeil durchschnitt die Luft, flog sirrend an seinem rechten Ohr vorbei und bohrte sich in den staubigen Boden hinter ihm.
Der Soldat spannte den Bogen abermals und zielte auf ihn.
Doch anstatt den Pfeil abzuschießen, starrte er Elia in die Augen.
»Ich bin der beste Bogenschütze in Ahabs Armee«, sagte er.
»Sieben Jahre habe ich kein einziges Ziel verfehlt.« Elia sah auf die Leiche des Leviten hinunter.
»Dieser Pfeil galt dir.« Der Soldat hatte den Bogen gespannt, und seine Hände zitterten. Elia war der einzige Prophet, der getötet werden mußte. Die anderen konnten zwischen Baal und dem Tod wählen.
»Dann vollende deine Arbeit.« Er wunderte sich, wie ruhig er war. Er hatte sich den Tod in den Nächten im Stall so oft ausgemalt und sah jetzt, daß er unnötig gelitten hatte. In wenigen Sekunden würde alles vorbei sein.
»Ich kann nicht«, sagte der Soldat, dessen Hände noch immer zitterten, während der Bogen sich hin und her bewegte. »Geh, verschwinde, denn ich glaube, daß Gott meine Pfeile umgeleitet hat und mich verfluchen wird, wenn es mir gelingt, dich zu töten.« Sowie Elia begriff, daß er dem Tod entronnen war, kehrte seine Todesangst zurück. Noch gab es die Möglichkeit, einmal das Meer zu sehen, eine Frau zu finden, Kinder zu haben, die Arbeiten in der Tischlerwerkstatt zu Ende zu führen.
»Töte mich bitte schnell«, sagte er. »Jetzt bin ich ruhig. Wenn du lange wartest, werde ich um alles leiden, was ich verlieren werde.« Der Soldat blickte um sich, um festzustellen, ob irgend jemand Zeuge dieser Szene geworden war. Dann senkte er den Bogen, steckte den Pfeil in den Köcher und verschwand um die Ecke.
Elia fühlte seine Beine unter ihm nachgeben. Plötzlich war die Angst wieder da. Er mußte aus Gilead verschwinden, um niemals mehr vor einem Soldaten stehen zu müssen, der mit seinem Pfeilbogen auf sein Herz zielte. Nicht er hatte sein Schicksal gewählt, er hatte Ahab nicht aufgesucht, um sich später vor den Nachbarn damit zu brüsten, daß er mit dem König sprechen durfte. Für das Massaker unter den Propheten war er nicht verantwortlich – und auch nicht dafür, daß an einem Nachmittag die Zeit stehengeblieben und sich seine Werkstatt in ein schwarzes Loch voller leuchtender Punkte verwandelt hatte.
Wie der Soldat schaute auch er um sich. Die Straße war menschenleer. Er überlegte noch, ob er das Leben des Leviten retten könnte, doch dann kam die Angst wieder in ihm hoch, und bevor noch irgend jemand kam, floh Elia.
Er wanderte viele Stunden, schlug Wege ein, die lange niemand gegangen war, bis er an das Ufer des Baches Krith gelangte. Er schämte sich seiner Feigheit, doch er war auch froh, noch zu leben.
Er trank ein wenig vom Wasser, setzte sich, und erst da wurde ihm seine Lage bewußt: Spätestens morgen müßte er etwas essen, doch in der Wüste würde er kaum Nahrung finden.
Er erinnerte sich an die Tischlerei, an die Arbeit so vieler Jahre und daß er dies alles aufgeben mußte. Mit einigen seiner Nachbarn war er befreundet, aber auf sie zählen konnte er trotzdem nicht. Die Nachricht von seiner Flucht würde sich in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreiten und alle würden ihn dafür hassen, daß er entkommen war und die wahren Männer des Glaubens zu Märtyrern machte.
Alles, was er bisher getan hatte, war zerstört. Und nur weil er glaubte, dadurch Gottes Willen zu erfüllen. Morgen oder übermorgen, in den nächsten Wochen und Monaten, würden die Kaufleute aus dem Libanon an seine Tür klopfen, und jemand würde ihnen sagen, daß der Besitzer geflohen sei, der Schuld sei am Tod vieler unschuldiger Propheten. Vielleicht würden sie ihnen auch sagen, daß er versucht habe, die Götter zu zerstören, die Himmel und Erde schützten. Bald würde die Geschichte über Israels Grenzen hinausdringen, und dann würde er nie eine Frau heiraten, die so schön war wie die Frauen aus dem Libanon.
>Aber es gibt doch Schiffe.< Ja, es gab wohl Schiffe. Verbrecher, Gefangene, niedriges Gesindel wurden durchaus als Seeleute genommen, denn Seemann sein war noch gefährlicher als Soldat. Im Krieg hatten die Soldaten manchmal Glück und kamen mit dem Leben davon, die Seeleute dagegen hatten wenig Chance, die Meere waren unbekannt, wimmelten von Ungeheuern, und wenn ein Unglück geschah, überlebte niemand, der die Geschichte hätte erzählen können.
Schiffe gab es wohl, doch die wurden von den phönizischen Kaufleuten kontrolliert. Elia war weder ein Verbrecher noch ein Gefangener oder niedriges Gesindel; er war vielmehr jemand, der es gewagt hatte, seine Stimme gegen Baal zu erheben.
Fänden sie ihn, so würden sie ihn töten und ins Meer werfen, denn die Seeleute glaubten, daß Baal und seine Götter die Stürme beherrschten.
Er konnte nicht ans Meer. Nach Norden in den Libanon konnte er auch nicht. Und auch nach Osten konnte er sich nicht wenden, weil sich verschiedene jüdische Stämme seit Generationen bekriegten.
Er dachte an die Ruhe, die ihn überkommen hatte, als er vor dem Soldaten stand. Was bedeutete der Tod schon? Der Tod war ein Augenblick und nicht mehr. Und selbst die Schmerzen wären gleich vorüber gewesen, und dann hätte Gott ihn bei sich aufgenommen.
Er legte sich auf den Boden und blickte lange in den Himmel.
Wie der Levit wollte auch er seine Wette abschließen. Es ging nicht um die Existenz Gottes – daran zweifelte er nicht –, sondern um den Sinn seines Lebens.
Er sah auf die Berge, auf das Land, dem – das hatte der Engel des Herrn gesagt – nun eine Dürre bevorstand. Er sah den Bach Krith, der bald versiegen würde. Innig und respektvoll nahm er Abschied von der Welt und bat den Herrn, ihn gnädig bei sich aufzunehmen, wenn seine Stunde kam.
Er fragte sich, wieso er überhaupt lebte, und fand keine Antwort.
Er überlegte, wohin er gehen könnte, und entdeckte, daß er in der Falle saß.
Morgen würde er umkehren und sich stellen, auch wenn seine Todesangst wiederkam.
Umsonst versuchte er sich mit dem Gedanken zu trösten, daß ihm immerhin noch ein paar Stunden zu leben blieben. Er entdeckte, daß der Mensch kaum je die Macht hat, eine freie Entscheidung zu fällen.
Elia wachte am nächsten Tag auf und blickte wieder auf den Bach Krith.
Morgen oder in einem Jahr würde dieser nur ein Weg aus feinem Sand und runden Steinen sein. Die alten Bewohner würden diesen Ort weiterhin Krith nennen und vielleicht jemandem, der nach dem Weg fragte, sagen: »Das liegt bei dem Bach, der hier vorbeifließt.« Die Reisenden würden sich dort hinbegeben und nur die runden Steine und den feinen Sand sehen und sich sagen: »Hier war einmal Wasser.« Doch das Wichtigste an einem Bach, sein Wasser, wäre nicht mehr da, um den Durst zu stillen.
Wie die Bäche und die Pflanzen brauchten auch die Seelen eine Art von Regen: die Hoffnung, den Glauben, einen Grund, zu leben. Wenn es dies nicht mehr gab, dann starb alles in dieser Seele, obwohl der Körper weiterhin lebte. Und die Leute konnten sagen: »Hier in diesem Körper wohnte einmal ein Mensch.« Es war jetzt nicht der Zeitpunkt, darüber nachzusinnen. Er erinnerte sich abermals an das Gespräch mit dem Leviten, kurz bevor sie gemeinsam den Stall verlassen hatten. Wozu so viele Tode sterben, wenn ein einziger genügte? Er brauchte nur auf Isebels Soldaten zu warten. Kommen würden sie zweifellos, denn es gab nicht viele Orte, wohin man sich aus Gilead flüchten konnte. Die Übeltäter gingen in die Wüste – und wurden dann dort wenige Tage später tot aufgefunden. Oder sie gingen zum Bach Krith, wo sie am Ende immer gefangen wurden.
Also würden die Soldaten bald kommen. Und er würde froh sein, sie zu sehen.
Er trank ein wenig vom kristallklaren Wasser, das neben ihm dahinfloß. Er wusch sein Gesicht und suchte einen Schatten, um dort seine Verfolger zu erwarten. Ein Mensch kann nicht gegen sein Schicksal ankämpfen – und er, Elia, hatte bereits gekämpft und verloren.
Obwohl die Priester ihn einen Propheten nannten, hatte er beschlossen, als Tischler sein Leben zu bestreiten. Doch der Herr hatte ihn wieder auf seinen Weg zurückgeführt.
Er war nicht der erste, der versuchte, sich der Bestimmung zu entziehen, die Gott für jeden Menschen auf Erden bereithielt.
Einem Freund von ihm, der eine großartige Stimme hatte, verboten die Eltern, Sänger zu werden, weil dieser Beruf seine Familie entehrt hätte. Eine seiner Jugendfreundinnen war eine begnadete Tänzerin; doch ihre Familie hatte ihr das Tanzen untersagt, aus Angst, der König würde sie zu sich in den Palast rufen; das Leben bei Hofe galt als sündig und machte jede Hoffnung auf eine gute Heirat zunichte.
»Der Mensch wurde geboren, um sein Schicksal zu verraten.« Gott gab den Herzen nur unmögliche Aufgaben.
»Warum?« Vielleicht weil die Tradition aufrechterhalten werden mußte.
Doch das war keine gute Antwort. »Die Bewohner Libanons sind weiter als wir, weil sie die Tradition der Seefahrer fortgeführt haben. Als alle Welt nur ein und denselben Schiffstyp benutzte, hatten sie beschlossen, etwas ganz anderes zu bauen. Viele verloren auf See ihr Leben, doch die Schiffe wurden verbessert, und nun beherrschen die Phönizier weltweit den Handel. Sie haben einen hohen Preis bezahlt, um sich anzupassen, doch es hat sich gelohnt.« Vielleicht verriet der Mensch sein Schicksal, weil Gott nicht näher war. Er hatte in die Herzen Träume gelegt, die einer Zeit entstammten, in der alles möglich war, und hatte sich dann um andere Dinge gekümmert. Die Welt veränderte sich, das Leben wurde schwieriger, doch die Träume der Menschen wurden nicht entsprechend angepaßt.
Gott war fern. Wenn er die Engel schickte, damit sie mit seinen Propheten sprachen, dann nur, weil es hier noch etwas zu tun gab. Was wäre dann die Antwort?
»Vielleicht haben unsere Eltern sich geirrt und fürchteten, wir würden dieselben Fehler machen. Oder vielleicht haben sie sich auch nie geirrt und wissen nicht, wie sie uns helfen können, wenn wir ein Problem haben.« Er fühlte, daß er der Antwort ganz nahe war.
Der Bach floß neben ihm dahin, einige Raben kreisten am Himmel, Pflanzen wuchsen unbeirrbar aus dem sandigen, sonst unfruchtbaren Boden. Was hätten wohl ihre Ahnen gesagt?
»Bächlein, suche dir einen besseren Ort, um in deinem klaren Wasser die Helligkeit der Sonne widerzuspiegeln, denn die Wüste wird dich austrocknen«, würde ein Gott des Wassers gesagt haben, sofern es ihn gab. »Raben, es gibt mehr Nahrung in den Wäldern als zwischen den Felsen und dem Sand«, würde der Gott der Vögel gesagt haben. Und der der Blumen: »Pflanzen, werft euere Samen fern von hier ab, denn die Welt ist voller fruchtbarer, feuchter Erde und ihr würdet schöner wachsen.« Doch weder der Krith noch die Pflanzen oder die Raben – einer hatte sich in der Nähe niedergelassen – hatten den Mut zu tun, was die anderen Flüsse, Vögel oder Blumen für unmöglich gehalten hatten.
»Ich lerne«, sagte er zum Vogel, »auch wenn ich ein unwürdiger, unnützer Schüler bin, denn ich bin zum Sterben verurteilt.« »Du hast entdeckt, wie einfach alles ist«, schien der Rabe zu antworten. »Man muß nur Mut haben.« Elia lachte, denn er hatte einem Vogel die Worte in den Mund gelegt. Das war ein vergnügliches Spiel. Er hatte es bei der Frau gelernt, die Brot backte. Und er beschloß fortzufahren. Er würde Fragen stellen und sich so selbst eine Antwort geben können, als wäre er ein wahrer Weiser.
Der Rabe flog auf. Elia wartete weiter auf Isebels Soldaten, denn einmal sterben genügte.
Der Tag verging, ohne daß etwas geschah. Sollten sie vergessen haben, daß der größte Feind ihres Baal noch am Leben war? Warum verfolgte ihn Isebel nicht, obwohl sie doch wissen mußte, wo er sich befand?
»Weil ich es in ihren Augen gelesen habe, und sie ist eine kluge Frau«, sagte er sich. »Mein Tod würde mich zu einem Märtyrer des Herrn machen. Als Flüchtling bin ich nur ein Feigling, der selbst nicht glaubt, was er sagt.« Ja, genau das war die Strategie der Prinzessin.
Kurz vor Einbruch der Nacht ließ sich ein Rabe – derselbe? – auf dem Ast nieder, auf dem er ihn schon am Morgen gesehen hatte. In seinem Schnabel hielt er ein kleines Stück Fleisch, das er plötzlich fallen ließ.
Für Elia war es ein Wunder. Er lief zum Baum, griff sich das Stückchen und aß es. Er wußte nicht, woher es kam, und wollte es auch nicht wissen. Hauptsache, er konnte seinen Hunger ein wenig stillen.
Seine jähe Bewegung hatte den Vogel nicht verscheucht.
>Dieser Vogel weiß, daß ich hier Hungers sterben werde<, dachte Elia. >Er ernährt seine Beute, um später ein üppigeres Mahl zu haben.< Isebel gab mit Elias Flucht auch dem Glauben an Baal neue Nahrung.
Geraume Zeit beäugten der Mensch und der Vogel einander.
»Ich würde mich gern mit dir unterhalten, Rabe. Heute morgen dachte ich, daß die Seelen Nahrung brauchen. Wenn meine Seele noch nicht Hungers gestorben ist, dann nur, weil sie noch etwas zu sagen hat.« Der Rabe regte sich noch immer nicht.
»Und wenn sie etwas zu sagen hat, dann muß ich ihr stumm zuhören, weil ich sonst niemanden habe, mit dem ich sprechen kann«, fuhr Elia fort.
Elia verwandelte sich in Gedanken in den Raben.
»Was erwartet Gott von dir«, fragte er sich, als wäre er der Rabe.
»Er erwartet von mir, daß ich Prophet bin.« »Das haben die Priester gesagt. Doch vielleicht ist es überhaupt nicht das, was Gott will.« »Doch, genau das will Er. Denn ein Engel ist in der Tischlerwerkstatt erschienen und hat mich gebeten, daß ich mit Ahab rede. Die Stimmen, die ich in meiner Jugend hörte…« »…die alle Menschen in ihrer Jugend hören«, unterbrach ihn der Rabe.
»Doch nicht alle sehen einen Engel«, sagte Elia.
Darauf sagte der Rabe nichts. Nach einer Weile brach der Vogel das Schweigen – oder vielmehr Elias eigene Seele, die wegen der Sonne und der Einsamkeit der Wüste delirierte.
»Erinnerst du dich an die Frau, die Brot backte?« fragte er sich.
Elia erinnerte sich wohl. Sie war zu ihm gekommen, um ihn zu bitten, ein paar Tabletts zu machen. Während Elia tat, worum sie ihn gebeten hatte, hörte er, wie sie sagte, daß die Art, wie er seine Arbeit machte, irgendwie Gottes Gegenwart ausdrückte.
»Wenn ich sehe, wie du die Tabletts machst, ist mir klar, daß du es auch so siehst«, fuhr sie fort. »Denn du lächelst bei der Arbeit.« Die Frau teilte die Menschen in zwei Gruppen. Die, die sich an dem freuten, was sie taten, und die, die sich darüber beklagten.
Letztere bewiesen, daß für sie der Fluch Gottes über Adam die einzige Wahrheit war: »Verflucht sei der Acker um deinetwillen!
Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.« Sie hatten keine Freude an der Arbeit, und langweilten sich an den heiligen Tagen, weil sie ausruhen mußten. Sie benutzten die Worte Gottes als eine Entschuldigung für ihr unnützes Leben und vergaßen, daß er zu Mose auch gesagt hatte: »Der Herr, dein Gott segnet dich in deinem Lande, das Er dir als Erbe gibt, damit du es besitzest.« »Ja, ich erinnere mich an diese Frau. Sie hatte recht. Ich liebte meine Arbeit in der Tischlerwerkstatt. Jeder Tisch, den ich baute, jeder Stuhl, den ich mit Schnitzwerk versah, ließen mich das Leben verstehen und lieben – obwohl ich es erst jetzt begreife. Sie sagte, ich würde mit den Dingen sprechen, die ich herstellte, und mich wundern, wenn ich sehen würde, daß die Tische und die Stühle fähig waren zu antworten, weil ich in sie das Beste meiner Seele hineinlegte – und ich würde als Gegenleistung die Weisheit erlangen.« »Hättest du nicht als Tischler gearbeitet, wärest du auch nicht fähig gewesen, deine Seele aus dir heraustreten zu lassen, dir vorzustellen, du seist ein sprechender Rabe, und zu begreifen, daß du besser und weiser bist, als du denkst«, war die Antwort.