Beschmutztes Blut - Amy Blankenship 2 стр.


Er legte seinen Kopf fasziniert zur Seite, als der Körper der Frau wild zu zucken begann. Als ihr Kampf gegen das Unausweichliche langsam endete, rollten ihre Augen zurück in ihren Kopf, sodass einen Moment lang nur noch das Weiße zu sehen war, ehe sie wieder normal erschienen… sie war vollständig besessen.

Cravens Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln und er unterdrückte seine Macht völlig, als er fühlte, wie sich die wahre Gefahr schnell näherte. Ein langer, glitzernder Schatten bog um die Hausecke, die im vollen Sonnenlicht stand. Es war wie er gedacht hatte. Dieser Dämon war ein Schattenmeister… aber sogar Schatten hatten eine Schwäche, die er ausnutzen konnte.

Der Schatten zog sich über den Boden zu den Füßen der Frau, sodass er aussah wie eine Ölpfütze. Er schwappte kurz hin und her, ehe eine menschliche Gestalt sich daraus erhob. Der Schatten schien von der Gestalt zu tropfen, ehe sie sich schließlich stabilisierte und einen großen, dunkelhäutigen Mann offenbarte. Sein Kopf war kahlgeschoren, auf seinem ganzen Körper konnte Craven keine Haare sehen, abgesehen von einem Fu Manchu-Schnurrbart in seinem Gesicht.

Der Schattenmeister trat vor die Frau, sein knielanger, schwarzer Daschiki und seine Baumwollhosen flossen um seine Beine. Der Ausschnitt seines Daschiki war mit roten und goldenen Stickereien verziert, sodass er kaum noch Schmuck brauchte, aber ein großes, goldenes Medaillon hing an einer dünnen Kette von seinem Hals und ein einzelner goldener Ohrring steckte in seinem linken Ohr.

Er sah auf die Frau hinunter und seine nachtschwarzen Augen wurden schmal. „Wem gehörst du?“, fragte der Schattenmeister mit einer tiefen Bariton-Stimme.

Der Mund der Frau öffnete und schloss sich mehrmals, ehe ihre Stimme schließlich doch mitarbeitete.

„Ich gehöre Ihnen… Meister“, erklärte sie mit einem Ton der Verwirrung.

„Sehr gut, nun steh auf und diene mir.“

Die Frau kam langsam auf ihre Beine, ihre Bewegungen ruckartig, als wäre sie nicht an den Körper gewöhnt, den sie bewohnte. Auf gewisse Weise war genau das der Fall. Wenn ein Mensch vollständig besessen war, konnte der Schattendämon in ihm anfangs noch nicht die grundlegenden körperlichen Funktionen kontrollieren.

„Was wünschen Sie von mir, Herr?“, fragte die Frau, wobei ihre Stimme schon fast normal klang, aber immer noch ein wenig benommen.

Craven kicherte finster, denn ihm wurde das Vorspiel schon zu langweilig. Mit herablassender Stimme beantwortete er die Frage der Frau: „Er will, dass du gehst und ahnungslose Männer suchst und sie herbringst, damit er sie besitzen kann und seine armselige Armee wächst.“

Beide, die Frau und der Dämon, wandten ihre Köpfe in seine Richtung und sahen Craven an. Er legte seinen Kopf etwas zur Seite, als die besessenen Menschen sich auch langsam ihm zuwandten. Ihre Augen wurden plötzlich vernebelt und verfärbten sich innerhalb weniger Sekunden von matt grau zu einem dunklen Schwarz.

Der Schattenmeister sah ihn an wie ein Stück leichter Beute und Craven unterdrückte den Drang, noch einmal zu lachen. Wie wenig sie wussten. Er wartete geduldig, als die Menschen langsam auf ihn zukamen. Als die erste Hand seine Schulter packte, warf Craven seinen Kopf in den Nacken und öffnete seine Arme weit. Eine Flutwelle aus Seelen strömte aus seinem Körper und direkt in die Menschen… sie tauchten wieder aus den besessenen Körpern auf, die Schattendämonen fest umklammert.

Craven hatte kein Mitleid mit den Menschen, die dem Schattenmeister zum Opfer gefallen waren… dass er sie von denjenigen befreite, die schlussendlich sein Territorium angreifen würden, war nur ein Nebeneffekt davon, dass er die Schattendämonen vertrieb. Ihm fiel auf, dass der Schattenmeister klug genug war, in seiner menschlichen Gestalt zu bleiben, wo die Seelen ihn nicht verletzen konnten.

„Sehr beeindruckend, Geisterbeschwörer“, murmelte der Schattenmeister mit seinem starken Akzent. „Aber du verzögerst das Unausweichliche nur.“

Craven grinste. „Sehr wahr, vielleicht sollte ich dich gleich umbringen, dann haben wir es hinter uns.“

Der Schattenmeister knurrte tief in seiner Brust und rannte auf Craven zu. Er drehte sich zur Seite, um einer Faust auszuweichen, dann zur anderen, um der zweiten auszuweichen.

„Zu langsam“, neckte Craven. Als der Dämon ein Bein in die Richtung von Cravens Kopf schwang, beugte sich Craven nach hinten, sodass der Angriff über ihn hinweg segelte. Mit dem Schwung ließ sich Craven auf seine Hände fallen und schwang seine Beine hoch in das Kinn des Meisters.

Craven kam schwungvoll wieder auf die Beine, gerade als der Schattenmeister sein Gleichgewicht wiederfand. Eine dünne Spur einer schwarzen Flüssigkeit tropfte aus einem seiner Mundwinkel und beschmutzte die Vorderseite seines Daschikis.

„Also kannst du bluten“, spottete Craven. Es war nicht seine Schuld, dass der Schattenmeister Angst davor hatte, sich wieder in seine andere Form zu verwandeln. Er würde so oder so gegen diesen Dämon gewinnen.

Der Mann spuckte aus und starrte ihn mit zügelloser Wut an. Er wusste, dass dieser Geisterbeschwörer sein Territorium wollte und er weigerte sich, einfach aufzugeben. Er hielt sich an seine eigenen Regeln… ein Dämon, der nachgab, war ein Dämon, der verdiente, zu sterben.

„Ich werde es dir nicht erlauben!“, knurrte der Schattenmeister und ging wieder auf ihn los. Nur diesmal duckte Craven sich nicht. Als der Dämon in seine Reichweite kam, schoss Cravens Faust nach vorne und vergrub sich in der Brust des Dämons.

Die beiden standen da und starrten einander an, der eine mit erschrockener Überraschung auf seinem Gesicht, der andere mit einem Ausdruck des Triumphs. Craven zog seine Faust aus der Brust des Dämons und trat einen Schritt zurück. Ein Loch aus schwarzer Leere war in der menschlichen Fassade zurückgeblieben, die der Dämon behaust hatte.

Ein menschlicher Schrei ertönte von einer der Frauen, danach waren Schritte auf dem Asphalt zu hören. Die Menschen konnten den Schattenmeister nicht als das erkennen, was er wirklich war, ebenso wenig, wie sie Craven als einen Dämon ansehen konnten. Was sie sahen, waren zwei Männer, die sich auf der Straße einen Faustkampf lieferten, wobei der eine ein Loch in die Brust des anderen boxte.

Craven grinste höhnisch. „Du hast verloren.“

Der Schattenmeister stolperte ein paar Schritte rückwärts und sah hinunter auf das Loch in seinem Brustkorb. Ein langes, tiefes Heulen erfüllte den Parkplatz und der Dämon sah gerade rechtzeitig hoch, um die erste Seele zu sehen, die in das Loch flog. Sein Körper zuckte in einem absurden Winkel vorwärts, ehe sich eine weitere Seele in ihn drängte. Weitere folgten, flogen in den menschlichen Körper des Dämons, um die Dunkelheit in ihm anzugreifen.

Craven seufzte zufrieden, als die letzte Seele sich den Weg in das Innere bahnte. Der Dämon stand stocksteif, mit ausgestreckten Armen. Seine Haut begann zu zerreißen und schwarze Rauchwölkchen stiegen aus den Öffnungen, gefolgt von einem weißen Licht.

Der Dämon drehte sich herum und versuchte wegzulaufen, aber seine Bewegungen waren steif und ungelenk, fast wie die eines Zombies, was Craven halbwegs amüsierte.

Der Meister warf seinen Kopf in den Nacken und schrie als sein Körper von innen nach außen vollständig zerriss. Der Schrei endete abrupt und eine dünne, graue Wolke schwebte einen Moment über ihm, ehe sie sich in dem morgendlichen Nebel auflöste und mit einem letzten, verachtenden Zischen verschwand.

Der Meister warf seinen Kopf in den Nacken und schrie als sein Körper von innen nach außen vollständig zerriss. Der Schrei endete abrupt und eine dünne, graue Wolke schwebte einen Moment über ihm, ehe sie sich in dem morgendlichen Nebel auflöste und mit einem letzten, verachtenden Zischen verschwand.

Craven streckte seine Arme aus, als wollte er um eine Umarmung bitten. Die Seelen, die sich am Parkplatz verteilt hatten, wandten sich zu ihm und eilten zurück in seinen Körper. Als die letzte Seele aus dieser Dimension verschwunden war, senkte Craven seine Arme und näherte sich den Überresten der Kleidung, die der Schattenmeister getragen hatte.

Er bückte sich und hob das Medaillon auf, dann verließ er den Parkplatz. Als er wieder auf die Straße trat, sah Craven sich um und sah, dass weitere Menschen hier herumlungerten.

In den Schatten, die die umgebenden Gebäude warfen, konnte er noch ein paar Schattendämonen erkennen, die dort noch warteten… nutzlos, ohne einen Meister, dem sie folgen konnten. Schattendämonen stellten normalerweise keine große Gefahr mehr dar, wenn ihr Meister einmal besiegt war, also kümmerte es Craven nicht wirklich, wohin sie gingen. Als er das Medaillon hochhob und in dem schwachen Sonnenlicht betrachtete, das den Nebel langsam vertrieb, lächelte er wieder.

„Guten Morgen!“, sagte er leise, ehe er das Azteken-Amulett in seine Hosentasche steckte und sich auf den Weg nach Hause machte. Vielleicht würde er noch Spaß haben, mit dem Medaillon, das der Schattenmeister getragen hatte.

Er flackerte so schnell durch die Stadt, dass er die Kreatur mit den silbernen Flügeln erst wahrnahm, als er schon längst vorbei war. Craven verlangsamte seine Schritte und drehte seinen Kopf noch einmal nachdenklich in Richtung der Innenstadt. Nun, das war wirklich interessant… er hatte gedacht, dass alle weiblichen Gefallenen Engel bei ihrer Geburt aus dieser Welt weggeholt worden waren.

*****

Carley war dem Indianer gefolgt, der Tiara den ganzen Weg durch die Stadt getragen hatte, ehe sie schließlich bei einer dunklen Villa in den Hügeln am Stadtrand ankamen. Der Ort erschien ihr gespenstisch… vielleicht aufgrund der Wasserspeier und Dämonen, die überall auf dem Anwesen herumliefen. Drinnen war es auch nicht viel besser.

Wieder einmal war sie froh darüber, dass die meisten der Monster sie nicht sehen konnten. Und selbst wenn sie es könnten, würden sie ihr Dank Tiaras Zauber nichts antun können. Trotzdem zog sie den Kopf ein, als sie Schreie aus dem Keller kommen hörte… zumindest hoffte sie, dass es ein Keller war und nicht der Erdboden.

Während sie versuchte, die Schmerzensschreie zu ignorieren, eilte Carley hinter dem Indianer her, als dieser die Treppen zum zweiten Stock hinaufstieg. Wenn er Tiara in eine Art Folterkammer brachte, würde sie schnell handeln müssen. Als sie hinter ihm den Raum betrat, hielt Carley inne, um zu beobachten, wie der Mann einfach nur auf Tiara hinunter starrte.

Nachtfalke runzelte angestrengt die Stirn, wollte etwas fühlen… zumindest einen Funken, als er auf das hübsche Mädchen starrte. Sie hatte das erste Mal, als er sie getroffen hatte, einen Funken in ihm entzündet, aber es war so schnell gegangen, dass er sich nun fragte, ob es nur Einbildung gewesen war. Sein Blick wanderte zu dem Schmutz von dem Friedhof, der noch an ihrem Gesicht und ihrem Körper klebte.

Carley wurde panisch, als der Indianer begann, Tiaras Kleidung zu entfernen.

„Hör auf!“, schrie sie und stellte sich zwischen die beiden, aber Nachtfalke griff durch sie durch, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. „Verdammt, wo ist ein Cowboy, wenn man einen braucht?“, jammerte Carley und winkte wild mit den Armen, um seine Aufmerksamkeit von Tiara auf sich zu lenken. Schließlich gab sie auf, nachdem es sinnlos erschien.

Sie musste zurück zum TEP gehen und Jason und Guy erzählen, wo Tiara war, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, zu gehen, ehe sie sichergestellt hatte, dass ihre Freundin noch am Leben sein würde, wenn sie kamen, um sie zu retten.

Nachtfalke stand auf und zog seine eigenen Kleider bis zu seinem Lendenschurz aus, ehe er die Frau wieder in seine Arme hob. Nachdem er sie ins Badezimmer getragen hatte, kletterte er in die große Badewanne und kniete sich hin, während er geduldig wartete, dass sich das Becken mit warmem Wasser füllte, damit er ihren Liebhaber von ihr waschen konnte. Ihm gefiel auch der Geruch des Spinnan-Meisters nicht, der noch an ihrer Haut hing.

Während er seinen Körper entspannte, ließ Nachtfalke seinen Geist abschweifen, während das heiße Wasser stieg. Er mochte keine Geisterbeschwörer, weil sie ihn zu dem gemacht hatten, was er jetzt war… sogar auf dieses Gefühl musste er sich konzentrieren, ehe er ein wenig Ärger aufkommen fühlte. Diese Geisterbeschwörerin war anders als die anderen… sie wollte nicht kontrollieren… sie wollte sie befreien.

Als er auf die Frau in seinen Armen hinuntersah, brauchte er sich nicht zu wundern, dass ihr Körper keine Wirkung auf ihn hatte. Seine Seele war noch im Grab gefangen und damit… die meisten seiner Gefühle. Er hatte kein Bedürfnis geliebt oder gehasst zu werden… oder selbst zu lieben.

Nachdem er das Shampoo vom Regal genommen hatte, massierte Nachtfalke es sanft in ihr langes, silbernes Haar und ließ ihre Strähnen durch seine Finger gleiten. Nachdem er keinen Grund sah, sich zu beeilen, nahm er sich alle Zeit, als er sie wusch. Es war lange her, dass er zum letzten Mal jemanden berührt hatte, den er nicht verletzen wollte.

Als er mit ihrem Geruch zufrieden war, schwemmte er sie ab und ließ das Wasser aus der Wanne. Nachdem er zwei Handtücher um sie und ihr Haar geschlungen hatte, trat er wieder ins Schlafzimmer und legte sie auf das Bett. Er hatte für sie getan, was er konnte. Nachdem das Wasser sie nicht geweckt hatte, wusste er, dass sie sehr tief schlief und wahrscheinlich noch länger nicht aufwachen würde. Ohne den richtigen Schutz wäre dieser Krieg ihr Ende.

Nachtfalke löste das Handtuch aus ihrem Haar und hob sanft ihren Oberkörper auf, dann berührte er mit den Fingern die Verletzung an ihrem Hinterkopf. Er hatte sie entdeckt, als er ihr Haar gewaschen hatte. In seinem ersten Leben war er eine Art Heiler gewesen… ein Schamane… also wusste er, dass diese Verletzung nicht lebensgefährlich war.

Er ließ seinen Geist tief in sie greifen, wollte wissen, ob es einen anderen Grund gab, weshalb sie schlafen wollte… diese Welt eine Weile verlassen wollte. Er hatte die Verbindung, die sie mit ihm auf dem kleineren Friedhof hergestellt hatte, nie unterbrochen und so konnte er das geistige Band nun nutzen. In der Vergangenheit hatte es sich immer wie ein Würgegriff angefühlt, wenn ein Geisterbeschwörer nach seinem Geist gegriffen hatte. Aber ihre Verbindung war mehr wie Hände halten.

Selbst in ihrem Schlaf konnte er fühlen, wie das Verlangen in ihr brannte… in der Seite, die nicht von Cravens Blutlinie war. Sie verbarg es tief in ihr… beantwortete den Ruf nicht. Das Verlangen könnte ihr helfen, ihre natürlichen Heilungskräfte zu beschleunigen. Dies war etwas, was er nicht für sie tun konnte… die Energie, die sie brauchte, kam von der Seele, und im Moment… hatte er keine. Es war nur gut, dass sie im Moment schlief, auch wenn sie damit langsamer heilen würde.

Nachtfalke strich mit seinen Fingerrücken über ihre weiche Wange, wo Nil sie geschlagen und einen Bluterguss hinterlassen hatte. Craven hatte gesagt, dass das Streicheln eines Liebhabers sie heilen konnte. Musste man eine Seele haben, um zu lieben? Vermutlich, denn er hatte dieses Gefühl nicht mehr verspürt, seit er vor mehreren Jahrzehnten wirklich gestorben war. Er musste sich sehr anstrengen, um überhaupt ein Gefühl zu verspüren, abgesehen von Taubheit.

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