Dunkle Flammen - Amy Blankenship 5 стр.


„Angstmacherei zum Quadrat“, bemerkte jemand.

Storm nickte. „Wir müssen so viel von dem, wie nur irgendwie möglich, vor den Menschen verborgen halten. Ihr alle müsst besonders wachsam sein, wenn ihr jemanden mit einer Kamera seht. Diejenigen von euch, die Erinnerungen modifizieren können, werden Überstunden machen müssen, um den Schaden zu begrenzen. Alle Notrufe, die bei den Rettungsdiensten eingehen, werden ebenfalls überwacht. Und seid vorsichtig. Es ist gefährlich da draußen… wir haben in dieser Nacht mehrere TEP-Mitglieder verloren“, sagte er leise und schielte hinüber zu Guy.

Guy erwiderte Storms Blick fest, als wollte er ihm sagen, dass er gar nicht erst zu versuchen brauchte, ihn auf die Ersatzbank zu verbannen, mit der Ausrede, dass er seiner Trauer Zeit geben sollte. Was er wirklich brauchte, war Rache und dort hinaus zu den Dämonen zu gehen, war die einzige Möglichkeit, wie er die bekommen konnte.

Zachary lehnte sich an den Schreibtisch und schob seine Hände in seine Hosentaschen. „Ich war dort… nicht alles, was heute Nacht aus diesem Spalt kam, war böse.“

Storm nickte. „Ja, das ist vielleicht das einzig Positive, was wir von diesem ganzen Chaos haben. Als Misery den Spalt geöffnet hat, hat sie nicht nur Dämonen freigelassen, sie hat dabei auch einige Gefallene Engel und ein paar andere befreit, die zum Glück auf unserer Seite sind.“

„Wen zum Beispiel?“, fragte Trevor.

„Zum Beispiel diejenigen, die die Versiegelung von der anderen Seite beschützt haben“, sagte eine neue Stimme aus dem hinteren Teil des Raums.

Alle drehten ihre Köpfe in Richtung der Stimme. Ein junger Mann, der nicht einen Tag älter als achtzehn aussah, stand an der Wand gelehnt, seine Arme vor der Brust verschränkt. Sein dunkles Haar wirkte zerzaust und so wie das Licht es manchmal traf, schien es einen violetten Farbton zu haben. Als er seine Augen öffnete, tauchten dort Farben auf und verblassten wieder, sodass sie wie glitzernde Turmalinsteine aussahen, wodurch einige ihre Blicke abwenden mussten.

„Was bist du?“, fragte Ren, der überrascht war, dass er absolut keine Macht von dem Neuankömmling fühlen konnte.

Der junge Mann grinste. „Für die Dämonen… bin ich das Schreckensgespenst.“

„Dies ist einer unserer Verbündeten von der anderen Seite“, antwortete Storm. „Kamui und seine… Brüder werden im dritten Stock wohnen.“

„Ich dachte, dass der dritte Stock verschlossen ist“, widersprach Trevor. „Wie können sie dort hochkommen?“

Der junge Mann schwebte einen guten Meter über dem Boden und winkte dem Formwandler zu.

„Ein Kind, das fliegen kann… großartig.“ Trevor schüttelte abwehrend den Kopf. „Das wird eine große Hilfe sein.“

Kamui grinste. „Ich bin älter als die ersten deiner Art. Wir wurden nicht gegen unseren Willen in die andere Welt verbannt… wir sind freiwillig gegangen, wussten genau, worauf wir uns einließen. Und auf der anderen Seite gibt es mehr Dämonen als hier. Wir haben unsere Seite beschützt, sodass die Versiegelung nicht zerstört werden konnte… wie ist es euch ergangen?“

Ren hob eine Augenbraue und entschied, dass er den Jungen schon mochte. Er musste hinter vorgehaltener Hand husten, um Trevor nicht laut auszulachen, aber er hätte sich die Mühe ersparen können, angesichts der Tatsache, dass einige der anderen ohne Mitleid lachten.

„Die meisten der Dämonen haben sich nun in der ganzen Stadt verteilt und verstecken sich“, bemerkte Zachary, der wollte, dass die Aufmerksamkeit wieder auf wichtigere Themen gerichtet wurde. „Diejenigen, bei denen die Gefahr, dass sie gesehen werden, oder Menschen angreifen am größten ist, sind die Gespenster, die gerufen wurden.“

„Ich hasse diese Dinger“, knurrte Trevor, der ein Schaudern nicht unterdrücken konnte. „Es schmerzt höllisch, wenn sie durch einen fliegen.“

Zachary nickte. „Sie bevölkern so ziemlich jeden Friedhof der Stadt und das ist wirklich gefährlich für die Menschen. Hunter kann sie töten, aber nur einen nach dem anderen.“ Er hielt nachdenklich inne. „Eigentlich ist töten auch nicht das richtige Wort.“

„Ich würde sie gerne verprügeln, aber ich kann sie nicht berühren, verdammt“, jammerte Trevor.

„Du wärst auch wütend, wenn deine Ruhe von einem Dämon gestört werden würde, der dich zurückholen will, nur damit du ihm dienen kannst“, erklärte eine junge Frau mit langem, silbernen Haar. „Sie drücken nur ihre Wut aus… es ist nicht persönlich gemeint.“

„Tiara.“ Storm erwähnte ihren Namen für die Leute im Raum, die sie noch nicht kennengelernt hatten. „Schön, dass du gekommen bist, und herzliches Beileid, wegen deiner Mutter.“

„Danke“, antwortete Tiara, aber ihr Blick hing an Trevor fest. „Du ziehst sie auf dich, weil du die Leben von so vielen Tieren in dir hast.“ Sie trat vor ihn und zog einen Dolch aus ihrem Gürtel, so schnell, dass Trevor zusammenzuckte. Sie lächelte warmherzig. „Hier, damit kannst du dich vor ihnen schützen.“

„Wird er sie töten?“ Trevor nahm den Dolch vorsichtig in die Hand und hielt ihn hoch, während er ihn betrachtete.

„Sie sind schon tot“, sagte Tiara ruhig, als würde sie mit einem Kind reden. „Dies ist ein Werkzeug zur Befreiung… nicht zum Morden.“

Trevor runzelte die Stirn aber gab den Dolch nicht zurück. Er wusste, wozu diese Dinge fähig waren, und er würde jede Hilfe annehmen, die er bekommen konnte. „Danke.“ Er schob ihn in seinen Gürtel und zog sein Hemd über den Griff.

„Tiara, bist du sicher, dass du hierfür bereit bist?“, fragte Storm, der sie nicht unter Druck setzen wollte, nachdem er wusste, dass es ihr erstes Mal sein würde. „Vampire und Gespenster sind nicht die einzigen Dinge dort draußen… Zombies werden überall gesichtet. Und dazu kommen noch die Meisterdämonen und Dinge, für die wir nicht einmal Namen haben… wir wissen nicht, was sich sonst noch dort draußen herumtreibt.“

„Ich bin bereit“, antwortete Tiara und hob ihr Kinn herausfordernd ein paar Zentimeter an. Sie musste bedenken, dass Storm dachte, dass sie ihre Macht erst durch den Tod ihrer Mutter bekommen hatte, was irgendwie auch stimmte. Sie hatte Myras Macht von dieser geerbt, aber sie hatte Geister schon sehen können, seit sie geboren worden war.

Zachary drückte sich verwirrt vom Schreibtisch ab, als ihm etwas dämmerte. „Willst du sagen, dass dies das erste Mal sein wird, wo sie ihre Macht anwendet?“

„Ja, das Geschenk der Geisterbeschwörung kann nur weitergegeben werden, wenn die Mutter, die das Geschenk besitzt, stirbt… Tiara besitzt die Macht erst seit ein paar Wochen“, erklärte Storm.

Tiara sah Zachary in die Augen… diesmal ohne Angst. Wenn er ein Problem mit ihr hatte, dann wollte sie es lieber gleich zur Sprache bringen, anstatt es in der Luft hängen zu lassen. Wenn jemand mit dem Finger zeigen wollte, dann sollte er es lieber sofort tun.

„Und du wirst sie dort ganz alleine hinausschicken?“ Zachary gefiel die Idee plötzlich nicht mehr. Ihre Mutter hatte die Geisterbeschwörung jahrelang betrieben und hatte immer ein Team von Kämpfern um sich gehabt. Und, wie Storm gerade bestätigt hatte… sie war trotzdem erst vor ein paar Wochen durch die Hände eines Dämons gestorben.

„Ich gehe mit“, meinte Trevor lächelnd, während er eine Hand auf den Griff des Dolchs legte. „Solange dieses Ding macht, was Tiara behauptet, kann ich gerne auf sie aufpassen.“

Zachary sah Trevor an, während er daran dachte, wie der Formwandler in letzter Zeit wegen Envy so aufgewühlt gewesen war. Wenn es nach dem Feuerwerfer ging, dann war das keine gute Wahl.

„Bis Tiara ihr eigenes Team wählt, würde ich vorschlagen, dass einstweilen Trevor und Zachary sie begleiten. Zachary wird die Teamleitung übernehmen und er kann sich auch um die Menschen kümmern, falls jemand beobachtet, wie sie die Friedhöfe wieder zur Ruhe bringt. Er kann einfach deren Gedächtnis verändern“, erklärte Storm.

Tiaras Augen wurden ein wenig größer, als sie hörte, dass Zachary ihr Team leiten sollte. Myra hatte ihr vor langer Zeit erzählt, dass Zachary sie mit Deth gesehen hatte… dass er ihr Geheimnis all die Jahre gewahrt hatte. Myra hatte ihr Zachary in den letzten Jahren auch mehrmals gezeigt, aber dadurch war nur eine kindische Angst und Achtung vor dem Mann, der das Geheimnis ihrer Mutter kannte, in ihr gewachsen.

Zachary entspannte sich ein wenig, jetzt wo er wusste, dass Tiara in der kommenden Nacht nicht alleine draußen sein würde. Es überraschte ihn, wie sehr es ihn erleichterte, zu wissen, dass er in der Nähe sein würde, sollte ihr etwas zustoßen.

„Ich gehe mit ihnen“, verkündete Guy.

Tiara fühlte sich unwohl, denn sie kannte Guys echten Grund, wieso er mitkommen wollte. Ohne Guy anzusehen, wandte sie sich an Storm. „Ich brauche im Moment nur drei für mein Team und einer davon darf keine Mächte besitzen.“

Guys Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als Tiara es ablehnte, ihn in ihr Team aufzunehmen… sie log.

Zachary bemerkte den stummen Austausch zwischen den beiden und runzelte die Stirn. Er wusste nicht, aus welchen Grund Guy so dringend in ein neues Team wollte… aber andererseits war es ja auch nicht so, als könnten sie Sonderurlaub aufgrund eines Todesfalles nehmen. Wenn es dazu käme, würde niemand noch zur Arbeit kommen.

Storm nickte, er verstand, dass Guy nicht gewollt war. „Dann habe ich genau den richtigen Mann ohne Mächte für den Job.“

„Wen?“, fragte Trevor argwöhnisch. Er mochte Guy und hatte seine Magie gesehen. Es war ein wenig enttäuschend, dass er sich nicht ihrem Team anschließen würde.

„Jason.“ Storm zeigte mit der Hand auf den Mann, der sich im Hintergrund gehalten hatte.

„Bestimmt nicht!“, rief Jason mit erschrockenem Gesichtsausdruck. „Ich gehe nicht da raus um tote Dinge zu jagen. Wenn ihr mich fragt… ist es klüger, davor wegzulaufen.“

Zachary zuckte die Schultern. „In Ordnung, wie du willst. Aber du weißt, was die Alternative ist.“

Jason stolperte rückwärts, wobei er in den jungen Mann mit violettem Haar stieß, als Zachary sich ihm näherte, seine Hand in Richtung von Jasons Stirn ausgestreckt.

„Okay, okay“, sagte Jason und hob beide Hände, um Zachary abzuwehren. „Ich werde gehen. Nimm… die Hand… weg.“

Zachary grinste und legte seine Hand fest auf Jasons Schulter, tat so, als hätte er das schon von Anfang an tun wollen. „Ich wusste, dass du uns nicht im Stich lassen würdest.“

„Fahr zur Hölle“, knurrte Jason, sodass Kamui belustigt schnaubte.

Kapitel 3

„Wir müssen bis zur Dunkelheit warten“, sagte Tiara, als sie aus dem Fenster sah, denn sie wollte Guys wütender Enttäuschung und Zacharys Autorität über sie nicht ins Auge sehen. Sie war ohnehin schon nervös genug.

„Wieso warten?“, fragte Jason, dem die Idee nicht gefiel, nachts auf die Jagd nach Dämonen oder Geistern, oder was auch immer es war, was das Mädchen haben wollte, zu gehen.

„Gute Frage“, sagte Trevor. „Ich bin schon dafür, diese Dinger zu jagen, aber in der Dunkelheit hinauszugehen, ist fast wie mit einer Leuchtreklame mit der Aufschrift ‚Gratis Abendessen‘ herumzulaufen.“

„Weil die Toten dann aufwachen“, antwortete Tiara. „Sie sind nun am schwächsten, weil das Sonnenlicht gegen ihre Dunkelheit wirkt. Es ist ein wenig so wie die Schwäche, die du fühlst, wenn du morgens aufwachst. Für sie ist es dasselbe, nur dass sie nachtaktiv sind.“

Trevor grinste, als er an seine Morgenstunden mit Envy dachte. „Ich bin am Morgen nicht schwach. Wer auch immer das behauptet hat, der hat da etwas verwechselt.“

„Was ist los, setzen deine Ex-Freundinnen wieder Gerüchte in die Welt?“, fragte Zachary mit erhobener Augenbraue, sodass einige der Leute im Raum grinsten und Trevor ihn böse anstarrte.

Es war gut zu hören, dass die meisten der TEP-Mitglieder ihren Sinn für Humor noch behalten hatte. „Was die anderen Teams betrifft“, fuhr Storm fort, während er auf den riesigen Stadtplan schielte, „bin ich sicher, dass ihr etwas zu tun findet.“

Alle sahen einander an, jeder und jede wusste, was ihre Aufgaben waren. Die Tür ging auf und Kamui war der erste, der die Versammlung verließ, wobei er sich nicht die Mühe machte, die Tür hinter sich zu schließen.

Es war das Zeichen, auf das die neugierigeren TEP-Mitglieder gewartet hatten, und sie eilten hinaus, um herauszufinden, wie der Neuling in den dritten Stock gelangte. Bald wurden Wetten darüber abgeschlossen, welche Mächte Kamui wirklich hatte.

Storm kicherte, als er jemand knurren hörte, als der neue Junge sich einfach in Luft auflöste und Geld den Besitzer wechselte. Dem Knurren folgte wenig später ein lautes, gedämpftes Krachen von oben und Schreie, sodass alle TEP-Teams Richtung Decke schielten, als der Kronleuchter in der Eingangshalle zu schwanken begann.

„KAMUI, DU KLEINES MISTSTÜCK!“ Die wütende Stimme schallte laut durch das Schloss.

Die Aufmerksamkeit von allen war fest in Beschlag genommen, als Licht plötzlich durch das Fenster an der Vorderseite fiel, das dem Sonnenlicht, schwere Konkurrenz machte. Die TEP-Leute rannten hinaus, gerade rechtzeitig, um zwei Lichtblitze zu sehen, die wirbelnd über ihnen flogen und sich dann Richtung Meer entfernten, ehe sie so langsam wurden, dass die Zuseher sie wirklich erkennen konnten.

Sie waren so schnell geflogen, dass ein lauter Donnerknall ertönte, als sie die Schallmauer durchbrachen. Der junge Mann von der Versammlung flog tatsächlich rückwärts, seine Augen groß, wie vor Furcht, als er den nassen, wütenden Mann mit silbernen Flügeln anstarrte, der ihn verfolgte.

„Ich schwöre Toya, ich wollte nicht in die Dusche platzen, während du drinnen warst!“, versuchte Kamui die Wut seines Bruders zu dämpfen.

Toyas langes, schwarzes Haar mit silbernen Strähnen flatterte um ihn, als er Kamuis Bewegungen genau verfolgte und Kamui alle Mühe hatte, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben

„Ja klar, du wolltest es nicht!“, schrie Toya, als er bemerkte, wie die Lippe seines Bruders schelmisch zuckte.

Trevor beobachtete, wie die beiden schwindelerregende Kurven über ihm flogen, und bemerkte dann eine dritte Person in seinem Augenwinkel. Als er zur Terrasse des dritten Stockwerks blickte, sah er einen Mann mit langem, silbernen Haar, der mit verschränkten Armen die beiden anderen böse anstarrte.

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