Ein St.-Johannis-Nachts-Traum - Уильям Шекспир 3 стр.


Oberon.

Wie lange denkt ihr noch in diesem Hayn zu bleiben?

Titania.

Vielleicht bis nach dem Hochzeittag des Theseus.
Gefällt es euch in unserm Kreis zu tanzen,
Und unsern Mondlicht-Spielen zuzusehen,
So folget uns; wo nicht, so weicht mich aus,
So wie ich eure Jagden meiden will.

Oberon.

Gieb mir den Knaben, und ich geh' mit dir.

Titania.

Nicht für dein Königreich. Ihr Elfen, weg!
Es giebt nur Zank, wenn wir uns länger säumen.

(Die Königin, und ihr Gefolg geht ab.)

Oberon.

Gut, geh' nur deinen Weg! eh du den Hayn
Verlassen hast, soll dich dein Troz bestraffen
Hieher, mein muntrer Puk! Besinn'st du dich,
Daß ich auf einem Vorgebürg einst saß,
Und hörte der Syrenen einer zu,
Wie sie, auf eines Delphins Rüken sizend,
So zaubrisch-süsse Töne von sich hauchte,
Daß selbst die rohe See bey ihrem Liede
Mild ward, und liebestrunkne Sterne taumelnd
Aus ihren Sphären sanken, der Musik
Der Wasser-Nymphe zuzuhören?

Puk.

 Ich
Erinnere mich's ganz wol.

Oberon.

Zu gleicher Zeit sah' ich, (du konntest nicht)
Den Liebesgott in hastiger Unruh, zwischen
Dem Erdball und dem kalten Monde fliegen;
Er hielt, und richtete den straffen Bogen
Nach einer göttlichen Vestalin,5 die
Im Westen thront', und schoß mit solcher Macht
Den Liebespfeil von seinem Bogen ab,
Als sollt' er hunderttausend Herzen spalten;
Allein ich sah' es, wie sein feur'ger Pfeil
Im keuschen Stral des feuchten Monds sich löschte,
Und in jungfräulichen Betrachtungen,
Mit freyem Geist, die königliche Schöne
Vorübergieng. Da merkt' ich, wo der Pfeil
Des Amors fiel Er fiel
Auf eine kleine Blume, vormals weiß
Wie Milch, izt röthlicht von der Liebes-Wunde,
Und Mäd'gens nennen sie die müssige Liebe.
Brich' diese Blume mir; ich zeigte dir
Das Kräutchen einst; ihr Saft auf schlummernde
Auglieder ausgegossen, hat die Kraft,
Mann oder Mädchen bis zum Aberwiz
Ins nächste Ding, das ihrem Blik begegnet,
Verliebt zu machen. Pflüke diese Blume,
Und sey mir wieder hier,
Eh Leviathan eine Meile schwimmt.

Puk.

Ich wollte, wenn du es befählest,
In viermal zeh'n Minuten einen Gürtel
Rings um die Erde zieh'n.

(Geht ab.)

Oberon.

 Hab' ich nun
Erst diesen Saft, so will ich lauern, bis
Titania schlafend ligt, und dann die Tropfen
Auf ihre Augen träufeln.
Das nächste Ding, worauf sodann erwachend
Ihr Auge ruht, sey's Löwe oder Bär,
Wolf oder Stier, Waldteufel oder Affe,
Wird sie mit Sehnsucht, mit dem Geist der Liebe
Verfolgen. Nimmer will ich diesen Zauber
Von ihren Augen nehmen, (wie ich's kan),
Bis sie den Knaben mir bewilligt hat.
Wer kömmt hier, ich bin unsichtbar, und will
Behorchen, was sie sprechen

Dritter Auftritt

(Demetrius, welchem Helena folget)

Demetrius.

Was verfolgst
Du den, der dich nicht liebt? Wo ist Lysander? wo
Die schöne Hermia? jenen will ich tödten,
Und diese tödtet mich. Du sagtest mir,
Sie hätten sich in diesen Wald gestohlen;
Und hier bin ich, und wild in diesem Walde,6
Weil ich hier meine Hermia nicht entdeke.
Weg, pake dich, und folge mir nicht mehr!

Helena.

Du ziehst mich an, hartherziger Magnet,

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{ed.  * Der Umstand, daß dieses Lustspiel noch unter der Regierung der Königin Elisabeth aufgeführt worden, wird es einem jeden merklich machen, daß die Vestalin niemand anders als diese jungfräuliche Heldin bezeichne. Daß aber unter der Syrene die Königin Maria von Schottland abgebildet sey, scheint der scharfsichtige Warbürton zuerst angemerkt zu haben. Er bemerkt überhaupt, dieser allegorische Schleyer, unter welchem ein Gemisch von Lob und Satyre verborgen ist, müsse uns auf den Schluß leiten, daß die Rede von einer Person sey, welche der Poet unverdekt weder loben noch schelten durfte. Dieses passe nun völlig auf Maria von Schottland. Die Königin Elisabeth konnte nicht leiden, wenn Maria gelobt wurde; und ihr Nachfolger, (Jakob der 1ste,) würde eine Satyre auf seine Mutter nicht vergeben haben. Allein, fährt Warbürton fort, der Poet hat jeden unterscheidenden Umstand ihres Lebens und Charakters in dieser schönen Allegorie so deutlich ausgezeichnet, daß über seine geheime Absicht kein Zweifel übrig bleiben kan. Sie wird 1.) eine Syrene genannt aus dem entgegengesezten Grunde, warum Elisabeth eine Vestalin heißt, nemlich einer Untugend wegen, um derentwillen diese unglükliche Princessin eben so berüchtigt ist, als die Syrene bey den alten Dichtern. 2.) Der Rüken des Delphins, worauf sie sizt, deutet auf die Vermählung der Königin Maria mit dem Dauphin von Frankreich, dem Sohn Heinrichs des 2ten. 3.) Der bezaubernde Gesang dieser Syrene ist eine Anspielung auf die ausserordentlichen Reizungen und Talente der gedachten Princessin, wodurch sie bey ihrem Aufenthalt am Französischen Hofe alle Welt in Verwundrung sezte. 4.) Daß ihre Stimme die wilde See selbst zahm gemacht, deutet auf die während ihrer Abwesenheit in Schottland entstandnen Unruhen, die ihre Wiederkunft sogleich wieder gestillet. Warbürton merkt an, die Schönheit dieses Bildes sey desto grösser, weil der gemeinen Sage nach, die Syrenen oder Meerweiber nur in Stürmen singen. 5.) Die verliebten Sterne, die ihr zulieb aus ihren Sphären sanken, bezeichnen verschiedene Herren von dem Englischen hohen Adel, welche von dieser Princessin in ihr unglükliches Schiksal gezogen worden, besonders die Grafen von Northumberland und Westmorland, und den Herzog von Norfolk, den das Project sie zu heurathen das Leben kostete.}

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{ed.  * (And here am I, and Wood within this Wood. Wood) heißt Wald, und heißt auch wüthend, wild; dieses dem Shakespeareso gewöhnliche Spiel mit dem Schall der Worte hat im Deutschen hier nur unvollkommen ausgedrükt werden können, und wird künftig oft gar nicht geachtet werden.}

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