Gefährliche Dinge - Amy Blankenship 6 стр.


Sie hörte die unausgesprochene Anschuldigung in Quinns Stimme und spannte ihre Schultern an. Ein beschützender Instinkt bohrte sich in ihr nach vorne, und sie musste ihm Luft geben.

„Steven wusste nicht, wer mein Verlobter war, und ich hatte keine Ahnung, dass Anthony ein Werwolf war“, erklärte Jewel mit fester Stimme. „Ich habe ihm erst von Anthony erzählt, nachdem wir uns gepaart hatten. Also wenn du jemandem die Schuld geben musst, dann mir.“

Quinn hatte so viel Anstand, leicht betroffen auszusehen und Kat streckte unauffällig ihren Daumen in die Luft.

Jewel lehnte sich zurück an die Theke und begann wieder, an ihrer Unterlippe zu kauen. Stevens älterem Bruder, dem Alphamann der Pumas, die Stirn zu bieten, hatte sie etwas verängstigt.

Sie sah hinüber zu Steven und entspannte sich, als sie den Stolz für sie in seinen Augen leuchten sah. Etwas in ihr wurde weich und sie musste mit aller Kraft kämpfen, um die Schutzmauer darum herum wieder aufzubauen. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und sie fragte sich, ob sie sich in ihn verliebte.

„Anthony Valachi steht schon eine ganze Weile unter Verdacht“, meldete sich Chad zu Wort. „Die Polizei hat Grund zu der Annahme, dass er nicht nur an Menschenhandel sondern auch an Sklaverei beteiligt ist. Es gibt auch Gerüchte, dass seine Männer Prostituierte aufgesammelt und entführt haben, um sie als Sexsklaven zu verkaufen.“

„Wieso macht die Polizei dann nichts dagegen?“, fragte Kat.

„Uns wurde befohlen, uns aus der Sache herauszuhalten, weil das FBI die Ermittlungen übernommen hat“, antwortete Chad. „Leider ist es so, dass, wenn das FBI auftaucht, wir kein Mitspracherecht mehr haben, und nichts tun können, als uns herauszuhalten, es sei denn, wir wollen neben den bösen Jungs im Gefängnis landen.“

Steven nickte und beschloss, dass es Zeit war, ihnen die ganze Wahrheit zu erzählen. „Jewels Vater wurde vor einer Weile vom FBI festgenommen. Das war der Grund, weshalb Jewel sich überhaupt erst mit Anthony verloben musste.“ Er warf Jewel ein liebevolles Lächeln zu, ehe er sich wieder an die Gruppe wandte.

„Ihr Vater war der Manager des Resorts in Palm Springs und Anthony war nicht glücklich über den Durchsuchungsbefehl, den sie hatten, oder darüber, dass Arthur sie auf das Anwesen ließ. Als er seinen Fehler erkannte, hat Arthur den Agenten umgebracht und wurde wegen Mordes verhaftet. Um seine Haut zu retten versprach Arthur Anthony, dass er Jewel heiraten durfte, als Bezahlung dafür, dass er ihn da herausholte.“

„Er ist derjenige, der meinen Vater umgebracht hat. Ich weiß es sicher“, sagte Jewel und ballte ihre Faust. „Also, wann können wir ihn angreifen?“

„Wir brauchen ihn nicht anzugreifen“, erklärte Chad. „Wir werden uns einen Plan ausdenken und dann werden wir es bekanntmachen, dass du unter dem Schutz der Wilders stehst. Wenn er kommt… holen wir ihn uns.“

„Ich denke, das könnte das Gesetz ein wenig zu sehr ausreizen“, berichtigte Trevor. „Halte Jewel noch ein paar Tage lang geheim, und lass mich und Zachary sicherstellen, dass sich das FBI nicht einmischt, und alles in eine große Katastrophe verwandelt.“

„Wieso sollten sie sich einmischen?“, fragte Kat. „Ihr seid doch von der paranormalen Organisation… stehen die nicht über dem FBI?“

„Nur auf gewissen Gebieten“, entgegnete Trevor. „Die meisten im FBI haben keine Ahnung, dass wir überhaupt existieren. He, nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten weiß von uns. Wir stehen weit über deren Köpfen, und damit wir dieses Recht bekommen, müssen wir beweisen, dass da etwas Paranormales vorgeht.“

„Bedeutet das, dass zumindest ein Teil der Regierung von uns weiß?“, fragte Nick, dem das unruhige Gefühl, das er davon bekam, nicht gefiel.

Trevor schüttelte den Kopf. „Nicht genau über euch… aber sie wissen, dass es da etwas… ungewöhnlichere Wesen gibt. Ihr steht unter demselben Schutz wie die Menschen… vielleicht sogar noch mehr und mit nicht so strengen Regeln, und unter dem Schutz einer kleinen, aber mächtigen Regierung in und über der Regierung.“ Er kratzte sich am Kopf und hoffte, dass alle seiner vagen Version der Wahrheit folgen konnten.

„Meine Sorge ist, dass das FBI sich zu weit darin vertieft und dann erst zu spät bemerkt, dass sie sich mit Werwölfen anlegen und nicht mit Menschen.“ Chad runzelte die Stirn als er verstand, was Trevor gerade gesagt hatte, und es gefiel ihm nicht. Sollte das heißen, dass die Paranormalen mehr Rechte hatten, als die Menschen? Vielleicht war er ja ein wenig parteiisch, aber er war zufällig einer dieser niedrigen Menschen.

Trevor schüttelte den Kopf. „Die Mafia wird sich nicht gleich ein Fell umlegen und das FBI angreifen. Außerdem, wenn die Welt von Werwölfen erfährt, dann sind sie als nächstes dran, um auszusterben, und die Werwölfe wissen das. Das letzte Mal, wo sie sich selbst zeigten, wurden sie fast bis zur Ausrottung verfolgt.“

„Lasst mich ein paar Anrufe tätigen und sehen ob wir alle Rechte über den Valachi-Fall haben“, bot Zachary an. „Wenn wir die haben, dann haben wir freie Hand und können alle rekrutieren, die wir als qualifiziert ansehen.“ Er sah sich in der Gruppe um, wusste, dass das fast alle im Raum waren und sie würden Immunität genießen, egal, wie die Dinge sich wenden würden.

Weiß jemand, welches Auto Micah an dem Tag, wo er verschwunden ist, gefahren hat?“, fragte Chad. „Ich kann es mit meinem Streifenwagen suchen und eine Suchmeldung dafür aufgeben.“

„Sein Motorrad“, sagte Alicia schnell, dann wurden ihre Augen groß, als sie sich daran erinnerte, wie sie Warren gesagt hatte, dass sie im Gewitter der letzten Nacht mit demselben Motorrad gekommen war. Als sie zu ihm hinüber schielte, seufzte sie erleichtert, als er ihr nur kurz zuzwinkerte.

Nick gab noch seinen Senf dazu. „Ich bin auch dafür, dass wir uns von Misery fernhalten, aber die Vampire pflanzen sich für sie fort und das können wir nicht zulassen.“

„Alle sind eingeteilt zur Schädlingsbekämpfung“, stimmte Warren zu.

„Nicht alle, hoffe ich.“ Trevor sah hinüber zu Envy.

Zachary trat diskret vor Trevor, um den tödlichen Blick, den Devon seinem Freund zuwarf, abzuwehren. „Ich glaube, es wird auch Zeit, dass wir ein paar Gefälligkeiten zurückverlangen und mehr von unserem Team herholen.“

„Du meinst es gibt noch mehr von euch?“, fragte Steven.

Zachary rammte seine Hände in seine Hosentaschen und legte seinen Kopf schräg. Das weiche Licht der Lampen schien in sein blondes, stacheliges Haar und er grinste. „Es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber es gibt nur einen von mir. Ich wollte mich klonen, aber unser ängstlicher Anführer hier lässt mich nicht“, erklärte er und zeigte mit dem Daumen auf Trevor.

„Halt's Maul, verdammt und mach dich ans Telefonieren“, rief Trevor. „Wenn es noch einen von dir gäbe, würde Angelica ihn umbringen, nur damit sie sagen kann, dass sie es endlich geschafft hat.“

Zacharys Gesichtsausdruck wurde verträumt. „Oh, von diesen wunderbaren Doc Martin's zertrampelt zu werden, die sie in ihrem Schrank versteckt.“

Trevor machte einen aufgebrachten Schritt auf seinen Partner zu und Zachary rannte sofort durch den Raum um sich hinter Kane zu verstecken.

Zacharys Gesichtsausdruck wurde verträumt. „Oh, von diesen wunderbaren Doc Martin's zertrampelt zu werden, die sie in ihrem Schrank versteckt.“

Trevor machte einen aufgebrachten Schritt auf seinen Partner zu und Zachary rannte sofort durch den Raum um sich hinter Kane zu verstecken.

„Gibt es einen Grund, wieso du mich als Schutzschild verwendest?“, fragte Kane.

„Ja“, rief Zachary. „Lass mich kurz darüber nachdenken, dann sag ich dir einen.“

Kane grinste. „Lass mich kurz nach Hause gehen, dann suche ich meine Doc Martin's.“

Zachary machte schnell ein paar Schritte rückwärts von Kane weg und hob seine Hände. „Langsam, Mann, ich bin nicht schwul.“

„Zachary!“, rief Trevor.

„Okay, okay“, sagte Zachary und zog sein Handy heraus. „Mann, ich bin umgeben von Leuten ohne jeden Sinn für Humor… Angelica wird diesen Haufen lieben.“

Kapitel 4

Kane lehnte an dem Kreuz wenige Meter hinter Michael und starrte hinaus auf die Stadt, fragte sich, wo Misery sich versteckte, und ob sie überhaupt noch in der Stadt war. Es gab dort draußen eine ganze Welt, die sie terrorisieren könnte, aber das Karma war kein Wunschkonzert und seine Instinkte auch noch, und die erzählten ihm, dass sie nicht weit weg war.

Er verzog das Gesicht, als er sich vorstellte, wie sie als verrottende Leiche über den Gehsteig spazierte, dann unterdrückte er ein Schaudern, als das Bild von dem gespenstischen kleinen Mädchen in seinem Kopf auftauchte und er entschied, dass die Leiche weniger beängstigend war. Über die Jahrhunderte hatte er manchmal gesehen, wie erwachsene Vampire Kinder verwandelt hatten.

Was viele von ihnen nie lernten, war, dass Kinder oft viel wilder waren, als ihre erwachsenen 'Eltern'. Sie wurden dann von der Hand des Erwachsenen getötet, oder das Kind ermordete denjenigen, der es verwandelt hatte. Er musste zugeben, dass eine Frau, die ein Buch über Vampire geschrieben hatte, die richtige Vorstellung gehabt hatte.

Er hoffte, dass, wer auch immer diese Dämonenexpertin war, die Trevor erwähnt hatte, wusste, was sie tat… aber er bezweifelte es.

Die Erinnerung an die Dämonin hatte ihn dazu gebracht, Michael auf Schritt und Tritt zu folgen… das, und die Tatsache, dass ihn das davon abhielt, Tabatha zu verfolgen, jetzt, wo sie wieder in der Stadt war. Es brauchte eine große Willensanstrengung, um es nicht zu tun. Schon alleine im selben Raum zu sein wie sie, hatte ihm körperliche Schmerzen verursacht… Schmerzen, von denen er gewusst hatte, dass er sie nicht viel länger ertragen hätten können, wenn er geblieben wäre. Sein Blick wanderte wieder zurück zu seinem Freund und er lehnte sich schwerer an das Kreuz.

Er musste zugeben, wenn man alleine sein wollte, und doch von Menschen umgeben, dass das Dach der höchsten Kirche der Stadt ein faszinierender Ort dafür war.

Merkwürdiger Weise wusste er, dass Michael nicht hier war, um die Stille und den Friedens des Ortes zu genießen. Der Vampir kam hierher, um sich Sorgen zu machen und nachzudenken. Es machte nichts aus, dass sie sich unter freiem Himmel befanden, denn Kane hatte das Gefühl, dass, wenn Misery sie finden wollte, vier Wände sie auch nicht retten würden. Er hatte sich noch nie vor einem Feind versteckt, und er würde damit jetzt nicht beginnen. Natürlich ging es Michael genauso.

Er grinste, als ein absurder Gedanke durch seinen Kopf ging. Sobald er Dean wiedersah, würde er den Gefallenen Engel um einen Gefallen bitten. Er wollte ein paar von den Federn mit was auch immer für einem Zauber Dean in den Katakomben verwendet hatte. Die hatten der Schlampe nicht so gefallen. Er legte seine Handfläche auf seine Schulter und erinnerte sich an all das Fleisch, das verloren gegangen und irgendwie wieder aufgetaucht war, während er bewusstlos gewesen war. Michael hatte ihm gesagt, dass Dean ihn geheilt hatte.

Kane konnte sich kaum an die Momente nach der Gefangenschaft erinnern. Er erinnerte sich daran, dass er Michaels Stimme gehört hatte, die ihn aus der Dunkelheit zurückgerufen hatte, aber sonst nicht viel. Das Nächste, an das er sich erinnerte, war, wie er in einer Kirche voll mit Leuten aufgewacht war, und Michael wie eine Glucke über ihm gesessen hatte.

Tabathas Gesicht blitzte wieder vor seinem inneren Auge auf. Er hatte die letzten paar Stunden damit verbracht, verzweifelt zu versuchen, nicht an sie zu denken, aber den Großteil der letzten paar Stunden hatte er nicht auf sich selbst gehört.

Michael konnte Kanes Anwesenheit irgendwo hinter sich fühlen, aber anstatt sich über die unerwünschte Störung zu ärgern, fühlte er sich beruhigt unter dem wachsamen Auge seines Freundes. Wenigstens würde Kane seine eigene Paranoia eine Weile vergessen können, wenn er sich stattdessen um ihn sorgte. Außerdem liebte er Kane wie einen Bruder… das Wort Bruder hallte durch seinen Kopf und seine Gedanken verfinsterten sich, richteten sich auf Damon. Wie konnten wahre Brüder sich je so in einander täuschen?

Während er versuchte, die verstörenden Erinnerungen beiseite zu schieben, legte sich Michael hin und ließ sich von der Erschöpfung übermannen. Er wusste, dass er in Sicherheit schlafen konnte… Kane bewachte ihn.

Kane wunderte sich über Michaels geflüsterten Gedanken. Er hatte nicht gewusst, dass Michael Probleme hatte, zu schlafen. Was war es, wodurch sein Freund sich so gefährdet fühlte, dass er Angst hatte, seine Augen zu schließen? Er wusste, dass Schlaflosigkeit ihn langsam in den Wahnsinn treiben würde… aber andererseits hatte er auch am eigenen Körper erfahren, dass zu viel Schlaf sogar noch mehr Schaden anrichten konnte.

Er blickte über die Straße hinüber zu Michaels Haus, das zwischen den anderen Gebäuden der Stadt eingeschlossen war. Nach dem runden Raum im obersten Stockwerk zu schließen, war es wohl ein Viktorianischer Baustil. Er hatte sich dazu überreden lassen, mit Michael zusammenzuziehen, aber nun schien es so, als würde er Michael davon überzeugen müssen, bei sich selbst einzuziehen, anstatt auf dem Dach gegenüber zu schlafen.

Er hob eine Augenbraue über seinen merkwürdigen Freund. Das Haus hatte jeden modernen Luxus, den sich jemand ausdenken konnte, der so alt war, wie sie, und dazu noch Zauber, die Dämonen abhielten, also woher kam dieser plötzliche Durst nach frischer Luft, die nach Regen roch?

Er wusste, dass Michael sich immer noch dafür schuldig fühlte, dass er nicht dagewesen war, als er sich selbst begraben lassen hatte. Obwohl Kane versucht hatte, nicht in seinem Kopf zu schnüffeln, hatte er Michael noch immer nicht erzählt, dass, wenn er wollte, er seine Gedanken lesen konnte. Es war einfach etwas, was ein Freund nicht wirklich wissen wollte… außerdem hatte er das Gefühl, dass er der einzige mit dieser Macht war.

Ihn im Stich gelassen zu haben, war nicht das einzige, was Michael in dieser Nacht auf der Seele lag… es war der Grund, weshalb er das Land überhaupt erst verlassen hatte, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog… Damon, Michaels Bruder. Kane hatte Damon noch nicht gesehen, seit er wieder bei Sinnen war… dem, was davon übrig war zumindest, aber die Erinnerungen, die er an ihn hatte, waren großteils positiv. Damon hatte eine übertrieben ausgeprägte wilde Ader und die beiden hatten Michael verdammte Kopfschmerzen bereitet, als er versucht hatte, mit ihnen mitzuhalten.

Kane schielte hinunter auf Michael und sah, dass dieser mit dem Ring um seinen Finger spielte, während er an Damon dachte. Es dauerte nicht lange, bis der Schlaf Michael übermannte und die lebhaften Träume begannen. Je länger die Träume andauerten, umso mehr lernte Kane darüber, was Michael versteckte. Er schloss seine Augen, ignorierte die Stadt um sich und konzentrierte sich zum ersten Mal völlig auf den Schmerz eines anderen.

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