Kapitel 4 "Gefährliche Gefühle"
Kyoko sah nach oben, als sie eine Stimme in ihrem Kopf hörte, die sie sanft dazu aufforderte. Ihre Tränen reflektierten das Licht wie glitzernde Diamanten als sie Kyou beobachtete, wie er über ihr schwebte und ihr ein liebevolles Lächeln schickte.
Suki spannte sich bei Kyous tödlicher Frage an und starrte böse nach oben. Sie schüttelte ihren Kopf: âEs war keiner der Beschützer, der sie verletzt hat. Es war dein Onkel Hyakuhei. Er hat sie verzaubern lassen.â Suki richtete sich auf, wütend auf ihn, dafür, dass er sie beschuldigte, Kyoko verletzt zu haben. âWir haben den Dämon, der den Zauber gesprochen hat, getötet, also wird Kyoko in ein paar Stunden wieder in Ordnung sein.â
Sie trat vor Kyoko, versuchte ihre Freundin vor Kyous Blick zu schützen. Nachdem Kyoko ihr vorhin erzählte hatte, dass Kyou sie geküsst hatte⦠Nun, sie wollte nicht, dass Kyoko im Moment auf irgendwelche Ideen kam. Sie würde sie noch eher Shinbe küssen lassen, wenn es dazu kam, also versperrte sie seine Sicht und verschränkte ihre Arme vor der Brust, als würde sie Wache halten.
Sein mächtiger Bruder lächelte kalt auf Suki hinunter, aber seine Augen wurden schmal, was eine Warnung zu Shinbes Herzen sandte. Er kam näher und stellte sich neben Suki, verstärkte noch die Sperre gegen Kyous Sicht auf Kyoko, aber auch um seine Aufmerksamkeit von Suki abzuwenden und auf ihn zu richten.
Kamui stand still hinter allem und begann, nach vorne zu gehen, um sich zu ihnen zu gesellen, aber Kaen trat aus dem Nichts warnend vor ihn. Er starrte böse auf den Rücken des Feuerkobolds ehe er seinen wütenden Blick auf seinen ältesten Bruder richtete.
Kyou war insgeheim beeindruckt von dem Mut, den sie vor ihm zeigten⦠obwohl er ihnen nichts helfen würde. Wieder schickte er Gedanken zu der Priesterin, dass sie ihn ansehen sollte.
Kyoko stand auf und ging um die beiden Möchtegern-Wachen herum, um Kyou sehen zu können. Suki ergriff sie am Arm und versuchte, sie aufzuhalten, aber lieà ihre Hand wieder sinken, als Kyou warnend knurrte.
Kyoko sah voller Liebe zu Kyou hoch. Für sie war er der perfekteste Engel, den sie je gesehen hatte, wie er dort schwebte, sein seidenes, weiÃes Hemd, um ihn wehend. Sein silbriges Haar floss um sein Gesicht und verlieh seiner unaussprechlichen Schönheit einen Hauch von Sinnlichkeit. Und seine goldenen Augen⦠Oh Gott, sie liebte ihn.
Und das war es, was Kyou sah und in ihren Gedanken hörte⦠Liebe⦠und sie war nur für ihn bestimmt. Sein Atem ging pfeifend als er einatmete während er sie aufmerksam anstarrte, sein Blick verdunkelte sich vor Begierde.
âSie will zu mir kommen, also lasst sie.â Kyou sah genervt hinunter auf Suki und Shinbe. Der Ton in seiner Stimme war genug, um ihnen zu zeigen, dass sie sich auf dünnem Eis bewegten als er seinen Blick wieder auf die Priesterin richtete, die ihn so verliebt anstarrte. Sie hob ihre Arme zu ihm hoch und winkte, sodass er kommen und sie holen würde. In ihrem Kopf, wo nur Kyou sie hören konnte, flüsterte sie seinen Namen sehnsüchtig.
Suki und Shinbe handelten, ehe der Herr der Beschützer es tun konnte. Sie beide ergriffen je einen der erhobenen Arme und drückten sie wieder nach unten. Kyoko drehte ihren Kopf und sah sie beide an⦠immer noch mit einem Ausdruck voller Liebe, zu dem der Zauber sie zwang.
Kyou runzelte leicht die Stirn und sah sie aus zusammengezogenen Augen an. âWelche Art von Zauber wurde ihr auferlegt?â, wollte er mit strenger Stimme wissen.
Shinbe schenkte ihm einen bösen Blick. âEin Tenshi hat sie geküsst, gerade bevor wir ihn zerstört haben.â Er wusste, dass er nicht mehr sagen musste, denn Kyous Wissen über Dämonen und Zauber überstieg die Kenntnisse von ihnen allen bei Weitem.
Kyous Lippen trugen den Hauch eines Lächelns, jetzt wo er verstand. âLasst sie losâ, trug er mit tödlicher Stimme auf, als er zu ihr hinab schwebte. Kyoko beobachtete, wie er sich näherte, und schenkte Kyou ein liebevolles Lächeln, das das Herz des bösesten Dämons geschmolzen hätte.
Suki und Shinbe lieÃen Kyokos Hände los und machten einen Schritt zurück, wissend, dass sie gegen ihn keine Chance hatten. Er war zu mächtig. Sie sahen erschrocken zu, wie er eine Hand auf ihren Rücken legte, und Kyokos Körper fest an den seinen drückte, sie in die Luft hoch hob um dort zu schweben.
Einen Moment lang bemerkte sie die Kraft des harten Oberschenkels, der ihre Beine auseinander drückte und fühlte die Hitze seiner Haut durch seine seidenen Kleider. Kyoko schlang ihre Arme um ihn, drückte ihren Körper nur noch fester an ihn und genoss das Gefühl seines wunderbaren Beines zwischen ihren.
Kyou sah zu, wie sich ihre Lippen öffneten, als sie sich an ihn drückte. Es gab eine andere Möglichkeit, den Dämonenzauber zu beschreiben, wie Shinbe bestimmt wusste. Der Zauber hatte sie läufig gemacht. Er erwiderte ihren Druck und hörte sie als Antwort seufzen, wodurch ein brennend heiÃer Lichtblitz in seinen Mittelteil schoss, während er sie verwundert beobachtete. Niemand hatte ihn je auf diese Art beeinflusst⦠niemand könnte das je. Er würde es nicht zulassen.
Er berührte ihr gerötetes Gesicht, als sie sich anspannte, auf der Suche nach mehr. Er wusste, dass sie nicht wusste, was sie tat, denn er erkannte den Zauber, unter dem sie stand und ihre Unschuld. Unschuldig oder nicht, ihre Lust würde eine riesige Macht sein, wenn sie einmal freigelassen wurde.
Kyou wusste, dass sie sich an alles, was passierte, erinnern würde, wenn der Zauber verblasste, also rieb er seinen Oberschenkel fest an ihr, schenkte ihr die Lust, die sie ersehnte. Er klatschte seine Lippen auf die ihren in einem fordernden, hungrigen Kuss. Er würde das Feuer der Begierde in ihr entfachen⦠Begierde, die auch nach dem Zauber noch erhalten bleiben würde.
Er fühlte, wie ihre kleine Hand in sein Haar glitt und ihre Finger ihn ergriffen. Die Gefühle, die sie bei ihm weckte, lieÃen ihn beinahe die Kontrolle verlieren, als er ihren Mund verzehrte und sich an ihr bewegte⦠ihr den Rhythmus zeigte, den er sie eines Tages lehren würde. In dem Versuch, die Kontrolle zu behalten, erinnerte er sich selbst noch einmal daran, dass er sie so nicht nehmen würde. Nicht, wenn der Zauber im Spiel war.
Die anderen fuhren beinahe aus ihrer Haut vor Schreck, als Toya aus dem Wald brach und genau unter Kyou und Kyoko landete. Seine Augen waren nun blutrot vor Zorn, als er zusah, wie Kyou die Frau, die er mehr als das Leben selbst liebte, leidenschaftlich küsste. Und er wollte ihn dafür umbringen.
âKyou! Lass Kyoko losâ, knurrte Toya und fühlte, wie sein Dämonenblut gefährlich nahe an der Oberfläche floss. âSofort!â
Kyou unterbrach den Kuss und sein goldener Blick betrachtete Toya mit wenig Mitleid. âIhr seid diejenigen, die zulieÃen, dass dies mit ihr geschah⦠oder nicht?â Er wandte sich wieder dem Mädchen zu, ihre Augen beobachteten ihn sehnsüchtig, ihre Lippen waren von seinem Kuss angeschwollen. Dies war nicht der richtige Ort oder die richtige Zeit. Er konnte fühlen, dass der Zauber schon begann, zu verblassen, und wusste, dass er sie nun beruhigt bei den anderen lassen konnte.
Kyoko runzelte die Stirn über die unleserlichen Emotionen, die sich in seinen goldenen Augen widerspiegelten. Sie hob eine Hand um sanft seine Lippen zu berühren, erinnerte sich an den Kuss. Er streifte seine Lippen über ihre Fingerspitzen, dann flüsterte sein heiÃer Atem in ihr Ohr, sodass sie zitterte: âBald, Kyoko. Wir werden zu Ende bringen, was wir begonnen haben. Ich werde in dir sein.â
Er lieà sie dort stehen und ihn beobachten, wie er rückwärts flog und dann verschwand. Kyoko fühlte, wie jemand von hinten auf sie zukam, und sie fest an sich zog. Sie drehte ihren Kopf, um hoch zu sehen und erkannte, dass es Toya war. Er hielt sie besitzergreifend fest und sie lehnte sich an ihn, ihr Blick immer noch auf den Himmel gerichtet, wo Kyou verschwunden war.
âKyouâ, flüsterte sie verträumt. Sie fühlte, wie Toyas Körper sich um ihren anspannte und schloss verwirrt ihre Augen. Ihre Brust schmerzte. Sie legte ihre Hand über ihr Herz und fühlte, wie sie fiel, sie begrüÃte das Verschwinden des Schmerzes, als ihre Welt schwarz wurde.
Toya fühlte, wie sich Kyoko an ihm entspannte, aber er hielt sie dennoch fester an sich, ihm gefiel nicht, was er gerade gesehen hatte. Dann zerschmolz sie in seinen Armen. Er fing sie auf und hob sie vorsichtig hoch, trug sie zurück zu den anderen.
âHier, nehmt sie.â Seine heisere Stimme zitterte vor Emotionen, als er sie an Shinbe übergab, der sie auf eine Decke legte, die Kamui für sie ausgebreitet hatte.
Shinbe drehte sich wieder um und sah, dass Toya ihnen nun den Rücken zuwandte. Er sah zum ersten Mal, wie sein Bruder sein wahres Herz zeigte, und das machte ihn in seinen Augen irgendwie menschlicher.
Toya seufzte, während sein Magen sich schmerzhaft verknotete. âShinbe, wird sie sich an irgendetwas erinnern können?â Er drehte sich halb zu Shinbe herum und schielte über seine Schulter, dann zog er den Kopf ein, als er sah, wie sein Bruder zögernd nickte.
Shinbe war sich sehr gut bewusst, dass das nicht war, was Toya hören wollte, aber er musste auf die Wahrheit vorbereitet sein. âAlles, sie wird sich an alles erinnern.â Er hatte Mitleid mit Toya, als er sah, wie dieser seine Schultern geschlagen hängen lieÃ.
âWas wirst du tun?â, fragte Shinbe, der wusste, dass Kyoko sich nicht über die Situation freuen würde. Er wollte wirklich nicht in Toyas Haut stecken, wenn Kyoko klar wurde, was beinahe passiert wäre. Shinbe berührte sanft ihre Wange, fragte sich insgeheim, wie es sein würde, sie so zu küssen. Seine violetten Augen wurden weich. Auch er war im Geheimen in sie verliebt⦠aber leider sollte es nicht sein.
Toya hatte keine Ahnung, was er tun wollte, aber verstecken kam bestimmt nicht in Frage. Er setzte sich neben Kyoko und schenkte Shinbe einen warnenden Blick, der seine Hand schnell von dem verbotenen Gebiet ihrer Wange wegzog. Es war schon schlimm genug, dass er schon fast aus der Haut fahren wollte, während er dort saÃ⦠wartete, dass sie aufwachte. Seine Finger zuckten. âShinbe, wie lange wird es dauern, bis sie aufwacht?â
Shinbe hob eine Augenbraue, während er wegging, um sich zwischen Suki und Kamui zu setzen. âWieso weckst du sie nicht jetzt auf? Mehr braucht es gar nicht.â
Ehe Toya es sich anders überlegen konnte, beugte er sich über Kyoko und rüttelte sanft an ihrer Schulter. âKyokoâ, flüsterte er, dann zog er seine Hand schnell zurück, als ihre dunklen Wimpern zu zucken begannen. âGeht es dir wieder gut?â, fragte er sie leise. Ihre Augen öffneten sich weit und Toya hielt seinen Atem an.
âMir geht es gutâ, flüsterte Kyoko und verzog dann das Gesicht, als ihr klar wurde, dass sie dasselbe gesagt hatte, als sie das letzte Mal aufgewacht war. Beide Male hatte sie gelogen. Sie weigerte sich, Toya anzusehen und ihr Blick wanderte stattdessen zu Suki und Shinbe, während sie fühlte, wie ihr Gesicht sich schnell verfärbte. Sie hatte das Gefühl, dass sie vor Scham sterben musste.
Kyoko schloss schnell ihre Augen und zog ihre Knie an sich, schlang ihre Arme um ihre Beine und versteckte ihr Gesicht. âEs tut mir leid, Leute. Es tut mir so leidâ, murmelte sie aus ihrem Versteck.
Toya streckte seine Hand aus und legte sie auf ihre Schulter, um sie zu beruhigen. Als sie zusammenzuckte, zog er sie schnell wieder weg und ballte die Hand zur Faust während er sie wieder zurück an seine Seite senkte. Der Schmerz der Zurückweisung flackerte in seinen goldenen Augen, als er zurück zu den anderen schielte.
âEs ist schon gut, Kyoko. Das ist alles nicht deine Schuld. Es war Hyakuhei. Dieses verdammte Arschloch.â Die Worte waren ruhig geflüstert worden, aber es war die Ruhe vor dem Sturm und das hörten sie alle laut und deutlich. Toya stand auf und starrte hinunter auf den Vorhang aus Haaren, der sie vor ihm versteckte. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich wieder um, um in dem dichten Blattwerk der Bäume zu verschwinden.
Kyoko wünschte sich, dass ein Loch entstehen würde, in dem sie einfach versinken konnte, und wo sie bleiben konnte, wo niemand sie je finden würde. Wie konnte sie ihnen noch ins Gesicht sehen? Dann rief sie laut: âOh Gott, ich will nach Hause.â
Suki stand auf, wollte den Schmerz ihrer Freundin lindern. âKaen und ich können dich zur Jungfernstatue bringen, wenn du das willst.â Suki kam auf sie zu, während Kaen aus den Schatten trat, schon in seiner Drachengestalt. Sie kletterte auf ihn und streckte ihre Hand zu Kyoko hinunter. âKomm.â
Kyoko stand langsam auf, unfähig irgendjemanden anzusehen und flüsterte voller Schuldgefühle: âIch werde in ein paar Tagen zurückkommen.â Sie rannte zu Kaen und sie flogen davon zum Schrein des Herzens der Zeit und ihrem Weg nach Hause.
Toya trat wieder hinaus auf die Lichtung, als er zusah, wie Kaen aus seiner Sicht verschwand. Er wollte nicht, dass sie nach Hause ging. Sein Herz sank ein paar Zentimeter hinab. Was, wenn sie nicht zurückkam? Schnell entschlossen sprintete Toya davon so schnell er konnte, hoffte, dass er sie vor dem Zeitportal einholen konnte, das sie aus seiner Welt wegnehmen würde.
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Am Weg zurück zur Jungfernstatue sagte Kyoko kein Wort, also versuchte Suki, etwas aus ihr herauszulocken. âKyoko, du solltest dir wirklich keine Gedanken darüber machen. Wir alle wissen, dass es der Zauber war, und nicht du. Also ist es wirklich nicht so schlimm, wie du meinst.â Suki schielte zurück über ihre Schulter und schenkte Kyoko ein Lächeln.
Kyoko versuchte schwach, das Lächeln zu erwidern, aber trug nichts zur Unterhaltung bei. Sie war zu sehr damit beschäftigt, tausend Tode zu sterben, bei jedem Gedanken daran, was sie getan hatte, vor allem über die Art, wie sie Toya und Kyou geküsst hatte. Kyoko schlug ihre Hände vor ihr Gesicht, wünschte sich wieder, sich verstecken zu können. Sie wollte einfach nur nach Hause gehen und soweit sie nur konnte, unter ihre Decke kriechen, und eine ganze Weile nicht mehr hervorkommen.
Sie erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, Kyou zu küssen, und seufzte. 'Was muss er von mir denken?' Sie konnte keinem der beiden einen Vorwurf machen, denn sie hatte sich praktisch auf sie geworfen. Sie war auch verwundert über die Reaktion, die sie von Toya bekommen hatte. Er hatte ihren Kuss erwidert⦠nein⦠mehr noch. Sie zuckte zusammen, als sie sich an das Gefühl seiner Erektion unter ihr erinnerte.
Kyoko schüttelte ihren Kopf. Wenn sie im Moment jemanden wählen müsste, würde sie Kotaro nehmen. Wenigstens hatte sie sich nicht auf ihn geworfen!
Sie drückte ihre Stirn gegen Sukis Rücken, wusste, dass sie den Kuss von Toya genossen hatte, und ja, auch den von Kyou. Aber was mussten sie nun von ihr denken? Kyoko sah hinunter, als der Boden unter ihr verschwamm. Sie waren schon eine Weile unterwegs und näherten sich dem Herzen der Zeit. âSuki, kannst du mich hier runter lassen? Ich würde gerne den restlichen Weg alleine gehen.â