Pierre Corneille
1606-1684Stanzen
Läßt mein Angesicht auch sehen,
Gräfin, daß die Zeit verstrich,
Euch wird es nicht besser gehen,
Seid Ihr erst so alt wie ich.
All und jedem drückt ihr Zeichen
Auf die Zeit, eh sie entweicht,
Eure Rosen wird sie bleichen,
Wie sie mir das Haar gebleicht.
In denselben Bahnen gleiten
Ewig die Planeten hin,
Was Ihr seid, war ich vor Zeiten,
Und Ihr werdet, was ich bin.
Immerhin darf kühn ich sagen,
Etwas, Gräfin, nenn ich mein,
Was vielleicht in späten Tagen
Noch wird unvergessen sein.
Sind auch holde Reize Euer,
Wißt, ein Reiz, den Ihr jetzt haßt,
Strahlt einst noch in hellem Feuer,
Wenn der Eure längst verblaßt.
Er nur wird den Ruhm bewahren
Euren Augen, Eurem Haar,
Er erzählt nach tausend Jahren,
Was an Euch mir teuer war.
Bei den Bürgern jener Welten
Hat mein Wort noch guten Klang,
Werdet Ihr für schön dann gelten,
Schuldet mir Ihr dafür Dank.
Wollet gnädigst drum bedenken:
Ist ein Graukopf keine Zier,
Muß man ihm doch Achtung schenken,
Gleicht er, schöne Gräfin, mir.
Pierre-Jean de Béranger
1780-1857Meine Berufung
Ich kam auf diese Erde
Geängstigt und verzagt,
Kaum hätte aus der Herde
Ich je mich vorgewagt.
Mein Weinen und mein Klagen
Verhauchte fast im Wind,
Da hörte Gott ich sagen:
So singe doch, mein Kind!
Der Reichtum fährt mit vieren,
Verlacht des Armen Not,
Wenn sie vorbei kutschieren,
Bespritzt uns nur der Kot.
Euch habe ich im Magen!
Doch macht der Zorn mich blind,
Dann höre Gott ich sagen:
So singe doch, mein Kind!
Weich bin ich nicht gebettet,
Zum Einerlei verdammt,
Gefesselt und gekettet
An mein bescheiden Amt.
Muß ich zu sehr mich plagen,
Daß Brot mein Arm gewinnt,
Dann höre Gott ich sagen:
So singe doch, mein Kind!
Manch Glück hab ich gefunden
In meines Lebens Mai,
Die Jahre sind entschwunden,
Es ist damit vorbei.
Doch will mein Herz mal fragen,
Warum das Glück zerrinnt,
Dann höre Gott ich sagen:
So singe doch, mein Kind!
So will ich ewig singen,
Will singen bis zuletzt,
Will jedem Freude bringen,
Den mein Gesang ergötzt.
Wo frohe Herzen schlagen,
Die freundlich mir gesinnt,
Da höre Gott ich sagen:
So singe doch, mein Kind!
Die Dachkammer
Die Bude unterm Dach! Ich seh sie wieder,
Wo frohe Armut Lehrerin mir war,
Ich hatte meine Freunde, meine Lieder,
Mein Mädchen hatte ich und zwanzig Jahr.
Der Narren lachte keck ich und der Weisen,
Da ich des Lenzes Blütentraum genoß,
Sechs Treppen hoch durft ich mich glücklich preisen
Mit zwanzig Jahren hier im Dachgeschoß.
Ein Bodenloch! Ich kann es nicht bestreiten;
Hier wars, wo meine harte Bettstatt stand,
Dort seh ich noch die Verse, die vor Zeiten
Mit Kohle ich gekritzelt an die Wand.
Doch ach, die Freuden, die sind längst entschwunden,
Die meine Uhr mir mitleidvoll erschloß,
So oft den Weg ins Leihamt ich gefunden,
Mit zwanzig Jahren aus dem Dachgeschoß.
Wie gern ist Liese mit vergnügter Miene
Hier oben einst erschienen zum Besuch!
Vorm Fenster hat die Gute als Gardine
Flink aufgehängt ihr schönes neues Tuch.
Am Boden lag der Hut. Nie mocht ich fragen,
Wer ihn bezahlt hat, weil sie dies verdroß;
Wer wird sich auch um solche Fragen plagen
Mit zwanzig Jahren hier im Dachgeschoß.
Hier haben wir begeistert und verwegen
Die ganze Nacht gesungen und gezecht,
Da bei Marengo Bonapartes Degen
Die schlug, die ihm zu trotzen sich erfrecht.
Viktoria schossen sie! Wir aber dachten,
Nie kehrt zurück in unseres Helden Schloß
Die Sippe Ludwigs, die wir stolz verlachten
Mit zwanzig Jahren hier im Dachgeschoß.
Hinweg! hinweg! Ich könnte mich berauschen,
Wo der Erinnerung Zauber mich umschwebt
Ach, dürfte meiner Tage Rest ich tauschen
Für einen Monat, den ich hier gelebt,
Für Liebe, Leichtsinn, Torheit, für Sekunden,
Daraus im Traum ein Leben mir entsproß,
Für alle Hoffnung, die ich einst gefunden
Mit zwanzig Jahren hier im Dachgeschoß!
Der alte Korporal
Jetzt also vorwärts, Kameraden,
Die Stunde schlägt, noch einen Kuß,
Mein Pfeifchen brennt, Ihr habt geladen,
Kommt, Kinder, machen wir nun Schluß.
Die Jahre sind im Dienst geschwunden,
Den ich Euch allen beigebracht,
Doch niemals hab ich Euch geschunden!
Nun gebet Acht,
Heult nicht, gebt Acht,
Heult nicht, gebt Acht,
Nehmt Tritt, gebt Acht,
Gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht!
Ein Leutnant denkt, er darf mich kränken,
Ich wisch ihm eine aus, dem Wicht;
Es tat ihm nichts, doch sowas schenken
Mein Urteil sprach das Kriegsgericht.
Wer nicht so rasch ist, handelt weiser,
Am längsten hab ichs nun gemacht,
Ach was, ich diente meinem Kaiser!
Nun gebet Acht,
Heult nicht, gebt Acht,
Heult nicht, gebt Acht,
Nehmt Tritt, gebt Acht,
Gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht!
An Arm und Bein darf Euch nichts liegen,
Das Kreuz ist ein paar Knochen wert,
Das meine holt ich in den Kriegen,
Da wir die Könige ausgekehrt.
Manch Gläschen gabt Ihr mir zum besten,
Wenn ich erzählte auf der Wacht
Von Schlachtenruhm und Siegesfesten,
Nun gebet Acht,
Heult nicht, gebt Acht,
Heult nicht, gebt Acht,
Nehmt Tritt, gebt Acht,
Gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht!
Wer fängt dahinten an zu flennen?
Die Tambourswitwe, dacht mirs schon!
Hab Anno zwölf beim tollen Rennen
Die Frau gerettet sammt dem Sohn.
Der Vater liegt im Schnee begraben,
Den Jungen schleppt ich Tag und Nacht
Kannst beten für mich alten Knaben!
:|: Nun gebet Acht, :|:
Die Pfeife will nicht ziehen heute
Jetzt hat sie Luft, was das nur war!
Da sind wir. Wollt ihr etwa, Leute,
Die Augen mir verbinden gar?
Hier an der Böschung laßt mich stehen,
Zielt nicht zu tief, hübsch mit Bedacht
Mögt Ihr die Heimat wieder sehen!
:|: Nun gebet Acht, :|:
Des Volkes Erinnerungen
Unterm Strohdach der Geringen,
In den Hütten stirbt er nicht,
Noch nach fünfzig Jahren spricht
Kaum einer dort von andern Dingen.
Abends sitzen am Kamin
Um die Alte junge Leute,
Mutter, ruft die Bäuerin,
Kannst von ihm erzählen heute!
Viele schelten jetzt den Mann,
Könnte er nur wiederkehren,
Ja, wiederkehren!
Laß uns also von ihm hören,
Großmutter, fang an!
Kinder, hier sah ich ihn reiten,
Hier durch unser Dorf, ganz nah,
In dem Jahr, da dies geschah,
Machte ich Hochzeit alte Zeiten!
Könige bildeten den Zug,
Heut noch glaube ich, den grauen
Mantel, den er damals trug,
Und den kleinen Hut zu schauen.
Ich erschrak und wurde bleich.
Guten Morgen, rief er heiter,
Vergnügt und heiter.
Wie, gegrüßt hat Euch der Reiter,
Ei, er sprach mit Euch?
Ein Jahr später ists geschehen,
Daß ich nach Paris mal kam,
Vor der Tür von Notre Dame
Hab ich ihn wiederum gesehen.
Menschen drängten ohne Zahl
Sich in festlichem Gewimmel,
Alle meinten: Seht einmal,
Schönes Wetter schickt der Himmel.
Mild und gütig war sein Blick,
Grad war ihm ein Sohn geboren,
Ein Sohn geboren.
Ei, der Tag war nicht verloren,
Mutter, das war Glück!
Als dann seiner Feinde Scharen
Sich ergossen übers Land,
Trotzte er mit starker Hand
Beinah alleine den Gefahren.
Einmal klopfts an meine Tür,
Eines Abends, just wie heute,
Plötzlich steht er da vor mir,
Im Gefolg nur wenig Leute.
Setzt sich auf den Sessel hier,
Niemals werd ich es vergessen,
Niemals vergessen!
Mutter, wo hat er gesessen,
Auf dem Stuhl, sagt Ihr?
Ich hab Hunger, sprach er. Leider
Hatte ich nur Brot und Wein.
Hier am Feuer schlief er ein,
Schnell trockneten die nassen Kleider.
Beim Erwachen sagte er,
Als er schaute meine Zähren:
Mut, noch habe ich ein Heer,
Vor Paris will ich mich wehren.
Ich verwahre heute noch
Jenes Glas im Schrank da droben,
Im Schrank da droben.
Wie, Ihr habt es aufgehoben?
Bitte, zeigt es doch!
Hier ! dann zog er ins Verderben!
Er, den einst ein Papst gekrönt,
Mußt verlassen und verhöhnt
Auf jener öden Insel sterben!
Dran zu glauben ward uns schwer,
Alle meinten: Er kehrt wieder,
Heimwärts eilt er übers Meer,
Schlägt den frechen Fremdling nieder.
Als ich hörte, es sei wahr,
Bin ich fast dem Schmerz erlegen,
Dem Schmerz erlegen.
Schütz Euch Gott auf allen Wegen,
Mutter, vor Gefahr.
Gérard de Nerval
Des Volkes Erinnerungen
Unterm Strohdach der Geringen,
In den Hütten stirbt er nicht,
Noch nach fünfzig Jahren spricht
Kaum einer dort von andern Dingen.
Abends sitzen am Kamin
Um die Alte junge Leute,
Mutter, ruft die Bäuerin,
Kannst von ihm erzählen heute!
Viele schelten jetzt den Mann,
Könnte er nur wiederkehren,
Ja, wiederkehren!
Laß uns also von ihm hören,
Großmutter, fang an!
Kinder, hier sah ich ihn reiten,
Hier durch unser Dorf, ganz nah,
In dem Jahr, da dies geschah,
Machte ich Hochzeit alte Zeiten!
Könige bildeten den Zug,
Heut noch glaube ich, den grauen
Mantel, den er damals trug,
Und den kleinen Hut zu schauen.
Ich erschrak und wurde bleich.
Guten Morgen, rief er heiter,
Vergnügt und heiter.
Wie, gegrüßt hat Euch der Reiter,
Ei, er sprach mit Euch?
Ein Jahr später ists geschehen,
Daß ich nach Paris mal kam,
Vor der Tür von Notre Dame
Hab ich ihn wiederum gesehen.
Menschen drängten ohne Zahl
Sich in festlichem Gewimmel,
Alle meinten: Seht einmal,
Schönes Wetter schickt der Himmel.
Mild und gütig war sein Blick,
Grad war ihm ein Sohn geboren,
Ein Sohn geboren.
Ei, der Tag war nicht verloren,
Mutter, das war Glück!
Als dann seiner Feinde Scharen
Sich ergossen übers Land,
Trotzte er mit starker Hand
Beinah alleine den Gefahren.
Einmal klopfts an meine Tür,
Eines Abends, just wie heute,
Plötzlich steht er da vor mir,
Im Gefolg nur wenig Leute.
Setzt sich auf den Sessel hier,
Niemals werd ich es vergessen,
Niemals vergessen!
Mutter, wo hat er gesessen,
Auf dem Stuhl, sagt Ihr?
Ich hab Hunger, sprach er. Leider
Hatte ich nur Brot und Wein.
Hier am Feuer schlief er ein,
Schnell trockneten die nassen Kleider.
Beim Erwachen sagte er,
Als er schaute meine Zähren:
Mut, noch habe ich ein Heer,
Vor Paris will ich mich wehren.
Ich verwahre heute noch
Jenes Glas im Schrank da droben,
Im Schrank da droben.
Wie, Ihr habt es aufgehoben?
Bitte, zeigt es doch!
Hier ! dann zog er ins Verderben!
Er, den einst ein Papst gekrönt,
Mußt verlassen und verhöhnt
Auf jener öden Insel sterben!
Dran zu glauben ward uns schwer,
Alle meinten: Er kehrt wieder,
Heimwärts eilt er übers Meer,
Schlägt den frechen Fremdling nieder.
Als ich hörte, es sei wahr,
Bin ich fast dem Schmerz erlegen,
Dem Schmerz erlegen.
Schütz Euch Gott auf allen Wegen,
Mutter, vor Gefahr.
Gérard de Nerval
1808-1855Herren und Knechte
Wenn jene Herrn, die aus den Mären wohl bekannt,
Mit Stieresnacken und mit erzgeprägten Mienen,
Mit Leibern, die im Boden fest gewurzelt schienen,
Mit grimmig hochgemutem Sinn und harter Hand,
Wenn heute wieder sie auf diese Erde kämen,
Den Erben ihrer stolzen Namen nachzuspähn,
Die winselnd vor den Türen der Minister stehn,
Der Sippe, die schon längst verlernt hat, sich zu schämen,
Dem falschen Volk, an dem die Waden kaum noch echt,
Dann merkten jene Ritter ohne Furcht und Tadel
Sehr bald, daß, dank den Töchtern, ihrem guten Adel
Verdorben ward das Blut von manch gemeinem Knecht.
Phantasie
Es tönt mir eine Weise stets, für die
Ich Mozart, Weber und Rossini schenke,
Wenn ich in ihren Klang das Ohr versenke,
Bezaubert mich die alte Melodie.
Sie singt so müd von Trauer und von Wehe,
Ich fühle mich zweihundert Jahr verjüngt,
Ludwig der Dreizehnte regiert, ich sehe
Den Hügel, hinter dem die Sonne sinkt,
Ein Schloß von Ziegeln, Türme in den Ecken,
Gemalte Fenster und ein Giebeldach,
Darum ein Park mit immergrünen Hecken,
Durch bunte Blumen fließt ein stiller Bach.
Am hohen Fenster sehe ich vom weiten
In alter Tracht die blonde Dame stehn
Ich kenne sie. Ich habe sie vor Zeiten
In einem andern Leben schon gesehn.
Laß mich!
Laß ab von mir, es ist vergebens,
Du prangst im Lenze deines Lebens,
Mir kehrt er nimmermehr zurück!
Kannst du in meinem Gram nicht lesen,
Daß dieser Stirn, die jung gewesen,
Zu lächeln längst vergaß das Glück?
Wenn durch den Winterfrost, den harten,
Die bunte Blumenpracht im Garten
Gebleicht ist und der Baum entlaubt,
Wer gibt dem toten Blatt die Farben
Zurück, die mit dem Sommer starben,
Den Duft, den ihm der Nord geraubt?
Ach, hätte meines Schicksals Gnade
Mich kreuzen lassen deine Pfade,
Da mir noch solche Gunst getaugt,
Ich hätte trunken vor Entzücken
Dein Lächeln kühn gewagt zu pflücken
Und neue Kraft daraus gesaugt.
Heut leuchtest du mir nur von Ferne,
Du junges Blut, dem hellen Sterne
Vergleichbar, der dem Schiffer winkt,
Dess schwanken Kahn die List der Wogen,
Wenn schon der Sturm vorbei gezogen,
Zerbricht und mitleidlos verschlingt.
Laß ab von mir, es ist vergebens,
Du prangst im Lenze deines Lebens,
Mir kehrt er nimmermehr zurück!
Läßt diese Stirn, die jung gewesen,
Läßt dich ihr stiller Gram nicht lesen,
Daß nichts mehr sie erhofft vom Glück?
Goldene Verse
Mensch, freier Denker, wähnst du, daß nur du allein
Gedankenmächtig bist in dieser Welt voll Leben?
Du bist nur Herr der Kraft, die dir zum Lehn gegeben,
Jedoch das All ist frei, dein Witz ist ihm zu klein.
Hab Ehrfurcht! Jedes Tier nennt eigene Kräfte sein,
Der Kelch, der sich erschließt, ahnt einer Seele Beben,
Kein Stein, in dem nicht unbekannte Mächte weben,
Dies alles fühlt und dringt ins Innerste dir ein.
Vermeide Blicke, die aus blinden Fenstern spähen,
An jegliches Atom gebunden ist das Wort,
In deinem Munde darf es Sünde nie begehen.
Oft wohnt ein Gott versteckt an einem niedern Ort,
Das Auge wächst vom Lid bedeckt in heiliger Stille,
Es sproßt aus hartem Fels hervor ein reiner Wille.
Alfred de Musset
1810-1857An Juana
Du bists, für die ich einst entbrannte,
Die erste, welche mein ich nannte,
Der ich geweiht mein ganzes Sein!
Erinnerst du dich auch noch dessen?
Ich habe es noch nicht vergessen,
Im letzten Sommer warst du mein.
Wie rasch entschwinden doch die Zeiten,
Die wir mit tausend Nichtigkeiten
Vergeuden, schnell sind sie entflohn.
Fast zwanzig Jahre sah ich schwinden,
Und du, Gefährtin meiner Sünden,
Hast ihrer beinah achtzehn schon.
Scheint auch die rote Rose bleicher,
Ist ihre Pracht nur um so reicher,
Ich schmeichle nicht, schön bist du doch!
Kein liebend Weib war liebevoller,
Kein spanisch Köpfchen jemals toller,
Denkst du des letzten Sommers noch?
Des Abends noch, da du mich kränktest
Und dann dein Halsgeschmeid mir schenktest,
Da ich ob deines Zorns geschmollt;
Drei Nächte fand ich keinen Schlummer,
In bittersüßem Liebeskummer
Hab ich geküßt das rote Gold.
Und die verräterische Schöne!
Denkst du noch an die tolle Szene,
O Andalusiens holder Stern?
Dein Liebster wollt vor Lachen sterben,
Und Eifersucht schien zu verderben
Den Gatten fast, den alten Herrn.
Nimm dich in acht, hör was ich sage,
Von neuem kehren jene Tage
Der Liebe bald vielleicht zurück.
Ein Herz, das dich einmal besessen,
Kann deiner nimmermehr vergessen,
Das Herz begehrt kein besser Glück.
Ach was! ich mag den Strom nicht dämmen,
Ich kann das Rad der Zeit nicht hemmen,
Ich halte seinen Gang nicht auf;
Was kümmern uns entschwundene Freuden,
Das Lied ist aus, wir wollen scheiden,
Das ist einmal der Welten Lauf.
Die Zeit entführt auf ihren Schwingen
Den Lenz, die Lerche und ihr Singen,
Ach, unser Dasein gleicht dem Rauch;
Karg ist die Frist uns zugemessen,
Was frommt mir, daß ich dich besessen,
Und dir, daß meiner du vergessen
Mein Leben schwindet, deines auch!