Shinbe zuckte zusammen, als Kyoko sich wieder im Schlaf bewegte und noch mehr von ihrem Oberschenkel entblöÃte. Er starrte auf ihre cremig weiÃe Haut, seine Hände zuckten in seinem Mantel. 'Wieso musste sie so schöne Haut haben?' Er fühlte, wie er selbst schläfriger wurde, als er Kyokos unruhigem Dösen zusah, und krabbelte langsam am Boden, wobei er nie die Augen von ihrem Hinterkopf lieÃ. Er wusste, wenn er ihr näher kommen würde, würde sie aufwachen, sich umdrehen und ihn schlagen.
So weit, so gut. Er beugte sich über ihre stille Gestalt und sah auf ihr Gesicht hinunter. Shinbe grinste. Sie roch immer noch nach Alkohol.
'Hat mich letzte Nacht auch nicht gestört', grinste er.
Eine einzelne nussbraune Strähne klebte an ihrer Schulter. Er streckte seine Hand aus und strich sie sanft zur Seite, seufzte leicht bevor er sich hinter ihr hinlegte und sein Gesicht in ihre seidigen Locken kuschelte. Er wagte es nicht, ihr näher zu kommen, aus Angst vor dem Tode, aber während sie schlief konnte er ihr wenigstens ein wenig Geborgenheit bieten. Redete er sich selbst ein.
Wenn sie aufwachte und ihn dort fand, würde er ihr einfach erzählen, wie müde er gewesen war und dass das der einzige Platz zum Liegen war⦠wo er sie im Auge behalten konnte. Er würde gerne einen Klaps dafür hinnehmen. Das wäre es allemal wert, nur um für ein paar Stunden neben ihr zu liegen und sich auszuruhen. Er war zu erschöpft um sich um die Konsequenzen Sorgen zu machen, als seine Augen langsam zufielen. Er war genau dort, wo er sein wollte, und zum Teufel mit den Konsequenzen.
Kyoko wimmerte schläfrig und drehte sich um, zu der Wärme neben ihr. Sie zog ihre Hände zu ihrem Kinn hoch und vergrub es darin. Als sie ihren Kopf nach vor beugte und er gegen etwas Festes stieÃ, seufzte sie und entschied, dass sie wohl wieder träumte. Um die Theorie auszutesten legte sie eine ihrer Hände gegen die Wärme.
Ja, sehr fest. In ihrem Traum kuschelte sie sich näher daran und in ihrem Traum legte sich die Wärme um ihre Hüfte. Sie roch Jasmintee und einem holzigen, erdigen Geruch.
'Wieso geht er mir nicht mehr aus dem Kopf? Er roch so gut.'
Sie erinnerte sich an das erste Mal, dass er sie in ihren Armen gehalten hatte. Er hatte gemeint, dass er sie rettete. Sie lächelte in ihrem Schlaf. Er war so stark und seine Sorge um ihr Wohlsein war richtig süÃ, auch wenn seine Gründe nicht ganz legitim waren. Damals hatte sie zum ersten Mal bemerkt, wie er roch.
Sie zitterte bei der Erinnerung und das warme Objekt um ihre Hüfte verfestigte sich. Sie schlang langsam einen Arm um die Wärme und erstarrte, als sie das eindeutige Rascheln von Stoff hörte.
'Was? Rascheln von Stoff? Raschelten Träume wie Kleider?'
Kyoko war plötzlich hellwach. Langsam öffnete sie ein Auge halb um verwirrt auf den blau-grauen Mantel zu sehen, mit dem ihre Hände verwoben waren. Und sie⦠schoss hoch wie eine Rakete, wobei sie seinen Arm mit einem Plumpsen aus dem Weg schlug. Und er, er⦠stöhnte und drehte sich auf seinen Rücken.
Kyoko war panisch, sah sich in der ganzen Hütte um. Niemand sonst war hier, und dies war eindeutig kein Traum. Shinbe schlief auf ihrer Matte. Sie musste denken. Was passierte? Sie starrte ihn an und war plötzlich wie versteinert.
'Es war nur ein Traum gewesen, nicht wahr? Reià dich zusammen, Kyoko.' Sie dachte panisch nach. 'Wo war Toya? Suki? Kamui? Kaen? Wo waren sie alle hingegangen?'
Sie fuhr fast aus ihrer Haut als Shinbe in seinem Schlaf stöhnte und seine Hände in seinen Mantel zog. Als sie aufgesprungen war, hatte sie die Decke mit sich gerissen. Kyoko blinzelte und errötete dann vor Schuldgefühlen. 'Ihm war kalt.' Ihr war nun auch kalt, jetzt, wo sie stand. Sie erinnerte sich daran, wie sie das Gefühl hatte, zu erfrieren, während sie versucht hatte einzuschlafen.
Hatte er sich deshalb neben sie gelegt? Um sie zu wärmen? Ihr Gesicht wurde noch röter. 'Ooh, das war so süÃ.' Sie schüttelte ihren Kopf von einer Seite zur anderen. 'Nein, nein, nein! Was denke ich nur? Nicht süÃ, nicht süÃ', sie seufzte, lächelte ihm freundlich zu. 'Ich gebe auf.'
Langsam und vorsichtig bückte sie sich hinunter, nahm die Decke und erstarrte, als er sich plötzlich im Schlaf bewegte. Sie blieb stehen und wartete, ob er aufwachen würde. Tat er nicht. Also warf sie schnell die Decke über seinen schlafenden Körper, nahm ihre Tasche und floh zur Tür.
Shinbe öffnete ein Auge als er ihren Rückzug beobachtete. Als sie auÃer Sichtweite war, lachte er innerlich. 'Wieder mal Glück gehabt.' Dann runzelte er die Stirn und fragte sich, wieso er keinen Handabdruck auf seiner Wange hatte⦠oder einen zersplitterten Schädel. Er stand langsam auf und zählte bis zehn, dann folgte er Kyoko um zu sehen, wo sie hingegangen war.
Als sie drauÃen war, lehnte sich Kyoko an einen nahen Baum und erkannte, dass sie besser im Bett bleiben hätte sollen. Ihr Herz raste und ihr gesamter Körper schmerzte. Sie bückte sich hinunter und massierte ihre Beine. Sie erinnerte sich daran, dass sie gestern Nacht mit Tasuki getanzt hatte, nachdem sie die verdorbenen Früchte gegessen hatte, aber es fühlte sich eher an, als wäre sie von einem Lastwagen überfahren worden. Ein langes Bad in den heiÃen Quellen würde die Muskelkrämpfe beruhigen.
Noch einmal notierte sie sich in Gedanken, dass sie nie wieder Obst auf einer Party essen wollte. Dann kam ihr ein Gedanke. Toya würde Shinbes Geruch an ihren Kleidern bemerken. Ahh! Das Allerletzte, was sie wollte, war, Shinbe in Schwierigkeiten zu bringen, wenn er nichts getan hatte. Sie stolperte von der Hütte weg, stöhnte über den Kater, der sie noch immer schwächte, aber war fest entschlossen, nicht nur ihre Schmerzen weg zu waschen, sondern auch ihre Kleider zu säubern.
*****
Toya knurrte in den Tiefen seiner Kehle als er über das Dorf blickte, zu dem sie gekommen waren. Er fletschte seine Zähne, wissend, dass sie zu spät waren. Das Dorf lag in Trümmern. Es schien, dass, egal was sie in letzter Zeit machten, sie immer einen Schritt hinter Hyakuhei und seinen Dämonen waren. Er runzelte die Stirn als er das Dorf nach Ãberlebenden absuchte.
âEin Teil des Talismans muss hier gewesen sein, sonst hätten sie sich nicht die Mühe gemacht, das ganze Dorf zu zerstören.â Toyas goldene Augen verdunkelten sich vor Sorge.
âWir müssen ihnen helfenâ, sagte Suki leise, als sie mit Kamui an ihrer Seite das Dorf betrat. Sie bückte sich hinunter um nach einem weinenden Kind zu sehen, das dort völlig verloren saÃ.
Einen Moment lang verschloss Toya seine Augen vor der mittlerweile bekannten Szenerie, während sein Blut zu kochen begann. Er wusste, dass Hyakuhei beinahe alle Teile des Talismans in seinem Besitz hatte und dass es ihm egal war, wen er verletzte, um den Rest zu bekommen. SchlieÃlich hatte Hyakuhei selbst seinen eigenen Bruder ermordet. Nun versuchten die Beschützer, Kyoko vor demselben Mörder zu beschützen.
Wenn Hyakuhei es schaffte, alle Teile des Kristalls zu versammeln, würde er in Kyokos Welt einbrechen können und viele Dämonen mit sich mitnehmen. Das durften sie nicht zulassen. Er fühlte, wie ein kalter Schauer über seinen Rücken lief und wusste, dass etwas nicht in Ordnung war.
'Kyoko.' Das Wort hallte durch seinen Kopf wie eine Warnung.
âIhr beide bleibt hier und helft. Ich muss nach Kyoko sehen, jetzt!â, schrie Toya und stürmte in die Richtung weg, aus der sie gekommen waren. Er wusste, dass etwas nicht in Ordnung war⦠er fühlte es deutlich in seiner eigenen Seele. Er hätte sie nie ohne seinen Schutz zurücklassen sollen, nicht wenn Hyakuheis Dämonen-Ausgeburten so nahe waren. Er konnte die Angst, die andere Hälfte seines Herzens zu verlieren, nicht abschütteln.
âIch werde nicht zulassen, dass er dich anfasstâ, schwor Toya in seinem Wettrennen, Kyoko zu erreichen, bevor die Gefahr dort ankam.
Kapitel 3 "Kuss der Eifersucht"
Kyoko machte sich auf den Weg zu der heiÃen Quelle. Sie war müde, alles schmerzte und sie konnte es kaum erwarten, sich einfach in das dampfende Wasser zu setzen und zu entspannen. Sie stolperte über einen Stein und fragte sich, ob sie Wochen brauchen würde, eher sie ihr Gleichgewicht wiederfand, nur weil sie sich einmal betrunken hatte.
âVerdammt⦠Mann, jetzt klinge ich schon wie Toyaâ, sagte sie zu sich selbst und kicherte.
Shinbe folgte leise, wobei er ab und zu hinter einem Baum hervorspähte. Er musste ein Lachen unterdrücken, das ihm entkommen wollte, als er ihr Kommentar darüber hörte, dass sie wie Toya klang. Es war beruhigend herauszufinden, dass er nicht der einzige der Gruppe war, der ganze Unterhaltungen mit sich selbst hielt. Wenn er verrückt war, dann würden sie ein ausgezeichnetes Paar abgeben. Er blieb einige Zeit zurück um ihr ein wenig mehr Vorsprung zu verschaffen.
Als sie endlich zu der abgelegenen heiÃen Quelle kam, kramte Kyoko in ihrer Tasche. Mit allen Utensilien, die sie brauchte, am Wasserrand aufgereiht, zog sie sich schnell aus und begab ihren schmerzenden Körper in das dampfende Wasser. âMmmm, das fühlt sich gut an.â Sie schloss ihre Augen und rieb ihre Beine in dem Versuch, die verhärteten Muskeln etwas zu lockern. Als sie sich schlieÃlich besser fühlte, legte sie sich zurück in das Wasser und entspannte sich endlich.
Shinbe lehnte an einem Baum als er die Faszination ihres täglichen Rituals verfolgte. Sie war so anmutig, so rein⦠plötzlich fühlte er sich wieder schuldig für seine Taten. Er drehte der Szene den Rücken zu und legte eine Hand auf sein Herz, wo der Schmerz sich ansammelte.
Er sollte nicht hier sein⦠er war kein braver Mann. Sie würde ihn hassen, wenn sie herausfand, was er mit ihr getan hatte. Er verzog das Gesicht, als das Gewicht in seiner Brust plötzlich so viel schwerer wurde. Aber doch konnte er dem Drang, sich umzudrehen und sie gierig anzusehen, nicht unterdrücken. Er seufzte sehnsüchtig, als er zusah, wie sie in das Wasser sank.
âDies ist so viel besser als die kleine Badewanne zu Hause in der modernen Weltâ, durchbrach Kyokos Stimme die Stille, als sie sich umsah. Es war eigentlich mehr wie ein versteckter Swimming Pool. Der Ort war so friedlich und so abgelegen. Bäume und kleines Gebüsch umgaben die heiÃe Quelle und sorgten für völlige Privatsphäre. 'Der Steinsims auf der anderen Seite wäre schön um sich zu sonnen', dachte sie zusammenhanglos und lächelte. Sie summte zufrieden während sie sich an der Wasseroberfläche treiben lieÃ.
Nachdem sie sich ein paar Minuten entspannt hatte, beschloss sie, dass sie sich besser noch schnell waschen sollte. Sie knetete Shampoo in ihr Haar und tauchte dann unter um es auszuwaschen. Prustend kam sie hoch, nur um dann noch mehr Zeug in ihr Haar zu schmieren und dasselbe wieder zu tun. Dann, ehe sie wieder heraus kam, nahm sie sich die Zeit um ihre Kleider sauber zu schrubben und hoffte, dass die Sonne sie schnell trocknen würde.
Shinbe schlich sich näher und sah aus der Deckung eines Busches aus drei Metern Entfernung aufmerksam zu. Er lieà die Kurven ihres Körpers auf sich wirken. Bei den Göttern, war sie schön⦠wie eine Göttin die aus der Quelle stieg. Sie wickelte ein Handtuch um ihre Brust, ehe sie ein anderes um ihr Haar wand und dann langsam ihren Körper abtrocknete.
Er hatte sie schon oft im Geheimen beobachtet, als sie badete, aber hatte nie die Möglichkeit gehabt, lange genug zu bleiben um diesen Teil zu genieÃen. Normalerweise suchte ihn jemand bevor sie ihr Bad beendete. Er seufzte, als sie langsam mit dem Tuch über ihre langen Beine rieb. Er merkte, wie er vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss, als er zusah, wie sie die kleinen Kleidungsstücke anzog, die ihre wertvollsten Körperteile bedeckten. Er konnte sich kaum davor zurückhalten, die paar Schritte zu machen, die sie in seine Reichweite bringen würden.
Ein knackendes Geräusch kam plötzlich von der anderen Seite der heiÃen Quellen. Shinbe hörte es, und Kyoko hatte es auch gehört, denn sie stand erstarrt auf ihrem Platz. Beide lauschten sie angestrengt auf weitere Geräusche. Ein weiterer Zweig brach, aber dieses Mal kam das Geräusch aus einem Busch näher bei Kyoko. Erschrocken sah er wie Kyoko geradewegs auf den Busch zu ging, ihr Handtuch wie ein Schild vor sich hielt und rief.
âIn Ordnung, Shinbe! Ich weiÃ, dass du es bist! Komm heraus⦠damit ich dich schlagen kann!â Kyoko wartete und starrte den Busch genervt an. Shinbe war für sein Spannen bekannt. Verärgert hob sie eine Augenbraue, er war der einzige in der Nähe, also⦠Der Busch wackelte leicht. âIch weiÃ, dass du da bist, und wenn Toya herausfindet, dass du mir nachspioniert hast, dann wird er dich wahrscheinlich umbringen. Ãbrigens bin ich mir sicher, dass auch Suki kein Problem damit hätte, dir ein paar Schläge zu verpassen.â
Das Gebüsch bewegte sich wieder und ein langes, spitzes Bein kam aus dem Geäst.
âWas zumâ¦!â Kyoko drehte sich um und rannte weg gerade als ein sehr groÃer dämonischer Skorpion hinter der Vegetation hervor koch. Sie rannte auf ihre Kleider zu, wo sie ihren Bogen zurückgelassen hatte.
âKyoko! Runter!â Shinbe kam aus den Büschen auf der anderen Seite gerannt, einen groÃen Ast in der Hand erhoben wie einen Speer. Er warf ihn auf den Dämon. Der rotäugige Skorpion sah ihn kommen und wehrte mit der Bewegung eines Beines die spitze Waffe ab und schleuderte sie weg. Der Ast landete vor Kyokos FüÃen, gerade als sie sich hinunter bückte, um ihren Bogen aufzuheben. Ihr Gesicht verzog sich, als ihr klar wurde, wie knapp sie beinahe getroffen wurde.
Shinbe rannte auf sie zu und bückte sich, um den Ast wieder aufzuheben. Er zwinkerte Kyoko zu, als er sie angrinste. âNun, Kyoko, ich denke, du bist ein wenig under-dressed um einen Dämon umzubringen.â Sein Grinsen wurde noch breiter, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Dann verwandelte sich der Gesichtsausdruck in den reinsten Horror.
Mit dem Gefühl eines Unheil verkündenden Schauers auf seinem Rücken drehte sich Shinbe herum, wobei er seinen improvisierten Speer wild schwang, als der Skorpion ihn ansprang. Er konnte ein haariges Bein treffen, aber ein anderes stach ihn in die Seite und schleuderte ihn von Kyoko weg. Shinbes Blut gefror als der tödliche Skorpion auf die Priesterin zu krabbelte.
Er wusste, dass die von Dämonen besessene Kreatur die Macht in ihr fühlen konnte. Mit dem Wissen, dass er etwas tun musste, und schnell, verwendete er seine telekinetischen Kräfte um einen mittelgroÃen Stein hochzuheben und schleuderte ihn so fest er konnte. Er grinste, als er den Skorpion am Kopf traf.
Der Dämon kreischte und drehte sich ruckartig herum um den verwundeten Beschützer böse anzustarren. Shinbe lag am Boden und bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen, als der Dämon wieder auf ihn losging. Er rollte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, um mit dem spitzen Ende des Astes nach oben zu zielen, als der Dämon auf ihn sprang. Shinbes violette Augen glühten als er einen Zauberspruch flüsterte um den harten Panzer des Monsters weicher zu machen.
Kyoko schrie panisch Shinbes Namen, als sie zusah, wie der Dämon auf ihm landete. Alles schien so schnell zu passieren, dass sie nicht einmal Zeit hatte, zu blinzeln. In einer Sekunde sprang der Dämon auf ihn und in der nächsten ragte das Ende desselben Astes aus seinem Rücken während schwarzes Blut zu Boden tropfte. Sie beobachtete, wie der besessene Skorpion zuckte ehe er erschlaffte und schwer auf Shinbe fiel.